Nachdenken

Was mich dachdenklich gemacht, ja erschüttert hat:

Letzte Woche hat ein ehemaliger Arbeitskollege und Freund meiner Exfrau Selbstmord begangen.
Er war ohne sein Verschulden arbeitslos geworden, und hat keinen Sinn mehr in seinem Leben gesehen.
Materielle Sorgen waren nicht der Grund. Er hatte eine ausbezahlte Eigentumswohnung, wenig Fixkosten und ein wenig Geld auf der Bank. Außerdem hätte er noch gut ein halbes Jahr Arbeitslosengeld bekommen können.

Oja, es geht uns, oder fast allen von uns gut in unserer kapitalistischen Gesellschaft. Wir spielen gerne mit, auch Erzkatholiken und Erzsozialisten.

Und dennoch fehlt uns nicht was? So etwas wie Sozialisation? Nein, ich meine das Gegenteil der Sozialisation in kommunistischen Staaten. Ich meine private Organisationen. Kirchen oder Synagogen usw. in denen der/die Geistliche nicht nur von der Kanzel predigen. Orte wo auch Nichtgläubigen geholfen wird, oder wo sie helfen können. Das ist fast genau so wichtig. Vielleicht hätte der Arbeitskollege meiner Exfrau wieder Sinn im Leben finden können, wenn er helfen hätte können? Oder einfach Menschen, die Freunden, Nachbarn usw. helfen. Oja, die gibt es schon, aber ich wünsche mir mehr. Mehr Wärme in unserer oft so kalten Welt.

Ich hätte das unter Religion oder Psychologie posten können, halte es aber eher für ein politisches Thema. Eines das uns alle angeht, auch Atheisten. Da sind wir alle gefragt. Menschlich handeln? Wir sind doch noch Menschen, oder?

Servus
Euer Herbert

Ich denke, dass man das, was Du sagst, Herbert, eigentlich nicht mehr zu beantworten oder kommentieren braucht. Du hast mit Deinem Posting Frage und Antwort zugleich gegeben. Du gibst einen sehr besonnen Denkanstoss und ich glaube, dass es erst oft zum Schlimmsten kommen muss, damit wir endlich unsere Augen oeffnen koennen, um zu erkennen, was wir eigentlich falsch machen, wer wir eigentlich sind. Meinerseits bleibt mir nur, Dir mein tiefstes Mitgefuehl zu bekunden. Es bleibt die Hoffnung, dass die Angehoerigen und Freunde des Heimgegangenen in diesen Stunden tiefster Trauer, in denen es einen Trost nicht gibt, einen starken Halt finden.

Mitfuehlend
Dein Steven

Hallo Herbert,

die gleichen Gedanken habe auch ich mir schon öfters gemacht, ich möchte sie jetzt ein wenig mit Dir teilen…

Zunächst machen wir uns eine Tasse Tee, da redet sichs leichter :wink:

Also, ich hab mir Gedanken gemacht über die alten Leute, deren Partner bereits verstorben ist. Jeder Mann, jede Frau (naja, es werden wohl mehr alte Frauen sein als Männer) kocht täglich ein Süppchen für sich, deckt den Tisch für eine Person, löffelt einsam in sich hinein und wäscht dann alleine wieder ab…

Wie wäre es, wenn sich immer vier Leute zusammentun würden, und jeder ist einmal dran zum Kochen. Dann wird nicht mehr eine halbe Zwiebel gehackt, sondern zwei ganze, und für den Reis nimmt man dann den größeren Topf, aber mehr Arbeit ist es ja nicht. Dann kommen die anderen drei (man könnte ja auch miteinander kochen, fällt mir gerade ein!) und sie können beim Essen plaudern, und das Geschirr ist auch im Nu wieder abgewaschen.

Diesen Traum hab ich schon vor Jahren geträumt…

Aber unsere Gesellschaft fördert die Individualisierung und damit auch die Abgrenzung von anderen, was zur Vereinsamung führt.

Wie man verhindern hätte können, dass dieser Mann stirbt - ich weiß es nicht. Fehlen die sozialen Räume, die Freundschaften, in denen man sich „aufgefangen“ fühlt, wenn man fällt? Kann man solche Freundschaften von oben her einrichten? Hmmm… Aber man könnte ein Umfeld schaffen, das solche sozialen Strukturen fördert oder wenigstens begünstigt.

Da gab es einmal einen Politiker, der wollte das Zusammengehörigkeitsgefühl unter der heimischen Bevölkerung stärken und errichtete Wohnblöcke, die einen gemeinsamen Innenhof hatten. Wir leben in so einem Block, Du kennst ihn. Außenrum Wohnhäuser, innen Grünfläche. Die spielenden Kinder, die Wäsche aufhängenden Hausfrauen, die jungen Mütter an der Sandkiste, die Senioren am Bankerl sollten sich kennenlernen, Freundschaften schließen und einen starken Zusammenhalt finden. Dieser Politiker hatte was gegen Ausländer, und er wusste, dass er für seine ausländerfeindlichen Ziele die passende Einstellung der breiten Masse brauchte - und die versuchte er mit dieser Methode des Wohnbaus zu erreichen.

Wenn Du glaubst, die Politik ansprechen zu müssen, fällt mir der Ostblock ein.
Vom Hörensagen (Schulunterricht) weiß ich, dass in der DDR jedes Kind bereits im Schulalter entsprechend seinen Begabungen in Vereine gesteckt wurde. Mit den unterschiedlichsten Verpflichtungen (Partei, Sport, Musik etc) wurde die Freizeit der Kinder, ja sogar die der Erwachsenen restlos verplant.
Sowas willst Du nun berechtigter Weise nicht.

Reicht es, Vereine anzubieten, wo jeder Mitglied werden kann?
Offensichtlich nicht! Denn dieser Arbeitskollege und Freund hätte die Möglichkeit gehabt, Fußball zu spielen, im Chor zu singen, Briefmarken zu tauschen oder Asphaltstock zu schießen.

Wenn ich nun auf Deine Idee mit dem Helfen eingehe:
Ja, das ist eine gute Idee. Helfen hilft der eigenen Seele.
Das kann man in jedem größeren Ort ehrenamtlich beim Roten Kreuz und beim Samariterbund.

Aber das hat auch nichts genützt, denn er hat diese Möglichkeit ja nicht in Anspruch genommen.

Was ich mir in diesem Zusammenhang schon oft gedacht habe, war, dass ein Arbeitsloser sein Arbeitslosengeld NICHT OHNE GEGENLEISTUNG bekommen soll.

