Musikalische Selbstportraits gesucht

„Me and a Gun“ von Tori Amos.

Darin verarbeitet sie ihre Vergewaltigung.

Abgesehen von diesem Song, sind irgendwie alle Lieder von Tori sehr biographisch und von ihren Erlebnissen und Empfindungen geprägt. Zur genaueren Recherche, empfehle ich: http://www.hereinmyhead.com/collect/albums.html
Dort kannst du ihre einzelnen Alben und Songs abgrasen und dir ihre Kommentare zu JEDEM Song durchlesen. :smile:

Bo Diddley !!!
Moin,

Bo Diddley war in seiner Anfangszeit geradezu berüchtigt als Künstler, der nur Lieder über sich selbst singt. Ich finde, daß er damit großen Einfluß auf viele Texte der heutigen Rap- und Hiphop-Szene hat. Meistens sang Didley nämlich darüber, was er für’n toller Hecht ist, der alle Frauen kriegt und sowieso der beste Musiker aller Zeiten ist…

Gruß,
Tommy

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Folk-Beispiel
Hallo Thomas,

ob das in der Art des von Dir Gesuchten ist, weiß ich nicht, aber es gibt zwei Stücke von Irish Folk-Legende Christy Moore, in denen er in Episoden von seinem Leben als ‚fahrender Sänger‘ erzählt - zum einen „Welcome to the Cabaret“, von Moore oft als Konzertopener benutzt -

"How’s it going there everybody,
You’re very welcome to this evenings cabaret. […]
I know the effort that you make and all the trouble you have to take
when you decide you’re gonna go and see a show.
Your wife says "

Ein zweites Stück ist „Lisdoonvarna“, wo Moore von einem der unzähligen Irish Folk-Feste berichtet; der Text ist eine Hommage an das Festival und seine (sämtlichst aufgezählten) Kollegen und das Publikum.

Daß Deine Frage recht ausufernde Antworten zeitigt, ist zwangsläufig: von „Smoke on the Water“ bis unendlich lassen sich (auto)biographische Bezüge finden oder vermuten. Kannst Du die Frage etwas einengen? Geht es ausschließlich um personenbezogene Lebensberichte oder -reflektionen über die Identität als Musiker?
(was ebenfalls schon ein weites Feld und für Fiktionalisierungen offen ist, von Reinhard Mey bis wiederum unendlich…)

Gruß vom
Pengoblin

Hallo,

erstmal danke schön für die Beispiele!

Daß Deine Frage recht ausufernde Antworten zeitigt, ist
zwangsläufig

Ja, das war mir bei der Frage noch nicht so ganz klar. Ich hatte nur eine Idee im Kopf, aber mir fielen keine Beispiele ein (ursprünglich dachte ich an die musikalische Verarbeitung konkreter Erlebnisse).

Nun muss ich wohl erst mal sortieren, aber ich freue mich über die vielen Vorschläge, die schon gekommen sind, wäre aber auch für weitere Beispiele und Ansätze, aber auch für Kritikpunkte (z. B. so wie Peet sie gegeben hat) offen.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

In diesem Zusammenhang, btw
Hallo Thomas,

:Ja, das war mir bei der Frage noch nicht so ganz klar. Ich hatte nur eine Idee im Kopf, aber mir fielen keine Beispiele ein (ursprünglich dachte ich an die musikalische Verarbeitung konkreter Erlebnisse).

ich hatte Deine Frage kurioserweise sehr konkret aufgefaßt, aber mißverständlich: Ich dachte, Du suchst nur nach biographischen Selbstdarstellungen als Musiker.

Entsprechend fielen dann auch meine ausgewählten Beispiele aus.

Immer wieder spannnend, welche Assoziationen eine Frage auslöst & welche Blüten die Antworten treiben :wink:

Viele Grüße
Diana

Weitere Beispiele
Hallo, Thomas!

