nachträgliche Erdung / zweiadrige Verkabelung

Ich habe in einem Altbau in einigen Zimmern eine zweiadrige Verkabelung, teilweise (Kü / Bad) aber auch 3-adrig, teilweise sogar FI. Um aufwändige Neuverkabelung zu vermeiden, wäre meine Idee, die Steckdosen im Wohnzimmer (wo typischerweise Fernseher, HiFi etc.) stehen nachträglich mit einer separaten Erdungsleitung zu versehen, die aber NICHT zum Zähler und Sicherungskasten geht, sondern z.B. zu einer geerdeten Steckdose in der Küche (wäre praktisch nur die gegenüberliegende Seite der Wand), oder zum Heizungsrohr oder zum Antennenkabel. Alles liegt in der Nähe, max. 2 m etfernt.
Spricht was dagegen oder kann man so etwas ruhigen Gewissens tun?
Danke Euch vorab

Nun, es sprechen die Vorschriften dagegen. Der Schutzleiter muss in der Leitung auf ganzer Länge mitgeführt werden.
Übrigens erfüllt er dann auch höhere Schutzwirkung weil er auch Kabelschäden durch mechanische Einwirkung oder Feuer meist noch rechtzeitig abschalten kann, gerade wenn ein FI vorhanden ist.

Gut, in absoluten Notfällen könnte man es wagen, dann aber zu einem Schutzleiter an einer 3-poligen Steckdosenzuleitung, wo der PE bereits sicher zum Verteiler geht und dort mit der Sammelschiene und der Hauserdung verbunden ist.
Nicht zu Antenne oder Rohrleitung ! Auf keinen Fall.

Als einadriger Schutzleiter ist ein Mindestquerschnitt bei geschützter Verlegung von 2, 5 mm² vorgeschrieben, grün-gelb natürlich !
Es gibt ein Kabel NYM-J 1 x 2,5 mm² extra für solche Sonderzwecke.
Der dicke Isoliermantel ist der mechanische Schutz.
Ein einfach isolierter Draht müsste nämlich 4 mm² sein. Durch seine Dicke ist er dann mechanisch beständig genug. Problem, man kann 4 mm² nicht direkt an Steckdosen anklemmen ! Da müsste man improvisieren, was Platz braucht den man in Gerätedosen meist nicht hat
Versuche in jedem Fall das NYM 1x 2,5 zu beschaffen.

Das ist so nicht im normalen Handel zu bekommen, frage einen Elektriker, er sollte das von der Rolle im Lager haben.

Tipp: bei älterer Installation, gerade bei Mischinstallation 2-adrig/3-adrig sollte sich das mal ein Fachmann anschauen und Messungen machen, ob nicht auch noch andere Fehler vorliegen.
Man sollte dann konsequent auf das 3-adrige System umstellen, ideal natürlich durch neue Zuleitung ab Verteiler bis in das Zimmer.

MfG
duck313

Wenn, dann nimm eine UP-Steckdose mit FI.

Von dort kannst Du in der Regel auch weitere Steckdosen im Zimmer mit 3-poligem Kabel anschließen.

Sind zwar schweineteuer (um die 100€?) aber ab der ersten Steckdose genauso sicher wie ein zentraler FI. icher.

Guter Hinweis !

http://www.tandmore.de/Installation/Jung/Steckdosen-Anschlussdosen/Jung-A5520-30WW-FI-SCHUKO-Steckdose::182670.html?gclid=Cj0KEQjwp83KBRC2kev0tZzExLkBEiQAYxYXOmXZ8XUxmnLHNVrFMVQmJDy3143TLmZ8XIbNThevHj0aAmPc8P8HAQ

MfG
duck313

Vielen Dank für die wertvollen Hinweise…mir kommt noch ein Gedanke: Könnte ich die eine Steckdose für Fernseher etc nicht gleich mit derm FI abgesicherten Strang der Küche verbinden (wie gesagt ist nur die andere Seite der Wand…1 m entfernt). Dann hätte ich zumindest diese wichtige Verbindung sicher, oder?