Damit meine ich: Wer seinen Arbeitsplatz verliert, wird, sobald er sich am Arbeitsamt gemeldet hat, Staatsangestellter und muss 20 Stunden die Woche in der Altenpflege oder sonstwo arbeiten (als ich vor langer Zeit diese Idee hatte, dachte ich mehr an den Umweltschutz, in den letzten Jahren aber immer mehr an die Altenpflege), damit er sein Arbeitslosengeld kriegt.

Gewiss ist das „ungerecht“ - aber wie willst Du zum einen die Verzweiflung eines Arbeitslosen, der Bier trinkend vor der Glotze hängt und jeden Tag depressiver wird, eindämmen? Und wie willst Du sonst die Altenpflege, die bald unfinanzierbar sein wird, sicherstellen?

Darf man in einem Sozialstaat ungerecht sein? Ich meine, ja.
Ist ja doch das ganze Versicherungswesen ungerecht. Die einen zahlen hauptsächlich, die anderen konsumieren hauptsächlich.

Und man wird keinem Arbeitslosen mehr so leicht Sozialschmarotzerei vorwerfen. Du weißt doch sicher, dass viel Arbeit abgelehnt wird, weil man nur um 2.000 Schilling mehr als die Arbeitslose kriegt. Diese Leute sagen: „Für 2.000 mehr im Monat muss ich 40 Stunden pro Woche mehr arbeiten als bis jetzt???“ Nach meiner Version sind es dann nur noch 20 Stunden mehr, und wenn die Altenpflege anstrengend ist, wird auch ein anderer Job leichter akzeptiert *fg*

So, das war wieder ein bisschen viel…
Diese ganzen Sachen hab ich schon vor langer Zeit mit Harald durchgesprochen. Es lässt sich wahrscheinlich nicht durchsetzen, weil eine Partei, die solche Ansinnen hat, nicht mehr gewählt würde…

Und jetzt sind wir wieder am Anfang:

Wie hätte dem armen Mann geholfen werden können?

Einen lieben Gruß

Hanna
Hanna

Hallo,

ich stimme zu. Es bleibt noch nachzutragen, dass neben der Politik und Religion noch die Philosophie erwähnt werden sollte.

Gruß

Thomas Miller

hallo, Herbert,
es fehlt uns die Dankbarkeit. Wir fordern nur.
Statt sich zu sagen: " Gott (oder was er anbetet) ich danke Dir, dass Du mir ein schlimmes Schicksal erspart hast", murren wir schon, wenn nicht alles so läuft, wie wir es wollen. Da wird doch tatsächlich um eine Lottogewinn gebetet, oder man verzwiefelt am Leben, weil man eine Krankeheit hat. Diese Menschen sollten mal in die Krankenhäuser sehen, dann merken sie, wie harmlos ihre eigene Krankheit ist. Sie sollten mal zum Nachbarn sehen, der mit weitaus weniger Geld das Leben meistert und relativ zufrieden ist…
Grüße
Raimund

hallo herbert,

es fehlt uns nicht an den notwendigen einrichtungen in unserer gesellschaft, hanna hat ja schon aufgezählt, was mensch so alles an ehrenämtern und vereinstätigkeit wahrnehmen kann. was den menschen von heute fehlt, ist schlicht und ergreifend soziale kompetenz. die ist bei uns in deutschland spätestens seit der nachkriegszeit immer stärker verdrängt worden. während des krieges kampf ums private überleben, nach den krieg mußte jeder sein täglich brot erkämpfen, dann der aufschwung und statt damit einhergehender aufklärung des krieges totaler konsumwahn, bis heute. meine oma spricht häufiger mit mir über die „alten“ zeiten, und sie betont immer wieder, daß die menschen vor dem krieg in deutschland nicht solche elbogentypen und eigenbrödler gewesen wären. und meine generation ('72) hat von den eltern halt keine soziale kompetenzen erfahren und vermittelt bekommen, sondern nur schaffe schaffe häusle baue, du mußt arbeiten damit du was bist bzw. wirst etc etc. ich hab aus meiner kindheit z.b. kaum erinnergungen an gemeinsame abende am esstisch oder ausflüge am wochenende. vater berufstätig, mutter berufstätig, ich schlüsselkind. es mag auch anders gehen, aber ich glaube das ist das typische bild einer familie unserer zeit. und wo soll da die fähigkeit vermittelt werden, sich miteinander zu beschäftigen, probleme des anderen wahrzunehmen und diese sogar zu besprechen? die heute von vielen unternehmen geforderte teamfähigkeit ist bei weitem nur ein abziehbild der sozialen kompetenz und diese forderung zeigt ja eigentlich auch, daß diese fähigkeiten verschütt gegangen sind und nun versucht jeder absolvent(uni, lehrstelle etc) irgendwie teamfähigkeit als softskill zu demonstrieren, oder was sonst so gefordert wird.
es wird sicherlich lange dauern und noch viele menschliche entäuschungen erfordern, bis daß das miteinander leben in unserer gesellschaft wieder etwas menschlicher und „wärmer“ wird.

grüße, rené

Persönlicher Beitrag
Hallo

Ich möchte nur ein paar Zeilen aus einem sehr persönlichen Blickwinkel beitragen.
Ich lebe erst seit Mitte der 80’er in diesem Land und ich habe mich noch nicht vollkommen assimiliert, so daß ich mich mit manchen Sachen immer noch nicht anfreunden kann.
Ich komme aus einem zurückgebliebenen Land, teilweise mit Zuständen wie vor 100 Jahren. Materiell.
Die Gesellschaft noch nicht komplett auf das Glück des Individuums eingestellt, archaisch, altmodisch.

Es gibt ein paar Sachen, die typisch für den Umgang hier sind, aber so alltäglich normal, leider.

Kaum einer Grüßt.
Selbst wenn ich mich täglich an der Bushaltestelle sehe, brauche ich nicht auf ein Gruß zu warten, nicht mal ein Kopfnicken.
Angestrengtes geradeausstarren.

Kein Interesse für Mitmenschen.
Sicher, Betroffenheit für indiens Kinder.
Aber der Nachbar? Oft der Feind, meistens nur oberflächlich bekannt.

Die eigene Karriere als Sinn des Lebens.
Genau das ist deinem Bekannten wahrscheinlich passiert.
Es gibt einen grundlegenden deutschen Charakterzug, positiv verwendet als „Fleiß“, „Zuverlässigkeit“. Negativ ausgelebt als Engstirnigkeit, oder sogar als Fanatismus.
Der Deutsche vergißt meistens, kopfüber in die Arbeit vertieft, daß es mehr gibt als seine momentane Aufgabe, Ansicht, oder gar daß der andere ein Recht darauf hat, anders zu sein.
Rechthaberei ist weit verbreitet, oder?

Ciao

thud

Hi!

