Nachtrag zum Thema Konkurrenzdruck

Hallo,

schon mehrfach habe ich hier aufgeworfen, daß wir uns in jeder Hinsicht im Wettbewerb mit willigen Konkurrenten zu tun haben. Ob es nun die Steuern betrifft, die Arbeitszeiten/-kosten oder -flexibilität, die Verwaltung usw. usw.

Überall gibt es Konkurrenz und in Deutschland wie auch hier im Forum ist der größte Teil der Bevölkerung anscheinend der Ansicht, daß wir uns diesem Wettbewerb am besten dadurch stellen, indem wir dafür sorgen, daß die anderen auf unser Niveau kommen, anstatt wir dafür sorgen, daß wir konkurrenzfähiger werden. Schließlich könnte das ja dazu führen, daß wir von dem Erreichten irgendetwas abgeben müßten.

Wie auch immer: Innerhalb Deutschlands ist der Wettbewerb zwischen den Bundesländern eingeschränkt, weil man in Dingen, die eigentlich Sache des einzelnen Bundeslandes wären, gemeinsame, länderübergreifende Kommissionen eingesetzt hat, so z.B. im Bildungsbereich die Kultusminsisterkonferenz. Anstatt daß jedes Land zusieht, daß es für seinen Nachwuchs eine optimale Bildung bereitstellt, einigt man sich in der KMK wieder auf den kleinesten gemeinsamen Nenner.

Im Bereich der Städte hingegen ist der Wettbewerb voll im Gange. Man übertrumpft sich mit neuen Gewerbegebieten mit perfekter Infrastruktur, wirbt im Ausland für Zuwanderung im gewerblichen Sektor und stellt die Vorzüge der eigenen Stadt auf allen möglichen Messen und Konferenzen zur Schau. Trümpfe sind meist Subventionen, Infrastrukturmaßnahmen und die Gewerbesteuersätze.

Letztere kann nämlich jede Gemeinde über den sog. Hebesatz selbst bestimmen (der Gewerbesteuersatz liegt bei 4,55%, der Hebesatz stellt den Multiplikator dar, also 200% 9,1 %). Eine Übersicht (leider nur für 2000/2001) gibt es z.B. hier:
www.anwaltverein.de/03/02/hebesatz.rtf

Jede Stadt legt den Hebesatz nach gewissen Überlegungen fest. Ist man sich sicher, daß man so toll ist, daß bei einem höheren Hebesatz keine Unternehmen abwandern, dann erhöht man halt. Will man der Nachbarstadt Gewerbe abgraben, dann reduziert man sie usw. Wenn man der Ansicht ist, daß es besser, ist keine Steuereinnahmen aus der Gewerbesteuer, die i.W. in die Gemeindekassen fließt, zu erzielen, aber dafür Arbeitsplätze zu schaffen und darüber dann letzten Endes mehr über Einkommenssteuer und Mehrwertsteuer usw. zu erzielen, dann reduziert man sie und zwar auf…0%

So macht das bspw. Norderfriedrichskoog in Schleswig-Holtstein und zwar seit Menschengedenken. Grund- und Gewerbesteuer fallen dort grundsätzlich nicht an (dafür eine monatliche Verwaltungsgebühr von € 1.500), wobei das nur gilt, wenn man effektiv seinen Sitz mit Produktion und/oder Verwaltung hat; ein Briefkasten reicht also nicht. Inzwischen haben sich dort Gesellschaften aus dem E.On-, RWE-, Unilever- und Deutsche Bank-Konzern angesiedelt, um nur ein paar große zu nennen. Ansonsten tummeln sich dort Bauträger, Vermögensverwalter, Architekten usw.

Tja, so war es und alle Beteiligten waren zufrieden ausgenommen natürlich die Städte, an denen diese Unternehmen vorher ihren Sitz hatten und die früher dicke Gewerbesteuereinnahmen hatten, die nach der Umsiedlung weggefallen sind. Einer ist halt immer der Loser, könnte man meinen.

Nun lese ich gestern einen witzigen Abschnitt in einer Ausarbeitung einer von uns beauftragten Anwaltskanzlei zum Thema Steueränderungen 2003/2004. Kurzfassung: Zukünftig muß jede Stadt einen Hebesatz von mindestens 200% erheben, entsprechend also einem Steuersatz von 9,1% (neuer § 16 Abs. 4 Satz 2 Gewerbesteuergesetz).

