Münchhausen-oder was? (lang)

Hallo!

Dies ist nun schon der vierte, dieser unangenehmen Zeitgenossen, der mir begegnet. Das heißt, diesmal ist es eine Zeitgenossin.

Kennt ihr die auch?
Leute, die bei einer Unterhaltung, ohne zwingenden Grund, plötzlich Geschichten erzählen, von Sachen, die ihnen angeblich mal passiert sind. Tolle Geschichten, die von vorne bis hinten erfunden, erlogen und erstunken sind.
Je nach Intelligenzgrad des/der Betreffenden merkt man das manchmal gar nicht so leicht.

Am leichtesten sind noch die zu erkennen, die irgendwelche „Urban Legends“ so erzählen, als wären sie ihnen selbst passiert.
So ist die Geschichte von dem Lottoschein, den sie als Kind ausgefüllt haben und der dann nicht abgegeben wurde und selbstverständlich sechs Richtige hatte, z.B. sehr beliebt.

Weitere Beispiele: Der weiße Hai, den einer gesehen hat, als er auf der Golden-Gate-Bridge stand, obwohl er nachweislich nie in den USA war,(das Gesprächs-Thema war grad so) der lebensgroße Martin Luther den sich jemand aus Holz geschnitzt hat, obwohl er nicht mal wusste, welches Holz sich zum Schnitzen eignet usw.

Jüngstes Beispiel: Eine Tierpflegerin. Die hat in ihrer dreijährigen Ausbildungszeit mindestens einen Zoo von Grund auf neu gestaltet und mehr lebensgefährliche Begegnungen mit irgendwelchen Bestien gehabt, als Tarzan in seinem ganzen Leben. (Prüfungsnote drei)

Spielt man später mal auf diese Geschichten an, so weiß der/die Betreffende meist gar nicht mehr, wovon die Rede ist.
Oft wird dann geleugnet, dass sie sowas überhaupt erzählt haben, oder aber, nachdem man etliche Denkanstöße gegeben hat, wird die Geschichte in Variationen neu erzählt und „Stein und Bein“ geschworen, dass es die reine Wahrheit ist.

Das Ganze ist mehr als unangenehm, weil ich oft nicht weiß, was ich machen soll. Soll, ich, um des lieben Friedens willen zuhören und so tun, als ob ich das glaube? Soll ich der/dem Betreffenden auf den Kopf zu sagen, dass sie/er lügt? Momentan schütze ich, wenn möglich, irgendwelche dringende Arbeit vor und entferne mich.

Sicher würde man solchen Leuten im normalen Leben einfach aus dem Weg gehen, aber bei Kollegen oder angeheirateten Verwandten geht das einfach nicht.

Außerdem und das ist das eigentlich Gefährliche, neigen derartige Leute, nach meiner Erfahrung, auch sonst zu kleineren Betrügereien.
Gute Leistungen von Kollegen nimmt man, dem Chef gegenüber, gerne auf sich, eigene Fehler werden, wenn irgend möglich auf andere geschoben.
Häufig wird bei der Arbeit auch manipuliert, je nachdem, wie´s gerade gebraucht wird. Einerseits werden unangenehme Arbeiten mit irgendwelchen, erfundenen Ausreden auf die Kollegen verschoben, andererseits kommt´s aber auch vor, dass einer sich grundlos halb tot schuftet, nur um dem Chef zu beweisen, wie gut er ist.
Über weitere Dinge, wie Fundunterschlagungen usw. will ich hier gar nicht reden.

Nun nochmal meine Fragen:
Was ist bei diesen Menschen schief gelaufen?
Ich denke, als Kind haben wir das alle mal versucht, aber dann kam als Konter von den Eltern gleich die Geschichte mit dem „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht…usw.“
Hat das bei denen nicht geklappt? Haben Mutter oder Vater vielleicht nichts gesagt, weil sie das Kind nicht kränken wollten?

