So wie du das handhabst finde ich das aber auch in Ordnung.
Danke.
So wie du das handhabst finde ich das aber auch in Ordnung.
Danke.
Hallo,
in meinen Augen schwimmt Herr Juul - trotz seines fortgeschrittenen Alters - schlicht und ergreifend auf einer Modewelle. Diese betrachtet bereits Kleinkinder als vollwertige Partner von Erwachsenen. Genau das sind sie aber nicht. Sie sind Kinder - keine kleinen Erwachsenenen.
Sie sind weder neurobiologisch noch entwicklungspsychologisch in der Lage, folgerichtige Entscheidungen zu treffen. Junge Kinder bis etwa zwei Jahren können noch überhaupt keine Entscheidungen treffen. Sie sind nicht fähig, die Frage „willst du lieber spielen oder lieber malen“ gezielt zu beantworten - auch wenn das möglicherweise so aussehen mag.
Sie „entscheiden“ sich für eine Sache, um sich in der nächsten Sekunde mit der zu beschäftigen, die sie soeben abgewählt haben. Kleine Kinder leben in dem Bewusstsein, sie seien der Mittelpunkt der Welt und könnten alles bestimmen. Das liegt daran, dass ihr Verständnis von der Welt noch auf ihr eigenes Erleben zentriert ist.
Wie soll ein Kind in diesem Alter erkennen können, welche Konsequenzen es hat, wenn es nicht ausreichend schläft? Natürlich spürt ein Kind, ob es müde ist oder nicht. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass es die Notwendigkeit des Schlafens begreifen könnte. Das kann es auch dann nicht, wenn die Eltern zum Erklärbär mutieren, und dem Kind wortreiche Begründungen dafür liefern, dass der Grund für seine schlechte Laune fehlender Schlaf ist.
Es ist müde - aber da ist gleichzeitig die Welt, die so viele andere Bedürfnisse weckt: Spielen, dabei sein, „groß“ sein…und das Kind ist rettungslos damit überfordert, eine Entscheidung zugunsten des Schlafens zu treffen. Die trifft es möglicherweise dann, wenn damit bestimmte attraktive Dinge verbunden sind, auf die es gerade mehr Lust hat, als auf andere.
Zu Bett gehen hat für ein kleines Kind zudem noch ganz andere Funktionen, als nur zu schlafen. Es bedeutet Rhythmus und Regelmäßigkeit - und vor allem bedeutet es die wachsende Erkenntnis, dass es nicht allmächtig in seinen Handlungen ist. Natürlich mag es sein, dass es nicht gleich schlafen kann. Dann liegt es eben - nach dem üblichen Einschlafritual - im Bett. Und wenn es das nicht mag und trotzdem tun muss, dann ist das kein Eingriff in seine Persönlichkeitsentwicklung, sondern genau das Gegenteil: Das Kind lernt nach und nach, dass die Welt eben nicht nach seinen Bedingungen funktioniert.
Die Fähigkeit, individuelle Schlafbedürfnisse zu erkennen, müssen die Eltern haben, nicht das Kind. Die Eltern müssen entscheiden, wieviel Schlaf ihr Kind braucht, und wann es zur Ruhe kommen muss. Und das müssen sie auch durchsetzen. Nicht mit der Brechstange - aber mit der Bereitschaft, die Verantwortung für das Gedeihen ihres Kindes zu übernehmen.
Schöne Grüße,
Jule
Hallo
Erfahrungsgemäß bleiben Kleinkinder lieber zwanghaft wach, wenn man sie lässt.
Ich denk, die bleiben deswegen zwanghaft wach, weil entweder Einschlafen mit etwas Unangenehmem (z. B. Einsamkeit, Ängste, oder auch Zähne-putzen-müssen) verbunden wird, oder weil sie ihr Ritual vermissen, dass da ja noch kommen wird, wenn sie nicht vorher aus Versehen einschlafen.
… legt sie sich nicht hin oder zeigt sonstwie, dass sie müde ist, sondern spielt und tobt weiter so lange es geht.
Sobald ich sie dann aber ins Bett bringe inkl. Ritual schläft sie dann ruckzuck ein.
