Ein gutes Leben ist die beste Rache…
Hallo Gaza,
erstmal möchte ich Dir sagen, dass ich sehr gut Deine Gefühle nachvollziehen kann.
Ich war in einer ähnlichen Situation, habe meinen Missbrauch auch nach so einem großen Zeitraum erinnert.
Die Wut, Verzweiflung, Hilflosigkeit und auch die Frage nach dem Sinn des Ganzen(nicht nur nach dem Sinn unserer Rechtssprechung)ist wohl erstmal nötig und wichtig und wird dann sicherlich auch bei Dir irgendwann dem Gefühl Platz machen:
ich habe es überlebt und lebe den Rest meines Lebens als vollständiger Mensch mit all meinen Erinnerungen.
Mein Täter wäre jetzt weit über 70(ich vermute, dass er nicht mehr lebt).
Und wie schon richtig von Anderen hier angeführt, den Rachegedanken gibt es in unserem Rechtssystem nicht.
Mein bisheriges Leben würde sich ja auch durch eine Verurteilung nicht mehr ändern und eine Gefahr für andere Kinder stellt mein Täter wohl auch nicht mehr da.
Ich weiß aber von anderen Betroffenen, dass es durchaus nach Jahrzehnten Anzeigen und Prozesse gibt(kann gerne nochmal nachgucken, wie die Zeiträume sind).
Gerade wenn es um innerfamiliären Missbrauch geht, mit vielen destruktiven Mechanismen(Schweigegebot, Schuldzuweisungen, Loyalitätsforderungen, Nestbeschmutzervorwürfen etc.), kann eine Anzeige einen enormen Heilungs- und Selbstfindungsprozess einleiten.
Die Belastungen, die damit einhergehen sind aber ebenfalls enorm, von den geringen Erfolgsaussichten auf eine Verurteilung mal abgesehen.
Ich sehe solche Anklagen nach so vielen Jahren mehr symbolisch:
ich mache jetzt endlich meinen Mund auf und rede und verurteile.
Das kann und sollte man auf jeden Fall tun…ob das unbedingt in einer Gerichtsverhandlung sein muss…großes Fragezeichen???
Die Gefahr von schweren emotionalen Verletzungen und auch einer Retraumatisierung(weil Dir eventuell, wieder mal! nicht geglaubt wird, die Dinge, wieder mal! bagatellisiert werden und die detailierte Schilderung eines Missbrauchs selbst im Rahmen einer Therapie mit Vorsicht zu genießen ist)ist in einer Gerichtsverhandlung sehr groß.
Gut, das war aber eigentlich nicht Deine Frage, sondern die Frage war ja mehr, ob es „gerecht“ ist und einen Sinn macht, dass alles was mit sexuellem Missbrauch an Kindern(und auch sonstige Misshandlungen, Vernachlässigungen, Ausbeutungen z.B. durch Kinderpornograhie)so gering bestraft wird und deswegen auch eher verjährt.
I c h finde es eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit!!!
Und wenn Du Dir ansiehst, dass Leute, die mit grauenvollen Darstellungen von Kindern handeln, zum Teil mit Bewährung davon kommen…zum Kotzen.
Also, davon mal abgesehen, dass ich gerne meinem Täter nochmal gegenüberstehen und ihm meine Verachtung und Wut ins Gesicht schreien möchte, lasse ich meine Ernergie lieber dort, wo sie mir und anderen nützt.
Ich engagiere mich für andere Betroffene und lasse es mir gut gehen.
EIN GUTES LEBEN IST DIE BESTE RACHE!!!
In diesem Sinne wünsche ich Dir alles Gute und Liebe, fühle mit Dir und drück Dich einmal, wenn ich darf 
Anna
@Anette
freue mich sehr, dass es Dir gut geht und drück Dich auch mal…