Nach welchem Kriterien wähle ich?

Hallo, ich habe folgendes Problem: Ist es sinnvoller, bei einer Wahl nach dem Grundsatzprogramm der jeweiligen Partei, nach dem Wahlprogramm oder nach den Abgeordneten der Partei zu entscheiden, wen ich wähle (Es geht um die Zweitstimme)?

Hallo Albrecht,

das Grundsatzprogramm ist meist sehr allgemein und kann im konkreten Fall doch sehr stark uminterpretiert werden.

Das konkrete Parteiprogramm oder die Worte der Politiker sollten auch nicht ueberbewertet werden da die Vergangenheit zeigt dass sich Parteien und Politiker nicht immer an ihre eigenen Versprechen halten - aber natuerlich sind diese ein guter Ausgangspunkt.

Ich z.B. waehle nach folgendem Prinzip:

-Wunschsituation
-was muss dafuer geschehen
-wie kann ich das beeinflussen

Im konkreten Beispiel:

Falls ich mir die BRD ein wenig sozialer wuensche aber keine totale Abkehr vom Kapitalismus moechte koennte ich die Linkspartei waehlen -nicht um diese an die Macht zu bringen sondern dafuer zu sorgen dass z.B. die SPD ein wenig mehr in die linke Richtung ruecken muss um nicht ihre Waehlerschaft an die Linkspartei zu verlieren.

Gruss

Desperado

Das ist aber eine Taktik mit einigen Haken…sicher wirst Du so die Politik innerhalb der SPD ein bißchen „mitsteueren“ können. Aber auf der anderen Seite würdest Du so die CDU nur noch stärken…außer natürlich du hättest gerne eine Kombination wie Jamaica oder eine Ampelkoalition.

Hallo,

einer Wahl nach dem Grundsatzprogramm der jeweiligen Partei,
nach dem Wahlprogramm oder nach den Abgeordneten der Partei zu
entscheiden, wen ich wähle (Es geht um die Zweitstimme)?

ist doch eh nur die Wahl zwischen Cholera und Pest.
Die Frage ist im regionalen Wahlkämpfen schon eher wichtig, je weiter es nach unten in die Kommunen geht.

Gruß Rumburak

Hi,

konkreten Beispiel:

Falls ich mir die BRD ein wenig sozialer wuensche aber keine
totale Abkehr vom Kapitalismus moechte koennte ich die
Linkspartei waehlen -nicht um diese an die Macht zu bringen
sondern dafuer zu sorgen dass z.B. die SPD ein wenig mehr in
die linke Richtung ruecken muss um nicht ihre Waehlerschaft an
die Linkspartei zu verlieren.

Protestwahlen sind gefährlich, da sie die eigentlich gewünschte Partei aufreiben. Denn entsprechend werden andere SPD-Wähler die CDU wählen, damit die SPD nicht zu weit nach links rückt.
Das Verrückte daran ist, dass weder der eine noch der andere die CDU oder die Linke haben möchte, sondern die SPD mit einer Betonung einer gewissen Politik.

In so einem Fall würde ich es für sinnvoller halten, sich direkt an seinen Abgeordneten der SPD zu wenden und erst wenn solche Versuche ohne Stellungsnahmen und Resultate enden, die Partei zu wechseln. Es gibt viele Möglichkeiten sich an die Mitglieder der Parteien zu wenden: per Mail, Bürgersprechstunden, Sitzungen, ausfindig machen von Mitgliedern gewisser Strömungen innerhalb der SPD, um diese zu unterstützen.

Eine Partei zu wählen, die man nicht möchte, um eine andere Partei zu beeinflussen, finde ich den falschen Weg, da die Linke alle Parteien angeht, nicht nur die SPD. Das Resultat solcher Überlegungen sind Ergebnisse wie die Regierungsbeteiligung Schill-Partei in Hamburg, die äußerst unrühmlich endete.

Mein Vorschlag weiter oben.

Gruß, Ingo

Hallo, ich habe folgendes Problem: Ist es sinnvoller, bei
einer Wahl nach dem Grundsatzprogramm der jeweiligen Partei,
nach dem Wahlprogramm oder nach den Abgeordneten der Partei zu
entscheiden, wen ich wähle (Es geht um die Zweitstimme)?

Hi,
es gibt viele Gründe und alle sind legitim. Hauptsache der Bürger macht sich Gedanken über die gewünschten Entscheidungen in seinem Staat und übt sich so als mündiger und verantwortungsbewusster Bürger.

Zunächst muss man das dt. Wahlsystem verstehen. Die Zweitstimme bestimmt über die grundsätzliche Anzahl der Parteimitglieder, die über ihre Liste in das Parlament einziehen.
Für kleine Parteien ist es daher wichtig, möglichst viele Zweitstimmen zu erhalten, solange es unwahrscheinlich ist, dass sie die Mehrheit der Erststimmen erhalten können. Man könnte also taktisch wählen, um eine gewünschte Parteienkonstellation im Parlament zu fördern. Bsp die Abwahl der CDU/FDP-Regierung durch Rot/Grün: Da war SPD als Erststimme und Grüne als Zweitstimme so eine oft gewählte Konstellation.

Grundsätzlich gilt jedoch, dass der Wähler sich einerseits nach dem Programm der Partei entscheiden kann, mit dem er die größte Übereinstimmung zu seiner eigenen Meinung feststellt und dann evtl. Strömungen innerhalb der Partei zu unterstützen oder zu kritisieren. Andererseits ist es ebenso wichtig auf die Leistungen der Partei und der Parteimitglieder nach der letzten Wahl zu schauen und abzuwägen, ob eine Wiederwahl gerechtfertigt ist.