Hier nachzulesen:
http://www.bundesfinanzministerium.de/Anlage22004/Bu…

Seite 2923, oben links.

So geht dann wieder ein Stück Wettbewerb verloren. Mal ganz abgesehen davon, daß hier der Bund schlicht und ergreifend in Länder- und Gemeindeangelegenheiten eingreift, denn die Freiheit, den Hebesatz nach Gutdünken festzulegen, ergibt sich aus der Schleswig-Holtsteinischen Gemeindeordnung, erleben wir wieder einen tragischen Fall von Gedächtnisverlust bei einem Minister:
„Auch Bundesfinanzminister Hans Eichel sieht keinen Grund zum Eingreifen: Norderfriedrichskoog sei ein ungewöhnlicher Einzelfall, der bundesgesetzliche Maßnahmen nicht rechtfertigt -auch wenn dem Fiskus in der Steueroase Norderfriedrichskoog mehrere hundert Millionen Euro verloren gehen.“

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/28/0,1872,2018396,00…

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

unabhängig von einer Rechtmäßigkeit des einen oder anderen Handelns sind für mich ein paar Dinge hier durchaus fraglich.

a) wieso kann es sich diese Gemeinde leisten, während andere Gemeinden am Hungertuch nagen:
Dass sich diese Gemeinde ihre Großzügigkeit leisten kann, beruht nach ihrer eigenen Aussage darauf, dass sie Neuland eingedeicht und erfolgreich an ihre eigenen Bürger verkauft hat. Dieser Kaufvorgang beinhaltet regelmäßige Zahlungen bis 2008, so dass die Gemeinde meint, auf weitere Einnahmen außer den genannten 1500 EUR Verwaltungsgebühren verzichten zu können.
Weiterhin besteht sie aus 13(!) Bauernhöfen und hat quasi keine Infrastruktur zu betreiben und zu erhalten, wofür sie Steuereinnahmen bräuchte.

b) Was passiert dort: Große Unternehmen nutzen ein Steuerschlupfloch, um sich ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen zu entziehen. Warum sage ich Verpflichtungen? Weil offensichtlich einige dieser Firmen ihre sozialen Aufwand erzeugenden Niederlassungen bestehen lassen und ausschließlich die obersten Verwaltungsbereiche mehr als zweifelhaft an diesen Ort verlagern. Das bedeutet, dass die ursprüngliche Gemeinde weiterhin die gleiche Infrastruktur für sie bereitzustellen hat, sie erhält allerdings einen Teil der dafür notwendigen Einnahmen nicht mehr.

c) fairer Wettbewerb: Ich halte das persönlich für ein Extrembeispiel von Steuerdumping, wie ich es an allen Subventionsoasen (es gibt schließlich einige, z.B. einen großen Landstrich im Osten von D) kritisiere.

Letztendlich zahlt hier wieder einmal die Allgemeinheit (hier die Bürger und Unternehmen der belasteten Städte wie Heilbronn) für den Vorteil einiger weniger, und Unternehmen nutzen dies mit sehr fadenscheinigen Methoden durchaus legal aber nicht wirklich legitim aus.

Alles nichts neues, ich empfinde diesen „Wettbewerb“ als traurig und gesellschaftlich kontraproduktiv.

Nichts desto trotz hielte ich es für sinnvoller, ein einfacheres Steuerrecht insgesamt zu haben mit weniger Schlupflöchern, als ein paar Schlaumeiern über neue, zusätzliche Regeln beikommen zu wollen.

Grüße
Jürgen

Da war noch was unreguliert ?
Na Gott sei Dank hat man diesen untragbaren Zustand beseitigt.
Jetzt kann Deutschland weiterschlafen.

Gruß

Richard

Hallo Jürgen,

Alles nichts neues, ich empfinde diesen „Wettbewerb“ als
traurig und gesellschaftlich kontraproduktiv.