Und wie soll man mit solchen Leuten umgehen?
Vor allem auch dann, wenn es beruflich gefährlich wird?

Nebenbei bemerkt, beruflich kann mir, so gesehen, nichts Schlimmes mehr passieren, es ärgert mich halt. Und wenn jemand irgendwelche Viecher hungern lässt, weil er zu faul ist, die Näpfe zu kontrollieren, dann raste ich aus.

Gruß, Nemo.

Hi Nemo

Spielt man später mal auf diese Geschichten an, so weiß
der/die Betreffende meist gar nicht mehr, wovon die Rede ist.

Jaja, diese Alkoholiker sind manchmal schon anstrengend.

Was ist bei diesen Menschen schief gelaufen?

In Verbindung mit der kriminellen Energie, die du da beschrieben hast, könnten wir auf Persönlichkeitsstörungen schließen. Aber ob dir damit geholfen ist…

Haben Mutter oder Vater
vielleicht nichts gesagt, weil sie das Kind nicht kränken
wollten?

Ich gehe eher mal davon aus, dass Mutter oder Vater eher in Richtung „Verwahrlosung“ zu diagnostizieen wären, aber man soll ja hier keine Ferndiagnosen versuchen. :wink:
Aber im Ernst: Jemand, dem man als Kind ZUWENIG Aufmerksamkeit schenkte, dürfte später eher Geschichten erzählen, die andere aufhorchen lassen. Ich kenne da jemand, der das sogar selber so von sich berichtete.

Und wie soll man mit solchen Leuten umgehen?

Na, ich würde den Umgang eher kurz und unverbindlich halten :wink:.

Vor allem auch dann, wenn es beruflich gefährlich wird?

Das müsstest du eventuell nochmal konkretisieren, Nemo.
Gruß,
Branden

Hallo,

Kennt ihr die auch?

ja, die kenne ich auch. Sie wollen vor allem Aufmerksamkeit für sich selbst.
Ein Beispiel, das mich immer wieder zum Schmunzeln bringt, hat Bleuler in seinem Lehrbuch der Psychiatrie gegeben, als er einen Patienten beschrieb, der sich aufgrund des Besuches einiger Vorlesungen gleich „Dr. jur. et phil“ nannte und Frauen gegenüber mit seinen Heldentaten als Flieger im Weltkrieg angab. Wenn Bleuler ihn vor den Medizinstudenten darauf ansprach, daß er kein Flieger gewesen sei, dann gab der Gute es zähneknirschend zu und erzählte, daß er nur Infanterist gewesen sei, in den Schützengräben jedoch die großen Entbehrungen des Krieges zu erdulden gehabt hatte. Natürlich war der Patient nie Soldat, geschweige denn im Weltkrieg gewesen. :wink:
Solche Typen begegnen einem mitunter auch hier im Forum, aber seltener mit Geschichten über den Ersten Weltkrieg. :wink:

Branden hat schon Recht mit seinem Hinweis auf Alkoholismus oder Persönlichkeitsstörungen. Im Hinblick auf Letzteres muß zwar nicht gleich von „Störung“ sprechen, aber zumindest charakteristische Züge dieser Störungen imponieren doch bei diesen Menschen. Im allgemeinen sind sie harmlos. Bei den meisten ist aufgrund der zunehmenden Unwahrscheinlichkeit der Erzählungen leicht zu erkennen, daß sie einem nur Storys auftischen (es gibt aber in der Tat auch schwerer erkennbare Fälle). Einmal erkannt, würde ich ihnen in Zukunft einfach so weit möglich aus dem Weg gehen. Wenn man persönlich Nachteile durch ihr Verhalten befürchtet, sollte man versuchen, denen vorzubauen und bei konkreten Anlässen klar sagen, wie die Verantwortlichkeiten sind. Ändern wird man deren Verhalten jedoch kaum.

Grüße

PS: Das Münchhausen-Syndrom bezieht sich auf vorgetäuschte Krankheiten, durch die die Personen Aufmerksamkeit erhalten möchten.

