Hallo,
au weia, da hast Du ja was angezettelt
Ich denke, es ist klar, worum es eigentlich geht. Das was Du als „muslimisches“ Umfeld beschreibst ist ein Umfeld, in dem überwiegend Menschen leben, die zufällig auch dem Islam angehören, was für sich genommen - solange da kein religiöser Wahn gepredigt wird - vollkommen neutral zu sehen ist.
Was aber natürlich nicht so neutral zu sehen ist, dürften andere „Gemeinsamkeiten“ in diesem Umfeld sein, die weniger mit der zufällig gleichen und konkreten Religion zusammen hängen, als vielmehr mit geringer Bildung, geringer Sprachkompetenz, fehlender Integration, ggf. mangelndem Integrationswillen, hoher Arbeitslosenquote, … geprägt durch Herkunft und Kultur, und die in diesem Zusammenhang gelebten religiös verpackten „Eigenheiten“.
Wir kennen in Deutschland leider kaum noch einen eher westlich geprägten Islam, der sich mit wirtschaftlicher Entwicklung, dem intellektuellen Austausch der Kulturen, … ähnlich fortentwickelt hat, wie die uns vertrauteren christlichen Kirchen. Und weil so viele „Eigenheiten“ bestimmter Kreise gerne religiös verpackt werden, liegt es natürlich nahe, diese Dinge 1:1 gleich zu setzen. Hiermit sollte man aber sehr vorsichtig sein. Denn gerade der Islam ist alles andere als einheitlich, und man kann durchaus gläubiger Muslim sein, ohne sich als solcher gleich äußerlich oder mit jeder Bemerkung und Einstellung gleich zu outen.
Also mit einem modernen Islam im Umfeld hätte ich gar keine Bedenken, und wie es der Zufall so will, kam hier vor ein paar Wochen heraus, dass unser neues Au-Pair sich auch zum Islam bekennt, aber dies eben nicht groß vor sich her trägt (sonst wäre sie auch kaum als Au-Pair ins Ausland zu einer christlichen Familie gegangen). Wir leben mit ihr wie mit allen unseren bisherigen Au-Pair als tolle große Familie zusammen, und ich freue mich, dass unsere Kinder so ein wenig auch über eine andere Religion erfahren (wobei wir auch recht regelmäßig bei unserem türkischen Kulturverein sind - tolle Leute, und macht immer einen Riesenspaß). Wir haben ihr natürlich angeboten bzgl. Nahrung Rücksicht zu nehmen, fanden es schade, dass wir gerade das Opferfest verpasst hatten, und werden selbstverständlich respektieren, dass sie den Ramadan einhalten will. Sie war begeistert von der Adventszeit und Weihnachten, also so kann und sollte ein Miteinander über die Religionen funktionieren.
Was aber so die anderen Dinge in deinem Fall angeht, so sollte man tatsächlich aufpassen. Wird Islam in diesem Umfeld so gelebt, wie man sich dies erwartet und wünscht (weltoffen, tolerant)? Wird die gemeinsame Religion/Herkunft zur Ausgrenzung deutscher Kinder missbraucht? Gibt es Einschränkungen im Schulbetrieb durch fehlende Sprachkompetenz der ausländischen Mitschüler, … Gibt es ausreichend Familien, mit denen es mehr als für „Guten Morgen“ reicht, und so Kinder und Eltern eine Basis für echte Freundschaften haben? …
Wenn es da schwierig wird, sollte man sich schon überlegen, den Kindern auch Angebote außerhalb des direkten Umfelds zu machen, wenn dieses entsprechende Dinge nicht her gibt.
Gruß vom Wiz