Interpretiert Ihr hier nicht zu viel in eine Person hinein, die Ihr nicht kanntet, die Ihr in keinster Weise beurteilen könnt und deren Begleitumstände vollkommen im Dunkeln liegen?

es fehlt uns nicht an den notwendigen einrichtungen in unserer
gesellschaft, hanna hat ja schon aufgezählt, was mensch so
alles an ehrenämtern und vereinstätigkeit wahrnehmen kann. was
den menschen von heute fehlt, ist schlicht und ergreifend
soziale kompetenz. die ist bei uns in deutschland spätestens
seit der nachkriegszeit immer stärker verdrängt worden.
während des krieges kampf ums private überleben, nach den
krieg mußte jeder sein täglich brot erkämpfen, dann der
aufschwung und statt damit einhergehender aufklärung des
krieges totaler konsumwahn, bis heute. meine oma spricht
häufiger mit mir über die „alten“ zeiten, und sie betont immer
wieder, daß die menschen vor dem krieg in deutschland nicht
solche elbogentypen und eigenbrödler gewesen wären. und meine
generation ('72) hat von den eltern halt keine soziale
kompetenzen erfahren und vermittelt bekommen, sondern nur
schaffe schaffe häusle baue, du mußt arbeiten damit du was
bist bzw. wirst etc etc.

Das ist mir viel zu allgemein gehalten.
Auch ich bin Jahrgang ´72. Und ich halte mich für sozial kompetent. Ich bin mit meinen Nachbarn bekannt (ich wohne hier seit 9 Monaten), ich habe meinen Freundeskreis im großen und ganzen seit 15 Jahren. Obwohl meine Eltern geschieden wurden als ich 11 Jahre alt war, fehlte es mir nicht an Nestwärme und ich denke, daß meine Eltern die ihnen wichtigen Werte recht erfolgreich an mich weitervermitteln konnten.
Ich werde, so hörte ich, als fairer, offener und netter Kollege geschätzt. Auch lockere Bekanntschaften abends beim Ausgehen zu knüpfen fällt mir nicht schwer.
Aber was das wichtigste ist: ich befinde mich seit 6 Jahren in einer gut laufenden, fairen, erfüllten Beziehung.
Ich soll also sozial inkompetent sein?

Sorry, aber das ist Käsekram. Mein Freundeskreis besteht hauptsächlich aus Leuten wie mir.

Die richtigen Arschlöcher sind zwar in den letzten 10 Jahren häufiger anzutreffen, aber sie befinden sich dennoch in der Minderheit.

ich hab aus meiner kindheit z.b. kaum
erinnergungen an gemeinsame abende am esstisch oder ausflüge
am wochenende. vater berufstätig, mutter berufstätig, ich
schlüsselkind. es mag auch anders gehen, aber ich glaube das
ist das typische bild einer familie unserer zeit.

Definitiv: nein!
Der Begriff „Familie“ hat mittlerweile vielleicht ein paar mehr Facetten. Aber Berufstätigkeit als Verursacher für mangelndes Interesse an seinen Mitmenschen anzuführen halte ich für zu billig.

und wo soll
da die fähigkeit vermittelt werden, sich miteinander zu
beschäftigen, probleme des anderen wahrzunehmen und diese
sogar zu besprechen?

Aus der Vermittlung ebendieser Werte durch Familie und sonstiges Umfeld. Und da spielt Zeit nur eine sekundäre Rolle.

die heute von vielen unternehmen
geforderte teamfähigkeit ist bei weitem nur ein abziehbild der
sozialen kompetenz und diese forderung zeigt ja eigentlich
auch, daß diese fähigkeiten verschütt gegangen sind und nun
versucht jeder absolvent(uni, lehrstelle etc) irgendwie
teamfähigkeit als softskill zu demonstrieren, oder was sonst
so gefordert wird.

Und diejenigen, die es nicht sind, lernen im Job recht schnell, es zu sein.
Das war aber vermutlich schon immer so.

es wird sicherlich lange dauern und noch viele menschliche
entäuschungen erfordern, bis daß das miteinander leben in
unserer gesellschaft wieder etwas menschlicher und „wärmer“
wird.

Ich wehre mich dagegen, alles auf die Verrohung der Gesellschaft zu schieben.
Sicherlich wird der Ton mancherorts etwas rauher durch Existenzängste, Streß u.s.w.
Aber die typischen Werte pflegen und weitergeben kann man trotzdem.
Das erfordert eben ab und an etwas menschliche Größe.

Ich denke, daß das Problem nun in aller Munde ist, weil es überall kommuniziert wird. Nicht weil es plötzlich extrem verstärkt auftritt.

Grüße,

Mathias

Hi!

Interpretiert Ihr hier nicht zu viel in eine Person hinein,
die Ihr nicht kanntet, die Ihr in keinster Weise beurteilen
könnt und deren Begleitumstände vollkommen im Dunkeln liegen?

natürlich kenne ich diese person in keinster weise, aber ich beziehe mich bei meiner beurteilung auf erfahrungen die über diesen einen „fall“ hinaus gehen. schließlich leben wir doch beide schon einige zeit in diesem land, da hat man auch schon so einiges mitbekommen.

Das ist mir viel zu allgemein gehalten.
Auch ich bin Jahrgang ´72. Und ich halte mich für sozial
kompetent. Ich bin mit meinen Nachbarn bekannt (ich wohne hier
seit 9 Monaten), ich habe meinen Freundeskreis im großen und
ganzen seit 15 Jahren. Obwohl meine Eltern geschieden wurden
als ich 11 Jahre alt war, fehlte es mir nicht an Nestwärme und
ich denke, daß meine Eltern die ihnen wichtigen Werte recht
erfolgreich an mich weitervermitteln konnten.
Ich werde, so hörte ich, als fairer, offener und netter
Kollege geschätzt. Auch lockere Bekanntschaften abends beim
Ausgehen zu knüpfen fällt mir nicht schwer.
Aber was das wichtigste ist: ich befinde mich seit 6 Jahren in
einer gut laufenden, fairen, erfüllten Beziehung.
Ich soll also sozial inkompetent sein?

ich wollte dir nicht persönlich auf den schlips treten, ich spreche hier nämlich von der mehrheit der bevölkerung. dieser mehrheit spreche ich in der tat die soziale kompetenz ab. und du und gewisse andere herren in diesem brett sprechen über einen großteil der bevölkerung immer in einer art, daß man nicht den eindruck gewinnt, ihr traut dieser soziale kompetenz zu.
ich persönlich finde natürlich auch, daß ich sozial kompetent bin, wer denn nicht :smile:

Sorry, aber das ist Käsekram. Mein Freundeskreis besteht
hauptsächlich aus Leuten wie mir.

