Wenn jemand mir nachfolgen will,
der verleugne sich selbst,
nehme täglich sein Kreuz auf sich
und folge mir nach.
Lk 9, 23 par.
1.) Was meint das Evangelium mit Selbstverleumdung?
Jemanden verleugnen (nicht verleumden!) heißt, abzustreiten ihn zu kennen. Sich selbst zu verleugnen bedeutet, „sich und seine Wünsche aufgeben“* - in diesem Fall um das zu tun, was Jesus/Gott von einem erwartet.
2.) Was genau ist mit dem Satz nehme täglich sein Kreuz auf
sich gemeint?
Wer sein Kreuz auf sich nahm, hatte sich mit der ausgesprochenen (Todes-) Strafe abgefunden und sie akzeptiert, ohne weiteren Widerspruch einzulegen.
Die Aufforderung Jesu steht im Zusammenhang mit seinem Leidensweg nach Jerusalem. Vor dem Hintergrund seiner zu erwartenden Hinrichtung stellt er seine Anhänger vor die Wahl, sich tagtäglich darum zu bemühen, ihm nachzufolgen - auch wenn es bedeuten sollte, für seinen Glauben Nachteile zu erleiden oder sogar zu sterben - oder es bleiben zu lassen.
3.) Werde ich nicht sowieso bedingungslos von Gott und Jesus
geliebt sieht er nicht, dass ich mich tagtäglich bemühe?
Ich bin mir nicht ganz sicher, was diese Frage mit der Bibelstelle zu tun hat. Aber als Christ glaube ich natürlich, daß Gott sieht, wenn ein Mensch sich um diese Nachfolge bemüht; ebenso, daß Gottes Liebe zunächst einmal allen Menschen bedingungslos gilt. Andererseits respektiert Gott auch, wenn Menschen ihn ablehnen, nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen.
Am ehesten dürfte das in der Geschichte vom Verlorenen Sohn (Lk 15, 11ff - http://www.bibelgesellschaft.de/channel.php?channel=…) deutlich werden. Jesus vergleicht Gott mit dem Vater in der Geschichte. Der läßt seinen Sohn ziehen und akzeptiert, daß der Sohn mit ihm bricht (und er versucht nicht alles mögliche, um seinen Sohn zum Zurückkehren oder zum Ändern seiner Meinung zu bewegen). Als der Sohn aber zurückkommt, freut sich der Vater und bringt ihm (zum Ärger des daheimgebliebenen älteren Bruders) die gleiche Liebe entgegen, wie vor dem Bruch. Natürlich hat er seinen Sohn auch in der Zeit geliebt, als der unterwegs war - bloß hatte der Sohn von dieser Liebe nichts gehabt, weil er sich ja von seinem Vater losgesagt hatte.
Gruß, Martinus…
*Stuttgarter Erklärungsbibel 2/1992 zur Parallelstelle Mk 8,34
P.S. Jemanden zu „verleumden“ heißt, schlecht über ihn/sie zu reden.