Nachtabsenkung

Hallo,

in einer Anleitung zu einem Heizkessel steht sinngemäß:

„Stellen Sie die Nachtabsenkung niemals zu stark ein, da ansonsten die morgens benötigte Energie, den Raum wieder auf Komforttemperatur zu bringen, höher sein wird als die erzielte Einsparung in der Nacht.“

Wenn ich mir einen Raum mal so vorstelle, wie der sich in den einzelnen Phasen des Tages verhält, kann ich das nicht nachvollziehen.

Die Verluste durch die Wände sind proportional zum Temperaturunterschied, wenn ich abends von 20° auf 10° herunter fahre, wird die Heizung stundenlang aus seien. Anschließend kompensiert sie nur die sehr geringen Verluste. Dann muss sie wieder hochfahren (und zwar früher als bei sagen wir mal 17° Absenktemperatur, aber die Energie, die ich jetzt hereinstecke, wird doch in etwa die gleiche sein, die ich durch das vorabendliche Abschalten gespart habe?

Oder einfacher: Die Heizung muss die Wärmeverluste ausgleichen.
Die Wärmeverluste eines Tages sind das Integral der jeweiligen Verlustleistung über die Zeit. Diese Leistung ist proportional zur Differenz Innen-Außen.
Somit spare ich doch dann, wenn die mittlere Temperaturdifferenz niedrig ist, also auch (und gerade) bei extrem niedrigen Absenktemperaturen?
Was habe ich vergessen?
Baubiologische Gesichtspunkte (Schimmel, Wohlfühlen) wurden nicht genannt, lassen wir also jetzt auch mal außen vor!

Die Verluste durch die Wände sind proportional zum
Temperaturunterschied

Sind sie das wirklich? Die Wärmeleitfähigkeit ist Temperaturabhängig. Spätestens wenn in der Wand Feuchtigkeit auskondensiert, steigt sie sprunghaft an.

Dann muss sie wieder hochfahren (und zwar früher als bei sagen
wir mal 17° Absenktemperatur, aber die Energie, die ich jetzt
hereinstecke, wird doch in etwa die gleiche sein, die ich
durch das vorabendliche Abschalten gespart habe?

Geht die Energie denn vollständig in die Heizung? Und wenn nicht, sind die Verluste unabhängig von der Heizleistung?

Moin, xstrom,

„Stellen Sie die Nachtabsenkung niemals zu stark ein, da
ansonsten die morgens benötigte Energie, den Raum wieder auf
Komforttemperatur zu bringen, höher sein wird als die erzielte
Einsparung in der Nacht.“

sind halt Werbefuzzys zugange…

Das Ganze lässt sich berechnen, das ist allerdings recht mühsam. Dazu müsste für jede Fläche, die Wärme nach draußen abgibt, der Wärmewert bekannt sein, dazu die Differenz zwischen drinnen und draußen, das ergäbe dann den Wärmeverlust in der Absenkzeit.

Beim Hochfahren muss nur die Luft erwärmt werden. Auch die Berechnung ist nicht trivial, weil während des Zuführens die Wände bereits wieder Wärme aufnehmen, aber mit Sicherheit dauert das Hochfahren nicht allzu lang.

Ein grobes Maß ließe sich wohl finden, wenn die Zeitkonstanten gegenübergestellt würden: Wie lang dauert es, bis der Raum auskühlt gegen die Dauer, die es zum Aufheizen braucht.

Gruß Ralf

Die Verluste durch die Wände sind proportional zum
Temperaturunterschied

Sind sie das wirklich? Die Wärmeleitfähigkeit ist
Temperaturabhängig.

Das wusste ich nicht. Ich hielt sie für konstant.

Spätestens wenn in der Wand Feuchtigkeit
auskondensiert, steigt sie sprunghaft an.

Stimmt. Aber wieviel Feuchtigkeit wird wohl die Wand durchdringen?

Dann muss sie wieder hochfahren (und zwar früher als bei sagen
wir mal 17° Absenktemperatur, aber die Energie, die ich jetzt
hereinstecke, wird doch in etwa die gleiche sein, die ich
durch das vorabendliche Abschalten gespart habe?

Geht die Energie denn vollständig in die Heizung? Und wenn
nicht, sind die Verluste unabhängig von der Heizleistung?

Die Heizung kennt ja nicht die Raumtemperatur, wird als am Morgen eine der Heizkurve entsprechende Vorlauftemperatur erreichen wollen.
Dazu wird sie (wegenb eiskaltem Rücklauf) wohl Volllast fahren.
Sinkt dabei der Wirkungsgrad?
Ich weiß, dass der Wirkungsgrad bei hohen Vorlauftemperaturen sinkt.
Aber hier wäre die ja die selbe, egal wie lange und wie tief abgesenkt wurde. Nur die Rücklauftemperatur wäre stark vermindert.
Einerseits denke ich, dass bei niedrigen RL Temperaturen die Verbrennungsenergie verstärkt in den Heizkreislauf übergehen wird, andererseits bedingt Vollgas der Heizung auch einen erhöhten Luftdurchsatz, also rauschen die heißen Abgase schneller durch den Wärmetauscher. Einschätzen kann ich das nicht.

Spätestens wenn in der Wand Feuchtigkeit
auskondensiert, steigt sie sprunghaft an.

Stimmt. Aber wieviel Feuchtigkeit wird wohl die Wand
durchdringen?

Sie muss sie gar nicht durchdringen, weil sie schon drin ist.

Geht die Energie denn vollständig in die Heizung? Und wenn
nicht, sind die Verluste unabhängig von der Heizleistung?