Die richtigen Arschlöcher sind zwar in den letzten 10 Jahren
häufiger anzutreffen, aber sie befinden sich dennoch in der
Minderheit.

ein gewisses vokabular wie, „das ist alles quatsch“, „definitiv falsch“, „…keine ahnung wovon du redest“, „sorry, aber alles blödsinn“ sind in diesem forum gern benutzte formulierungen. dieser umgangston sind für mich schon erste anzeichen für die soziale kompetenz.

ich hab aus meiner kindheit z.b. kaum
erinnerungen an gemeinsame abende am esstisch oder ausflüge
am wochenende. vater berufstätig, mutter berufstätig, ich
schlüsselkind. es mag auch anders gehen, aber ich glaube das
ist das typische bild einer familie unserer zeit.

Definitiv: nein!
Der Begriff „Familie“ hat mittlerweile vielleicht ein paar
mehr Facetten. Aber Berufstätigkeit als Verursacher für
mangelndes Interesse an seinen Mitmenschen anzuführen halte
ich für zu billig.

Aus der Vermittlung ebendieser Werte durch Familie und
sonstiges Umfeld. Und da spielt Zeit nur eine sekundäre Rolle.

dir muß doch auch aufgefallen sein, daß der begriff der familie fast schon ein relikt aus alten tagen ist. diese institution ist doch für 50% der deutschen kein auffangnetz mehr, scheidungen ohne ende, kinder mit einer erziehungsperson (ok, daß muß vielleicht nicht schlechter sein als mit zwei erziehenden), arbeitslose eltern die ihre kinder sicherlich nicht ordentlich erziehen können, weil sie mit sich selber genug probleme haben.

warum sterben in deutschen wohnungen menschen und sie werden nur gefunden, weil es nach zwei drei wochen unangenehm im treppenhaus stinkt? warum schieben die meisten ihre eltern gerne ins altenheim ab? wie stark ist das bewußtsein dafür ein gelände lieber für einen abenteuerspielplatz für kinder als für einen parkplatz zu verwenden? warum werden immer mehr erziehungsfragen auf dei schule abgewälzt? die liste liesse sich …
und liess mal was thud oben geschrieben hat, findest du das nicht traurig. meine freundin ist ausländerin, und ihre erfahrungen sind genau die gleichen, und es tut mir manchmal sehr weh wenn sie über die deutsche herzlosigkeit schimpft, aber sie hat recht.

die heute von vielen unternehmen
geforderte teamfähigkeit ist bei weitem nur ein abziehbild der
sozialen kompetenz und diese forderung zeigt ja eigentlich
auch, daß diese fähigkeiten verschütt gegangen sind und nun
versucht jeder absolvent(uni, lehrstelle etc) irgendwie
teamfähigkeit als softskill zu demonstrieren, oder was sonst
so gefordert wird.

Und diejenigen, die es nicht sind, lernen im Job recht
schnell, es zu sein.
Das war aber vermutlich schon immer so.

wohl nur begrenzt, einige sind in ihrem job masslos damit überlastet, wenn sie direkten kontakt zur kundschaft oder auch nur zu kollegen haben. und das ist, nach meiner bisherigen erfahrung, der größere anteil. erst in den letzten 5jahren setzt sich die idee durch, daß der kunde ja eigentlich die kohle in den laden schleppt, vielleicht sollte man ihm dann auch mal etwas freundlicher begegnen.

es wird sicherlich lange dauern und noch viele menschliche
entäuschungen erfordern, bis daß das miteinander leben in
unserer gesellschaft wieder etwas menschlicher und „wärmer“
wird.

Ich wehre mich dagegen, alles auf die Verrohung der
Gesellschaft zu schieben.
Sicherlich wird der Ton mancherorts etwas rauher durch
Existenzängste, Streß u.s.w.
Aber die typischen Werte pflegen und weitergeben kann man
trotzdem.
Das erfordert eben ab und an etwas menschliche Größe.
Ich denke, daß das Problem nun in aller Munde ist, weil es
überall kommuniziert wird. Nicht weil es plötzlich extrem
verstärkt auftritt.

das problem ist schon sehr lange existent, aber wir sind halt dran gewöhnt so miteinander zu leben. daß es anders geht, diese idee kommt uns erst gaanz langsam. und deine menschliche größe in allen ehren, aber wie viele bescheissen das finanzamt, ihre versicherungen, versuchen ihrem nachbarn einen ans zeug zu flicken damit der endlich seinen baum aus der sichtlinie entfernt, und wieder liesse sich die liste…
alles nur einzelfälle? ich würd sagen in der summe wird da eine grenze erreicht die sehr bedenklich ist.
ich bin übrigens auch seit knapp 6jahren in einer sehr erfüllten beziehung, sie ist ausländerin und in dieser zeit habe ich doch einiges darüber gelernt, daß es noch andere modelle des miteinander gibt. andererseits muß man ehrlich sagen, daß in ländern wo es mehr menschliches miteinander gibt, andere probleme existieren.
grüße, rené

Servus Hanna :smile:

Hallo Herbert,

die gleichen Gedanken habe auch ich mir schon öfters gemacht,
ich möchte sie jetzt ein wenig mit Dir teilen…

Zunächst machen wir uns eine Tasse Tee, da redet sichs
leichter :wink:

Fein, mit 42 Zuckerstücken :wink: ?

Also, ich hab mir Gedanken gemacht über die alten Leute, deren
Partner bereits verstorben ist. Jeder Mann, jede Frau (naja,
es werden wohl mehr alte Frauen sein als Männer) kocht täglich
ein Süppchen für sich, deckt den Tisch für eine Person,
löffelt einsam in sich hinein und wäscht dann alleine wieder
ab…

Wie wäre es, wenn sich immer vier Leute zusammentun würden,
und jeder ist einmal dran zum Kochen. Dann wird nicht mehr
eine halbe Zwiebel gehackt, sondern zwei ganze, und für den
Reis nimmt man dann den größeren Topf, aber mehr Arbeit ist es
ja nicht. Dann kommen die anderen drei (man könnte ja auch
miteinander kochen, fällt mir gerade ein!) und sie können beim
Essen plaudern, und das Geschirr ist auch im Nu wieder
abgewaschen.

Diesen Traum hab ich schon vor Jahren geträumt…

Aber unsere Gesellschaft fördert die Individualisierung und
damit auch die Abgrenzung von anderen, was zur Vereinsamung
führt.

Oja, man muß ja besser sein als der/die andere. Das beginnt schon in der Schule und wird am Arbeitsplatz fortgesetzt. Besser als der andere sein, vielleicht früher befördert werden, mehr Geld bekommen. ‚Mein Auto, mein Haus, mein Swimmingpool, meine Yacht…‘ Die Werbung suggeriert uns diese Werte. Und in der Freizeit? Da ist keine Zeit mehr für Freundschaften, allenfalls für Gutwetterfreundschaften, und so mancher beginnt zu rechnen – was hat mir dieser oder jener Freund ‚gebracht‘?