Viele Grüße
Hallo Cess,
ich lese Juul sehr gern und würde auch empfehlen unbedingt mal eins seiner Bücher selbst zu studieren. z.B. Dein Kompetentes Kind.
Juul sieht Familie und Erziehung als Prozeß für alle Beteiligten. Es gibt keine Patentlösungen, sondern jeder soll gleichermaßen in seinen Bedürfnissen gesehen werden. Es geht darum Beziehungen und persönliche Gefühle aller Familienmitglieder zueinander in den Mittelpunkt zu rücken. Konflikte sollen aktiv gepflegt werden.
Bsp. Schlafen - Lösungen suchen mit dem Kind und klare Kommunikation -Eltern brauchen ab XXX Uhr Zeit für sich. Ein gangbarer Weg wird dann in jeder Familie anders aussehen.
Juul gibts übrigens schon recht lange von daher würde ich ihn nicht als Modewelle bezeichnen. Und noch ein Hinweis an Jule, es geht auch nicht darum Kinder als kleine Erwachsene zu sehen, die die Eltern mit ihren Ansprüchen dominieren. Juul sieht die Eltern als Sparingpartner und stellt klar die Führungsaufgabe heraus. Eltern haben Macht und daran deutelt er nicht herum. Diese soll aber eben nicht mit Gewalt wahrgenommen werden, sondern transparent im konstruktiven Dialog.
Juul steht dafür, dass jeder!!! in der Familie Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt.
Das klingt schwierig und ist es auch. Und ganz besondern schön, finde ich den Ansatz, dass man seinen Kindern dankbar sein soll für die Probleme, die man mit ihnen hat. Nur dadurch stellt man sich selbst immer wieder in Frage und entwickelt sich leztendlich weiter.
Wenn Dich das interessiert, schnupper doch auch mal bei http://www.familylab.de/Default.asp?Id=1106
Der Link führt auf eine gute Zusammenfassung von Juuls Sichtweise - so gut kann ich es gar nicht wiedergeben.
Für mich jedenfalls ist das Juul kein Heilsbringer, aber alles was ich bisher gelesen und gehört habe, findet meine Zustimmung und somit paßt er zum Umgang, den ich in meiner Familie pflege. (oder zumindest hoffe zu pflegen)
FS
Hallo FS,
Juul sieht Familie und Erziehung als Prozeß für alle Beteiligten.
Diese Idee ist nun nicht gerade neu.
Es gibt keine Patentlösungen, sondern jeder soll gleichermaßen in seinen Bedürfnissen gesehen werden.
Kleine Kinder können aber Erwachsene nicht in ihren Bedürfnissen sehen. Sie sind entwicklungspsychologisch gar nicht in der Lage dazu, andere Bedürfnisse als die ihren zu erkennen.
Bsp. Schlafen - Lösungen suchen mit dem Kind und klare Kommunikation -Eltern brauchen ab XXX Uhr Zeit für sich.
Kein Kind unter 5 Jahren wird das verstehen. Es muss entweder hinnehmen, dass es eben einfach so ist oder es wird zu einer Scheineinsicht überredet.
Juul steht dafür, dass jeder!!! in der Familie Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt.
Und genau das ist einer meiner stärksten Kritikpunkte: Kleine Kinder können das schlicht und ergreifend nicht. Solange die Fähigkeit fehlt, Bedürfnisse anderer zu erkennen, ist es unmöglich, von ihnen zu verlangen, dass sie Verantwortung für ihr Handeln übernehmen. Und der Anspruch, Kindern damit einer gewissen Selbststeuerung zu überlassen, indem man das Mäntelchen „Verantwortungsübernahme“ darüber hängt, hilft nur den Eltern, nicht den Kindern.
Die sind damit nämlich überfordert. Es ist die Pflicht der Eltern, die Verantwortung für ihre Kinder zu übernehmen. Diese sind nach meiner Überzeugung - und damit negiere ich eine von Juuls Grundthesen - keineswegs von Geburt an soziale Wesen. Sie haben ein zutiefst egozentrisches Verhaltensmuster, das sich erst im Laufe der weiteren Entwicklung nach und nach verändert.