Mir fallen noch folgende Songs ein, die biografische Bezüge zum Leben bzw. zu Ereignissen im Leben der Interpreten aufweisen:

Simon & Garfunkel – "So long, Frank Lloyd Wright"
Hinter der Hommage an den berühmten Architekten (1869-1959) versteckt Paul Simon ein leises „Bye bye“ an seinen langjährigen Partner Art Garfunkel. Das Album „Bridge over troubled water“ war ihre vorerst letzte gemeinsame musikalische Arbeit.

Fleetwood Mac – "The green manalishi"
… weist angeblich biografische Bezüge zum Leben des Sängers des Songs, Peter Green, auf. Es gibt allerdings keine offizielle Bestätigung, afaik, sondern nur Spekulationen auf einschlägigen Fanseiten :wink:

Cutting Crew – "(I just) Died in your arms"
Vielleicht ist Dir der Bezug etwas zu bescheiden, aber immerhin stammt die Titelzeile dieses Songs von einer Freundin des Cutting Crew-Sängers Nick van Eede und wurde offenbar in einer heißen Nacht nach einem langen Wiedersehen ausgesprochen. Nun ja, es gibt tollere Storys …

Queen – "These are the days of our lives"
Wie bekannt ist, litt und starb Queen-Sänger Freddie Mercury vor gut zehn Jahren an AIDS. Ich halte es für nicht abwegig auch aus Songs, die nicht aus seinem letzten Album „Made in heaven“ stammen, Bezüge zu seiner Krankheit herzustellen.

Chris Rea – "Steel river"
Es ist zu spät nachts, als dass ich noch recherchieren wollte, ob Middlesborough (Chris Reas Geburtsort afaik) tatsächlich eine so waschechte Industriestadt ist, wie er eine in „Steel river“ zeichnet. Dies tut er mit den Worten: „I was born and raised on steel river.“ Könnte passen, oder?

BAP – „Verdamp lang her“ und Mike & The Mechanics – "The living years"
Beide Songs verfassten die jeweiligen Autoren, Wolfgang Niedecken und Mike Rutherford, in Gedenken an ihren Vater, mit dem sie eine – wie es scheint – merkwürdige, unaufgeräumte Beziehung verbindet. Oder mit den Worten Mike Rutherfords: „I wish I could have told you in the living years.“

Mylène Farmer – "Optimistique-moi"
Die undurchsichtigen, anspielungsreichen Texte von Mylène Farmer bieten oft wenig konkrete Anhaltspunkte, welches Thema sie in dem betreffenden Song ansprechen will. Hier geht’s, so die Mylène-Interpreten, um eine inzestuöse Beziehung mit dem Vater, dargestellt in Zwiegesprächen mit unklaren Dialogpartnern.

Elton John – Diverse
Elton John ist bekanntlich homosexuell und entsprechend geht es in seinen Liedern um beispielsweise die soziale Ächtung von Schwulen („American triangle“), oder um AIDS-Erkrankung, leider in den Augen vieler Leute ausschließlich ein Schwulen-Thema („Ballad of the boy with the red shoes“).

Patricia Kaas – "Une fille de l’est"
Ein wirklich nettes Lied, in dem Patricia Kaas einfach aber treffend das zusammenfasst, was die Ostfranzosen – mit einem Bein en France, mit dem anderen in Deutschland – liebenswert macht. Immerhin kommt sie selbst dorther, das ist der Bezug.

Gegenüber Klassik oder Jazz komme ich mir mit meinem platten Pop zwar ein bisschen langweilig vor :wink:) aber ich denke doch, dass auch diese Geschichten in einer Sammlung ihre Existenzberechtigung haben.

Liebe Grüße!
Christopher

Hallo Thomas,

witziger Weise Deine Namensvetter:
Frankie Miller - hat den song „You won’t let me down“ für seine Frau geschrieben, die während seiner langen Krankheit immer für ihn da war.

(gesungen hat ihn unter anderem Bonnie Tyler, Frankie Miller war zu dem Zeitpunkt nicht in der Lage, selbst zu singen)

Gruß
Queedin

Hallo Thomas,

mir fällt da noch Eric Clapton ein mit „Tears in Heaven“. Hier verarbeitet er den tödlichen Unfall seines Sohnes.

Gruß
Roland