Und im Alter, wenn vielen Leuten der Sinn des Lebens, die Arbeit, genommen worden ist, haben sie verlernt Freunde zu finden.

Wie man verhindern hätte können, dass dieser Mann stirbt - ich
weiß es nicht. Fehlen die sozialen Räume, die Freundschaften,
in denen man sich „aufgefangen“ fühlt, wenn man fällt? Kann
man solche Freundschaften von oben her einrichten? Hmmm…

Nein, sicher nicht…

Aber man könnte ein Umfeld schaffen, das solche sozialen
Strukturen fördert oder wenigstens begünstigt.

Ich denke, daß das versucht werden kann und es ist auch schon des öfteren versucht worden. (Ich denke da unter anderem an die Häuser der Begegnung). Leider hatten die Ideen immer entscheidende Fehler. Veranstaltungen fanden zu selten statt und waren zu sehr durchorganisiert. Ich glaube aber, daß es ein großes Bedürfnis danach gibt.

Da gab es einmal einen Politiker, der wollte das
Zusammengehörigkeitsgefühl unter der heimischen Bevölkerung
stärken und errichtete Wohnblöcke, die einen gemeinsamen
Innenhof hatten.
Wir leben in so einem Block, Du kennst ihn.
Außenrum Wohnhäuser, innen Grünfläche. Die spielenden Kinder,
die Wäsche aufhängenden Hausfrauen, die jungen Mütter an der
Sandkiste, die Senioren am Bankerl sollten sich kennenlernen,
Freundschaften schließen und einen starken Zusammenhalt
finden. Dieser Politiker hatte was gegen Ausländer, und er
wusste, dass er für seine ausländerfeindlichen Ziele die
passende Einstellung der breiten Masse brauchte - und die
versuchte er mit dieser Methode des Wohnbaus zu erreichen.

Das ist interessant, wer war dieser Politiker? Du meinst doch nicht…

Wenn Du glaubst, die Politik ansprechen zu müssen, fällt mir
der Ostblock ein.
Vom Hörensagen (Schulunterricht) weiß ich, dass in der DDR
jedes Kind bereits im Schulalter entsprechend seinen
Begabungen in Vereine gesteckt wurde. Mit den
unterschiedlichsten Verpflichtungen (Partei, Sport, Musik etc)
wurde die Freizeit der Kinder, ja sogar die der Erwachsenen
restlos verplant.
Sowas willst Du nun berechtigter Weise nicht.

Nein, wirklich nicht. Da verstehe ich Reiko nur allzu gut :wink: Kein Zwang!

Reicht es, Vereine anzubieten, wo jeder Mitglied werden kann?
Offensichtlich nicht! Denn dieser Arbeitskollege und Freund
hätte die Möglichkeit gehabt, Fußball zu spielen, im Chor zu
singen, Briefmarken zu tauschen oder Asphaltstock zu schießen.

Hätte glaub‘ ich nicht gereicht. Meine Exfrau hat ihm meine Telefonnummer gegeben, ich hab gesagt, er könne mich jederzeit gerne anrufen. Heute mache ich mir Vorwürfe, daß ich ihn nicht angerufen habe.

Wenn ich nun auf Deine Idee mit dem Helfen eingehe:
Ja, das ist eine gute Idee. Helfen hilft der eigenen Seele.
Das kann man in jedem größeren Ort ehrenamtlich beim Roten
Kreuz und beim Samariterbund.

Oja, ich hab bei einem kleinen Verein ‚Hilfe für die Vergessenen‘ mitgemacht. Es hat sicher über 100 solcher Vereine gegeben, die Jugoslawienhilfe organisiert, und gesammelte Kleidung und Nahrung in Privatautos bis Lastwagen direkt zu der hungernden und frierenden Bevölkerung gebracht haben. Immerhin, alle paar Monate haben wir es geschafft, einen LKW voll zu bekommen und ihn hinunterzuschaffen. Profitiert hat auch ein Obdachloser, der im Büro der Lagerhalle gewohnt hat. Danach hat er es geschafft, sich eine kleine Wohnung zu finanzieren. Ich hoffe, er hat sie noch. Außerdem durften sich Unterstandslose Kleidung nehmen. Dafür haben sie freiwillig die Lagerhalle sauber gehalten.

Aber das hat auch nichts genützt, denn er hat diese
Möglichkeit ja nicht in Anspruch genommen.

Leider

Was ich mir in diesem Zusammenhang schon oft gedacht habe,
war, dass ein Arbeitsloser sein Arbeitslosengeld NICHT OHNE
GEGENLEISTUNG bekommen soll.

Damit meine ich: Wer seinen Arbeitsplatz verliert, wird,
sobald er sich am Arbeitsamt gemeldet hat, Staatsangestellter
und muss 20 Stunden die Woche in der Altenpflege oder sonstwo
arbeiten (als ich vor langer Zeit diese Idee hatte, dachte ich
mehr an den Umweltschutz, in den letzten Jahren aber immer
mehr an die Altenpflege), damit er sein Arbeitslosengeld
kriegt.

Hmm, jetzt sind wir voll in der Politik… Arbeitslosengeld ist ja eine Versicherungsleistung. Ich war auch arbeitslos, und hätte gerne etwas sinnvolles gemacht. Auf der anderen Seite weiß ich, daß Arbeitssuche in einen Fulltimejob ausufern kann. Und, was machen wir, wenn es nicht genug Jobs in der Altenpflege usw. gibt? Das bedingt auch, daß das AMS für jeden Arbeitslosen den passenden Halbzeitsjob finden MUSS. Wenn das funktioniert ist es sicher ein Vorteil, aber was, wenn nicht? (Ich hab mich bemüht, nicht die Argumentation der SPÖ zu verwenden)

Gewiss ist das „ungerecht“ - aber wie willst Du zum einen die
Verzweiflung eines Arbeitslosen, der Bier trinkend vor der
Glotze hängt und jeden Tag depressiver wird, eindämmen?
Und
wie willst Du sonst die Altenpflege, die bald unfinanzierbar
sein wird, sicherstellen?

Ich würde folgendes vorschlagen: Für Leistungen gibt es eine Aufbesserung zum Arbeitslosengeld, und vielleicht die Chance in diesem Beruf einzusteigen. Natürlich gibt es da auch Nachteile: Dadurch rationalisiert man echte Arbeitsplätze weg.

Darf man in einem Sozialstaat ungerecht sein? Ich meine, ja.

