Nachfrageorientierte Politik

Hallo Allerseits,

gestern abend bei Sabine Christiansen war unter anderem ein Vertreter der Linkspartei. Sein interessantestes Argument war folgendes:
Seit 25 Jahren wird in Deutschland eine Angebotsorientierte Wirtschaftspolitik betrieben, d.h. der Spitzensteuersatz und die Steuern für Firmen wurden gesenkt. Das Geld wurde nicht in neuen Arbeitsplätze investiert. Also plädiert vereinfacht gesagt, dafür, die Steuern bei den „Reichen“ zu erhöhen, um damit die Gelder im Sozialbereich, z.B, ALG II zu erhöhen.
Das Gegenargument war, dass so was zur Kapitalflucht führt.

Mir persönlich fiel später auf, dass der Sozialbereich in Deutschland schon einen großen Teil der Steuern verwendet

Der Gedanke scheint verständlich. Wenn ich einem Armen etwas mehr Geld gebe, wandert es direkt in den Konsum (z.B. in das nächste Wasserhäuschen/Kiosk). Bei einem Reichen wird zusätzliches Geld eher angelegt. Wieso die Senkung des Spitzensteuersatzes Arbeitsplätze schaffen soll, habe ich noch nie verstanden.

Mag sein dass solche Diskussionen hier regelmäßig geführt wird, ich habe sie bisher nicht verfolgt.

Meine Frage: Was spricht eigentlich gegen eine solche Nachfrageorientiert Wirtschaftspolitik?

Gruß
Carlos

Hallo, Carlos

Seit 25 Jahren wird in Deutschland eine Angebotsorientierte
Wirtschaftspolitik betrieben, d.h. der Spitzensteuersatz und
die Steuern für Firmen wurden gesenkt. Das Geld wurde nicht in
neuen Arbeitsplätze investiert. Also plädiert vereinfacht
gesagt, dafür, die Steuern bei den „Reichen“ zu erhöhen, um
damit die Gelder im Sozialbereich, z.B, ALG II zu erhöhen.
Das Gegenargument war, dass so was zur Kapitalflucht führt.

wie du schon selbst herausgefunden hast, die Senkung von Spitzensteuersätzen schafft keine Arbeitsplätze.

Mir persönlich fiel später auf, dass der Sozialbereich in
Deutschland schon einen großen Teil der Steuern verwendet

Hier hast du auch Recht.
Der Sozialbereich verschlingt einen grossen Teil der Steuern.
Die Frage ist, was mit Sozialbereich gemeint ist und wohin die Gelder verschwinden.

Der Gedanke scheint verständlich. Wenn ich einem Armen etwas
mehr Geld gebe, wandert es direkt in den Konsum (z.B. in das
nächste Wasserhäuschen/Kiosk). Bei einem Reichen wird
zusätzliches Geld eher angelegt. Wieso die Senkung des
Spitzensteuersatzes Arbeitsplätze schaffen soll, habe ich noch
nie verstanden.

Ich auch nicht.

Meine Frage: Was spricht eigentlich gegen eine solche
Nachfrageorientiert Wirtschaftspolitik?

Tja:

  1. Die Nachfrager sind zu zu dumm (Ironie). Sie lassen sich oftmals nicht in gewünschter Weise lenken.
    Deshalb kann man ihnen nicht trauen.

  2. Die Lobbyisten sind zahlreich, raffiniert und verstehen es die Keule „Stellenabbau“ gezielt zu plazieren.

  3. Das Vermögen von Normalbürgern ist zu gering um Einfluss auf relevante Gesetze auszuüben.

  4. Das Gesundheitssystem ist zu undurchsichtig.
    Solange die Krankenkassenkarte als Türöffner für alle möglichen unkontrollierten Leistungsabrechnungen herhalten kann, ist dieses System nicht in den Griff zu bekommen.

