Nachname

Guten Abend,

Weiss jemand, woher der Nachname GÖHMANN stammt und was er bedeutet?
Vielen Dank!

Hallo,

ganz sicher kann ich das jetzt nicht auflösen, aber sehr viel deutet auf einen Zusammenhang mit dem „Gau“ hin.

So gab es im Mittelalter „Gografen“, die den Gogerichtsbezirk verwalteten.
Nach dem Sachsenspiegel aus der Zeit um 1230 ist der Gograf (gogreve) Richter eines Unterbezirks der Grafschaft und dem Grafen untergeordnet (Ssp. Ldr. I/58).

Rund um Bremen beispielsweise hießen diese verwalteten Gerichtsbezirke Gohe. Diese Gografen dort spielten eine wichtige Rolle bei BVesteuerung und Unterhalt der Deiche.

Daher schätze ich, dass der Göhmann/Gohmann/Göher/Goher/Göhe/Gohe wahrscheinlich einen Verwalter eines Gogerichtsbezirks bezeichnet.

Gruß
Lawrence

WOW!!
Vielen Dank fuer deine Muehen!!

Hallo Lawrence,

mit der Grundbedeutung dürftest Du wieder einmal richtig liegen. Eine Amnerkung möchte ich jedoch machen: Es gab in althochdeutscher Zeit auch einen Rufnamen „Gawiman“ (Zusammensetzung aus „Gau“ = Gerichtsbezirk und Mann = Mann, Verwalter, Richter), aber eben gebraucht als Rufname, so wie ich Alexander heiße. Dieser wird sowohl im Gottschald als auch im Heintze-Cascorbi genannt. Brechenmacher bringt den „Göhmann“ überhaupt nicht, der Bahlow erklärt ihn als Flurname „an der Gö“ (somit wäre es ein Herkunftsname für einen Einheimischen nach seiner Wohnstätte), wobei er „Gö“ aus „go“ ableitet (ohne nähere Erklärung) und dieses mit „Wasser“ übersetzt. Als angebliche Beispiele bringt er Gofeld und Gogarten. Da dies jedoch ohne irgendwelche Belege geschieht, bin ich - in diesem Fall - der Erklärung von Bahlow gegenüber eher skeptisch eingestellt.
für mich ist es somit entweder - wie Du es erklärt hast - ein alter Beruf (Verwalter/Richter in einem Gau-Bezirk) oder ein alter Rufname. Dazu muss man natürlich wissen, dass die Rufnamen eine ältere Sprachschicht repräsentieren als die Familiennamen. In ganz früher Zeit wurden die Rufnamen nach Sinn vergeben (z.B. „Wolfgang“ = WaffenGANG gegen den WOLF), spätestens jedoch ab dem 10. Jh wurden die Rufnamen jedoch sinnunabhängig nur noch nach Gefallen (bzw. nach gewissen Regeln = Erstgeborener Sohn erhält den Rufnamen des Vaters bzw. des Paten etc.) vergeben. Somit liegt im Rufnamen „Göhmann“ sicher in ganz früher Zeit der Beruf zugrunde, in jüngerer Zeit = die Zeit, als die Familiennamen entstanden sind, war diese sinntragende Rufnamensgebung jedoch längst aus der Mode, so dass ich eher dazu tendiere, dass die Basis des Namens nicht der Beruf sondern der Rufname ist.

Aber erklärt ist der Name auf jeden Fall richtig; nur über die Interpretation können Zweifel aufkommen.

Auch die Sprachgeschichte ist richtig berücksichtigt: Aus altem gedehntem Vokal (â) [gâ] wird ein Diphthong (au) [Gau] um schließlich zu einem Umlaut (ö) [Göh-] zu werden.

Das Namenszweitglied „-mann“ lässt überdies, wie Du ebenfalls richtig geschrieben hast, eine geographische Eingrenzung zu, wo der Name entstanden sein dürfte: ganz grob in der Mitte des deutschen Sprachgebietes (Saarbrücken/Köln - FrankfurtMain/Kassel - Dresden/Berlin - Breslau/Posen). Wobei ich den Namen - wie Du - eher am nördlichen Rand dieses Bandes ansiedeln würde, grob etwa Westfalen, südliches Niedersachsen, Sachsen-Anhalt).

Rufnamen sind ja überwiegend auf dem Land zu Familiennamen geworden, in der Stadt wurden eher Berufsnamen zu Familiennamen. Im Süden sind Familiennamen schon länger üblich als im Norden, im Westen länger als im Osten. Somit denke ich, dass „Göhmann“ etwa 1400 bis 1500 bei einer Verwendung als Beruf (städtisch) und etwa 1450 bis 1550 (als Rufname (ländlich) erstmals verwendet wurde.

Ich hoffe, ich konnte ein wenig ergänzen.

Viele vorweihnachtliche Grüße

Alexander