Hallo Nemo

Leute, die bei einer Unterhaltung, ohne zwingenden Grund,
plötzlich Geschichten erzählen, von Sachen, die ihnen
angeblich mal passiert sind. Tolle Geschichten, die von vorne
bis hinten erfunden, erlogen und erstunken sind.
Je nach Intelligenzgrad des/der Betreffenden merkt man das
manchmal gar nicht so leicht.

kennt glaub ich jeder…

So ist die Geschichte von dem Lottoschein, den sie als Kind
ausgefüllt haben und der dann nicht abgegeben wurde und
selbstverständlich sechs Richtige hatte, z.B. sehr beliebt.

auch die und danach vor Wut ein ganzen Stapel Teller
aufgeschmissen! OHHHH

Jüngstes Beispiel: Eine Tierpflegerin. Die hat in ihrer
dreijährigen Ausbildungszeit mindestens einen Zoo von Grund
auf neu gestaltet und mehr lebensgefährliche Begegnungen mit
irgendwelchen Bestien gehabt, als Tarzan in seinem ganzen
Leben. (Prüfungsnote drei)

MHHH drei ? da gabs bestimmt keine Anerkennung!

Spielt man später mal auf diese Geschichten an, so weiß
der/die Betreffende meist gar nicht mehr, wovon die Rede ist.
Oft wird dann geleugnet, dass sie sowas überhaupt erzählt
haben, oder aber, nachdem man etliche Denkanstöße gegeben hat,
wird die Geschichte in Variationen neu erzählt und „Stein und
Bein“ geschworen, dass es die reine Wahrheit ist.

Kenn ich auch von meiner Mum,he he (aber nerv!!!)
aber es ist ja generell so
das bei jeder „Geschichtenerzählung“ alle vorhandenen
Recourcen und Bruchstücke neu organisiert oder zu einer
neuen „Geschichte“ zusammengesetzt wird.

Das Ganze ist mehr als unangenehm, weil ich oft nicht weiß,
was ich machen soll. Soll, ich, um des lieben Friedens willen
zuhören und so tun, als ob ich das glaube? Soll ich der/dem
Betreffenden auf den Kopf zu sagen, dass sie/er lügt?

Hab ich grad Weihnachten bei >siehe obenVerzeihen ist die größte Heilung

Hi,

Kennt ihr die auch?

Ja, die kenne ich auch. Ich denke, der Hauptgrund ist eine Form von Überkompensation und dem Verlangen nach Aufmerksamkeit. Denn bisher sind mir vor allem diese Personen begegnet, wenn sie sich in einer Gruppe befanden, in der sie sich nicht ausreichend anerkannt fühlten. Unterhielt man ich mich später dann unter vier Augen mit ihnen, dann waren (weitestgehend) normale Gespräche möglich.

Wenn z.B. die von Dir benannte Tierpflegerin sich mit Dir unterhält und die Lügenmärchen auftischt, sind dann drumherum nur Wissenschaftler anwesend bzw. Personen mit erheblich besserer Schulbildung? Ich tippe jetzt mal einfach „ja“.

Ich denke ein geringes Selbstwertgefühl in Kombination mit dem Bedürfnis nach Aufmerksamkeit führt in solch einer Umgebung dann zu „Helden-Sagen a la Münchhausen“.

Allerdings kenne ich auch den umgekehrten Fall, der mich persönlich noch viel mehr nervt. Das sind die „Am-Detail-Herummäkler“: Das sind die Menschen, die eine schöne Geschichte mit Fragen zu Fall bringen, weil sie nicht die Bedeutung einer Geschichte begreifen wollen, sondern sich in unwichtigen Details verbeissen, die im Überschwang oder aus rhetorischen Gründen übertrieben oder nicht ganz exakt wiedergegeben wurden. Das sind die Leute die eher daran interessiert sind, wie das Restaurant heißt, als wie es dort geschmeckt hat.

