Hallo,
ich kann nur nach meiner Erfahrung etwas grundlegend über mündliche Prüfungen sagen.
Während des Studiums hatte ich auch mehrere mündliche Prüfungen zu absolvieren.
Im Nachhinein betrachtet, stellten die selbst für den fragenden Professor eine Störung seiner täglichen Routine dar.
Häufig hatte der sich gar nicht speziell vorbereitet und fragte etwas aus dem Gebiet seiner momentanen Forschungsarbeiten oder aus seinen fachlichen Hobbys (seiner Dissertation, Habitilation) heraus.
Was mir auffiel, war das Verhältnis Prüfer/Beisitzer. Vor ihm - meist ein Doktorand des Professors - wollte der Professor wie ein Platzhirsch erscheinen und sich keine Blöße geben.
Eine Nachfrage meinerseits wenn ich die Frage nicht verstanden hatte, wurde meist wohlwollend entgegengenommen und noch einmal erklärt.
Die Fragen waren nicht so kompliziert wie manche Ausführungen während der Vorlesung. Auf den Stoff der Vorlesung hatte er sich ja kurz vorher speziell vorbereitet, auf die mündliche Prüfung nicht.
Gefragt wurden meist grundlegende Gleichungen, Reaktionen, Anlagen/Vorrichtungen, was ich gar nicht erwartet hatte. Der Prüfling ist aufgeregt und macht auch bei einfachen Fragen Fehler.
Man muß bedenken, daß sich der Professor mit dem Beisitzer hinterher unter vier Augen über die zu vergebende Note berät. Das muß rasch gehen und darf nicht zu einer wissenschaftlichen Kontroverse zwischen den beiden führen.
Nach der Notenvergabe sprach ich einmal zum Ausklang der Prüfung das Randgebiet einer Frage an, das ich gut kannte, nach dem aber nicht direkt gefragt worden war. Der Professor sagte ganz spontan: „Ja hätten sie halt das gebracht!“
Es ist also gar nicht falsch, wenn man da weitererzählt wenn man sich auf Teilgebieten auskennt. Falls unerwünscht, bremst der Prüfer schon.
Ganz wichtig ist das persönliche Auftreten: nicht allzu unterwürfig, nicht zu zerknirscht und nicht zu selbstbewußt oder überheblich.
Keine Angst, das schaffst du schon, es menschelt überall sehr!
Gruß
watergolf