Nach Sütterlin zunächst kein Scharf-S üblich?

Guten Tag, Wissende,

aus Gefälligkeit übertrageb ich derzeit zahlreiche Schriftstücke, die 1942-45 entstanden sind, aus Sütterlin-Handschift in moderne PC-Schrift.

Es handelt sich um einen Briefwechsel zwischen zwei Personen. Im einen Fall wird das Scharf-S so verwenbdet wie bis zur Rechtschreibreform 1996. Diese Person schreibt in Sütterlin. Im anderen Fall scheibt die um wenige Jahre jüngere Person in lateinishcer Schrift, kann aber offensichtlich die Briefe des Gegenspielers problemlos lesen. Diese zweite, jüngere Person verwendet nicht ein einziges Mal ein Scharf-S, sondern schreibt stattdessen immer ein Doppel-S: (Kuss, weiss …)

Mir fiel bei anderen Gelegenheiten bei Schriftstücken aus jener Zeit, die mit Schreibmaschine gefertigt wurden, ebenfalls auf, dass „ss“ statt „ß“ (bei Kleinbuchstaben!) verwendet wurde.

Frage: Gab es mal (vorübergehend irgendwann, vielleicht zwischen 1941 und 1945) eine Zeit, da in Deutschland „offiziell“ kein Scharf-S gebraucht wurde?

Für eine aufschlussreiche Antwort danke ich,

Ludwig

Hallo Ludwig,

Frage: Gab es mal (vorübergehend irgendwann, vielleicht
zwischen 1941 und 1945) eine Zeit, da in Deutschland
„offiziell“ kein Scharf-S gebraucht wurde?

Wir Schweizer hatten es nicht so mit dem Scharf-S, das war bei unseren Schreibmaschinen auch nicht auf der Tastatur zu finden.

Allerdings war das Scharf-S in Schweizer Büchern, bis in die 60er Jahre zu finden.

Im Duden gibt es extra ein Kapitel für die Schweizer und die Österreicher, weil bei denen einiges anders geschrieben wird.
Und bei den einzelnen Worten, gibt’s dann nochmals Anmerkungen.

MfG Peter(TOO)

Hallo Peter,

dankeschön. Aber es hilft leider nicht bei meinem Problem.

Gruß
Ludwig

Hallo weidag,

soweit ich weiß, gab es keine Zeit ohne ß - trotzdem kann Peter (TOO)s Antwort durchaus die Richtung auf eine Lösung deines Problems weisen. Die Briefe, in denen du das mangelnde ß bemängelst, sind die alle (oder die meisten) auf einer Schreibmaschine geschrieben? Vielleicht liegt es einfach daran, dass es ein internationales oder schweizerisches Modell war, wo es diesen Buchstaben schlichtweg nicht gab. Ich habe eine Zeitlang mit englischer Tastatur gearbeitet (ohne ß, logisch) und das hat sich sehr schnell auch in meine handschriftlichlichen Aufzeichnungen geschlichen, auch dort habe ich in dieser Zeit ß durch ss ersetzt.

Siboniwe

Halo Siboniwe,

dank für deine Antwort.
Zunächst: Ich bemängle nicht, ich stelle nur fest :wink:))
Die Briefe sind allesamt handschriftlich gefertigt, eine vorhergegangene Beeinflussung durch Benutzung einer Schreibmaschine kann ausgeschlossen werden.

Es bleibt also vorläufig noch alles ein Rätsel.
Gruß
Ludwig

Dann hatte ich das missverstanden:

Mir fiel bei anderen Gelegenheiten bei Schriftstücken aus jener Zeit, die mit ::Schreibmaschine gefertigt wurden, ebenfalls auf, dass „ss“ statt „ß“ (bei Kleinbuchstaben!) ::verwendet wurde. …

Ich dachte, es handle vom gleichen Autor.

Siboniwe

„ß“ und „ss“ sind Graphemzeichen für unterschiedliche Laute. Die Verbindung ist „ß“ aus der Ligatur von „s“ und „z“ hervor gegangen und bezeichnet eigentlich das stimmlose „s“ (umgangssprachlich auch als „scharfes“ „s“ bezeichnet), während „ss“ ein Graphem ist, das die Kürze eines vorhergehenden Stammvokals kennzeichnet: „Straße“ - „Strass“. So ist es mit der Rechtschreibreform 1996-2006 festgeschrieben. Die gilt aber nur für das Deutsche. Im Österreichischen ist das „ß“ ganz abgeschafft worden, so dass hier „Strasse“ geschrieben, aber dennoch [stra:se] (langes a!) gesprochen wird.
Historisch gesehen wurde das „ß“ oft durch die Zusammenschreibung von langem und kurzem „s“ in der lateinischen Schreibschrift fixiert; die deutsche Kurrentschrift und damit auch Sütterlin verwendet dies oft auch, allerdings ist hierbei die Verwechslungsgefahr mit dem „h“ gegeben, so dass in Deinem Fall vermutlich individueller Schreibstil anzusetzen ist.

Generell gab es keine Zeit in Deutschland, wo kein „ß“ verwendet wurde.

Mit besten Grüßen, Ingmar