Juul behauptet, Kinder müssten einfach nur nachahmen dürfen, um erfolgreich heranwachsen zu können. Ich sage: Kinder bedürfen der Anleitung, um zu lernen, was falsch und was richtig ist. Selbstverständlich macht einen wesentlichen Teil dieser Anleitung das eigene Vorbild aus. Aber darin erschöpft sie sich nach meiner Überzeugung nicht.
So ist es z.B. ein Phänomen, dass viele Kinder nicht wissen, wie man sich richtig wäscht. Sie imitieren zwar das beobachtete Verhalten, indem sie sich unter die Dusche stelle und Seife benutzen - aber was genau man mit dieser Seife anstellt, entzieht sich mangels Anleitung ihrer Kenntnis.
Was für den lebenspraktischen Bereich gilt, gilt in mindestens gleicher Weise auch für das Sozialverhalten. Beziehungsstrukturen unter Erwachsenen sind derartig komplex, dass ein kleines Kind rettungslos damit überfordert ist, diese verstehen und einordnen zu können. Wenn hier eine Anleitung fehlt, die es dem Kind ermöglicht, erst einmal die grundlegenden Strukturen zu begreifen, wird es sich hoffnungslos verirren.
Ein Kind braucht zunächst die Erfahrung, dass es schwarz und weiß gibt - gut und böse - und dass man entweder auf der einen oder auf der anderen Seite stehen kann. Je älter es wird, desto mehr kann es nach und nach erfahren und vor allem begreifen, dass es zwischen diesen beiden Polen eine Menge an Zwischentönen und Nuancen gibt.
Fehlt diese einfache Strukturierung, hat das Kind im Dschungel sozialer und emotionaler Vielfältigkeit keine Chance, eine eigene Orientierung zu finden.
Schöne Grüße,
Jule
Moin Jule,
so sehr ich auch deine Beiträge sonst hier zu schätzen weiß, aber ich denke ebenfalls, dass du in diesem Punkt irrst.
Man muss keine besonderen „Fähigkeiten“ entwickeln um zu schlafen, wenn man müde ist. Jedes Baby kann das von dem Augenblick an, wo es auf die Welt kommt, genau wie es sein Bedürfnis nach Nahrung und Körpernähe äußern kann.
Diese natürliche Fähigkeit wird meistens zerstört, wenn Babys oder Kleinkinder zum „Schlafen“ (nach Uhrzeit, egal ob sie gerade müde sind oder nicht) von den Eltern räumlich getrennt werden. Kein Baby oder Kleinkind möchte das, und schon geht das Theater mit „Zubettgehritualen“, „Einschlafritualen“ und was weiß ich nicht was allem los. Dass es auch anders geht beweißt und bewieß die menschliche Geschichte über Jahrtausende (vor Einführung getrennter Schlafzimmer ).
Ich stimme dir durchaus zu, dass viele soziale und sonstige Fähigkeiten erst erlernt werden müssen. Aber schlafen wenn man müde ist gehört sicher nicht dazu, das kann sogar ein Huhn
Gruß
Marion
Moin,
und das glaube ich eben nicht. Erfahrungsgemäß bleiben
Kleinkinder lieber zwanghaft wach, wenn man sie lässt.
Da hab ich andere Erfahrungen. Und wenn ich mich so umschaue, dann sehe ich auch überall schlafende Kinder in Buggies, auf dem Sofa bei Familienfeiern oder sonstwo mitten im Trubel. Die Anwesenheit von anderen Personen gibt vielen Kindern (und übrigens auch vielen Erwachsenen) gerade erst die Sicherheit die sie brauchen, um einzuschlafen.
Was ich aber auch kenne sind viele Kinder, die mit allen Mitteln versuchen, nicht vom Rest der Familie getrennt zu werden, und sei es durch „zwanghaftes Wachhalten“. Und das kann ich sogar verstehen
Gruß
Marion
Hallo,
Hallo Marion,
Aber schlafen wenn man müde ist gehört sicher nicht dazu, das kann sogar ein Huhn
Nunja. Meine Hühner schicke ich abends zum Schlafen. Täte ich das nicht, würden sie in der Nacht vom Fuchs gestohlen .