„Entscheidend ist, daß Marx hier von Anbeginn an über die Aporie der vorhergehenden politischen Philosophie zwischen Rousseaus Gesellschaftsvertrag der vereinzelten Individuen, die die Gesellschaft erst konstituieren sollen, und Hegels Vernunft des absoluten Willens, die das Gesellschaftlich-Allgemeine listig durch das Handeln der Individuen durchsetzt, hinaus ist, insofern in der gesellschaftlichen Produktion der Individuen überhaupt erst Gesellschaft und Individuen konstituiert werden; oder wie Marx in den Ökonomisch-philosophischen Manuskripten formuliert: „wie die Gesellschaft selbst den Menschen als Menschen produziert, so ist sie durch ihn produziert“ (MEW 40, 537). Somit erweist sich die gesellschaftliche Produktion der Individuen als die treibende Substanz aller Geschichte.“

Entschuldige bitte, daß ich schon wiedr mit Marx komme, aber der beschreibt die Problematik nunmal am besten.
Vielleicht wirst du selbst schon die Erfahrung gemacht haben, daß es speziell bei „Ossis“ dieses Konkurrenzdenken garnicht gibt. Die Erfahrung lehrt mir auch immer wieder, daß man so wesentlich schneller und effizienter seine Ziele verwirklicht, indem man sich gegenseitig unter die Arme greift.
Ich hab bis heute nicht begriffen, wie man die Kuh, die man 40 Jahre lang gemolken hat, nach 89 mit nem geistigen Abgang schlachten musste. Genau aus diesem Grund existieren unsere heutigen Probleme - ma hat schlicht Struktur vernichtet und damit Kapital. Was es alleine bedeutet, die Arbeitslosen und ungelernten wieder produktiv arbeiten zu lassen, ist irre. Das kostet Milliarden.
Was machen aber lieber unsere „Wirtschaftseliten“? Abzocken auf breiter Front. Solange das so bleibt, ändert sich hier nix.
Dabei wäre eine Unmenge möglich. Wir haben potenziell Technologie, davon träumt der Rest der Welt. Vor allem hat D auch die Infrastruktur, das umzusetzen.
Allerdings müßten dazu manche Leute ihr mechanisches Gehirn gegen graue Zelle austauschen…

Gruß
Frank

http://www.uni-kassel.de/~schmiedk/Marx.htm

Hallo Jürgen,

vorab: Du hast bemerkt, wer da Deiner Meinung ist? das würde mir zu denken geben :wink:

a) wieso kann es sich diese Gemeinde leisten, während andere
Gemeinden am Hungertuch nagen:
Weiterhin besteht sie aus 13(!) Bauernhöfen und hat quasi
keine Infrastruktur zu betreiben und zu erhalten, wofür sie
Steuereinnahmen bräuchte.

Ich könnte Dir jetzt Städte mit viel und wenig Inferastruktur, vielen und wenigen Sozialhilfeempfängern, mit oder ohne Hungertuch nennen, die groß, klein oder zwergenhaft sind. Kombinationen gibt es ohne Zahl. Was die Gemeinde macht, versucht man derzeit im Bund (zaghaft): Steuersenkung um die Wirtschaft anzukurbeln.

Jede Stadt versucht sich zu orientieren: Mit hohen Steuern abschöpfen, mit niedrigen anlocken usw. Das gibt es seit jeher. Um die Großstädte herum gibt es kleinere Städte, die locken und wenn die Wirtschafts da ist, geht der Hebesatz rauf. Sindelfingen, Ratingen, Bad Homburg, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg, alle haben sie ihre Strategien, die mal besser und mal schlechter funktionieren.

Warum darf eine Stadt nicht mehr den Hebesatz dahinsetzen, wo sie will? 0% ist eine Sache, mindestens 200% ist eine andere.

b) Was passiert dort: Große Unternehmen nutzen ein
Steuerschlupfloch, um sich ihren gesellschaftlichen
Verpflichtungen zu entziehen.

Oh bitte, solange das Steuersystem so ist, wie es ist und die internationale Harmonisierung so unsichtbar ist, wie sie ist, sollten wir über das Ausnutzen von Steuerlöchern nicht debattieren, wenn der Gegenstand der Diskussion ein Kaff in Norddeutschland ist, das bei der Wirtschaftskraft vermutlich sogar von den ersten zehn Hausnummern auf der Königsallee geschlagen wird.

erzeugenden Niederlassungen bestehen lassen und ausschließlich
die obersten Verwaltungsbereiche mehr als zweifelhaft an
diesen Ort verlagern. Das bedeutet, dass die ursprüngliche
Gemeinde weiterhin die gleiche Infrastruktur für sie
bereitzustellen hat, sie erhält allerdings einen Teil der
dafür notwendigen Einnahmen nicht mehr.

Da m.W. bei keinem der anderen genannten Konzerne die Konzernobergesellschaften in Norderfriedrichskoog ihren Sitz hat und idR steuerliche Organschaften bis ganz nach oben gehen, dürfte der Effekt auf Teilbereiche der Konzerne begrenzt sein.