Gruß
karin

Hallo,

Meine Frage: Was spricht eigentlich gegen eine solche
Nachfrageorientiert Wirtschaftspolitik?

dagegen spricht, daß sie die Unternehmen ruiniert. Einfache Rechnung: Damit der AN 100 Euro mehr in der Tasche hat, zahlt der Arbeitgeber 150 Euro. Der Arbeitnehmer kann aber nur 100 ausgeben, davon gehen 20 % als Steuern in die Staatskasse, ebenso wie die vorherigen 50 Euro Differenz. Der Arbeitgeber gibt also 150 Euro aus, um 80 Euro Umsatz (nicht Gewinn) zu machen. Der Unternehmer wird von dem Wahnsinnskonsum, der ausbrechen soll, also nicht allzu viel haben.

In der Theorie soll der Staat weiterhin investieren, was dann die Wirtschaft auch noch ankurbeln soll. Dies unterstellt zwei Dinge:

  1. Der Staat weiß besser, was mit dem Geld anzufangen ist, als die Wirtschaftssubjekte.
  2. Der Staat schafft es, das zusätzliche Geld in voller Höhe zu investieren.

Zu 1.: Hat noch nie funktioniert.
Zu 2.: Hat noch nie funktioniert. Genauer: Die Mehrausgaben überstiegen immer die Mehreinnahmen, denn ist das Geld erst einmal da, wird es ganz locker ausgegeben.

Fazit: Das ganze ist eine gigantische Umverteilung von der Privat- in die Staatswirtschaft. Oder wie es ein mir gut bekannter Prof. mal gesagt hat: Keyensianer sind alle Kommunisten. Besser kann man das wohl nicht zusammenfassen.

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

Fazit: Das ganze ist eine gigantische Umverteilung von der
Privat- in die Staatswirtschaft.

OK.
Auf der anderen Seite muss ich an die Beschreibungen aus dem Buch „Der Dschungel“ denken. http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3499154919/qid…
Zuviel Staat ist nicht gut, aber zu wenig Staat ist noch grausiger.
Irgendwo muss es da ein gesundes Mittelmaß geben.

Gruß
Carlos

Hallo,

Irgendwo muss es da ein gesundes Mittelmaß geben.

eher irgendwann. Wir haben eindeutig zuviel Staat.

  1. Das Vermögen von Normalbürgern ist zu gering um Einfluss
    auf relevante Gesetze auszuüben.

Wir leben in keiner Anarchie.

Hallo Carlos,

Fazit: Das ganze ist eine gigantische Umverteilung von der
Privat- in die Staatswirtschaft.

OK.

ich weiß, mein Rat kommt ungefragt und vielleicht klingt er ungewollt sogar ein bißchen von oben herab, aber lass Dich doch von Christian nicht so schnell ins Bockshorn jagen.

Zum Beispiel könnte man ihn fragen, ob denn „Nachfrage-orientierte Wirtschaftspolitik“ unabdingbar zu einer Erhöhung der Staatsquote führen muss, oder ob das eher sein privates Schreckgespenst ist.

http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsquote

Oder man könnte ihn fragen, ob er bei seinem Punkt 1 und seinem „Zu 1“ nicht etwas zu sehr den Kopf in ideologischen Sand steckt, nämlich beispielsweise vor diesem Hintergrund:

„Ein steigendes Volkseinkommen, verursacht durch staatliche Nachfragepolitik, führt nicht unbedingt im erwünschten Maße zu mehr Wirtschaftswachstum und Senkung der Arbeitslosigkeit. Dies ist der Fall, wenn zumindest Teile des Geldes von den Haushalten gespart wird, oder wenn Güter konsumiert werden, durch die kaum neue Arbeitsplätze entstehen.“

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Keynesianisches_Totalmo…

Viele Grüße
franz

Zum Beispiel könnte man ihn fragen, ob denn
„Nachfrage-orientierte Wirtschaftspolitik“ unabdingbar zu
einer Erhöhung der Staatsquote führen muss, oder ob das eher
sein privates Schreckgespenst ist.