Ja, aber dann ist das Wohnzimmer ganz oder teilweise mit auf dem Stromkreis Küche. Das ist nicht gut, es macht die Sache unübersichtlich. Man schaltet am Si-Kasten das Wohnzimmer AUS und die eine Dose ist noch unter Spannung !!
Und natürlich könnte es zu Überlastungen kommen, wenn an der Küche schon starke Verbraucher hängen.
Gut, beim Fernseher wird es nicht viel machen, aber wer weiß was man da zukünftig noch anstecken wird.

Du musst die 2 alten Adern stilllegen und sehr gut isolieren und lose ganz unten in die Dose legen. Verwende gute vollisolierte Einzelklemmen, immer besser als Isolierband !

dann ein neues 3-Ader-Kabel zur Küchendose durchführen und beidseits normal anschließen.

Alte und neue Adern dürfen auf keinen Fall in Kontakt kommen ! Am besten und sichersten wäre es, wenn man die 2 alten Adern an einer Verteilerdose findet und dort abtrennt.

Vielen Dank, hat mir sehr geholfen!

Fernseher und HiFi etc. haben ja meist kein Schukostecker, da die Geräte Plastikgehäuse haben und berührungssicher sind.
Z.B. habe ich zweiadrige Dosen gegen Schuko-Dosen ausgetauscht und dann den Neutralleiter mit an den Schutzkontakt angeschlossen. Ob das mit einem vorgeschalteten FI geht, weiß ich jetzt nicht. Fummelt man aber im Zählerkasten herum, so darf man dann Phase mit Nulleiter nicht vertauschen.

Ja, Nein!

Du klemmst am, TV-Kabel an:
Du hast irgend ein TV-Kabelstörung. Zur Suche wird das Kabel oben und unten abgeklemmt. Du steckst ein Gerät mit Erdschluss an der verbastelten Steckdose an. Nach zwei Sekunden fällt der Typ vom Dach an deinem Fenster vorbei. Wie viele Stockwerke unter dem Dach wohnst du?

Oder am Heizungsrohr:
Wieder ein Gerät mit Erdschluss. Der Heizungsbauer will gerade Pumpen und/oder Ventile tauschen. Wenn das Teil ausgebaut ist, liegen zwischen den beiden Rohrenden 230V an …
Dieser Fall, oft mit Todesfolgen, tritt öfters auf wenn z.B. die Hauptwasserzuleitung durchtrennt wird, z.B. weil ein Stück im Garten ersetzt werden muss und das Haus einen schlechten, oder gar keinen, Fundament-Erder hat.

Ähnliche Probleme hat man auch, mit der erwähnten „klassischen Nullung“ (PE mit N in der Steckdose verbunden.
Wenn nun der N irgendwo vor der Steckdose unterbrochen wird und du schaltest ein geerdetes Gerät ein, steht dessen Gehäuse voll unter Spannung.
Wenn dann noch andere Steckdosen, mit klassischer Nullung, parallel angeschlossen sind stehen dort angeschlossene Geräte-Gehäuse unter Spannung.
Deshalb ist die klassische Nullung mittlerweile verboten worden. Bei einer fehlerfreien Anlage funktioniert sie zwar, aber wer überprüft schon seine Anlage alle paar Jahre gründlich? Praktisch kommt es immer wider vor, dass sich Schraubklemmen mit den Jahren lockern und eine Verbindung unterbrechen. Typisch tritt das Problem innerhalb der ersten Monaten nach der Neuinstallation auf, meist weil Klemmen nicht richtig angezogen wurden, und dann wieder nach so 10-20 Jahren. deshalb verwendet man heute fast nur noch Federklemmen, diese haben dieses Problem nicht, auch nicht nach 30 Jahren.

MfG Peter(TOO)

Das nennt man , wenn richtig gemacht( !), klassische Nullung.

Nachteil: man kann keine FI-Schalter verwenden. Sie lösen entweder gleich aus oder versagen im Fehlerfall (weil Fehlerstrom am FI vorbeifließt und es nicht zu dem Stromungleichgewicht kommt was ihn normalerweise auslöst.

MfG
duck313

Korrektur.
Es muss lauten " … weil Fehlerstrom nicht am FI vorbeifließt…"