Weiterhin ist es unwahrscheinlich, daß Konzerne ihren Hauptsitz dorthin verlegen. Frag mal das Management eines größeren Unternehmens danach, ob es lieber in Bad Homburg v.d.H. wohnt oder in Norderfriedrichskoog. Das ist der Standortnachteil des Kaffs und er wird es auch immer bleiben.

Daß Städten große Teile ihres Gewerbesteueraufkommens wegbrechen, ist nun auch nichts besonderes. Sindelfingen mit seinen Zebrastreifen aus Marmor kann ein Lied davon singen. Dort fand man es auch nicht unbedingt witzig, als Daimler-Benz und IBM auf einmal keine Gewinne mehr auswiesen und die Einnahmen wegbrachen.

c) fairer Wettbewerb: Ich halte das persönlich für ein
Extrembeispiel von Steuerdumping, wie ich es an allen
Subventionsoasen (es gibt schließlich einige, z.B. einen
großen Landstrich im Osten von D) kritisiere.

Ich bin der Ansicht, daß die Städte ihren Wettbewerb so betreiben sollten, wie sie möchten. Des weiteren bin ich der Meinung, daß wir mehr Wettbewerb auf allen Ebenen brauchen, damit alle Beteiligten mal aus den Pötten kommen und sich nicht darauf ausruhen, was sie erreicht haben. Düsseldorf und Ratingen haben sich irgendwie arrangiert. Krefeld rafft sich gerade auf, den beiden das Wasser abzugraben: Neue Gewerbegebiete mit einigen Förderungen für kleine Neuansiedler und die nette kleine Rheinquerung der A44 macht auf einmal die graue Maus attraktiv. Wollen mal sehen, was sich Ratingen und Düsseldorf einfallen lassen, um da zu kontern.

Alles nichts neues, ich empfinde diesen „Wettbewerb“ als
traurig und gesellschaftlich kontraproduktiv.

Was darf denn eine Stadt bieten, die verkehrstechnisch ungünstig liegt? Einen Hebesatz von 400%, 300% oder 250%? Nun hat der Gesetzgeber entschieden: 200% müssen es sein. Na fein: Endlich Klarheit.

Nichts desto trotz hielte ich es für sinnvoller, ein
einfacheres Steuerrecht insgesamt zu haben mit weniger
Schlupflöchern, als ein paar Schlaumeiern über neue,
zusätzliche Regeln beikommen zu wollen.

Da sind wir uns einig.

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

vorab: Du hast bemerkt, wer da Deiner Meinung ist? das würde
mir zu denken geben :wink:

Warum? Auch blinde Hühner…:wink:

Warum darf eine Stadt nicht mehr den Hebesatz dahinsetzen, wo
sie will? 0% ist eine Sache, mindestens 200% ist eine andere.

Warum ich gegen diese Steuerschlupflöcher bin? Ganz einfach: Weil ein Leitmotto von mir die direkte Kostenzuordnung ist, sowohl in der BWL als auch in der VWL.
Was ich damit meine: Derjenige, der Kosten verursacht, soll diese Kosten tragen, dort wo Kosten entstehen, sollen sie auch direkt(!) beglichen werden.

Alles andere führt zu sinnloser Umverteilung mit dem sich daraus ergebendem Verwaltungsapparat, Ungerechtigkeit, mangelhafter Steuerung und (in diesem Falle) Steuerschlupf.

Und deswegen brauchen wir keine Steuerschlupflöcher, wir brauchen auch keine gestopften Steuerschlupflöcher sondern wir brauchen ein einfaches, transparentes Steuersystem mit möglichst kurzen Wegen…

Oh bitte, solange das Steuersystem so ist, wie es ist und die
internationale Harmonisierung so unsichtbar ist, wie sie ist,
sollten wir über das Ausnutzen von Steuerlöchern nicht
debattieren, wenn der Gegenstand der Diskussion ein Kaff in
Norddeutschland ist, das bei der Wirtschaftskraft vermutlich
sogar von den ersten zehn Hausnummern auf der Königsallee
geschlagen wird.

Es geht nicht um das Kaff (wobei 9 stellige Beträge sicher diskussionswürdig sind), es geht ums Prinzip (s.o.)
Ich empfinde Steuerdumping und die Vorenthaltung von in meinen Augen berechtigten gesellschaftlichen Forderungen immer als zweifelhaft. Ob das nun ein Sportler ist, der aus steuerlichen Gründen ins Ausland geht, aber weiterhin als deutscher Sportler gefeiert werden will, ob das Konzerne sind, die einerseits Subventionen in D einstecken, andererseits sich aber weigern, bei Erfolg der Gesellschaft Rückflüsse zu geben… Sicher meist legal, keine Frage, aber für mich eben häufig nicht legitim.