Hm, mal überlegen: Man erhöht die Einkommen, damit die Steuern und die Sozialabgaben, die der AG m.W. teilweise zu zahlen hat und entzieht den Unternehmen daher zunächst Geld, was der Staat einsackt. Der Staat soll auf der anderen Seite mehr investieren, und finanziert das - hoffentlich - teilweise über die höheren Steuern und Abgaben. Im Zweifel auch über höhere Schulden, aber das ist jetzt nicht so wesentlich.

Die Gesamtrechnung sagt also: Mehr Geld beim Staat und weniger bei den Unternehmen (Rechnung siehe oben). Also für mich sieht das schon so aus, als ob der Staat unter diesen Umständen mehr Geld verwalten würde als vorher und die Unternehmen weniger als vorher. Das, so sieht es zumindest für mich aus, bedeutet eine Erhöhung der Staatsquote.

Das muß nicht per se schlecht sein, aber bisher ist der Staat den Beweis schuldig geblieben, daß er mit den zur Verfügung stehenden Mitteln besseres anzufangen weitß, als die Wirtschaftssubjekte.

Oder man könnte ihn fragen, ob er bei seinem Punkt 1 und
seinem „Zu 1“ nicht etwas zu sehr den Kopf in ideologischen
Sand steckt, nämlich beispielsweise vor diesem Hintergrund:

„Ein steigendes Volkseinkommen, verursacht durch staatliche
Nachfragepolitik, führt nicht unbedingt im erwünschten Maße zu
mehr Wirtschaftswachstum und Senkung der Arbeitslosigkeit.
Dies ist der Fall, wenn zumindest Teile des Geldes von den
Haushalten gespart wird, oder wenn Güter konsumiert werden,
durch die kaum neue Arbeitsplätze entstehen.“

Aha. Wenn also der Grundgedanke der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik grundsätzlich nicht funktioniert, dann ist das genannte Gegenargument falsch. Ehrlich gesagt kann ich damit leben.

Gruß,
Christian

P.S.
Bei einer evtl. Antwort bitte vernünftigen Tonfall verwenden. Nach letzter Zählung waren in Deinem Artikel mindestens zwei Ausfälle auf persönlichem Niveau, die m.E. nicht sein müssen. Wenn Du meinst, daß doch, dann habe ich dazu auch eine Meinung.

Hallo Christian,

vorab:

P.S.
Bei einer evtl. Antwort bitte vernünftigen Tonfall verwenden.
Nach letzter Zählung waren in Deinem Artikel mindestens zwei
Ausfälle auf persönlichem Niveau, die m.E. nicht sein müssen.
Wenn Du meinst, daß doch, dann habe ich dazu auch eine
Meinung.

Sag mal ehrlich, was war denn im letzten Artikel persönlich ausfallend oder im Tonfall daneben?

Ich habe ihn gerade nochmal durchgelesen, und könnte mir höchsten den „ideologische Sand“ denken, was aber sich doch in keinster Weise auf Deine Person, sondern auf ein bestimmtes Argument bezieht.

Im übrigen zeichne ich mich, so glaube ich, allgemein bei w-w-w nicht unbedingt durch allzu hohe Aggressivität und persönliche Angriffe aus.

Zum Beispiel könnte man ihn fragen, ob denn
„Nachfrage-orientierte Wirtschaftspolitik“ unabdingbar zu
einer Erhöhung der Staatsquote führen muss, oder ob das eher
sein privates Schreckgespenst ist.

Hm, mal überlegen: Man erhöht die Einkommen, damit die Steuern
und die Sozialabgaben, die der AG m.W. teilweise zu zahlen hat
und entzieht den Unternehmen daher zunächst Geld, was der
Staat einsackt. Der Staat soll auf der anderen Seite mehr
investieren, und finanziert das - hoffentlich - teilweise über
die höheren Steuern und Abgaben. Im Zweifel auch über höhere
Schulden, aber das ist jetzt nicht so wesentlich.