Aber im Ernst: Wenn ich den Standpunkt vertrete, dass die Entscheidung des Kindes nach Zeitpunkt, Dauer, Ort und „Drumherum“ die allein Sinnvolle ist, gebe ich dir Recht.
Wenn ich nun aber zum Beispiel mein Kind nicht dauerhaft in meinem Bett haben will, kollidieren bereits die Interessen. Wenn ich mir überlege, was es für meine eigene Nachtruhe bedeutet hätte, 4 altersnahe Kinder in meinem Bett zu beherbergen, dann wäre vermutlich ICH wegen Schlafmangels ausgefallen.
Dass es auch anders geht beweißt und bewieß die menschliche Geschichte über Jahrtausende (vor Einführung getrennter Schlafzimmer
Welchen Beweis meinst du genau? Und von welcher Zeit sprichst du? Von der Zeit, in der der Vater allmächtig und die Erziehung durch Ammen allgegenwärtig war?
Ich denke auch nicht, dass das Idealisieren von Urfamilien hier Klärung bringt. Kein Mensch weiß, ob die keine Probleme mit schlafunwilligen Kids hatten. Und wenn Zeit in einer Gesellschaft keine Bedeutung hat, besteht natürlich auch keine Notwendigkeit die Kinder dahingehend zu erziehen, dass sie sich dieser beugen.
In unserer Gesellschaft ist das aber so. Wir leben in Strukturen, und zu den wichtigen Dingen, die wir unseren Kindern erzieherisch mitgeben können gehört, dass sie sich in diese Strukturen einfügen und damit zurechtkommen können.
Genau da versagt aber die Erziehung seit geraumer Zeit. Eltern sind so sehr darauf bedacht, keinen Unwillen bei ihrem Kind zu erzeugen, dass sie übersehen, welches Unheil sie damit bei ihren Kindern anrichten.
Ich behaupte nun nicht, dass dem Schlafen in diesem Zusammenhang elementare Bedeutung zukäme. Ich sehe allerdings das Problem, dass Selbststeuerung insgesamt nicht zielführend für eine gelingende Erziehung und Sozialisation ist.
Schöne Grüße,
Jule
Naja,
noch bis vor gar nicht allzu langer Zeit wurde propagiert, Kinder schreien zu lassen, irgendwann schlafen die schon, sonst werden sie nur verwöhnt - früher war nicht alles besser.
Ich beobachte lieber, wann mein Kind müde ist und helfe ihm dann zum Beispiel mit Ritualen einzuschlafen - damit sie irgendwann selber äußern kann, dass sie müde ist und weiß, was dann zu tun ist.
Ähnlich mit dem Essen - ich schaue, wann sie Hunger hat. Sie muss auch gar nichts essen, wenn sie nicht mag. Aber ich biete nur eine bestimmte Varianz an - Kinder in dem Alter können sich noch nicht entscheiden. Die entscheiden sich für eines und nehmen dann das andere und wollen dann das dritte - ich muss bestimmte Vorgaben machen, sonst lenkt sie sich selber so ab, dass sie gar nicht isst.
Selbst Säuglinge schlafen nicht einfach so ein - wenn man sie irgendwo hinlegt und abwartet, was sie tun, werden die meisten sich lauthals beschweren, auch wenn sie noch so müde sind, anstatt einfach einzuschlafen. Die brauchen auch ihre Rituale, und sei es nur das Kuscheln mit Mama. Zum Ritual gehört für mich übrigens auch, dass es ruhig wird, nicht mehr getobt wird und das Licht gedimmt ist - bis zu einem gewissen Alter können Kinder kaum selber runterfahren und heizen sich oft noch über ihren toten Punkt weg auf und überdrehen dann derart, dass sie am Ende schlecht schlafen.
Man sollte Kindern eine Menge mehr zutrauen, als man manchmal tut, sie aber auch nicht überfordern.