Sozialistische Grüße:wink:
Jürgen

Moin Christian,
leider bist du auf Jürgens Einwände gar nicht eingegangen. Daher wiederhole ich sie einfach noch mal:

  1. Warum kann Norderfriedrichskoog diesen Steuersatz sich leisten? Eben weil die Gemeinde praktisch keine Ausgaben hat. Infrastruktur, Theater, Schulen, Universitäten etc. sollen gefälligst andere bezahlen.

  2. Geht die Konzernspitze denn wirklich nach Norderfriedrichskoog? Nein. Das würden die Leute dort auch gar nicht wollen. Man stelle sich mal vor: Siemens würde seine Konzernzentrale nach Norderfriedrichskoog mit mehreren 100 oder 1000 (je nachdem, was man dazu zählt) Mitarbeitern verlegen. Und all die anderen Konzerne auch. Sie halten dort einmal im Jahr eine Konferenz mit vielleicht 5 Leuten ab (machen dort eigentlich nur Urlaub) und das war’s dann.

Daher eine sehr vernünftige Regelung. Will Deutschland Druck auf die Beseitigung der weltweiten Steueroasen machen (Wovon ich aber auch bei dieser Regierung nichts höre), dann müssen die deutschen Steueroasen zuerst beseitigt werden.

Es ist nun mal so, dass auch Unternehmen sich den Steuerzahlungen nicht völlig entziehen dürfen.

Wettbewerb
Hallo Jürgen,

Warum ich gegen diese Steuerschlupflöcher bin? Ganz einfach:
Weil ein Leitmotto von mir die direkte Kostenzuordnung ist,
sowohl in der BWL als auch in der VWL.

da habe ich im Prinzip kein Problem mit, aber Du weißt schon, daß ein Großteil der Kosten nicht direkt zugerechnet werden kann und Kosten umlegen=umlügen.

Was ich damit meine: Derjenige, der Kosten verursacht, soll
diese Kosten tragen, dort wo Kosten entstehen, sollen sie auch
direkt(!) beglichen werden.

Welche Kosten entstehen denn direkt am Sitz eines Unternehmens/Betriebes? Bzw. wo entstehen denn größere Kosten? Am Standort des Betriebes oder am Sitz des Unternehmens?

Ich denke, wir sind uns einig, daß am Standort des Betriebes ist. Nun ist aber der Unternehmenssitz aber nicht zwangsläufig der Standort des Betriebes. Insofern fallen auch jetzt schon Steueraufkommen und Kosten auseinander. Mal ganz davon abgesehen, daß ein nicht unwesentlicher Teil der Infrastrukturkosten direkt über Abgaben umgelegt werden, z.B. für Ent- und Versorgung oder als Erschließungskosten usw.

Und deswegen brauchen wir keine Steuerschlupflöcher, wir
brauchen auch keine gestopften Steuerschlupflöcher sondern wir
brauchen ein einfaches, transparentes Steuersystem mit
möglichst kurzen Wegen…

Da stimme ich Dir zu, aber derzeit haben wir kein solches Steuersystem und solange das so ist, halte ich Gewerbesteuerwettbewerb nicht nur für akzeptabel sondern jedes Ausnutzen des Steuersystems sinnvoll im Sinne von Wettbewerb und Allokation.

Es geht nicht um das Kaff (wobei 9 stellige Beträge sicher
diskussionswürdig sind), es geht ums Prinzip (s.o.)
Ich empfinde Steuerdumping und die Vorenthaltung von in meinen
Augen berechtigten gesellschaftlichen Forderungen immer als
zweifelhaft. Ob das nun ein Sportler ist, der aus steuerlichen
Gründen ins Ausland geht, aber weiterhin als deutscher
Sportler gefeiert werden will, ob das Konzerne sind, die
einerseits Subventionen in D einstecken, andererseits sich
aber weigern, bei Erfolg der Gesellschaft Rückflüsse zu
geben… Sicher meist legal, keine Frage, aber für mich eben
häufig nicht legitim.