Moment: ein Teil nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik besteht auch aus Steuersenkungen, um die Kaufkraft zu erhöhen, was dann die Saatsquote drücken würde;

kurz: die Gleichsetzung von Nachfrageorientierung und Steuererhöhung ist keinesfall notwendig (der theoretische Unterschied zwischen a.o. WP und n.o. WP liegt nicht unbedingt in der Höhe der Steuerlast, sondern in der Verteilung der Steuerlast; was praktisch gemacht wird, steht natürlich auf einem andern Blatt, aber Carlos’ Frage zielte ja auf Theorie)

vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/Nachfrageorientierte_Wi…

dazu kommt:
völlig unbestreitbar ist unter der Kohlregierung (etwas bestreitbarer, aber aus meiner Sicht ganz genauso unter Schmidt und Schröder) eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik betrieben worden (sicherlich kein Monetarismus pur, aber doch immerhin tendenziell); und wie hat sich die Staatsquote entwickelt?

„In der Tat ist die Staatsquote mittlerweile auf dem höchsten Stand seit Bestehen der BRD“
Quelle wie im letzten Posting: http://de.wikipedia.org/wiki/Staatsquote

Was nun?: man könnte jetzt sagen, dass sich die Staatsquote mit nachfrageorientierter Politik halt noch stärker erhöht hätte … , aber damit landen wir halt vollends im politischen Geklimpere, weil ein „wenn … hätte“ doch arg spekulativ wäre.

„Ein steigendes Volkseinkommen, verursacht durch staatliche
Nachfragepolitik, führt nicht unbedingt im erwünschten Maße zu
mehr Wirtschaftswachstum und Senkung der Arbeitslosigkeit.
Dies ist der Fall, wenn zumindest Teile des Geldes von den
Haushalten gespart wird, oder wenn Güter konsumiert werden,
durch die kaum neue Arbeitsplätze entstehen.“

Aha. Wenn also der Grundgedanke der nachfrageorientierten
Wirtschaftspolitik grundsätzlich nicht funktioniert, dann ist
das genannte Gegenargument falsch. Ehrlich gesagt kann ich
damit leben.

Du hast das Zitat, das ja eigentlich gegen die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik sprechen will, nicht ganz gewürdigt:

Es besagt, dass unter bestimmten Umständen (also keineswegs immer, wie es der „Ideologe“ sagen würde) es sogar von Vorteil ist, wenn die Staatsquote hoch ist, weil dadurch das Gleichgewicht im S/I-Modell zu Gunsten der Investition verschoben werden könne, wenn etwa eine Volkswirtschaft sich in der Spar-Falle befindet, also z.B. auf Grund negatver Zukunftsaussichten mehr spart als sie dies sonst machen würde, und damit die Konjunktur bremst;

genau darüber aber, dass wir in einer solche Spar-Falle stecken, besteht heute weitgehender Konsens zwischen allen großen Parteien …

Viele Grüße
franz

Hi.

Sag mal ehrlich, was war denn im letzten Artikel persönlich
ausfallend oder im Tonfall daneben?

„unabdingbar zu einer Erhöhung der Staatsquote führen muss, oder ob das eher sein privates Schreckgespenst ist.“
„ob er bei seinem Punkt 1 und seinem „Zu 1“ nicht etwas zu sehr den Kopf in ideologischen Sand steckt,“

Hm, mal überlegen: Man erhöht die Einkommen, damit die Steuern
und die Sozialabgaben, die der AG m.W. teilweise zu zahlen hat
und entzieht den Unternehmen daher zunächst Geld, was der
Staat einsackt. Der Staat soll auf der anderen Seite mehr
investieren, und finanziert das - hoffentlich - teilweise über
die höheren Steuern und Abgaben. Im Zweifel auch über höhere
Schulden, aber das ist jetzt nicht so wesentlich.

