Hi Ihr,
meine Mutter ist jetzt 88 und im Altenheim. Ihr Langzeitgedächtnis ist unverändert gut, aber ihr Kurzzeitgedächtnis! Am Sonntag hab ich sie angerufen, ich käme morgen, und sie hat sich gefreut. Am Montag kam ich dann, und sie war fürchterlich überrascht, dass ich sie heute besuche. So geht es auch mit anderen Begebenheiten: sie erinnert sich an nichts mehr, was ich vor 5 Minuten gesagt habe. Medizinisch ist alles abgeklärt: Demenz vom Alzheimer-Typ, aber wie werde ich damit fertig?? Bis vor einem halben Jahr war sie voll fit, hat allein gewohnt und ist noch Auto gefahren. Mich macht es fix und fertig, dass ich mich auf keine Aussagen mehr von ihr verlassen kann (Hast Du Besuch gehabt? Nein!, Hat … angerufen? Ich glaube nicht. Schmeckt das Essen? Ich bekomm nichts. etc)
Wie geht man damit um?
Hat jemand Erfahrungen mit dieseer Situation?
Erfahrungsberichte könnten mir vielleicht helfen
Gruß Leloup
hallo Leloup,
schau mal ins Archiv …da steht schon so manches über dieses Thema.
Ist Deine Mutter schon lange im Heim? Oft braucht ein alter Mensch nach Ortswechsel erstmal einige Zeit, ehe er sich wieder zurechtfindet, nicht nur räumlich, auch in seinem Leben.
In Kürze: praktische Hilfen geben. Kalender an die Wand mit Markierung des Monatstages und ziemlich weiträumigem Überblick, Eintrag der Geburtstage … Uhr (und testen, ob sie sie lesen kann); mit ihr singen (alte Lieder oft noch gut im Gedächtnis, dies ist ein paktikabler Ansatz zu Gedächtnistraining), alte Gedichte (Gedichtband schenken?); jedes Mal nach dem Datum fragen; gibt es im Altenheim Gedächtnistrainingsgruppen? - Die Ravensburger Spiele haben unterschiedliche Spielvarianten, auch leichtere, zum Hintraining.
Bitte sie darum, Dir irgendetwas zu machen (Handarbeit - Schal stricken?). Oft ist es die Abwesenheit der altbekannten tagesstrukturierenden Pflichten (morgens Zeitung holen … montags + donnerstags einkaufen … aller 14 Tage Friseur … immer Dienstags Müllabfuhr … usw.), die den alten Menschen aus Zeitnetz und gesunder alltäglicher Übung herausfallen lassen. Kleine Ausflüge mit ihr … sich den Weg zum nächsten Café /Supermarkt /Friseur/ Kiosk zeigen lassen, notfalls ihn mit ihr üben. Alte Fotoalben hervorholen, alte Ereignisse ins Gedächtnis rufen …
So viel positiven Streß wie möglich.
Daneben bedenken: oft wirken schwerhörige Menschen eingeschränkter als sie es sind, und sehr oft scheuen sich alte Menschen, Schwerhörigkeit einzugestehen. Das wäre zu prüfen!
Es gibt Medikamente gegen Alzheimer, die ihn zumindest aufhalten- Exelon z.B… Auch wäre es vielleicht mal sinnvoll, die Hirndurchblutung zu untersuchen, denn ein gut erhaltenes Langzeitgedächtnis und ein sehr schlechtes Kurzzeitgedächtnis sind am ehesten Hinweise auf Hirngefäßsklerose. Allerdings sind solche Demenzen (die gefäßbedingte und Alzheimer) meist Mischfpormen beider, mit unterschiedlich hohen Anteilen beider am Endergebnis der mentalen Folgen.
Viel Glück und Gruß, I.
Hallo Leloup, willkommen im Club. Habe auch 2 Mütter mit diesem Syndrom. Beide habens schon 8, bzw. 6 Jahre. Seid 5 Monaten weiß ich, daß meine Mutter mich nicht mehr erkennt. Macht zwar ne Menge „Kamine“, so wie, schön daß Du da bist, aber ich weiß daßda nichts ist. Du mußt einen Weg finden, für Dich, damit fertig zu werden. Was sie noch genießt, sind Streicheleinheiten. Wünsche Dir einen guten Umgang mit der Situation. Gruß Berndt
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Erfahrungsberichte könnten mir vielleicht helfen
Hallo,
ich hab dieses Problem in milder Form auch. Mutter ist 87 Jahre alt und lebt noch alleine in ihrem Haus.
Ich versuche über Gehirntraining Linderung zu schaffen und habe auch den Eindruck, dass es funktioniert. Ich rufe oft an und gebe ihr eine Aufgabe z.B. Wohnzimmer saugen oder Küche wischen oder Vogelkäfig sauber machen. Dann erkläre ich ihr, dass ich gleich kontrollieren komme. Wenn ich dann da bin hat sie immer was gemacht und trotzdem lasse ich es ein wenig eskalieren so bin ich immer unzufrieden und meckere, dass sie zu wenig gemacht hat usw.
Sie fühlt sich angenommen und wichtig; so lasse ich sie immer die gleichen Geschichten aus einer bestimmten Zeit von vor 70 Jahren erzählen und frage auch immer wieder nach und sie muss dann nachdenken wie es denn genau war. Am anderen Tag erklärt sie es mir dann … auf Nachfrage.
Wie lange das noch so gut geht weiss ich auch nicht.
Ausserdem habe ich bemerkt, dass sehr viel am Trinken liegt. Sie hat früher immer zu wenig getrunken und seit ich über Anrufe und Nachbarn für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorge, scheinen sie die grauen Zellen wieder einigermassen zu benehmen : - ).
Gruss
Hallo Leloup,
gibt es in dem Altenheim, in dem Deine Mutter lebt, eine Dementenbetreuung? Durch eine gute Betreuung kann der Krankheitsverlauf hinausgezögert werden.
Alleine wird man mit der Situation auf Dauer überhaupt nicht fertig.
Erkundige Dich bei der nächstgelegenen Alzheimerangehörigeninitiative nach Selbsthilfegruppen für Angehörige.
Es gibt auch eine Mailingliste für Angehörige:
http://www.alzheimerforum.de/mailing/listen.html
Auch im Alzheimer-Weblog findest Du weiterführende Infos:
http://www.myblog.de/alzheimer/
Viele Grüsse
Iris
Hallo Leloup,
bei meiner Mutter ist auch eine Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert worden. Unser Hausarzt verschrieb ihr anfangs das MEdikament REminyl, wodurch angeblich der Krankheitsverlauf stagnieren sollte. In den ersten Wochen hat es auch wirklich gut gewirkt.
Darüberhinaus musst du natürlich schauen, wie du persönlich mit der Situation umgehst. Wir haben unserer Mutter einen riesigen Rückhalt - als sie es noch mitbekommen hat - in der Familie gegeben und uns gegenseitig Mut gemacht. Allerdings muss man sich damit abfinden, dass diese Krankheit nicht heilbar ist. Leider.
Viele Glück,
P.
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