Die Frage ist doch, ob wir uns nicht überlegen sollten, warum Abwanderung überhaupt eine Alternative ist. Die Länder, in die Beispielsweise Sportler gerne abwandern, z.B. Österreich und die Schweiz, haben soviel andere Kostenstrukturen auch nicht als Deutschland. Wieso ist also A oder CH in der Lage, Gutverdienende und Wohlhabende anzulocken? Und nicht nur das: Der Unterschied muß so groß sein, daß alle anderen Nachteile durch die niedrige Steuerlast mehr als aufgewogen werden.

Warum müssen alle anderen so teuer, steuerintensiv usw. werden, wie wir? Warum können wir nicht einmal bei uns anfangen, anstatt den „Fehler“ bei anderen zu suchen?

Damit habe ich ein massives Problem und m.E. ist dieses Problem auch das entscheidende für unsere Gesellschaft. Andere werden uns nicht den Gefallen tun, schlechter/teuerer/„was auch immer“ zu werden, um uns das Leben leichter zu machen.

Anstatt sich um dieses Problem zu kümmern und nach Lösungen zu suchen, wie wir unsere Position im Wettbewerb verbessern können, sorgen wir dafür, daß ein kleines Kaff im Norden Deutschlands gefälligst Steuern einnimmt und damit armen, hilflosen Metropolen nicht mehr das Wasser abgräbt.

Oder anders: Anstatt dafür zu sorgen, daß im gesamten Land die Steuern sinken, sorgt man als Sofortmaßnahme dafür, daß sie in Minigemeinden steigen.

Oder noch mal anders formuliert: Wohin werden die Unternehmen aus Norderfridrichskoog nun wohl umziehen? Hamburg, München, Frankfurt, Berlin oder vielleicht doch eher Venlo, Kolding, Pilsen?

Tja, warten wir es ab.

Gruß,
Christian

da habe ich im Prinzip kein Problem mit, aber Du weißt schon,
daß ein Großteil der Kosten nicht direkt zugerechnet werden
kann und Kosten umlegen=umlügen.

Also legen wir gar nichts mehr um. Das ist schlicht Resignation.

Welche Kosten entstehen denn direkt am Sitz eines
Unternehmens/Betriebes? Bzw. wo entstehen denn größere Kosten?
Am Standort des Betriebes oder am Sitz des Unternehmens?

Ich denke, wir sind uns einig, daß am Standort des Betriebes
ist. Nun ist aber der Unternehmenssitz aber nicht zwangsläufig
der Standort des Betriebes.

Meistens aber eben schon. Dort ist die Verwaltung. Dort sitzen die Unternehmenschefs. Jedenfalls in der Regel. Und die Kosten, die dort anfallen, sind z.B. die Kulturkosten. Denn natürlich spielt auch die Kultur eine Rolle (nicht zwingend wesentlich, aber auch), wo das Unternehmen seinen Sitz hinverlegt. Und diese Kosten müssen umgelegt werden. Norderfriedrichskoog braucht keine Kultur zu bieten.

Insofern fallen auch jetzt schon
Steueraufkommen und Kosten auseinander.

Ich sag ja: Resignation.

Mal ganz davon

abgesehen, daß ein nicht unwesentlicher Teil der
Infrastrukturkosten direkt über Abgaben umgelegt werden, z.B.
für Ent- und Versorgung oder als Erschließungskosten usw.

Sagen wir: ein sehr, sehr geringer Teil der Infrasturkturkosten. Denn Infrastruktur ist weitaus mehr als Ent- und Versorgung.

Da stimme ich Dir zu, aber derzeit haben wir kein solches
Steuersystem und solange das so ist, halte ich
Gewerbesteuerwettbewerb nicht nur für akzeptabel sondern jedes
Ausnutzen des Steuersystems sinnvoll im Sinne von Wettbewerb
und Allokation.

Und was ist daran sinnvoll, wenn es irgendwann soweit geht, dass Unternehmen gar keine Steuern mehr bezahlen? Weil sie sonst abwandern?

Die Frage ist doch, ob wir uns nicht überlegen sollten, warum
Abwanderung überhaupt eine Alternative ist. Die Länder, in die
Beispielsweise Sportler gerne abwandern, z.B. Österreich und
die Schweiz, haben soviel andere Kostenstrukturen auch nicht
als Deutschland. Wieso ist also A oder CH in der Lage,
Gutverdienende und Wohlhabende anzulocken?

Weil deutsche Sportler dort nicht die gleichen Steuern bezahlen wie österreichische oder schweizerische Sportler. Das ist dann nämlich Steuerdumping.

Warum müssen alle anderen so teuer, steuerintensiv usw.
werden, wie wir?

