Hi,
entgegen meiner Vorredner finde ich sehr wohl, dass es Musik"Typen" gibt.
Ich würde z.b. ziemlich komisch gucken, würde ich herausfinden, dass meine beste Freundin „heimlich“ Patrick Lindner hört.
Zum einen gibt es einfach Musikrichtungen, die sich vom - ich nenne es mal „Höranspruch“ her einfach extrem unterscheiden, und das wären z.b. eben Lindner und Johann Sebastian Bach. Lindner ist extrem einfach, Bach extrem diffizil gestrickt, insofern wird es kaum jemanden geben, der beides mit gleicher Begeisterung hört (ich rede nicht davon, dass ein Lindner-Fan sicher auch mal Bachs „Air“ einlegt, ich rede vom Kennen des gesamten Oeuvres jedes Komponisten/ Interpreten).
Bei Musikrichtungen, die sich weniger unterscheiden, gibt es natürlich wesentlich mehr Überschneidungen. Man kann sowohl Metal als auch Renaissancemusik hören, sowohl Jazz als auch Whitney Houston. Hier kommt allerdings der Aspekt hinzu, dass sich sehr viele Leute über ihren Musikgeschmack definieren. Die Frage ist dann, nicht nur: „Was hört der Mensch im stillen Kämmerlein?“, sondern: „Als wessen Fan bezeichnet sich der Mensch?“. Und hier kommen die „Typen“ ins Spiel. Stellt der Jazz- und Whitney-Hörer primär als Miles-Davis-Fan hin, legt offenbar mehr Wert auf ein gewisses intellektuelles Image als wenn er öffentlich zu Whitney stehen würde. Und jemand, der zuhause und auf einigen Partys Metal hört, nach außen aber vor allem seine Vorliebe für Stockhausen kommuniziert, hat offenbar auch ein anderes Sendungsbewusstsein als ein langhaariger Lederträger.
Ich würde das allerdings nicht an „Charakteren“ festmachen, sondern an Werten, an dem, als was der andere gelten will.
mir ist es schon öfters aufgefallen, dass ich mit Leuten, die
denselben Musikgeschmack wie ich haben viel besser im
täglichen Leben zurechtkomme als mit Leuten, die gerne etwas
total anderes hören.
Das liegt wohl daran, dass diesen Leuten ähnliches wichtig ist wie dir. Sie haben ein ähnliches Ästhetikbewusstsein, sie ordnen sich in eine ähnliche Menschengruppe ein wie du. Wer z.b. offen demonstriert, wie gern er Bossa Nova hört, zeigt auch einen gewissen Grad von Wissen um fremde (Musik)kulturen u.ä. Und wenn man ähnliche Musik hört, genauso wie wenn man ähnliche Filme oder Kunstwerke gut findet, dann hat man einfach ähnliche Interessen uund Gesprächsthemen, insofern finden sich Menschen mit gleichem Geschmack einfach schneller als welche mit verschiedenem, sie können Begeisterungen teilen.
Man kann nur nicht davon ausgehen, dass jeder, der sich in eine bestimmte Musikkonsumentengruppe einordnet, NUR das hört. Insofern ist diese Kategorisierung:
Rocker hören Heavy Metal
Westernfans hören Countrymusik
Landwirte hören Volksmusik
natürlich verallgemeinernd, aber nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Natürlich hätte es ein Westernfan schwer, wenn er Countrymusik zum Kotzen findet. Und ein Rocker, der nur Klassik hören will, kann wohl kaum auf die typischen „Rocker“-Konzerte gehen. Und dann wäre er wohl kein Rocker mehr.
Studien zum Thema kenne ich allerdings keine.
Gruß
judy