Ein Beispiel: Ich erzählte einmal von meinem Urlaub in Hongkong (wo ich wirklich war) und einen Spaziergang durch die Einkaufsstrassen und ließ mich zu der Aussage hinreißen, dass ich das Gefühl hatte Millionen Menschen würden um mich herumwimmeln. Mir ging es dabei vor allem darum, dass ich damit das Gefühl in großen Menschenmassen beschreiben wollte. Doch da hatte ich etwas gesagt. Mein Gegenüber fing sofort an mir vorzurechnen, dass ich unmöglich einer Million Chineses in einer Hongkonger Straße begegnen würde, weil Platz usw. gar nicht groß genug dafür wären.

Gerade bei Wissenschaftlern findet man diesen Typus sehr häufig :wink:.

Gruß

Hallo

Ein Beispiel: Ich erzählte einmal von meinem Urlaub in
Hongkong (wo ich wirklich war) und einen Spaziergang durch die
Einkaufsstrassen und ließ mich zu der Aussage hinreißen, dass
ich das Gefühl hatte Millionen Menschen würden um mich
herumwimmeln. Mir ging es dabei vor allem darum, dass ich
damit das Gefühl in großen Menschenmassen beschreiben wollte.
Doch da hatte ich etwas gesagt. Mein Gegenüber fing sofort an
mir vorzurechnen, dass ich unmöglich einer Million Chineses in
einer Hongkonger Straße begegnen würde, weil Platz usw. gar
nicht groß genug dafür wären.

Hahaha

eine Million Menschen um mich herumwimmeln

das *ist* imho sowas wie eine „Münchhausengeschichte“ :wink:

Gerade bei Wissenschaftlern findet man diesen Typus sehr
häufig :wink:.

Das ‚:wink:‘ gilt als „von gestern“, Du kannst
alternativ ‚:wink:‘ verwenden :wink:

Grüße

CMБ

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Hallo RSNemo,

danke für diesen Beitrag habe mich krümelig gelacht. Denn auch ich kenne solche Leute. Wer nicht? Jedoch kategorisiere ich die Münchhausener zwischen harmlos und widerlich.
Erst vor zwei Wochen haben wir mit den Blöden gegrillt und uns ihre Geschichten angehört. Es war einfach nur köstlich was für Lügengeschichten sie uns erzählt haben. Aber wir waren höflich, haben so getan als würden wir alles glauben und gar unsere Annerkennung in Form von: Woaw" usw zu kommen lassen.
Wenn man von solchen Menschen nicht abhängig ist ist es ein einfaches damit umzugehen und sie nach dem Motto: „Leben und leben lassen“ zu behandeln.

Leute, die bei einer Unterhaltung, ohne zwingenden Grund,
plötzlich Geschichten erzählen, von Sachen, die ihnen
angeblich mal passiert sind. Tolle Geschichten, die von vorne
bis hinten erfunden, erlogen und erstunken sind.
Je nach Intelligenzgrad des/der Betreffenden merkt man das
manchmal gar nicht so leicht.

Mit genügend Lebenserfahrung und Menschenkenntnis (die eigentlich nie und nimmer genug sein kann) blickt man leicht durch. Spätestens dann, wenn man Fragen stellt und diese unlogisch oder banal beantwortet werden.
Wir haben einen Transporter den wir mit Rapsöl betreiben. Wir zahlen für Den Liter 74 Cent, bei einem Bauern der das fast Hauptberuflich macht. Unser Bekannter schwört darauf, es gäbe Becelöl für 45 Cent den Liter :wink: Wir waren so höflich uns an die Stirn zu klopfen und ach was für Deppen wir doch sind zu rufen.
Dann war da noch die Dame mit dem Gehirntumor der Tennisball gross war und zwei Tage nach der OP wieder shoppen konnte. Auf die Frage weshalb keine Narbe auf ihrem Kopf sei kam die Antwort: ist alles wieder nachgewachsen :wink:

Am leichtesten sind noch die zu erkennen, die irgendwelche
„Urban Legends“ so erzählen, als wären sie ihnen selbst
passiert.

