Nochmal high,
Also erstens bin ich kein Großstadt-Mensch, aber ich kenne die
Verhältnisse dort gut weil ich mit der entsprechenden
Dienststelle und den Kollegen zu tun habe. Zweitens geht es
hier nicht um blaulichtgeile Wichtigtuer, aber auch nicht um
ach so barmherzige Samariter. Rettungsassistent zu sein
bedeutet sich berufsmäßig im Rettungsdienst zu bewegen und
professionelle Notfallmedizin zu machen. Das impliziert
soziales Engagement, verlangt aber auch Abstand zu den
Schicksalen der Patienten.
Vollkommen richtig. Professionelle Distanz ist angesagt. Deshalb kann ich aber trotzdem auch dem alkoholisierten Penner mal ein freundliches oder verständnisvolles Wort zukommen lassen. Natürlich gibt es Idioten, die das nicht checken, daß ich ihnen nix böses will (aber das ist, wenn Du ehrlich bist, nicht bei allen Mitarbeitern im RD gegeben - Stichwort professionelle Distanz), aber trotzdem kriegt nach wie vor jeder bei mir seine Chance. Und wenn ich ihn dann zum zweiten oder dritten mal im Auto habe - die Stimmung ist dann immer noch wesentlich entspannter (als bei manch anderem Kollegen). Was meinen Puls dabei unter 70 hält ist die Tatsache, daß ich mich auf mein Zuhause freuen kann, der Penner nicht.
Und wenn Du mir jetzt weismachen willst es sei angenehm sich
mit Leuten zu beschäftigen die Dich unfreundlich und ablehnend
behandeln, Dich beschimpfen, die teilweise schmutzig und meist
alkoholisiert sind, die oft Infektionen rumschleppen
(Hepatitis, …), die die Sinnfrage Deines
Rettungsdienst-Daseins in Frage stellen (der RD ist nicht dazu
da Betrunkene sinnlos durch die Gegend zu fahren, das Beispiel
mit den 3 Fahrten an einem Vormittag ist kein Einzelfall)
Der Sinn Deines Rettungsdienstdaseins ist es aber auch nicht, den ganzen vormittag bzw. die ganze Nacht auf der Wache abzugammeln und Mahlzeit zu machen. Sag mir bloß, daß Du Dich als Sani überarbeitest - Du wärst der erste, ehrlich.
die somit auch Rettungsmittel und Personal für wichtigere
Einsätze blockieren, noch dazu immense Kosten verursachen
(Rettungswagengebühr liegt hier etwa bei 500 DM, die bei einem
nicht Versicherten vom Sozialamt, also dem Steuerzahler)
bezahlt werden müssen)…
Keine Angst, idR werden immer noch genug Rettungsmittel für alle wichtigen Einsätze vorgehalten. Wenn es die versoffenen Penner nicht gäbe, gäbe es vielleicht auch Deinen Job nicht, hast Du die Sache schon mal so gesehen?
nicht so ganz. Ich unterstelle jedem, auch Dir, daß es
„spaßigere“ Einsätze gibt als diese, über die wir gerade
reden. Und gerade bei Kollegen die schon seit ein paar Jahren
dabei sind und sich tagtäglich damit herumschlagen finde ich
verständlich, wenn deren Cotenance irgendwann an Grenzen
stößt. Es mag sein daß Du noch „frisch“ und „unverbraucht“
bist, vielleicht auch nur hin und wieder mal im RD fährst und
somit eine höhere Toleranzschwelle sowie eine riesengroße
Menge Idealismus mitbringst. Trotzdem werde ich auch das
Gefühl nicht los daß Du hier selber mit gewissen Vorurteilen
jonglierst (Polizei denkt rechts - alles nur unschuldige,
harmlose Menschen am Hauptbahnhof).
Wie gesagt, das tue ich nicht, ich weiß auch mit Leuten umzugehen, die mir blöd kommen - aber ich fange nicht damit an, wie manch anderer.
Und? Was ist so schlimm daran, von jemandem, der in einem
Beruf mit Menschen arbeitet, verlangt, diese auch bitte
so zu behandeln.Na na na! Findest Du es vorurteilsfrei zu unterstellen daß
Obdachlose und Drogenabhängige von Einsatzkräften gewöhnlich
wie Tiere behandelt werden? Jetzt komm aber bitte wieder auf
den Teppich!
Von bestimmten schon, und das ist ein Skandal, auch wenn es Einzelfälle sind. In Nürnberg haben sich zB die Schlagzeilen im letzten Jahr gehäuft, als „Sanitäter“ einer dortigen skandalumwitterten RD-Organisation sich immer wieder dermaßen daneben benahmen.
Wenn mir jemand zur Begrüßung erzählt „Ich bin aber
Privatpatient“ antworte ich dem: „Das macht nichts, wir
behandeln Sie trotzdem!“
Ich habe in meinem Umfeld nicht festgestellt daß P-Patienten
besser behandelt wurden als andere, obwohl ich Dir Recht gebe
daß es oft so ist.
Und wenn mir einer die Ohren zulabert sage ich demjenigen auch
was ich denke. Mir hat noch nie jemand stundenlang seine
Ansicht über das viel zu laxe Asylgesetz reingedrückt, und
sowas würde ich mir auch nicht unkommentiert anhören. Für
viele Kollegen, mich und auch die Polizei gilt: Wie man in den
Wald hineinruft, so schallt es heraus. Werde ich angepöbelt
und beschimpft werde kann mein Gegenüber nicht erwarten daß
ich höflich bin und bleibe.Und einen konkreten Anlaß habe ich schon, ließ halt mal mein
Ursprungsposting.Wie ich weiter oben schon mal gesagt habe: Du scheinst jetzt
aber auch grundsätzlich gegenzuschiessen, weil die Polizisten
Deiner Meinung nach (immer) ungerecht und rechts orientiert
sind, und ihre „Kunden“ immer Unschuldslämmer…
Bitte? Das mußt Du mir jetzt aber mal bitte genau erklären, wo ich das getan habe!
C