Je nachdem, wo die Mutter wohnt, könnte man einen guten Kompromisss zwischen Zuhause lassen und in einem Heim unterbringen doch darin finden, dass die Mutter tagsüber in einer Senioren-Tagesstätte betreut wird. Ich habe im Eingangsbeitrag gelesen, die Mutter ist körperlich noch altersgemäß fit, kann also das Haus verlassen.
In der Tagesstätte kann sie versorgt werden und ist nicht allein; es wird darauf geachtet, dass sie genügend trinkt und isst, wenn man die dortigen Betreuer auf das Problem aufmerksam macht, und die Mutter kann in ihren eigenen vier Wänden bleiben. Sie ist 87 Jahre alt, vielleicht möchte sie einfach nur in ihren eigenen Möbeln sein und dort in Frieden ihr Leben abschließen, ohne dabei suizidal zu sein. Mit 87 Jahren an den Tod zu denken, hat nun wirklich nichts mit suizidalen Absichten zu tun.
Ich erinnere mich noch gut an meine Großmutter, die mit 80 Jahren dement wurde und immer noch in der gleichen Wohnung lebte, in der sie geboren wurde. Sie wurde von einer Schwiegertochter versorgt, die am Ende auch zu ihr zog, sie versorgte und sehr fürsorglich auf sie einging. Um diese zu entlasten und damit sie Ferien machen konnte, fuhr ich für vier Wochen hin und zog ( mit meiner damals noch recht kleinen Tochter) in die Wohnung. Es war einerseits eine recht harte Zeit, weil ich zusehen musste, wie sich meine Großmutter von einer eleganten, selbstbewussten Frau zu einer hilflosen Frau entwickelte, aber am Ende hatten wir Abschied genommen voneinander.Meine Tochter ging ganz unbefangen mit ihr um, und ist heute noch ( 17 Jahre später) froh, dass sie so von der Uroma Abschied nehmen konnte. In einem Pflegeheim wäre das so nicht möglich gewesen. Meine Großmutter hätte vielleicht ein paar Monate länger gelebt, aber ob sie sich so geborgen gefühlt hätte wie in eigener Wohnung, möchte ich ernsthaft bezweifeln.