Museen in anderen Epochen

Liebe Wissende,

es ist jetzt eine Frage aufgekommen, die keiner beantworten konnte. Auch hier im Archiv von wer-weiss-was fand ich dazu nichts:

gab es eigentlich in anderen Epochen (im Römischen Reich, bei den alten Griechen, bei den Kelten, in Mesopotamien, bei den Hetithern, bei den alten Ägyptern und was weiß ich nicht bei wem noch) auch die Einrichtung „Museum“ (egal zu was, ob zu Kunst, Naturwissenschaften, Geschichte etc.) so wie heutzutage? In meinen Augen erleben wir die letzten 25 bis 30 Jahren eine wahre Inflation von Museums-Eröffnungen. Und im Zuge der Finanzkrise wird sich da so manche Kommune noch umschauen…

Gibt man in google „Museum römisches Reich“ ein, so findet man alles nur Treffer auf heutige Museen. Gleiches bei „Museum Hetither“.

Also: wie war es damals? gab es Museen ja oder nein?

Vielen Dank für Eure sachkundigen Auskünfte

Schönen Sonntag

Alexander

hi lieber Wissbegieriger,

ich habe mal das wort museum gegoogelt und folgendes kam heraus:

"Das Wort „Museum“ taucht zum ersten Mal in der hellenistischen Antike auf im 4. Jahrhundert v. Chr. in Alexandria und bezeichnet dort einen ganzen Stadtteil, der den Musen gewidmet war und vor allem der Bibliothek. " (google)

also um deine Frage zu beantworten, es gab bereits bei den römern museen!

Hier der Link für dich zum nachlesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Museum

gruß der bär

Hallo, Alexander,
im römischen Reich wurden Trophäen aus den Feldzügen und Kriegen teils in privaten Häusern teils in Tempeln usw. aufbewahrt. Eine Art „Museum“ gab es nicht in unserem heutigen Sinne - also eine Stätte zur Sammlung und wissenschaftlichen Untersuchung von historischen Gegenständen.

Erst im 16.Jh. entstehen (in Europa - oft mit z.T. kuriosen Stücken) Sammlungen einzelner Fürsten.

Diese Zeitleiste zeigt die Entwicklung: http://www.museumsfuehrer.de/zeitleiste.html

Gruß
Eckard

Hallo Ihr zwei,

vielen Dank für die schnelle Antwort. Stellt sich jetzt die daran anschließende Frage philosophischer Art:
Wenn die zwar ihre Musen-Heiligtümer hatten, aber eigentlich keine Museen im heutigen Sinn, wie haben die dann Wissenschaft betrieben, wenn sie nichts nachschauen konnten… Oder welche anderen Einrichtungen - im erweiterten Sinne „Bildungseinrichtungen“ - hatten die damals, um DEN LEUTEN die Zusammenhänge begreiflich zu machen (wie gesagt, völlig egal, welches Thema; Naturwissenschaften sind ohnehin eindeutig, aber auch bei Kunst: verschiedene Techniken, verschiedene Stoffe, verschiedene Intentionen -> wie brachten die damals all dies den Leuten „rüber“? Bekannt ist ja aus der Archäologie, dass sich bestimmte Techniken und Bräuche in bestimmten Kulturkreisen verbreitet haben, außerhalb des Einflussbereiches aber nicht.
Ich rede jetzt nicht von den Wissenschaftlern in der Forschung, die hatten und haben bis heute ihre Bibliotheken. Aber diese waren sicher nicht für breite Bevölkerung. Was gab es für die breite Bevölkerung?

vielen Dank nochmals

Alexander

Hallo, Alexander!

gab es eigentlich in anderen Epochen (im Römischen Reich, bei
den alten Griechen, bei den Kelten, in Mesopotamien, bei den
Hetithern, bei den alten Ägyptern und was weiß ich nicht bei
wem noch) auch die Einrichtung „Museum“ (egal zu was, ob zu
Kunst, Naturwissenschaften, Geschichte etc.) so wie
heutzutage?

Die Bezeichnung stammt von dem „mouseion“ in Alexandrien, von dem weiter unten schon geschrieben wurde:
benannt als Musenort, gegründet als Bibliothek und Forschungsstätte in Alexandria, also eigentlich eine Art Gelehrten-und-Dichter*-Community oder Akademie. Vorläufer in der Verbindung von Musenort und Lehrstätte war die Akademie Platons in Athen. Über beides findet sich bestimmt im Netz (Wikipedia) Einiges.
Die Aufstellung kostbarer Weihegeschenke in den Tempeln (z. T. mit eigenen „Schatzhäusern“) und die Führung dort durch Tempeldiener (Hierodulen) machte auch die Tempel zu einer Art Museum. Cicero schildert in seinen Reden über die Tätigkeit des Verres als räuberischen Provinzverwalter von Sizilien, wie dort die Hierodulen nicht mehr sagen können: „Hier sehen Sie …“, sondern sagen mussten: „Hier sahen Sie …“.
Plinius der Ältere teilt mit, dass Agrippa (also ein Zeitgenosse des Kaisers Augustus) gefordert habe, die privat gesammelten Kunstwerke sollten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Damit stehen wir am Anfang der Entwicklung des Museumsgedankens. (Viele unserer heutigen Museen gehen auf die Kunstsammlungen der Herrscher zurück.)
Das erste Museum in diesem Sinn, von dem ich weiß, ist das 1471 auf dem Kapitol in Rom gegründete.
Unsere heutigen Museen haben mit dem Mouseion in Alexandria immer noch die Gemeinsamkeit, dass sie auch Forschungsstätten mit Veröffentlichungen sind. Ich nenne nur die kiloschweren Katalogbände.

* manche der Gelehrten dort waren auch Dichter, z. B. Kallimachos, der dort Bibliotheksvorstand war.

Gruß!
Hannes

vielen Dank, Hannes, für Deine Hintergrundinformationen.

Ein schönes Wochenende wünscht

Alexander