Moment: ein Teil nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik
besteht auch aus Steuersenkungen, um die Kaufkraft zu erhöhen,
was dann die Saatsquote drücken würde;

kurz: die Gleichsetzung von Nachfrageorientierung und
Steuererhöhung ist keinesfall notwendig

Hab ich auch nicht geschrieben.

dazu kommt:
völlig unbestreitbar ist unter der Kohlregierung (etwas
bestreitbarer, aber aus meiner Sicht ganz genauso unter
Schmidt und Schröder) eine angebotsorientierte
Wirtschaftspolitik betrieben worden (sicherlich kein
Monetarismus pur, aber doch immerhin tendenziell); und wie hat
sich die Staatsquote entwickelt?

Die Politik der letzten 20 Jahre trägt angebotsorientierte Züge, und zwar was die Ordnungspolitik angeht. Im Bereich der Sozialsysteme hat man sich jedoch ordentlich ausgebreitet.

Was nun?: man könnte jetzt sagen, dass sich die Staatsquote
mit nachfrageorientierter Politik halt noch stärker erhöht
hätte … , aber damit landen wir halt vollends im politischen
Geklimpere, weil ein „wenn … hätte“ doch arg spekulativ
wäre.

So kann man einen drohenden Einwand auch vom Tisch wischen.

Es besagt, dass unter bestimmten Umständen (also keineswegs
immer, wie es der „Ideologe“ sagen würde) es sogar von Vorteil
ist, wenn die Staatsquote hoch ist, weil dadurch das
Gleichgewicht im S/I-Modell zu Gunsten der Investition
verschoben werden könne, wenn etwa eine Volkswirtschaft sich
in der Spar-Falle befindet, also z.B. auf Grund negatver
Zukunftsaussichten mehr spart als sie dies sonst machen würde,
und damit die Konjunktur bremst;

Wie die Entwicklung in Japan letzten 15 Jahre eindrucksvoll beweist, bringen staatliche Programme auch nicht den gewünschten Erfolg. Wenn man jedoch sinn- und zwecklos Geld in die Wirtschaft pumpt, erreicht man auf jeden Fall eines: Höhere Staatsverschuldung.

genau darüber aber, dass wir in einer solche Spar-Falle
stecken, besteht heute weitgehender Konsens zwischen allen
großen Parteien …

Zwischen den großen besteht bzgl. so mancher Dinge Einigkeit, was aber nicht unbedingt heißen muß, daß sie richtig liegen.

Gruß,
Christian

  1. Das Vermögen von Normalbürgern ist zu gering um Einfluss
    auf relevante Gesetze auszuüben.

Wir leben in keiner Anarchie.

Wir leben in einer von Lobbyisten geprägten Gesellschaft.
Um Einfluss auszuüben, braucht es Geld.

Gruß
karin

Hallo Christian

Sag mal ehrlich, was war denn im letzten Artikel persönlich
ausfallend oder im Tonfall daneben?

„unabdingbar zu einer Erhöhung der Staatsquote führen muss,
oder ob das eher sein privates Schreckgespenst ist.“
„ob er bei seinem Punkt 1 und seinem „Zu 1“ nicht etwas zu
sehr den Kopf in ideologischen Sand steckt,“

sorry, aber wenn Du das für „persönlich ausfallend“ hältst, dann weiß ich auch nicht mehr …

kurz: die Gleichsetzung von Nachfrageorientierung und
Steuererhöhung ist keinesfall notwendig

Hab ich auch nicht geschrieben.

ok ich hätte schreiben sollen: „… und Steuererhebung+Neuverschuldung …“; da hättest Du dann auch zwar auch schreiben können, dass Du das so wörtlich nicht gesagt hast, aber das hatten wir ja schon.