Natürlich kann man mit der Zweitstimme auch versuchen Lieblingskandidaten auf einer Liste in das Parlament zu bekommen, wobei es sicher verwundern würde, wenn es nicht die gewünschte Partei an sich auch wäre.

Regelmäßig vor den Wahlen geben Parteien Wahlprogramme heraus, auf denen sie Stellung zu aktuellen Themen nehmen. Parteiprogramme sind quasi grundsätzliche Richtlinien der Partei. Es ist daher durchaus vorstellbar, dass man bei einer Ratswahl anders als bei einer Landtags-, Bundestags- oder Europawahl entscheidet.

Selbstverständlich mag einem auch der Grundsatz der Partei und das Wahlprogramm auch gefallen, aber der Kandidat nicht. Auch das kann eine andere Wahlentscheidung begründen.

Letztlich muss man feststellen, mit welcher Partei man die größte Übereinstimmung zu den jeweiligen Themen auf Kreis-, Landes- und Bundesebene hat, denn auf den jeweiligen Ebenen sind die Kompetenzen der Entscheidungen völlig andere und die Themen natürlich auch. So kann ein Stadtpolitiker es bspw. vorziehen, dass ein Bundespolitiker ihn nicht bei der Wahl besucht, weil dieser unpopulär geworden ist.

_Konkret:_

Regelmäßig gibt der Wahl-o-Mat http://www.bpb.de/methodik/XQJYR3,0,0,WahlOMat_.html Hilfe bei der Überprüfung der eigenen Meinung zum jeweiligen Wahlprogramm der Parteien. Wie er funktioniert steht hier: http://www.wahl-o-mat.uni-duesseldorf.de/

Wie Mitglieder und die Partei sich bei Abstimmungen entschieden haben, kann man bei heute.de ganz einfach nachsehen: http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/584336?inPopu… http://www.abgeordnetenwatch.de/

Sich über eine Partei zu informieren, kann so einfach sein: http://www.gruene-mv.de/Gruener-Wahl-O-Mat.2163.0.html http://www.gruen-o-mat.de/
Die Grünen sind mit dieser Art der Internet-Kommunikation bei einem sehr modernen Wahlkampfmittel, aber trotzdem finden sich ähnliche kurze Stellungnahmen auf jeder Parteienseite:
http://www.spd.de/menu/1687434/
http://www.cdu.de/politikaz/3518.htm
http://die-linke.de/politik/themen/positionen_a_z/a_d/
usw usf. Und das Ganze ergänzt durch die entsprechenden aktuellen Wahlprogramme.

Einen guten Eindruck von der Gewichtung der jeweiligen Themen und den jeweiligen Parteianhängern erhält man auch bei Wahlkampfreden. Da erhält meinen Eindruck von der jeweiligen Wählerklientel, obwohl sich dies immer mehr mischt und die Anhänger immer weniger nur unter sich sind.

Grüße, Ingo

außer natürlich du hättest gerne eine
Kombination wie Jamaica oder eine Ampelkoalition.

Was ja vielleicht nicht das Schlechteste wäre…

Hi Ingo,

Protestwahlen sind gefährlich, da sie die eigentlich
gewünschte Partei aufreiben. Denn entsprechend werden andere
SPD-Wähler die CDU wählen, damit die SPD nicht zu weit nach
links rückt.

Kommt darauf an was man will: Ich denke niemand will eine Partei an der Regierung haben nur damit diese Partei regiert sondern eine gewisse Politik: Wenn jemand die BRD sozialer haben moechte waere es m.E. schon sinnvoll die Linkspartei zu waehlen damit die SPD weiter nach links muss und damit auch zu Koalitionen mit den Gruenen und der Linken bereit ist. Falls die SPD zu nahe an der CDU steht sind Koalitionen mit der Linken nur schwer moeglich und es wird entweder eher rechte oder eine grosse Koalition geben - ansonsten ist eine linke Koalition viel wahrscheinlicher.

In so einem Fall würde ich es für sinnvoller halten, sich
direkt an seinen Abgeordneten der SPD zu wenden und erst wenn
solche Versuche ohne Stellungsnahmen und Resultate enden, die
Partei zu wechseln.

Ich denke dies kann nicht funktionieren: Eine Partei muss einen Wahlkampf fuehren und ein Programm haben dass moeglichst viele potentielle Waehler anspricht und kann nicht auf die Wuensche einzelner Ruecksicht nehmen - das funktioniert evtl. bei regionaler Politik aber bei der Bundespolitik muessen schon ziemlich viele Leute die Politiker einer Partei kontaktieren.

Eine Partei zu wählen, die man nicht möchte, um eine andere
Partei zu beeinflussen, finde ich den falschen Weg, da die
Linke alle Parteien angeht, nicht nur die SPD. Das Resultat
solcher Überlegungen sind Ergebnisse wie die
Regierungsbeteiligung Schill-Partei in Hamburg, die äußerst
unrühmlich endete.

Ja, das kann passieren, aber nur nach einer Wahlschlappe oder schlechten Umfragewerten bewegt sich eine Partei mehr auf die Interessen der Waehler zu - so eine Chaosperiode ist manchmal gar nicht so schlecht (obwohl ich kein Anhaenger der von Schill bin).

Gruss

Desperado

Mein Vorschlag weiter oben.

Gruß, Ingo