Diese kannte ich gar nicht :open_mouth:

Jüngstes Beispiel: Eine Tierpflegerin. Die hat in ihrer
dreijährigen Ausbildungszeit mindestens einen Zoo von Grund
auf neu gestaltet und mehr lebensgefährliche Begegnungen mit
irgendwelchen Bestien gehabt, als Tarzan in seinem ganzen
Leben. (Prüfungsnote drei)

Ja, kenne ich, die faulste Frau in der Eifel erzählte mir wie sie die Pension ihrer Mutter von grundauf reinigte und zusätzliche Wohnräume für die Touris schaffte. Während am gleichen Tag ihre Mutter jammerte, dass ihre Pension verkomme, weil die Tochter 3 Katzen, 1 Hund und zwei Kinder ins Haus brachte die alles besetzten und beschmutzten.

Oder die Frau die zur Ehre ihres ungeborenen Babys ihrem Schwager eine 10Kg schwere Obstschale an den Kopf warf. Der nannte ihr Baby einen Bastard. Dabei war sie weder schwanger noch hatte sie einen Schwager.

Spielt man später mal auf diese Geschichten an, so weiß
der/die Betreffende meist gar nicht mehr, wovon die Rede ist.

Deswegen wahren wir die Höflichkeit und sprechen diese Themen nicht mehr an.

Oft wird dann geleugnet, dass sie sowas überhaupt erzählt
haben, oder aber, nachdem man etliche Denkanstöße gegeben hat,
wird die Geschichte in Variationen neu erzählt und „Stein und
Bein“ geschworen, dass es die reine Wahrheit ist.

Das passiert mir unabsichtlich, wenn ich nicht gerafft habe, dass die Geschichte erfunden war. Entweder nach den an den Haaren heran gezogenen Erlärungen oder viele Zeit (Monate, Jahre) später raffe dann auch ich Hirni was wirklich Sache ist bzw war.

Das Ganze ist mehr als unangenehm, weil ich oft nicht weiß,
was ich machen soll. Soll, ich, um des lieben Friedens willen
zuhören und so tun, als ob ich das glaube? Soll ich der/dem
Betreffenden auf den Kopf zu sagen, dass sie/er lügt?

Im privaten Leben neige ich dazu mich fremd zu schämen aber den Mund zu halten, ausser dieser Gesprächspartner überschreitet die Grenzen der Höflichkeit, dann werde ich dreist und gebe hier und dort ausführliche Erklärungen ab wieso das behauptete nicht stimmen kann. Oder stelle einfach unangenehme Fragen.

Sicher würde man solchen Leuten im normalen Leben einfach aus
dem Weg gehen

Ne, dann hätte ich doch nichts mehr zum schmunzeln und lachen :wink:

Außerdem und das ist das eigentlich Gefährliche, neigen
derartige Leute, nach meiner Erfahrung, auch sonst zu
kleineren Betrügereien.

Das habe ich bisher noch nicht beobachten können. Vielleicht auch weil ich allgemein nicht auf so etwas achte?

Gute Leistungen von Kollegen nimmt man, dem Chef gegenüber,
gerne auf sich, eigene Fehler werden, wenn irgend möglich auf
andere geschoben.

Gut, dass ich immer und gerne Sekretärin war. Guten Kontakt zu den Vorgesetzten und den Mitarbeitern pflegen, war mir immer wichtig. Wenn sich jemand mit fremden Federn schmückte der hatte selten was davon.

Häufig wird bei der Arbeit auch manipuliert, je nachdem, wie´s
gerade gebraucht wird. Einerseits werden unangenehme Arbeiten
mit irgendwelchen, erfundenen Ausreden auf die Kollegen
verschoben, andererseits kommt´s aber auch vor, dass einer
sich grundlos halb tot schuftet, nur um dem Chef zu beweisen,
wie gut er ist.

