"münden" sein/haben " enden" sein/haben

Guten Morgen!

es sind diese zwei Einträge im Duden :

A) münden (sein / haben)

B) enden (sein / haben)

A)
Wie kann man „enden“ im Sinne von sterben im Perfekt verwenden?

Er ist geendet
Er hat geendet
Er hat sein Leben geendet
Sein Leben ist geendet

B)
münden kann man dem Duden nach in allen Bedeutungsabwandlungen sowohl mit „sein“ als auch mit „haben“ verwenden. Mit der Präposition „in“ kann man dieses Verb sowohl mit Dativ als auch mit Akkusativ einsetzen

Er ist in den Mund des Löwen gemündet
Er ist in dem Mund des Löwen gemündet
Er hat in den Mund des Löwen gemündet
Er hat in dem Mund des Löwen gemündet

Sind alle diese vier Sätze richtig?

Danke

**mün|den sw. V.; ist/hat [zu Mündung]: 1. a) in etw. hineinfließen: der Fluss mündet ins Meer; der Neckar mündet bei Mannheim in den Rhein; b) an einer bestimmten Stelle in etw. anderes übergehend enden, auslaufen: mehrere Straßen mündeten auf den/(auch:) dem Platz; der Gang mündete in eine/(auch:) einer Halle; auf dem Hügel …, dessen Ausläufer in die Stadt mündeten (Hilsenrath, Macht 47). 2. in etw. übergehen u. darin enden; auf etw. hinauslaufen; in etw. schließlich seinen Ausdruck finden: die Erörterungen schienen mir in diese/(auch:) dieser Frage zu m.; Seine bahnbrechenden Untersuchungen über kindliche Sexualität mündeten tatsächlich wieder in eine Phasentheorie (Schreiber, Krise 121); Dieser Schwindel mit Begriffen mündet in einem gigantischen Selbstbetrug (Gruhl, Planet 189).

en|den <sw. V.> [mhd. enden, ahd. enton, zu Ende]: 1. a) räumlich aufhören, nicht weiterführen: der Weg endet abrupt über einer Felswand, vor einer Grube (Gregor-Dellin, Traumbuch 59); die Röcke enden knapp unter dem Knie; b) zeitlich aufhören, zu Ende sein; zu Ende gehen, ausgehen: der Vortrag endet um 22 Uhr; der Streit endete tragisch, mit einer Prügelei; er wollte nicht, dass der Abend so ende (Härtling, Hubert 180); Die Skifreizeit muss nicht früher oder später im Krankenhaus e. (DÄ 47, 1985, 33); nicht e. wollender Beifall. 2. a) (eine Rede o. Ä.) [ab]schließen, beenden : der Redner endete mit einem Hoch auf den Jubilar; b) sein Leben beschließen, sterben > hat/(seltener:) ist: am Galgen e.; Wenn der Philosoph an die Macht kommt, endet er entweder auf dem Schafott oder als gekrönter Tyrann (R. v. Weizsäcker, Deutschland 96). 3. (Sprachw.) etw. als Auslaut, als Endung haben : dieses Wort endet auf/mit k. 4. (geh.) beenden, zu Ende bringen : in einem Wutanfall, den sie … alsbald durch Beherrschung endete (A. Zweig, Grischa 270).

Hallo

Ohne längere Ausführungen:
A) Er hat sein Leben _be_endet (z.B. durch Selbstmord).
Sein Leben ist geendet (z.B. durch natürlichen Tod). (oder: Sein Leben ist beendet worden (wurde z.B. von jemand anders getötet))

B) „Münden“ können z.B. Gewässer und Ereignisse.
Gemeint ist eher (wenn auch ungewöhnlich): „Er ist in den Mund des Löwen gelangt (und wurde gefressen)“

mfg M.L.

und, mit gleicher Bedeutung und meines Erachtens häufiger:

Sein Leben hat geendet.

Die Eintragung „(sein/haben)“ beim Duden ist durchaus richtig.

Schöne Grüße

MM

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Hallo

Grammatikalisch richtig wäre dieser Satz:

Für einen Muttersprachler ist er aber sehr witzig!

Erstens sagt man bei einem Löwen nicht Mund, sondern Maul.
Zweitens entsteht da ein Bild eines sich treiben lassenden Schwimmers, der von der Strömung geradewegs in das Maul eines Löwen getrieben wird, der nach Art eines Walhais mit weit geöffnetem Maul im Wasser steht. Bei mir entsteht so ein Bild jedenfalls.

Die aufgeführten Bedeutungen sind natürlich alle richtig, sie sind aber alle abgeleitet vom Bild des Flusses, der ins Meer mündet. Etwas bewegt sich recht langsam in eine Richtung, und wenn es sein Ziel erreicht hat, geht es dort auf in dem Ziel, so wie der Fluß ja im Meer mit dem Meer verschmilzt und aufhört zu sein.