Ich meine, nein. Gut, das Leben ist ungerecht, aber Ungerechtigkeiten darf sich der Rechtsstaat nicht erlauben. (Ich war jetzt nicht ganz fair, indem ich den Satz aus dem Zusammenhang genommen habe) Wenn es z. B. 1 Job für 3 Arbeitslose gibt und Nr. 1 den Job ablehnt und dadurch weniger bekommen würde, Nr. 2 den Job nimmt und Nr. 3 keinen Job angeboten bekommt (und dadurch auch keine finanziellen Einbußen hat, wäre das ungerecht. Und, nicht jeder ist z. B. für Altenpflege geeignet.

Ist ja doch das ganze Versicherungswesen ungerecht. Die einen
zahlen hauptsächlich, die anderen konsumieren hauptsächlich.

Das ist das Wesen der Versicherung. Bei den meisten Versicherungen zahlt man ja in der Hoffnung, daß der Schadensfall nie passiert.

Natürlich sehe ich den Unterschied: Die Arbeitslosenversicherung ist ja nicht freiwillig und es gibt Menschen, die sie ausnützen, und es gibt Menschen die das Geld dringend nötig hätten und ihr ganzes Leben nicht arbeitslos waren.

Die Realität heute ist aber eine andere: In immer mehr Branchen werden die Jobs immer kurzlebiger. Menschen, die noch nie arbeitslos waren, werden immer weniger. Auch wenn sie jetzt im Moment in vielen Branchen wieder schneller einen Job finden.

Und jetzt zu etwas tagespolitischem: Unser Kanzler fordert ja, daß alle Menschen bis 65 arbeiten sollen. Ich bin im großen und ganzen einverstanden, wenn, ja, wenn es Arbeit für ältere Menschen gibt. Für viele Firmen gibt es ein Alterslimit beim Eintritt: 50, ja 40 oder gar 35 Jahre. Für viele 50jährige ist es schwer, wenn nicht gar unmöglich Arbeit zu finden. Da müßte man zuerst was ändern, bevor man solche Vorstöße macht.

Und man wird keinem Arbeitslosen mehr so leicht
Sozialschmarotzerei vorwerfen. Du weißt doch sicher, dass viel
Arbeit abgelehnt wird, weil man nur um 2.000 Schilling mehr
als die Arbeitslose kriegt. Diese Leute sagen: „Für 2.000 mehr
im Monat muss ich 40 Stunden pro Woche mehr arbeiten als bis
jetzt???“ Nach meiner Version sind es dann nur noch 20 Stunden
mehr, und wenn die Altenpflege anstrengend ist, wird auch ein
anderer Job leichter akzeptiert *fg*

Ich glaube, da gibt es in anderen Ländern gute Modelle: Man muß Jobs annehmen, auch wenn sie einen angegebenen Prozentsatz unter dem des letzten Gehalts liegen. Ist man länger arbeitslos, dann vergrößert sich der Prozentsatz. An alle, die bis hierhin gelesen haben, ist das in Deutschland auch so?

So, das war wieder ein bisschen viel…
Diese ganzen Sachen hab ich schon vor langer Zeit mit Harald
durchgesprochen. Es lässt sich wahrscheinlich nicht
durchsetzen, weil eine Partei, die solche Ansinnen hat, nicht
mehr gewählt würde…

Und jetzt sind wir wieder am Anfang:

Wie hätte dem armen Mann geholfen werden können?

Ja, jetzt sind wir wieder am Anfang. Vielleicht hätte es ihm wirklich geholfen, wenn er sinnvolles tun hätte können, dürfen, müssen? Wenn man ihm gezeigt hat, daß man sich nicht nach dem Job definiert, daß es ganz andere Werte im Leben gibt? Freundschaften? Ich weiß es nicht.

Servus, und liebe Grüße
Herbert

Servus Thud,

ich teile Deine Beobachtungen. Ich kenne ja nicht nur österrichische Familien und ich glaube in so manchen anderen Kulturen gibt die Familie, geben Freunde mehr Wärme und Zusammenhalt.

Vor einiger Zeit habe ich was gelesen, was zum Thema paßt. Österreich und Ungarn haben die höchsten Selbstmordraten der Welt.
Das gibt einem schon zu Denken.

Servus
Herbert

Servus Steven,
danke für Deine Zeilen.
Was uns bleibt ist nachdenklich bleiben.
Härten nehmen, Menschen zuhören
Leben und leben lassen - sicher nicht das schlechteste Motto…

Servus
Herbert

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Servus Raimund,

Du hast vollkommen recht.
Im Februar hat ein junger Mann, Schulkollege eines Freundes meines Sohnes bei einem Autounfall einen Arm verloren. Bei seinem zweiten Arm ist es fraglich ob er ihn wieder gebrauchen kann.
Und ich hab ein paar Tage davor mit dem Schicksal wegen Schmerzen in meinen Beinen gehadert…

Servus
Herbert

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Servus René

Stimmt, das Geld und was man sich damit kaufen kann, ist zum neuen Götzen geworden. Ich glaube aber, daß es nicht nur die Nachkriegsgeneration ist, die mehrheitlich am Geld hängt. Die Entwicklung geht wieder nach oben, andere Werte verlieren an Wichtigkeit.

Ist nur meine Beobachtung, ich hoffe ich liege falsch.

es wird sicherlich lange dauern und noch viele menschliche
entäuschungen erfordern, bis daß das miteinander leben in
unserer gesellschaft wieder etwas menschlicher und „wärmer“
wird.

Ich hoffe, daß es nicht so lange dauern wird. Wir könnnen ja dagegenstuern.

Servus
Herbert

grüße, rené

Hi!

Interpretiert Ihr hier nicht zu viel in eine Person hinein,
die Ihr nicht kanntet, die Ihr in keinster Weise beurteilen
könnt und deren Begleitumstände vollkommen im Dunkeln liegen?

natürlich kenne ich diese person in keinster weise, aber ich
beziehe mich bei meiner beurteilung auf erfahrungen die über
diesen einen „fall“ hinaus gehen. schließlich leben wir doch
beide schon einige zeit in diesem land, da hat man auch schon
so einiges mitbekommen.

Sicherlich.
Und auch mir ist klar, daßhier im Zusammenleben einiges im Argen liegt.
Aber mir passt dieses „früher war alles besser“ nicht.