Die Heizung kennt ja nicht die Raumtemperatur, wird als am
Morgen eine der Heizkurve entsprechende Vorlauftemperatur
erreichen wollen.
Dazu wird sie (wegenb eiskaltem Rücklauf) wohl Volllast
fahren.
Sinkt dabei der Wirkungsgrad?

Das kann ich Dir nicht sagen, weil es von der Anlage abhängt. Es ist aber durchaus möglich.

Hallo,

Spätestens wenn in der Wand Feuchtigkeit
auskondensiert, steigt sie sprunghaft an.

so schnell kondensiert da nichts aus. Das Wasser würde aus der Raumluft auf der Wand niederschlagen und dann in die Wand eindringen. Ich bezweifele, dass das mal schnell über Nacht geht. Problematisch wird es, wenn durch das auf und ab die Wand gar nicht mehr richtig warm wird, so dass sich das Kondensat über viele Tage aufsummieren kann.

Gruß, Niels

Hallo,

Du siehst das schon richtig. Rein physikalisch ist eine möglichst geringe Temperaturdifferenz zwischen außen und innen anzustreben. Wenn aber wiederholt Wasser auf der Wand auskondensiert, kann das tatsächlich - wie Dr. Stupid schrieb - zu feuchten Wänden und damit zur Erhöhung der Wärmeleitfähigkeit führen.

Entscheidend ist aber eben auch der von Dir angesprochene Wohlfühlfaktor. Sind die Wände und das Inventar stark abgekühlt, braucht man eine höhere Lufttemp. im Raum um sich wohl zu fühlen. Haben sich die Wände dann erwärmt, ist der Raum zu warm und man lüftet die Energie hinaus. Das könnte dann den Spareffekt zunichte machen.

Gruß, Niels

Das Wasser würde aus der
Raumluft auf der Wand niederschlagen und dann in die Wand
eindringen.

Ich würde eher erwarten, dass die Feuchtigkeit als Dampf in die Wand eindringt und erst dann auskondensiert.

Ich würde eher erwarten, dass die Feuchtigkeit als Dampf in
die Wand eindringt und erst dann auskondensiert.

Du meinst die „atmenden“ Wände? Die Diffusion von Luft in Wände hinein ist eher vernachlässigbar klein. Größere Mengen Feuchtigkeit können auf diese Weise kaum in kürzerer Zeit in die Wand gebracht werden.

Du meinst die „atmenden“ Wände? Die Diffusion von Luft in
Wände hinein ist eher vernachlässigbar klein. Größere Mengen
Feuchtigkeit können auf diese Weise kaum in kürzerer Zeit in
die Wand gebracht werden.

In kürzerer Zeit nicht, aber über längere Zeiträume schon. Da die Außenluft im Winter knochentrocken ist, gibt es ein starkes Dampdruchgefälle, das den Wasserdampf dauerhaft von innen nach außen treibt. Es fließt also ständig Dampf durch die Wand.

Wenn die Wand unter den Taupunkt abkühlt, sinkt der Dampdfdruck in der Wand noch weiter ab (und zwar auf den der Temperatur entsprechenden Gleichgewichtsdampfdruck). Dadurch wird der Wasserdampftransport aus dem Innenraum in die Wand erhöht und aus der Wand nach außen verringert. Es sammelt sich also Wasser in der Wand.

Wenn die Wand sich anschließend wieder erwärmt, muss das vorher angesammelte Wasser zusätzlich zum normalen Dampfstrom nach außen abgeführt werden. Wenn die Wand nun so undurchlässig für Wasserdampf ist, dass der Überschuss bis zur nächsten Abkühlung nicht vollständig abgeführt wwerden kann, dann sammelt sich bei jedem Zyklus etwas mehr Wasser in der Wand an.

Die Wand nie unter den Taupunkt abkühlen zu lassen, wäre eine Lösung dieses Problems. Andere Lösungen wären eine Absenkung der Luftfeuchtigkeit im Inneren (das ist aber ungesund) oder bauliche Veränderungen wie z.B. die Verwendung wasserdampfdurchlässiger oder wasserbindender Materialen in dem Bereich, in dem es zur Kondensation kommen kann.

Die Wand nie unter den Taupunkt abkühlen zu lassen, wäre eine
Lösung dieses Problems.

die aber nicht möglich ist, da ein Teil der Wand im Winter immer unter dem Taupunkt liegt. Deiner Theorie zufolge müsste dieser Teil dann permanent nass sein. Schwer zu glauben…
Tatsächlich geht es darum, die Wand nicht soweit abkühlen zu lassen, dass der Taupunkt nach innen (aus der Wand heraus) verlagert wird.

Die Mengen an Wasserdampf, die durch eine normale Wand diffundieren, reichen beim besten Willen nicht dazu aus, zu nassen Wänden zu führen. Etwas anderes ist es, wenn die Wand undicht ist (z.B. zog es in unsere Mietwohnung aus den Rolladenwicklern). Dort findet ein reger Luftaustausch statt und es kann „in der Wand“ kondensieren. Das passiert dann aber auch (oder besser: ganz besonders) bei geheizten Räumen.

Die Wand nie unter den Taupunkt abkühlen zu lassen, wäre eine
Lösung dieses Problems.

die aber nicht möglich ist, da ein Teil der Wand im Winter
immer unter dem Taupunkt liegt. Deiner Theorie zufolge müsste
dieser Teil dann permanent nass sein.

Und das passiert auch, wenn die Wand falsch gebaut wurde. Bauliche Maßnahmen, die das verhindern, habe ich ja schon genannt.