Deutschland ist ein Niedrigsteuerland. An der generellen Steuerintensivität kann es also nicht liegen. Ok, die Abgaben sind hoch. Aber Schumacher z.B. wird eh kaum in die deutsche Rentenversicherung einzahlen. Daran kann es also nicht liegen.

Oder noch mal anders formuliert: Wohin werden die Unternehmen
aus Norderfridrichskoog nun wohl umziehen? Hamburg, München,
Frankfurt, Berlin oder vielleicht doch eher Venlo, Kolding,
Pilsen?

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Denn es gibt sicherlich einen Grund, warum sie nicht gleich nach Pilsen umgezogen sind.

Mach daraus, was Du willst, aber seit Deinen Ausrastern im Sommer letzten Jahres, seit denen Du ja erfreulichweise hier kaum noch aufgetreten bist, diskutiere ich nicht mehr mit Dir.

Bei Deinen Antworten an mich und Andreas hast Du Deine Tradition der unsachlichen und mißinterpretierenden/übertreibenden Kommentare fortgesetzt, so daß ich keine Notwendigkeit sehe, meine Einschätzung Deiner Person gegenüber zu ändern.

Wie gesagt: Interpretiere daraus, was Du willst. Hier sind inzwischen genug andere Leute aufgetreten, bei denen das Antworten nicht (mehr) lohnt, so daß Du mich auch über die Schiene „Feigling“ oder „Du gehst einer Diskussion aus dem Weg“ nicht mehr zu Antworten provozieren kannst.

Und bevor Du das MOD-Argument aus dem Köcher holst: Ich bin hier nicht mehr Moderator, genau wegen solcher Leute. Auch das kannst Du gern als Feigheit, Diskussionfähigkeit oder was auch immer interpretieren. Das ist mir aber reichlich egal. Ich schaue hier nur noch rein bzw. antworte hier nur noch, wenn es der Gesprächspartner in meinen Augen wert ist, Zeit in eine Antwort zu investieren. Du bist es in meinen Augen nicht.

C.

Ehrlich gesagt, ist mir das wurscht. Ich weiss, dass du zu einer sachlichen Diskussion nicht in der Lage bist. Das hast du mehr als einmal bewiesen. Es ist ja interessant, dass du auf mein Posting in deiner Verzweiflung (da du nur zu gut weisst, dass du mir volkswirtschaftlich nicht gewachsen bist) gleich mit Beleidigungen reagierst. Ich zitiere:

Bei Deinen Antworten an mich und Andreas hast Du Deine
Tradition der unsachlichen und
mißinterpretierenden/übertreibenden Kommentare fortgesetzt,

Natürlich ersparst du dir jeglichen Beleg hierfür. Warum auch? Du würdest ja keinen finden, aber man kann es einfach mal schreiben. Es klingt so schön.

Wie stets ist das deine Strategie (auch bei unser letzten „Diskussion“): zuerst den Disputanten unqualifiziert und grundlos anpflaumen und sich anschließend öffentlich ausheulen, wenn auf gleicher Weise zurückgeschossen wird. Du weisst nur zu gut, dass ich in diesem Forum niemals zuerst beleidigt habe. Das ist und war nie mein Stil. Aber ich beschwere mich nicht, wenn man mich beleidigt sondern reagiere entsprechend.

Ich werde dennoch, so ich Zeit und Lust habe, in diesem Forum die Wahrheit schreiben. Dass dies einem verblendeten Ideologen wie dir nicht in den Kram passt, ist mir sehr bewusst, aber nicht mein Problem.

Ich
schaue hier nur noch rein bzw. antworte hier nur noch, wenn es
der Gesprächspartner in meinen Augen wert ist, Zeit in eine
Antwort zu investieren. Du bist es in meinen Augen nicht.

Siehst du. Das ist mir auch egal. Nur eine Frage: was bringt es dir, hier andauernd volkswirtschaftlichen Schwachsinn zu verzapfen?

Dass das www sich von dir als MOD mittlerweile getrennt hat, spricht sehr für das TEAM. Sie haben deinen Unfug hier eh zu lange durchgehen lassen.

Dass das www sich von dir als MOD mittlerweile getrennt hat,
spricht sehr für das TEAM. Sie haben deinen Unfug hier eh zu
lange durchgehen lassen.