Die Politik der letzten 20 Jahre trägt angebotsorientierte
Züge, und zwar was die Ordnungspolitik angeht. Im Bereich der
Sozialsysteme hat man sich jedoch ordentlich ausgebreitet.

Das ist richtig (obwohl man exakter sagen müsste, dass die „Ausbreitung“ seit Mitte der 90er doch bereits langsamer geworden ist); nun hat aber die Nachfrage-orientierte WP nicht direkt mit den Sozialsystemen zu tun.

Was nun?: man könnte jetzt sagen, dass sich die Staatsquote
mit nachfrageorientierter Politik halt noch stärker erhöht
hätte … , aber damit landen wir halt vollends im politischen
Geklimpere, weil ein „wenn … hätte“ doch arg spekulativ
wäre.

So kann man einen drohenden Einwand auch vom Tisch wischen.

Hättest Du den echt gebracht?

genau darüber aber, dass wir in einer solche Spar-Falle
stecken, besteht heute weitgehender Konsens zwischen allen
großen Parteien …

Zwischen den großen besteht bzgl. so mancher Dinge Einigkeit,
was aber nicht unbedingt heißen muß, daß sie richtig liegen.

Das ist zwar grundsätzlich richtig, aber:
die Sparquote in Deutschland beträgt über 14% und nimmt seit längerer Zeit schon stetig zu.
http://www.destatis.de/presse/deutsch/pk/2005/Statem…

Viele Grüße
franz

Danke für eure Statements
Hallo Leute,

danke für eure Statesments.
Mir ging es um folgendes. Die Linkspartei will die „Besserverdienenden“ an der Brieftasche packen um damit die Verbesserung der Sozialleistungen zu finanzieren.
Bringt das Arbeitsplätze? Eher nicht.
Die CDU und SPD haben in den letzten beiden Jahrzehnten die „Besserverdienenden“ entlastet.
Hat das Arbeitsplätze gebracht? Auch nichts.
Irgendwie gewinne ich den Eindruck, dass das Drehen an der Steuerschraube im Bezug auf Arbeitsplätze relatib wirkungslos ist.

Also eignet sich das das Ausplündern der „Besserverdienenden“ dazu, den Ausgaben des Staates zu finanzieren.

Gruß
Carlos

Sag mal ehrlich, was war denn im letzten Artikel persönlich
ausfallend oder im Tonfall daneben?

„unabdingbar zu einer Erhöhung der Staatsquote führen muss,
oder ob das eher sein privates Schreckgespenst ist.“
„ob er bei seinem Punkt 1 und seinem „Zu 1“ nicht etwas zu
sehr den Kopf in ideologischen Sand steckt,“

Hm, mal überlegen: Man erhöht die Einkommen, damit die Steuern
und die Sozialabgaben, die der AG m.W. teilweise zu zahlen hat
und entzieht den Unternehmen daher zunächst Geld, was der
Staat einsackt. Der Staat soll auf der anderen Seite mehr
investieren, und finanziert das - hoffentlich - teilweise über
die höheren Steuern und Abgaben. Im Zweifel auch über höhere
Schulden, aber das ist jetzt nicht so wesentlich.

Moment: ein Teil nachfrageorientierter Wirtschaftspolitik
besteht auch aus Steuersenkungen, um die Kaufkraft zu erhöhen,
was dann die Saatsquote drücken würde;

kurz: die Gleichsetzung von Nachfrageorientierung und
Steuererhöhung ist keinesfall notwendig

Hab ich auch nicht geschrieben.

dazu kommt:
völlig unbestreitbar ist unter der Kohlregierung (etwas
bestreitbarer, aber aus meiner Sicht ganz genauso unter
Schmidt und Schröder) eine angebotsorientierte
Wirtschaftspolitik betrieben worden (sicherlich kein
Monetarismus pur, aber doch immerhin tendenziell); und wie hat
sich die Staatsquote entwickelt?

