Muss ich Sohn wieder aufnehmen?

Mein Stiefsohn (15) kam vor zwei Jahren zu uns weil seine Mutter mit ihm nicht mehr klar kam. Er war Schulverweigerer und hat seine Mutter und Geschwister bedroht und teilweise auch geschlagen. Nun hatten wir es eine lange Zeit versucht mit ihm, wurden aber nur bestohlen, er hat gelogen, betrogen und ist stets zu spät gekommen. Er fing an zu rauchen und hat sich in kriminelle Machenschaften begeben. Nun vor etwa zwei Monaten kam er ins Schutzhaus, weil wir es mit ihm nicht mehr ausgehalten haben. Dort fing er auch noch an zu saufen und hat andere Kinder dort in Gefahr gebracht. Schulisch ist er inzwischen ganz schlecht. Im Schutzhaus haben sie leider noch weniger Möglichkeiten als wir es hier haben ihm die Richtung zu zeigen. Aber wir wollen ihn so natürlich auch nicht wieder aufnehmen. Nun steht die Frage an ob wir ihn zu uns nehmen müssen, sollte er sich nicht freiwillig dazu entscheiden ins betreute Wohnen zu gehen, denn das will er nicht. Er wollte zu seiner Mutter, doch sie will ihn nicht wieder nehmen. Können die uns zwingen ihn wieder zurück zu nehmen?

Hallo,

grundsätzlich sind die leiblichen Eltern in erster Linie für ihre minderjährigen Kinder verantwortlich. Wenn ein Zusammenleben aber nicht mehr möglich ist, kann die Entscheidung getroffen werden, dass das Kind nicht mehr bei den Eltern sondern in einer Einrichtung der Jugendhilfe lebt.

Im Normalfall geschieht dies in Zusammenarbeit zwischen den leiblichen Eltern, dem Kind und dem Jugendamt. Im Idealfall findet sich eine Lösung, mit der sowohl das Kind als auch die Eltern einverstanden sind, aber zwingend notwendig ist die Zustimmung aller Beteiligten nicht.

Bei einem 15-Jährigen kommt vermutlich in erster Linie eine Unterbringung in einem Heim in Frage, für’s Betreute Wohnen ist er vermutlich noch etwas jung. Letzten Endes entscheidet das aber das Jugendamt, da dieses auch die Kosten übernehmen muss.

Für euch wäre also das Jugendamt der erste Ansprechpartner, um Klarheit zu bekommen.

Schöne Grüße,
Jule

Wir haben natürlich schon Kontakt mit dem Jugendamt, weil er ja momentan im Schutzhaus lebt. Nun haben wir allerdings mitbekommen das es nicht möglich sei ihn zu zwingen vom Schutzhaus in die Heimerziehung zu gehen. Auch wurde uns mitgeteilt, das wir ihn wieder aufnehmen müssten wenn er nicht umzustimmen ist. Kann man denn da garnichts gegen machen?

Hi, möglich ist das schon, laut einem OLG Urteil auf Grund eines Sachverständigengutachtens.
http://www.jung-rechtsanwalt.de/zivilrecht/familienr… dem Urteil ging es sowohl um das alleinige Sorgerecht eines Elternteeiles, wie um die Unterbringung in einem Heim gegen den Willen des Kindes.
MfG ramses90

Hallo,

ich vermute mal, dass mit dem „Schutzhaus“ eine Inobhutnahme gemeint ist? Da diese immer nur eine vorübergehende Maßnahme ist, muss natürlich eine Regelung gefunden werden, wo der Junge dauerhaft bleiben kann.

Gemäß SGB VIII § 27 habt ihr Anspruch auf Hilfe zur Erziehung:

Hilfe zur Erziehung
(1) Ein Personensorgeberechtigter hat bei der Erziehung eines Kindes oder eines Jugendlichen Anspruch auf :Hilfe (Hilfe zur Erziehung), wenn eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen entsprechende Erziehung :nicht gewährleistet ist und die Hilfe für seine Entwicklung geeignet und notwendig ist.