Das ist mir viel zu allgemein gehalten.
Auch ich bin Jahrgang ´72. Und ich halte mich für sozial
kompetent. Ich bin mit meinen Nachbarn bekannt (ich wohne hier
seit 9 Monaten), ich habe meinen Freundeskreis im großen und
ganzen seit 15 Jahren. Obwohl meine Eltern geschieden wurden
als ich 11 Jahre alt war, fehlte es mir nicht an Nestwärme und
ich denke, daß meine Eltern die ihnen wichtigen Werte recht
erfolgreich an mich weitervermitteln konnten.
Ich werde, so hörte ich, als fairer, offener und netter
Kollege geschätzt. Auch lockere Bekanntschaften abends beim
Ausgehen zu knüpfen fällt mir nicht schwer.
Aber was das wichtigste ist: ich befinde mich seit 6 Jahren in
einer gut laufenden, fairen, erfüllten Beziehung.
Ich soll also sozial inkompetent sein?

ich wollte dir nicht persönlich auf den schlips treten, ich
spreche hier nämlich von der mehrheit der bevölkerung. dieser
mehrheit spreche ich in der tat die soziale kompetenz ab. und
du und gewisse andere herren in diesem brett sprechen über
einen großteil der bevölkerung immer in einer art, daß man
nicht den eindruck gewinnt, ihr traut dieser soziale kompetenz
zu.

Ich sage ja auch gar nicht, daß in Deutschland eigentlich alle Menschen gute Freunde sind.
Natürlich sind 2/3 der Bevölkerung dumme Proleten. Aber das ist seit 100 Jahren so. Es hat sich nichts geändert. Nur die Infos fließen leichter und die Presse ist noch etwas schamloser.
Das wollte ich sagen.

ich persönlich find
natürlich auch, daß ich sozial kompetent
bin, wer denn nicht :smile:

Oh, ich schätze daß der Großteil der Bevölkerung mit diesem Begriff nichts anfagen kann.

Nur möchte ich ebenfalls einen großen teil der Bevölkerung hiervon ausnehmen.
Das fehlte mir im Ausgangsposting.

Sorry, aber das ist Käsekram. Mein Freundeskreis besteht
hauptsächlich aus Leuten wie mir.

Die richtigen Arschlöcher sind zwar in den letzten 10 Jahren
häufiger anzutreffen, aber sie befinden sich dennoch in der
Minderheit.

ein gewisses vokabular wie, „das ist alles quatsch“,
„definitiv falsch“, „…keine ahnung wovon du redest“, „sorry,
aber alles blödsinn“ sind in diesem forum gern benutzte
formulierungen. dieser umgangston sind für mich schon erste
anzeichen für die soziale kompetenz.

*grins*.

ich hab aus meiner kindheit z.b. kaum
erinnerungen an gemeinsame abende am esstisch oder ausflüge
am wochenende. vater berufstätig, mutter berufstätig, ich
schlüsselkind. es mag auch anders gehen, aber ich glaube das
ist das typische bild einer familie unserer zeit.

Definitiv: nein!
Der Begriff „Familie“ hat mittlerweile vielleicht ein paar
mehr Facetten. Aber Berufstätigkeit als Verursacher für
mangelndes Interesse an seinen Mitmenschen anzuführen halte
ich für zu billig.

Aus der Vermittlung ebendieser Werte durch Familie und
sonstiges Umfeld. Und da spielt Zeit nur eine sekundäre Rolle.

dir muß doch auch aufgefallen sein, daß der begriff der
familie fast schon ein relikt aus alten tagen ist. diese
institution ist doch für 50% der deutschen kein auffangnetz
mehr, scheidungen ohne ende, kinder mit einer erziehungsperson
(ok, daß muß vielleicht nicht schlechter sein als mit zwei
erziehenden), arbeitslose eltern die ihre kinder sicherlich
nicht ordentlich erziehen können, weil sie mit sich selber
genug probleme haben.

Definitiv gibt es diese Probleme.
Das möchte ich nicht bestreiten.
Aber diese Dinge sind nicht neu.
Das gibt es seit 100 Jahren.
Früher war es vielleicht die hohe Sterblichkeitsrate von Müttern bei der Geburt, heute sind es Scheidungen.
Auch Arbeitslosigkeit ist kein neues Problem.
Wir jungen Leute heute sind nicht so schlecht.
Wir haben nur darunter zu leiden, daß das einzig wirklich neue gesellschaftliche Phänomen unserer Zeit, der Sensationsjournalismus, das gesamte gesellschaftliche Leben vordergründig viel transparenter macht.

warum sterben in deutschen wohnungen menschen und sie werden
nur gefunden, weil es nach zwei drei wochen unangenehm im
treppenhaus stinkt? warum schieben die meisten ihre eltern
gerne ins altenheim ab? wie stark ist das bewußtsein dafür ein
gelände lieber für einen abenteuerspielplatz für kinder als
für einen parkplatz zu verwenden? warum werden immer mehr
erziehungsfragen auf dei schule abgewälzt? die liste liesse
sich …

Diese Probleme gibt es natürlich. Aber sie sind nicht neu.

und liess mal was thud oben geschrieben hat, findest du das
nicht traurig. meine freundin ist ausländerin, und ihre
erfahrungen sind genau die gleichen, und es tut mir manchmal
sehr weh wenn sie über die deutsche herzlosigkeit schimpft,
aber sie hat recht.

Wo kommt sie denn her?
Wo ist denn der Alltag gegenüber Menschen, die außerhalb der Familie und des Freundeskreises stehen so viel herzlicher?
In Italien? Wo im Süden des Landes 5-10% der Kinder keine Schule besuchen und in manchen Gegenden 25% Arbeitslosigkeit vorherrscht?
In Spanien, wo in den großen Städten lauter kleine neue Firmen ohne Rückscht auf Verluste hochgezogen werden? Hire and Fire-Mentalität inklusive.
In Frankreich, wo man ohnehin deutscher ist, als man sich das je eingestehen würde?
Hört doch auf mit dem Traum vom ach so tollen, friedlichen Ausland, wo alle sich lieben ud fröhlich sind.

Ich würde nun um konkrete Beispiele bitten.

die heute von vielen unternehmen
geforderte teamfähigkeit ist bei weitem nur ein abziehbild der
sozialen kompetenz und diese forderung zeigt ja eigentlich
auch, daß diese fähigkeiten verschütt gegangen sind und nun
versucht jeder absolvent(uni, lehrstelle etc) irgendwie
teamfähigkeit als softskill zu demonstrieren, oder was sonst
so gefordert wird.

Und diejenigen, die es nicht sind, lernen im Job recht
schnell, es zu sein.
Das war aber vermutlich schon immer so.

wohl nur begrenzt, einige sind in ihrem job masslos damit
überlastet, wenn sie direkten kontakt zur kundschaft oder auch
nur zu kollegen haben. und das ist, nach meiner bisherigen
erfahrung, der größere anteil. erst in den letzten 5jahren
setzt sich die idee durch, daß der kunde ja eigentlich die
kohle in den laden schleppt, vielleicht sollte man ihm dann
auch mal etwas freundlicher begegnen.