Also, auch eine Nebenstraße, die auf einer Hauptstraße mündet, muss man sich in Richtung Hauptstraße denken.
Oder eine Entwicklung mündet wie ein Fluß in irgendeinem Endergebnis.
Vom Löwen jedenfals kann man jedoch annehmen, dass er nicht da steht und wartet, bis da irgendwas freiwillig langsam aber sicher in seinem Mund mündet, sondern dass er sich etwas aktiver verhält bei der Nahrungssuche.

Viele Grüße

Guten Morgen!

ich habe deine Ausführungen verstanden. Mir ging es um den grammatikalischen Aspekt. Hier unten habe ich 8 Sätze ( 4 Sätze mit „münden“ und vier Sätze mit „enden“). Welche Sätze sind deines Erachtens richtig und welche machen überhaupt keinen grammatikalischen Sinn? Dem Duden und den ausgeführten Definitionen nach müssten dann alle 8 Sätze richtig sein. Siehst du das auch so?

Danke

Er ist in den Mund des Löwen gemündet
Er ist in dem Mund des Löwen gemündet
Er hat in den Mund des Löwen gemündet
Er hat in dem Mund des Löwen gemündet

Er ist geendet
Er hat geendet
Er hat sein Leben geendet
Sein Leben ist geendet

Hallo Nadja,

es lassen sich viel formal richtige Sätze bilden, die deswegen nicht richtig sind, weil ihr in Inhalt keinen Sinn gibt, z.B. „Meine Frau ist ohne Rest durch drei teilbar.“ oder „Polyethylen kann man nur beim Pflügen von Mittelstreckenraketen erhitzen.“ Beide Sätze sind formal richtig, aber das macht sie nicht zu richtigen Sätzen.

Die Sätze

sind alle nicht richtig, weil die Bedeutung des Verbs „münden“ in diesem Zusammenhang sinnlos ist.

Die Konstruktion von „münden in“ mit Dativ oder Akkusativ ist grundsätzlich richtig. Dabei funktioniert die konkrete Bedeutung „ein Fluss fließt in einen anderen“ oder „ein Weg kommt mit einem anderen zusammen“ nur mit Akkusativ, die Konstruktion mit Dativ geht nur bei eher abstrakter, übertragener Verwendung des Verbs:

1 Bei Ulm mündet die Iller in die Donau.
2 Das Gespräch über die gemeinsame Zukunft mündete in einem heftigen Streit.

In den von Dir gesuchten Perfektformen wird münden nicht oder fast nicht angewendet; als Muttersprachler verstünde ich sie zwar, wenn ich sie irgendwo hörte oder läse, aber aktiv benutze ich sie nicht, ich kann sie mir auch nicht als rhetorisches oder stilistisches Mittel vorstellen. Das hängt damit zusammen, dass ich mir keine Bedeutung von „münden“ im Sinn eines einmaligen, abgeschlossenen Vorgangs vorstellen kann: Es geht sowohl bei der konkreten als auch bei der übertragenen Bedeutung immer um Vorgänge von einer gewissen Dauer, die in der Vergangenheit das Imperfekt verlangen.

Bei diesen vier Beispielen

sieht es ähnlich aus: Als einmaligen, abgeschlossenen Vorgang in der Vergangenheit kann ich mir vor allem das transitive beenden vorstellen, das bei 3 richtig wäre: „Weißt Du, wie er ums Leben gekommen ist? - Ja, er hat sein Leben stilgerecht mit einer Überdosis Gin beendet.“ Richtig und verständlich wäre auch die Formulierung 2, wenn man sie inhaltlich korrigiert: „So, dann hat sein Leben ja so geendet, wie er es in seinen guten Jahren gerne führte.“ Eine Person kann nicht enden, nur ein Gegenstand.

4 ist eine Form, die im Lauf des 19. Jahrhunderts verschwand und im 20. nur noch ganz selten poetisch zu finden ist. Hier wirkt durch das „ist“ das Partizip „geendet“ wie ein Adjektiv, die Konstruktion liest sich nicht als Verbform.

„Das Leben ist geendet“ = „das Leben ist zu Ende gegangen“, betont wird der Zustand: Es gibt das Leben nicht mehr. Auch hier ist vor einer Verwendung im aktiven Wortschatz nur zu warnen, die Formulierung passt eher in ein spätbarockes Kirchenlied als in Allgemeinsprache des 21. Jahrhunderts.

Schöne Grüße

MM

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aber das Verb „münden“ darf mit dieser Bedeutung trotzdem nicht angewendet werden. Das wäre ganz schlicht und einfach falsch.

Es hat keinen Zweck, das aus Höflichkeit einem DAF-Lernenden nicht zu sagen. Diese Bedeutung von „münden“ gibt es nicht. Punkt.

Schöne Grüße

MM

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vielen Dank für die ausführliche Erklärung