Die Politik der letzten 20 Jahre trägt angebotsorientierte
Züge, und zwar was die Ordnungspolitik angeht. Im Bereich der
Sozialsysteme hat man sich jedoch ordentlich ausgebreitet.

Was nun?: man könnte jetzt sagen, dass sich die Staatsquote
mit nachfrageorientierter Politik halt noch stärker erhöht
hätte … , aber damit landen wir halt vollends im politischen
Geklimpere, weil ein „wenn … hätte“ doch arg spekulativ
wäre.

So kann man einen drohenden Einwand auch vom Tisch wischen.

Es besagt, dass unter bestimmten Umständen (also keineswegs
immer, wie es der „Ideologe“ sagen würde) es sogar von Vorteil
ist, wenn die Staatsquote hoch ist, weil dadurch das
Gleichgewicht im S/I-Modell zu Gunsten der Investition
verschoben werden könne, wenn etwa eine Volkswirtschaft sich
in der Spar-Falle befindet, also z.B. auf Grund negatver
Zukunftsaussichten mehr spart als sie dies sonst machen würde,
und damit die Konjunktur bremst;

Wie die Entwicklung in Japan letzten 15 Jahre eindrucksvoll
beweist, bringen staatliche Programme auch nicht den
gewünschten Erfolg. Wenn man jedoch sinn- und zwecklos Geld in
die Wirtschaft pumpt, erreicht man auf jeden Fall eines:
Höhere Staatsverschuldung.

genau darüber aber, dass wir in einer solche Spar-Falle
stecken, besteht heute weitgehender Konsens zwischen allen
großen Parteien …

Zwischen den großen besteht bzgl. so mancher Dinge Einigkeit,
was aber nicht unbedingt heißen muß, daß sie richtig liegen.

Gruß,
Christian

Wir leben in einer von Lobbyisten geprägten Gesellschaft.
Um Einfluss auszuüben, braucht es Geld.

Nein, um Einfluss auszuüben, braucht es eine Gemeinschaft oder Geld. Die Lobbyosten wäre ohne eine gegnerische Gemeinschaft chancenlos, jedoch ist das deutsche Volk derartig zerstritten, uneinig und neidisch aufeinander, dass es hier die Lobbyisten sehr leicht haben.

das Steuerdilemma
Hallo,

Hat das Arbeitsplätze gebracht? Auch nichts.
Irgendwie gewinne ich den Eindruck, dass das Drehen an der
Steuerschraube im Bezug auf Arbeitsplätze relatib wirkungslos
ist.

auf der sog. Laffer-Kurve werden Steuereinnahmen und Steuersatz gegeneinander aufgetragen. Bei irgendeinem Steuersatz erreicht die Einnahmenkurve ein Maximum, um bei dann bei höheren Steuersätzen wieder abzufallen. Der Rückgang der Steeuereinnahmen bei höheren Sätzen wird damit begründet, daß es sich rechnet, Steuervorschriften zu umgehen, Einkünfte ins Ausland zu verlagern, weniger zu arbeiten usw. Klingt soweit auch nachvollziehbar, denke ich.

Die Theorie hat da noch ein paar andere Vorstellungen aber in der Praxis kommen zu den rein rechnerischen Überlegungen gewisse Abwägungen, die eine Abwanderung oder Kriminalisierung des Steuerpflichtigen noch etwas verzögern, ihn also leidensfähiger machen, als die Mathematik das rechtfertigen würde. So oder so scheint sich die Abwanderung derzeit ab einem gewissen Grade zu rechnen, was ein Signal dafür ist, daß wir uns auf dem abfallenden Arm der Laffer-Kurve befinden. Jeder, der nicht abwandert, zahlt hier Steuern und konsumiert. Das schafft oder zumindest erhält Arbeitsplätze.