Gruß
Cess
Hallo Marion,
Da hab ich andere Erfahrungen. Und wenn ich mich so umschaue,
dann sehe ich auch überall schlafende Kinder in Buggies, auf
dem Sofa bei Familienfeiern oder sonstwo mitten im Trubel.
mh, für mich ist das irgendwie auch eine Art Ritual bzw. Einschlafhilfe. Es gibt auch Kinder, die kommen gerade tagsüber NUR noch im Buggy zur Ruhe, gerade weil das für sie eben die Einschlafhilfe schlechthin geworden ist. Das kann es ja auch nicht sein.
Unsere Tochter ist lange Zeit auch überall und bei jedem Lärmpegel eingeschlafen - aber immer nur auf meinem Arm. Das hat dazu gehört und war ihre Einschlafhilfe. Und irgendwann war das rum, jetzt braucht sie zumindest zum Einschlafen ihre Ruhe und muss eine zeitlang runterkommen - immerhin passiert jetzt auch viel mehr in ihrem Leben, das verarbeitet werden muss und man könnte doch mit der Zeit soooo viel mehr anfangen als zu schlafen, auch wenn die Augen zufallen und tränen. Darum begleite ich sie, indem ich ihr helfe, zur Ruhe zu kommen. Den letzten Schritt macht sie aber alleine, ich schaukel sie nicht in den Schlaf oder Ähnliches. Persönlich halte ich das für einen guten Kompromiss zwischen Helfen und selber machen lassen. Je älter sie wird, desto selbstständiger kann sie das handhaben.
Kinder, die auf einer Couch einschlafen etc. sind in der Regel (so kenn ich das) auch schon ein bisschen älter - die krabbeln dann rauf und schlafen ein, kenne ich auch.
Die
Anwesenheit von anderen Personen gibt vielen Kindern (und
übrigens auch vielen Erwachsenen) gerade erst die Sicherheit
die sie brauchen, um einzuschlafen.
Das bestreitet hier glaub ich niemand - aber das ist doch auch eine Unterstützung.
Was ich aber auch kenne sind viele Kinder, die mit allen
Mitteln versuchen, nicht vom Rest der Familie getrennt zu
werden, und sei es durch „zwanghaftes Wachhalten“. Und das
kann ich sogar verstehen
Ich kenne genug Kinder, die sich zwanghaft wachhalten, obwohl sie unter Anwesenheit der Eltern und im Familienbett einschlafen. Einfach, weil man in der verschlafenen Zeit so viel verpassen könnte. Kinder bis zu einem gewissen Alter (die Grenze kenn ich nicht, ich denke, die ist fließend) können nicht verstehen, dass das Spielzeug morgen noch da ist, dass man alles, was man jetzt noch tun könnte, auch morgen machen kann.
Gruß
Cess
Moin,
Wenn ich nun aber zum Beispiel mein Kind nicht dauerhaft in
meinem Bett haben will, kollidieren bereits die Interessen.
Diesem liegt der Irrtum zugrunde, dass Kinder auch dauerhaft im Bett der Eltern schlafen wollen. Dies ist aber meiner Erfahrung nach gar nicht der Fall. Wenn körperliche Nähe von Anfang an für die Kinder etwas Selbstverständliches ist und nichts, um was sie von Anfang an kämpfen müssen, dann können sie sich auch irgendwann, wenn sie die Sicherheit gewonnen haben, dass sie immer da ist, wenn sie sie brauchen, in der übrigen Zeit davon lösen. Kinder wollen die Welt entdecken, selbständiger und autonomer werden. Auch was das Schlafen angeht. Wenn man den Kindern von Anfang an die Wahl läßt, wo sie schlafen wollen, dann, so meine Erfahrung, wird man die erstaunliche Feststellung machen, dass sie auch mal Ruhe vor den Eltern haben wollen und gerne alleine schlafen, und das ganz ohne diesen Ritualzirkus.
Dass es auch anders geht beweißt und bewieß die menschliche Geschichte über Jahrtausende (vor Einführung getrennter Schlafzimmer
Welchen Beweis meinst du genau? Und von welcher Zeit sprichst
du? Von der Zeit, in der der Vater allmächtig und die
Erziehung durch Ammen allgegenwärtig war?