Also sehen wir eine eher positive Entwicklung.

es wird sicherlich lange dauern und noch viele menschliche
entäuschungen erfordern, bis daß das miteinander leben in
unserer gesellschaft wieder etwas menschlicher und „wärmer“
wird.

Ich wehre mich dagegen, alles auf die Verrohung der
Gesellschaft zu schieben.
Sicherlich wird der Ton mancherorts etwas rauher durch
Existenzängste, Streß u.s.w.
Aber die typischen Werte pflegen und weitergeben kann man
trotzdem.
Das erfordert eben ab und an etwas menschliche Größe.
Ich denke, daß das Problem nun in aller Munde ist, weil es
überall kommuniziert wird. Nicht weil es plötzlich extrem
verstärkt auftritt.

das problem ist schon sehr lange existent, aber wir sind halt
dran gewöhnt so miteinander zu leben. daß es anders geht,
diese idee kommt uns erst gaanz langsam. und deine menschliche
größe in allen ehren, aber wie viele bescheissen das
finanzamt, ihre versicherungen, versuchen ihrem nachbarn einen
ans zeug zu flicken damit der endlich seinen baum aus der
sichtlinie entfernt, und wieder liesse sich die liste…
alles nur einzelfälle? ich würd sagen in der summe wird da
eine grenze erreicht die sehr bedenklich ist.

…eben weil man in den Medien (z.B. bei „Explosiv“) nur so einen Mist serviert bekommt.
Daß ich hier mit meinen Nachbarn ein sehr gutes Verhältnis habe, kommt natürlich nicht im TV.

Schon seit Cäsars Zeiten werden Steuern hinterzogen, Frauen vergewaltigt und Dinge gestohlen.
Daß der Anreiz dazu in den letzten 100 Jahren stark angestiegen ist, nennt man soziaöle Revolution.
Trotzdem kann ich persönlich, obwohl ich beruflich sowie privat täglich mit sehr vielen Menschen zusammentreffe, nur immer wieder sagen, daß es sehr viele Menschen gibt, die o.k. sind.
Klar gibt es auch andere, aber das ist immer eine Frage der Betrachtungsweise. Ist das Glas halbvoll oder halbleer…

ich bin übrigens auch seit knapp 6jahren in einer sehr
erfüllten beziehung, sie ist ausländerin und in dieser zeit
habe ich doch einiges darüber gelernt, daß es noch andere
modelle des miteinander gibt. andererseits muß man ehrlich
sagen, daß in ländern wo es mehr menschliches miteinander
gibt, andere probleme existieren.

S.o.
Es hilft immer, seinen horizont zu erweitern und mal wirklich in das Leben des jeweiligen Landes einzutauchen, anstatt nur irgendwelche positiven Urlaubserfahrungen herzubeten.
Erzähle doch etwas mehr über Deine Freundin und ihr Land.

Grüße,
Mathias

…wir alle brauchen mehr liebevolle, ehrliche , ungeheuchelte Waerme im Umgang Miteinander…und, bedingungslose uneigenuetzige Hilfe , DIE haette es hier wirklich gebraucht.
Wirklich sehr bedauerlich .Schade.

Diese Hilfe faellt oft soo schwer;

Alles Gute IHR , den Eltern besonders bitte ausrichten; bitte sende mir doch mal von IHR + Eltern die E-mail - Adressen - so sie einverstanden sind - ich sende ihnen was Liebes.

Alles Gute dir von Herzen.

Bye
Hans

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

WOH!

Kompliment!

DUU bringst da etwas exact auf den PUNKT:

Genau DAS ists - u.a., warum ich DORT raus bin and never come back.

Schade, schade, um ein Volk der Denker und Dichter , deren jagt auf den Mammon den inneren Frieden, das Gluecklichsein KOENNEN vertrieb; und WO endet ?

Bye
Hans

=======

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Da hast Du wohl recht Thud. Das ist wohl der Preis den die Menschen in einer hoch entwickelten Volkswirtschaft bezahlen müssen.

cu

Servus Hans,

…wir alle brauchen mehr liebevolle, ehrliche ,
ungeheuchelte Waerme im Umgang Miteinander…und,
bedingungslose uneigenuetzige Hilfe ,

stimmt, mehr als die meisten von uns zugeben mögen.

DIE haette es hier
wirklich gebraucht.
Wirklich sehr bedauerlich .Schade.

stimmt…

Diese Hilfe faellt oft soo schwer;

ja, auch bei Menschen die gerne helfen. Oft bestehen große Hemmungen sich bei anderen einzumischen. Das trifft meist bei Einwohnern großer Städte zu.

Alles Gute IHR , den Eltern besonders bitte ausrichten; bitte
sende mir doch mal von IHR + Eltern die E-mail - Adressen - so
sie einverstanden sind - ich sende ihnen was Liebes.

Ich kenne die Familie nicht. Ich hab meine Exfrau gebeten, es der Familie anzubieten. Ich schreib Dir dann.

Alles Gute dir von Herzen.

Danke

Servus
Herbert

Bye
Hans

Was mich dachdenklich gemacht, ja erschüttert hat:

Letzte Woche hat ein ehemaliger Arbeitskollege und Freund
meiner Exfrau Selbstmord begangen.
Er war ohne sein Verschulden arbeitslos geworden, und hat
keinen Sinn mehr in seinem Leben gesehen.
Materielle Sorgen waren nicht der Grund. Er hatte eine
ausbezahlte Eigentumswohnung, wenig Fixkosten und ein wenig
Geld auf der Bank. Außerdem hätte er noch gut ein halbes Jahr
Arbeitslosengeld bekommen können.

Oja, es geht uns, oder fast allen von uns gut in unserer
kapitalistischen Gesellschaft. Wir spielen gerne mit, auch
Erzkatholiken und Erzsozialisten.

Und dennoch fehlt uns nicht was? So etwas wie Sozialisation?
Nein, ich meine das Gegenteil der Sozialisation in
kommunistischen Staaten. Ich meine private Organisationen.
Kirchen oder Synagogen usw. in denen der/die Geistliche nicht
nur von der Kanzel predigen. Orte wo auch Nichtgläubigen
geholfen wird, oder wo sie helfen können. Das ist fast genau
so wichtig. Vielleicht hätte der Arbeitskollege meiner Exfrau
wieder Sinn im Leben finden können, wenn er helfen hätte
können? Oder einfach Menschen, die Freunden, Nachbarn usw.
helfen. Oja, die gibt es schon, aber ich wünsche mir mehr.
Mehr Wärme in unserer oft so kalten Welt.

Ich hätte das unter Religion oder Psychologie posten können,
halte es aber eher für ein politisches Thema. Eines das uns
alle angeht, auch Atheisten. Da sind wir alle gefragt.
Menschlich handeln? Wir sind doch noch Menschen, oder?

Servus
Euer Herbert