Nachname Birnbaum-jüdisch?

Hallo!

Ich habe ein wenig in den alten Stammbüchern meiner Familie entdeckt, und dabei bei unserer „deutschen“ Linie mütterlicherseits, deren Vorfahren aus Schlesien stammten, den Nachnamen Birnbaum entdeckt.

Eine Internetrecherche hat gezeigt, dass es einige halbwegsbekannte Wissenschaftler und sonstige Intellektuelle gab, die diesen Namen trugen und jüdischen Glaubens waren.

Ist der Nachname per „jüdischbesetzt“, also kann es sein, dass ein Teil meiner Vorfahren jüdischen Glaubens waren, oder ist das nur Zufall?

Hallo,

die endgültige Antwort wird dir nur eine genauere Ahnenforschung liefern können.
Übrigens auch, falls du Müller, Maier, Schmidt im Stammbaum findest.
Einige Namen scheinen den jüdischen Ursprung des Namensträgers zu verraten, andere aber eben auch nicht. Auch Juden können Müller heißen.

Ich selbst finde bei Internetrecherchen zu meinem eigenen Familiennamen massig Hinweise auf jüdische Personen gleichen Namens, ohne dass in unserer Familie irgendetwas jüdisch wäre.

Juden gaben sich zum Beispiel Namen nach den Früchten des Heiligen Landes. Nach dem 5. Buch Moses fallen darunter unter Anderem:
Weizmann, Feigenbaum, Weinstock, Honigmann oder Teitelbaum (Dattelpalme).

Die Birne gehört nicht dazu.

Viel wahrscheinlicher halte ich die Möglichkeit, dass der Name entstand, weil der Vorfahre eine große Birnenplantage bewirtschaftete.

Birnen sind seit altersher in Mitteleuropa mit vielen Sorten heimisch.
Entsprechend ist es denkbar, dass es Obstbauern gab, die sich auf diese Frucht spezialisiert hatten.

http://gov.genealogy.net/

wenn du diesem Link folgst, wirst du feststellen, wie viele Orte namens Birnbaum es gibt.
Demnach kann Birnbaum auch einfach nur ein Name nach der Herkunft aus dem Ort Birnbaum sein.

Wenn nun jüdische Familien ebenfalls Birnbaum heißen, so heißen sie nicht des Glaubens wegen so, sondern weil sie aus Birnbaum stammten oder Obstbauern waren.

Gruß
Lawrence

Hallo Lawrence,

kleine Ergänzungen zu Deinen sehr guten Ausführungen:

Viel wahrscheinlicher halte ich die Möglichkeit, dass der Name
entstand, weil der Vorfahre eine große Birnenplantage
bewirtschaftete.

Birnen sind seit altersher in Mitteleuropa mit vielen Sorten
heimisch.
Entsprechend ist es denkbar, dass es Obstbauern gab, die sich
auf diese Frucht spezialisiert hatten.

Das ist eine sehr interessante Sichtweise. Um diese (nicht von der Hand zu weisende) Annahme zu verifizieren, sollte man auch noch an die Botanik denken: jeder Baum hat andere Boden- und Standortbedürfnisse: Bodenart, Feuchtigkeit, Helligkeit etc. Jetzt müsste man zuerst sich intensiv mit den alten Birnensorten (die es schon um 1400 gab) auseinandersetzen und feststellen, welche Standortbedürfnisse hatten diese Sorten. Anschließend müsste man über Geologiekarten, Bodengütekarten etc. aber auch in den landwirtschaftlichen Archiven auf die Suche gehen, ob und wo in größerer Anzahl Birnen angebaut wurden und ob dies (ganz rein zufällig *grins*) mit der Herkunftsregion der Familie zusammenpasst (ich gehe schwer davon aus). Dann müsste man sich die Mühe machen und alle Ortsnamen „Birnbaum“ auf die gleichen Kriterien hin untersuchen (vermutlich um am Ende auch wieder festzustellen: Es stimmt überein!). Schließlich hat man über diese Frage seine Doktorarbeit geschrieben, und weiß noch nicht mal so recht, wie es gegangen ist. Es war ja „nur“ Familienforschung! - Aber wie wir beide wissen: Dies ist ein Fass ohne Boden. Eine Frage beantwortet wirft zwanzig neue Fragen auf.

wenn du diesem Link folgst, wirst du feststellen, wie viele
Orte namens Birnbaum es gibt.
Demnach kann Birnbaum auch einfach nur ein Name nach der
Herkunft aus dem Ort Birnbaum sein.

Das ist für mich sogar fast noch wahrscheinlicher als der Obstbauer. Wenn man das unterstellt, so kann man auch gleich noch die Herkunft der Familie weiter eingrenzen. In Süddeutschland haben alle Familiennamen aus Herkunftsbezeichnungen die Endung „-er“ (UlmER, DillingER, SchweinsteigER etc.), in nördlicheren Regionen fehlt diese Endung (Stefan WaggershausEN, Frank Laufenberg_, Stefan Effenberg_ etc.) Dabei verläuft die Grenze etwa entlang der Linie Monschau/Eifel - Koblenz - Gießen - Fulda - Hof - Leipzig - Hoyerswerda - Breslau.
Somit verläuft diese „-er“-Grenze für Herkunftsnamen mitten durch Schlesien, was eine Herkunft der Familie aus dem südlicheren Teil (näher an der tschechischen Grenze) eher unwahrscheinlich macht. Das sagt einem aber auch schon die Logik: die Gebirgsregion in Südschlesien ist klimatisch recht rauh, und ob das Birnen verkraften, weiß ich nicht -> wieder eine Frage an die Botaniker!; dagegen ist es im Gebirgsvorland in Nordschlesien klimatisch günstig (Niederschlesien galt beispielsweise als Kornkammer Deutschlands im 3. Reich)

Wenn nun jüdische Familien ebenfalls Birnbaum heißen, so
heißen sie nicht des Glaubens wegen so, sondern weil sie aus
Birnbaum stammten oder Obstbauern waren.

Volle Zustimmung!

Viele Grüße

Alexander