Sagte ich doch: Ich meine die Zeit, als Kinder nicht allein in Zimmern gelassen wurden. Ob nun eine Amme dabei war oder der Rest der Familie halte ich für nicht so wichtig. Hauptsache eine Vertrauensperson war da.
Ich denke auch nicht, dass das Idealisieren von Urfamilien
hier Klärung bringt. Kein Mensch weiß, ob die keine Probleme
mit schlafunwilligen Kids hatten.
Es gibt noch genügend Gesellschaften in der heutigen Welt, wo man entsprechendes beobachten kann. Auch heute sind separate Zimmer für ein Kind allein eher Luxuszustände in wenigen Industrienationen.
Und wenn Zeit in einer
Gesellschaft keine Bedeutung hat, besteht natürlich auch keine
Notwendigkeit die Kinder dahingehend zu erziehen, dass sie
sich dieser beugen.
Es geht nicht darum, ob Zeit eine Bedeutung hat, sondern darum, dass der Versuch, Kinder dahingend „zu erziehen“ völlig sinnlos ist, das Schlafbedürfnis und Schlafrythmus eine angeborene biologische Komponente ist, auf die gerade bei Babies und Kleinkinder kaum Einfluss genommen werden kann. Derartige Versuche werden nur bei allen Beteiligten zu Frust und Unsicherheit führen.
http://www.kindundschlaf.de/schlafverhalten.htm
In unserer Gesellschaft ist das aber so. Wir leben in
Strukturen, und zu den wichtigen Dingen, die wir unseren
Kindern erzieherisch mitgeben können gehört, dass sie sich in
diese Strukturen einfügen und damit zurechtkommen können.
Wenn man die Kinder in Ruhe lässt, dann entwickeln sich diese Strukturen ganz von alleine, und zwar so, dass Kinder punktlich morgens auf der Matte stehen und so abends einschlafen, wie es ihrem persönlichen Schlafbedürfnis entspricht. Da muss man gar nicht viel machen.
Genau da versagt aber die Erziehung seit geraumer Zeit. Eltern
sind so sehr darauf bedacht, keinen Unwillen bei ihrem Kind zu
erzeugen, dass sie übersehen, welches Unheil sie damit bei
ihren Kindern anrichten.
Situationen für Unwillen gibt es auch so ausreichend in der Erziehung. Das Schlafen muss man meiner Meinung nach damit aber nicht auch noch unnötig belasten. Das „Unheil“, was man hiermit anrichtet, sind nämlich Schlafstörungen bis ins Erwachsenenalter hinein. Ich zitiere aus dem oben verlinkten Text:
„Ob bei einem Kind eine Schlafstörung vorliegt, hängt einerseits von seinem Schlafverhalten und andererseits von den elterlichen Vorstellungen über das normale kindlich Schlafverhalten ab. Wird einerseits dem kindlichen Schlafverhalten genügend Rechnung getragen und andererseits die elterliche Erziehungsvorstellung mit dem kindlichen Schlafverhalten in Übereinstimmung gebracht, lassen sich die meisten Schlafstörungen beheben.“
Ich behaupte nun nicht, dass dem Schlafen in diesem
Zusammenhang elementare Bedeutung zukäme. Ich sehe allerdings
das Problem, dass Selbststeuerung insgesamt nicht zielführend
für eine gelingende Erziehung und Sozialisation ist.
Ich vertrete eher den Standpunkt, dass Selbststeuerung ab dem Zeitpunkt „erlaubt“ sein soll, wo sie funktioniert, und das ist bei einigen Dingen (wie Schlafen als biologische Funktion und nicht als Funktion von Erziehung) eben schon sehr früh der Fall. Meiner Meinung nach lautet die Devise hier: so viel Freiheit wie möglich, soviel „Erziehung“ wie nötig. Dann klappt es auch später mit der Selbständigkeit und dem eigenverantwortlichen Handeln.
Gruß
Marion
Moin,
Unsere Tochter ist lange Zeit auch überall und bei jedem
Lärmpegel eingeschlafen - aber immer nur auf meinem Arm. Das
hat dazu gehört und war ihre Einschlafhilfe.