Das Jugendamt kann also nicht so einfach sagen, dass ihr den Jungen aufnehmen müsst und es dabei belassen. Es muss euch Hilfen anbieten, die sinnvoll erscheinen. Inwieweit es da noch Möglichkeiten außerhalb einer Heimunterbringung gibt, kann ich von außen nicht beurteilen.

Im Notfall könnt ihr das Familiengericht bemühen.

Schöne Grüße,
Jule

Moin,

Er wollte zu
seiner Mutter, doch sie will ihn nicht wieder nehmen. Können
die uns zwingen ihn wieder zurück zu nehmen?

Es ist Dein Stiefsohn, Dein Mann ist der Vater.

Ev. ist das Bundesland von Relevanz, weil Bildung Erziehung & Co oft Ländersache ist.

In NW gibt es z.B. Jugendwohngruppen für Jugendliche, die aus irgendwelchen Gründen nicht mehr in der Familie leben können/sollen.
http://www.jugend-und-familienhilfe.de/jugendwg.php
Das wird in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt entschieden.
Kostenfrei für die Eltern ist das nicht.
Es wird aber vom Jugendlichen erwartet, daß er kooperiert.

Ich kenne einen Fall aus meiner Umgebung, wo ein Jugendlicher in erwa dem gleichen Alter Drogenprobleme hatte und dann in einer solchen Einrichtung lebte. Er hat vor einiger Zeit einen Schulabschluss hingekriegt und macht momentan eine Lehre, er scheint also die Kurve gekriegt zu haben.

Frag mal beim Jugendamt nach, ob es in Deiner Gegend eine solche Möglichkeit gibt. Diese Plätze sind aber leider rar und begehrt.

Gandalf

Hallo Yvonned,

bei meinem Neffen (in NRW) war es in dem Alter und mit ähnlichen „Verhaltensauffälligkeiten“ so, dass er von Psychologen so begutachtet wurde, dass eine Rückkehr ins elterliche Heim nicht tragbar war (im Sinne des Jungen). Daraufhin ist er ins betreute Wohnen gekommen.

Dies geschah gegen sein Einverständnis! Es hat sich allerdings gelohnt: Er hat (zwar spät) seinen Realschulabschluss geschafft und hat jetzt eine Lehrstelle (bei den Zwischenprüfungen in der Berufsschule war er sogar der Beste! :smile:).

Tritt dem Jugendamt noch einmal auf die Füße! Im Sinne des Jungen! Bei meinem Neffen hat sich das JA anfangs auch quergestellt (auch wegen der Kosten).

Kann ja nicht sein, dass niemand daran Interesse hat, den Kerl noch rechtzeitig aufzufangen!!!

Viel Glück

Kathleen

Hallo !

Sicher ist die Situation auch für euch schwerig und stark belastend ich muss es aber dennoch mal aus der anderen Sicht aus loswerden :

Das arme Kind !!

Kein Wunder dass der so laut ruft (ausrastet und auf die schiefe Bahn gerät) : was für ein Gefühl für ein Kind wenn ihn keiner haben will !!! So jung und schon so unerwünscht.

Ein Zuhause wo man erwünscht ist kann man nicht erzwingen und es hat daher auch keinen wirklichen Sinn, wenn ihr oder die Mutter ihn aufnehmt, das wird dann eh nicht gut gehen.

Vielleicht aber könnt ihr ihm wenigstens Hilfe leisten und z.B. eine therapeutische WG für Teenager finden. Therapeutische Hilfe für das Kind wäre sicherlich angesagt : im Leben nirgends willkommen sein kann man bestimmt nicht ohne Hilfe verarbeiten.

Viel Glück.

Hallo,

ich kann mich da nur betroffen fragen, welche der genannten Parteien ich am meisten bedauere.
Ich tendiere zum jüngsten Mitglied - schlicht, weil alle anderen mehr Lebenserfahrung haben sollten. Was natürlich kein gutes Argument ist.

Eine traurige, hoffnungslos erscheinende Geschichte.

Gruß, Paran