Dummerweise ist die Zahl der Abgewanderten bzw. nicht Abgewanderten nicht so groß, daß sich das in Millionen neuer Arbeitsplätze auszahlen würde. Auch die Steuersenkungen der letzten Jahre waren eher homöopathischer Natur. Selbst wenn die Bevölkerung die wahnwitzigen Steuergeschenke von bis zu 50 Euro pro Verdiener und Monat schlagartig auf den Kopf gehauen hätten, wäre dadurch nicht ein einziger Arbeitsplatz entstanden. So etwas dauert seine Zeit. Der Inhaber eines Geschäftes muß davon ausgehen können, daß die Kundenzahl und damit die Belastung seiner Mitarbeiter dauerhaft gestiegen ist, bevor jemand eingestellt wird. Die Industrie klagt über mangelnde Auslastung, so daß auch hier genug Puffer da ist, um einen Nachfrageanstieg abzufedern.

Volkswirtschaftler stellen sich die Welt gerne wie eine Maschine vor: Drehe ich andiesem Knopf, passiert hinten sofort dies oder jenes. Die Auswirkungen staatlichen Handels zeigen sich normalerweise erst nach Jahren. So geht man davon aus, daß der Impuls einer Zinssenkung erst nach rd. 24 Monaten Auswirkungen auf die Realwirtschaft hat, andere Schätzungen gehen sogar vom doppelten aus.

Die derzeitige Restregierung kann sich allerdings rühmen, diese Verzögerung weiter erhöht zu haben. Inzwischen lassen alle bei Ankündigungen die Löffel fallen, beginnen bei einer Verabschiedung einer entsprechenden Änderung wieder damit, über ursprünglich geplante Projekte nachzudenken und wenn man nach einiger Zeit den Eindruck bekommt, daß die Entscheidung von Dauer ist, macht man sich an die Umsetzung.

Wie auch immer: Bei der Steuergeschichte handelt es sich letztlich um eine Glaubensfrage. Man kann davon ausgehen, daß Steuersenkungen etwas bringen oder man kann es lassen. Ich für meinen Teil glaube, daß es mehr als ausreichend ist, wenn sich der Tat Staat 50% eines Einkommens krallt, um es der fruchtlosen Selbstverwaltung zuzuführen.

Also eignet sich das das Ausplündern der „Besserverdienenden“
dazu, den Ausgaben des Staates zu finanzieren.

Theoretisch ja. Praktisch ist das auch wieder so eine Sache. Entweder belastet man eine kleine Gruppe sehr stark oder eine größere Gruppe nicht ganz so stark. Bei weniger kommt nichts gescheites dabei herum. Hohe Belastungen für die kleine Gruppe führt zur Abwanderung, da hohe Einkommen mobiler sind als kleinere Einkommen. Macht man die Gruppe zu groß, trifft man „die falschen“.

Gruß,
Christian

sorry, aber wenn Du das für „persönlich ausfallend“ hältst,
dann weiß ich auch nicht mehr …

Ich halte es mindestens für unnötig.

Hab ich auch nicht geschrieben.

ok ich hätte schreiben sollen: „… und
Steuererhebung+Neuverschuldung …“; da hättest Du dann auch
zwar auch schreiben können, dass Du das so wörtlich nicht
gesagt hast, aber das hatten wir ja schon.

Lies bitte, was ich geschrieben habe.

So kann man einen drohenden Einwand auch vom Tisch wischen.

Hättest Du den echt gebracht?

Ja, hätte ich. Und mit ein bißchen Respekt vor dem Diskussionpartner hätte ich das Thema nicht per se derart in die Gruft getreten.

Das ist zwar grundsätzlich richtig, aber:
die Sparquote in Deutschland beträgt über 14% und nimmt seit
längerer Zeit schon stetig zu.
http://www.destatis.de/presse/deutsch/pk/2005/Statem…

Hab ich nie bestritten.

Gruß,
Christian