Den ganzen Rest lasse ich unkommentiert stehen; er spricht für sich und gegen Dich. Zu den MOD-Dingen: Aus diversen Gründen hat sich die Attraktivität des Forums für mich deutlich reduziert. Vor diesem Hintergrund habe ich Mitte Dezember 2003 die Bretter Nachrichten, online-Auktionen und Finanz- & Wirtschaftspolitik abgegeben (daß das Brett Nachrichten in Allgemeine nachrichten umbenannt und verschoben wurde, ist damit übrigens in einem unmittelbaren Zusammenhang zu sehen) und zwar freiwillig.

Jede anderweitige Behauptung ist grober Unfug und entspricht nicht den Tatsachen.

Soviel dazu.

C.

Den ganzen Rest lasse ich unkommentiert stehen; er spricht für
sich und gegen Dich.

Natürlich. Du beleidigst mich (dieses Mal und das letzte Mal) als erstes und wenn ich darauf hinweise, spricht das gegen mich.
Ich lach mich kringelich über so viel Arroganz.

Zu den MOD-Dingen: Aus diversen Gründen

hat sich die Attraktivität des Forums für mich deutlich
reduziert.

Natürlich. Du warst doch MOD. Wenn du alle intelligenten Disputanten nach und nach aus dem Forum rausekelst, solltest du dich nicht wundern, wenn die Attraktivität des Forums nachlässt, nicht wahr? Du hattest es in der Hand. Du hast es selbst verbockt.

Natürlich. Du beleidigst mich (dieses Mal und das letzte Mal)

Wo vermutet denn der kleine, hilflose Ralf die Beleidigung? In dem Vorwurf der Übertreibung vielleicht? Nun, während manche von der Reduzierung des Staatseinflusses sprachen, machst Du daraus eine völlige Staatslosigkeit.

Das habe ich gemeint und nicht mehr. Wenn Du darin eine Beleidigung siehst, tut mir das von Herzen leid.

Natürlich. Du warst doch MOD. Wenn du alle intelligenten
Disputanten nach und nach aus dem Forum rausekelst,

Wer wäre das Deiner Meinung nach? Ich kann nicht erkennen, daß jemand dieses Forum verlassen hätte oder vermindert besuchen würde, außer vielleicht Twix, Heinrich und meinereiner, alles anerkanntermaßen natürlich totale Nieten auf ihrem Gebiet. Glücklicherweise ist der wahre Experte wieder zurück. Darauf ein dreifaches Hurra! Dumm nur, daß Du als natürlich unbestreibarer Experte es mit anderen Spezialisten aufnehmen werden mußt.

Du hast hier 8 Monate der Entwicklung verpaßt, aber hey, was macht das schon, wo Du soviel besser in VWL bist als ich. Dann kann ich die Aktivitäten hier ja einstellen. Du wirst die Lehre schon verteidigen, gegen alle, die ich noch nicht vergrault habe.

Wenn Du meinst, daß die nachwachsenden Spezialisten wie Frank, Torsten und einige andere eine Bereicherung darstellen, ist das Deine Meinung, die ich nicht teile.

Viel Spaß bei der Rettung des Abendlandes.

Gruß,
Christian

[MOD] und Schluss
Hallo ihr beiden

Würdet ihr diesen privaten Disput bitte per mail klären ?

Danke
Gruß
Marion [MOD]

Ok, ich werde Christoph im ALK antworten. So lasse ich mich jedenfalls von diesem Typen nicht anpflaumen.

Wenn Du meinst, daß die nachwachsenden Spezialisten wie Frank,
Torsten und einige andere eine Bereicherung darstellen, ist
das Deine Meinung, die ich nicht teile.

Den geb ich doch glatt zurück: http://www.manager-magazin.de/koepfe/artikel/0,2828,…

Dass du von politischer Ökonomie keinen blassen hast, hast du ja fast täglich belegt.

Gruß
Frank

Warum stellt unsere Regierung nicht einfach par ordre de mufti die Besteuerungsgrundlagen so um, dass Einkommen-, Gewinn-, Gewerbe- und Umsatz-Steuern immer dort abzuführen sind, wo die Tätigkeit stattfindet - also am Ort des Betriebsgeländes?

So lange Gewerbesteuerzahlungen das zu versteuernde Einkommen mindern, ist das Alles halb so schlimm. Und wenn ein Mal in ferner Zukunft das auch nicht mehr geht, und Verlustrück- und Vorträge nicht mehr möglich sind, und Ausnahmetatbestände nicht mehr existieren…
haben wi dann das Einfach-Steuer-Paradies?

Michael