Ich glaube, soweit sind wir gar nicht auseinander. Ich meinte mit den Einschlafritualen eher so stundenlanges Einschlaftheater, das manche Eltern jeden abend veranstalten.
Und irgendwann
war das rum, jetzt braucht sie zumindest zum Einschlafen ihre
Ruhe und muss eine zeitlang runterkommen -
Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen, siehe oben meine Antwort an Jule. Die Kids wollen nämlich bei gesunder Schlafentwicklung gar nicht ewig die Eltern um sich haben beim Einschlafen.
Darum begleite ich sie, indem ich ihr helfe, zur Ruhe zu
kommen. Den letzten Schritt macht sie aber alleine, ich
schaukel sie nicht in den Schlaf oder Ähnliches. Persönlich
halte ich das für einen guten Kompromiss zwischen Helfen und
selber machen lassen. Je älter sie wird, desto selbstständiger
kann sie das handhaben.
Tatsächlich klingt das für mich so, als würde sie das jetzt schon sehr selbständig handhaben
Ich kenne genug Kinder, die sich zwanghaft wachhalten, obwohl
sie unter Anwesenheit der Eltern und im Familienbett
einschlafen. Einfach, weil man in der verschlafenen Zeit so
viel verpassen könnte. Kinder bis zu einem gewissen Alter (die
Grenze kenn ich nicht, ich denke, die ist fließend) können
nicht verstehen, dass das Spielzeug morgen noch da ist, dass
man alles, was man jetzt noch tun könnte, auch morgen machen
kann.
Vielleicht sollte man hier mal genauer nachschauen, ob diese Kinder nicht abends überreitzt sind. Wenn abends nach dem Abendessen Mutti ein Buch liest und Pappa seine Hemden bügelt, dann hat das Kind vielleicht nicht allzusehr den Eindruck, es könnte etwas verpassen, wenn es noch wachbleibt. Wenn abends jedoch der Fernseher läuft, könnte das schon wieder anders aussehen. Und ein neues Spielzeug kann man ja auch mal mit ins Bett nehmen. Toben baut genau wie Sport übrigens prima Stress ab. Hast du denn die Erfahrung gemacht, dass es dem Schlafverhalten deines Kindes schadet, wenn es vor dem Schlafengehen nochmal ne Runde tobt?
Gruß
Marion
Mh,
und das ganz ohne diesen Ritualzirkus.
ich glaube dem liegt der Irrtum zugrunde, dass der „Ritualzirkus“ dazu dienen soll, die Kinder abzuschieben. Ich für meinen Teil (und genug andere, die ich kenne) mache das Ritual, damit sie runterkommt und gut schlafen kann. Ich hab das auch schon gemacht, als sie noch bei mir oder ich bei ihr geschlafen habe.
Sie hat weiterhin die Option, zu uns ins Bett zu kriechen - trotzdem gibts das Ritual und mittlerweile schläft sie vorwiegend im eigenen Bett. Sie kennt das Ritual und kuschelt sich beim Bilderbuch schon an mich und wird ruhiger, das finde ich wichtig.
Gruß
Cess
Hey,
Ich glaube, soweit sind wir gar nicht auseinander. Ich meinte
mit den Einschlafritualen eher so stundenlanges
Einschlaftheater, das manche Eltern jeden abend veranstalten.
kommt drauf an, was du für Theater hältst. Sie fordert ihr Bilderbuch regelrecht ein und ein Lied gibts auch noch. Zum Ritual gehört für mich aber auch eine gewisse Reihenfolge im Ablauf - Abendessen, Zähneputzen, Umziehen, Geschichte, Lied, ins Bett, beizeiten einschlafen. Manchmal nach dem Abendessen noch ein bisschen spielen. Das ist für mich das Ritual, das aber vorwiegend Dinge enthält, die ohnehin nötig sind. Nur halt immer in einem möglichst gleichen Ablauf.
Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen, siehe oben meine
Antwort an Jule. Die Kids wollen nämlich bei gesunder
Schlafentwicklung gar nicht ewig die Eltern um sich haben beim
Einschlafen.