Je nach Mensch muss man manchmal auch die Fünfe gerade sein lassen.
Da gibt es diejenigen die alle Schuld auf die anderen abwälzen…und keiner glaubt es ihnen.
Und diejenigen die die Arbeit auf sich nehmen aber trotzdem nicht voran kommen… und niemand nimmt es ihnen übel.

Hier rede ich von den Harmlosen.

Klingt etwas pervers, aber diese Leute habe ich besonders geliebt. Es tat mir von ganzem Herzen leid, weil sie in ihrer Arbeit überfordert waren. Weder begriffen sie die Anforderungen an sie, noch wollten sie es zugeben. Ihre Lügengeschichten waren harmlos, sie wollten nur Annerkennung. Und in den meisten Betrieben bekamen sie das auch. Meine ehemaligen Kollegen hatten hierfür Verständnis, auch wenn so mancher Scherz hinterm Rücken dieser Leute gemacht wurde.

Über weitere Dinge, wie Fundunterschlagungen usw. will ich
hier gar nicht reden.

Leider habe ich keiner solcher Beispiele…

Nun nochmal meine Fragen:
Was ist bei diesen Menschen schief gelaufen?

Sie brauchen Aufmerksamkeit. Ihr langweiliges Dasein ist uninteressant, also müssen sie sich Geschichten ausdenken die (nach ihrem Ermessen) für das Publikum interessant sein könnten. Wir alle brauchen Aufmerksamkeit. Der eine im geringen der andere im grossen Masse.

Ich denke, als Kind haben wir das alle mal versucht, aber dann
kam als Konter von den Eltern gleich die Geschichte mit dem
„Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht…usw.“

Stimmt, meine Eltern erzählten mir die Geschichte von dem Mann der aus 9 Dörfern verjagt wurde, weil der immer „Feuer, Feuer“ rief, aber kein Feuer vorhanden war.

Hat das bei denen nicht geklappt? Haben Mutter oder Vater
vielleicht nichts gesagt, weil sie das Kind nicht kränken
wollten?

Vielleicht waren Mutter und Vater genauso unrichtig mit der Wahrheit und die Kinder haben es ihnen einfach nur abgekupfert?

Und wie soll man mit solchen Leuten umgehen?
Vor allem auch dann, wenn es beruflich gefährlich wird?

Sollte das der Fall sein dann entweder Seilschaften mit den Vorgesetzten oder deren Kollegen knüpfen oder die Glaubwürdigkeit dieser Leute untergraben. Es müssen nicht einmal Verleumdungen heran gezogen werden, unglückliches Lächerlich machen genügt da schon. Aber am Ball bleiben! Höre dir jede Geschichte an und denke dir währenddessen einen lächerlich machenden Kommentar aus. Der muss aber den Nagel auf den Kopf treffen und bei den anderen haften bleiben :wink:

Nebenbei bemerkt, beruflich kann mir, so gesehen, nichts
Schlimmes mehr passieren, es ärgert mich halt. Und wenn jemand
irgendwelche Viecher hungern lässt, weil er zu faul ist, die
Näpfe zu kontrollieren, dann raste ich aus.

In meiner Phantasie … ach ne das wird zu gewalttätig und der Artikel müsste storniert werden…

Schöne Grüsse
Krümel

Ps: Branden, deine Beiträge lese ich mit dem grössten Genuss, denn ich liebe deinen Humor (Sarkasmus?), jedoch muss ich dir hier in Bezug auf meine Erfahrungen, widersprechen. Keiner von denen hat gesoffen oder irgendein anderes Zeugs zu sich genommen. Zumindest nicht die Leute die ich als Beispiel heran gezogen habe :wink:

Hallo noch mal!

Also zuerst möchte ich mich für alle Antworten bedanken.

Dennoch scheint es mir nötig, das Phänomen, das ich persönlich durchaus für krankhaft halte, noch mal durch ein paar Beispiele näher zu erläutern.