Um sich haben will sie mich schon noch, aber ich tue nichts mehr. Sie kann dann alleine einschlafen, ich muss aber noch im Raum sein - liege dann selber ruhig da und döse vor mich hin. Sie scheint mich aber immer weniger dazu zu brauchen. Nur ruhig muss es eben sein. Mit runterkommen meinte ich aber auch gemeinsames Kuscheln und Bilderbuch - da wird nicht mehr getobt, die Tür ist zu, es ist leise und wird bis zum Schlafen immer ruhiger.
Tatsächlich klingt das für mich so, als würde sie das jetzt
schon sehr selbständig handhaben
Das Einschlafen selber tatsächlich. Ist auch noch nicht lange so.
Toben baut genau wie Sport übrigens prima Stress
ab. Hast du denn die Erfahrung gemacht, dass es dem
Schlafverhalten deines Kindes schadet, wenn es vor dem
Schlafengehen nochmal ne Runde tobt?
Habe ich tatsächlich, das stachelt sie nochmal auf, teilweise so sehr, dass sie dann mit roten kleinen Augen noch weitermacht und total überdreht. So kenne ich das auch von anderen Kindern, mit denen ich viel zu tun hatte. Toben war immer kontraproduktiv, wenn es ums Schlafen ging.
Gruß
Cess
Moin,
und das ganz ohne diesen Ritualzirkus.
ich glaube dem liegt der Irrtum zugrunde, dass der
„Ritualzirkus“ dazu dienen soll, die Kinder abzuschieben.
Das glaube ich gar nicht mal. Er wäre nur völlig unnötig.
Gruß
Marion
Moin,
Sie kann dann alleine einschlafen, ich muss aber noch im
Raum sein -
hehe, ganau
Marion
Morgen Jule,
für mich paßt Juuls einfach gefühlsmäßig. Man kann seine Idee auch schwer in ein paar Worten niederschreiben, daher glaube ich dass man mein Geschriebenes auch gut falsch verstehen kann.
Juul geht davon aus - und da gehe ich mit ihm - dass jeder Mensch sofort sozial und emotional KOMPETENT ist. Er behauptet, dass Kinder über Experiemente und Nachahmung lernen und so die Werte und angebrachten Verhaltensweisen ihrer Kultur übernehmen. Sie kooperieren also von sich aus. Das ist eine ganz wichtige Basis seiner Beziehungsarbeit und steht damit im Gegensatz zu traditionellerer Erziehung. Hier wird mit Ermahnungen / Strafen gearbeitet und man ist der Meinung Kinder müssen soziale Kompetenzen erst noch erwerben. Juul ist der Meinung, dass diese Heransgehensweise den Kindern Schaden zufügt. Man signalisiert, dass sie falsch sind und Fehler haben.
Soweit so gut - nun fragt man sich, was ist mit Kindern die Probleme verursachen. Also z.B. nicht ins Bett wollen.
Lt. Juul gibt es da nun zwei Ursachen. Die eigene soziale Kompetenz des Kindes wurde bereits verletzt oder aber es ÜBERKOOPERIERT. Juul schlägt nun vor nicht zu versuchen, zu erklären warum das Kind sich so verhält, sondern zu schauen welcher Mensch da eigentlich agiert.
Er lehnt es ab die Symptome (Fehlverhalten) zu behandeln sondern legt den Augenmerk auf die Beziehung aller Beteiligten.
Was das Schlafen angeht, habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich Kinder sehr gut selbst regulieren können. Babies sind doch dahingehend das beste Vorbild, schlafen in unmöglichsten Positionen und bei unglaublichen Lärmbelästigungen. Vielleicht braucht das ein oder andere Kind Hilfestellung diese Kompetenz wieder bei sich selbst wahrzunehmen, dafür hat es ja Eltern, die ihm helfen können (Buch lesen, gedämpftes Licht oder aber noch ne Runde Auspowern) Die Eltern sollten aber auch aushalten können, wenn Kind nicht schlafen will unter Wahrung und klaren Kommunikation ihrer eigenen Grenze.
FS