Ich habe teilweise den Eindruck, dass ihr das zu locker seht, das sind keine harmlosen Flunkereien, die ich da meine! Die Lügengeschichten sind nach meiner Meinung eigentlich nur ein Symptom von mehreren.

Wenn jemand zur falschen Jahreszeit teures Obst, z.B. Himbeeren kauft, damit die „armen Vögel“ eine Freude haben, dann weiß man natürlich, dass er nur an der Kasse oder vor den anderen Kunden angeben möchte. Vor allem, wenn man weiß, dass er, wenn ihm die reifen Brombeeren fast ins Maul wachsen, keinen Finger rührt, um mal ein paar für die „armen Vögel“ zu pflücken. Das ist eigentlich nur lächerlich.

Wenn man auf Grund dessen, aber extra am Samstag noch mal losziehen muss, um das nötige Gemüse zu kaufen, das natürlich weggelassen wurde, dann ist das schon wieder ärgerlich!

Wenn man jemand das Geld für eine Bratwurst vorstreckt und das Geld nicht und nicht zurückkriegt, dann fühlt man sich auch noch irgendwie lächerlich. Merkt man aber, dass dieser Jemand, permanent Limonade aus dem gemeinsamen Vorrat nimmt, ohne die 50 Cent dafür in die Kasse zu legen, dann wird man schon nachdenklich. (Oh, hab´ ich ganz vergessen!") Erzählt einem dann der Mann an der Bude, bei dem man ab und zu eine Currywurst isst, dass dieser Jemand auch bei ihm andauernd vergisst, seine Schulden zu bezahlen, wird man noch nachdenklicher.

Wenn jemand die schriftlichen Arbeiten an sich zieht, weil er sich dann wichtiger vorkommt, ist man ja eigentlich froh darüber, dass man mit dem ganzen Kram nichts mehr „am Hut hat“. Merkt man aber, dass dauernd geschlunzt wird und wichtige Bestellungen nicht raus gehen, dann ärgert einen das.

Kommen wir zu einem wirklich gefährlichen Fall:
Ich war neu in einer Firma, und bekam einen Kollegen, den ich wirklich nett fand. Dass er unter den anderen Kollegen nur der Lügenbaron genannt wurde, erfuhr ich leider erst viel später.
Dieser Mensch hatte eine geradezu grenzenlose und unter Arbeitnehmern eigentlich so nicht übliche Loyalität zu seinen Chefs. Das zu beweisen war sein höchstes Ziel! Nicht nur, dass er dem Chef getreu jede Zigarettenpause aufzählen konnte, die die anderen gemacht hatten, er arbeitete auch bewusst darauf hin, ständig zu zeigen, wie gut er und wie schlecht die anderen waren.
War viel Arbeit da, so dass Überstunden anfielen, dann setzte er bei Feierabend alles daran, dass die anderen nach Hause gingen. Er konnte das alles ganz allein und es war ihm eine Freude, wenn die Kollegen pünktlich Feierabend hatten.
Am nächsten Tag kam dann der Chef und sagte: „Na, sie haben aber gestern den Herrn XY ganz schön in Stich gelassen.“
Denn natürlich sorgte er dafür, dass der Chef seine Aufopferung für die Firma mitbekam.
In der Mittagpause unbemerkt durch arbeiten, damit er mehr Leistung aufweisen konnte, als die lieben Kollegen, war ganz normal. Aufträge so zu verteilen, dass er 20 und der andere 4 hatte, die noch dazu nicht ausführbar waren, war ihm eine Freude. Natürlich durfte er seine Leistung dem Chef gegenüber nicht verschweigen und wenn er es so einrichten musste, dass er gerade in dem Moment ins Büro ging, wo die Sekretärin nicht da war.
Dieser Mensch war wirklich gefährlich! Zum Glück wurde er später wegen Unterschlagung von Firmengeldern (!) fristlos entlassen.

Ein anderer, der fast mein Schwiegersohn geworden wäre, konnte es absolut nicht vertragen, wenn er in einer Diskussion Unrecht hatte. Das ging manchmal fast bis zur Gewalt. Der hat es auf keiner Arbeitsstelle länger als 3 Monate ausgehalten, weil er einfach keinen Chef über sich ertragen konnte.

Übrigens glaube ich, dass alle diese Menschen nicht sehr glücklich in ihrem Leben sind oder waren. Einer hat sich tot gesoffen, ein anderer hatte eine Ehefrau, die unter starken Depressionen litt. Der Dritte kann keine normale Arbeit mehr kriegen und hat einen Berg von Schulden, lebt mit Frau und Kind von HartzIV. Eine andere kriegt mit 24 Lenzen und obwohl sie relativ gut aussieht, einfach keinen Freund und lebt mit ihrer Mutter zusammen.

So, das ist leider schon wieder ziemlich lang geworden.

Freundlicher Gruß,

Nemo.

Hi Nemo,

nun was Du da beschreibst ist natürlich schon ein wenig gefährlicher.

Ich dachte bei Deiner ersten Beschreibung eher an die Geschichtenerzähler beim Mittagessen. Aber den Fall, den Du jetzt nanntest, den hatte ich auch schon in ähnlicher Form. Bei mir war es nur so, dass mir als Neuling bewusst die falschen Informationen gegeben oder wichtige Infos unterschlagen wurden, nur damit die andere Person besser dastehen konnte. Doch ich würde das weniger als Münchhausen-Syndrom, sondern eher als Mobbing bezeichnen.
Teilweise ging es bis hin zu versteckter Sabotage meiner Arbeit. Da ich das natürlich nie wirklich beweisen konnte, blieb immer ein Gefühl der Ungewissheit bei jedem Arbeitschritt, den man über Nacht machen musste und das Klima gegenüber meinem Chef verschlechterte sich auch dramatisch.

Andere Dinge, wie z.B. die Anwesenheit zu genau der Stunde, in der auch der Chef am Wochenende in die Firma kam, nur um behaupten zu können, man arbeite das ganze Wochenende hindurch (was jeden Montag noch einmal betont wurde) kamen noch dazu.

Solche Leute sind extrem gefährlich, da gebe ich Dir Recht, denn Zweifel säen ist immer einfacher, als Zweifel zerstreuen, vor allem wenn man der Neue ist. Ich persönlich habe bis heute kein Mittel gegen solche Menschen gefunden und weiß auch nicht, wie man als Chef solche Menschen durchschauen könnte. Wenn sie es geschickt anstellen, kann es wirklich ein Albtraum werden.

Ich sehe den Grund in solchem Handeln in Versagungsangst, Profilierungs- und Eifersucht, also letztlich in einem geringen Selbstwertgefühl. (Was es erklärt, aber nicht besser macht.)
Wirklich glücklich sind solche Menschen nicht, aber sie können anderen das Leben zur Hölle machen.

Gruß

1 Like

Hi Nico,
das spricht mir jetzt aus der Seele :smile:

Allerdings kenne ich auch den umgekehrten Fall, der mich
persönlich noch viel mehr nervt. Das sind die
„Am-Detail-Herummäkler“: Das sind die Menschen, die eine
schöne Geschichte mit Fragen zu Fall bringen, weil sie nicht
die Bedeutung einer Geschichte begreifen wollen, sondern sich
in unwichtigen Details verbeissen, die im Überschwang oder aus
rhetorischen Gründen übertrieben oder nicht ganz exakt
wiedergegeben wurden. Das sind die Leute die eher daran
interessiert sind, wie das Restaurant heißt, als wie es dort
geschmeckt hat.

Ich finde das so schrecklich, wenn man immer aufpassen muss was man sagt, weil man ansonsten auf verifizierbarkeit „zerpflückt“ wird. Und dann nicht mal was dagegen sagen kann, weil es ja wirklich keine Millionen Menschen in einer Straße geben kann. *entnervtdieaugenverdreh*

Grüßle
/silvl