Nachtschritte

Hallo,

„All die vielen Nachtschritte“ lautet der Titel eines Gedichtbands von Mario Wirz. Wie versteht ihr als Muttersprachler das Wort „Nachtschritt“. Ist es ein Schritt in der Nacht, das Fortschreiten der Nacht, die Nacht, die bildlich schreitet?

Danke für eure Deutung!

lg

Benoît

Moin,

Wie versteht ihr als
Muttersprachler das Wort „Nachtschritt“.

das ist ein Kunstwort, das ohne Kontext nicht interpretierbar ist. Das Deutsche ist berümtberüchtigt für seine Fähigkeit Komposita zu bilden.

Gandalf

Salut Benoît,

spontan als erstes kommen mir „Schritte nachts“, „Schritte im Dunkeln“, „Blind, ohne Orientierung gegangene Schritte“ in den Sinn.

Und dann schon auch „Schrittweises Fortschreiten der Nacht“, schlafloses Warten auf den nächsten Stundenschlag. Schlaflosigkeit als einzige Form des Heldentums, die mit dem Bett vereinbar ist. Aber anders als die weich ausklingenden „Nachtgedanken“ hacken „Nachtschritte“ kühl, sezierend auf ihre Themen ein (- „dem Rauche gleich, der stets nach kältern Himmeln sucht“) - „Schritt“ ist auch mehr aktiv als „Gedanke“.

Als nächstes Celans „Schwarze Milch der Frühe“ (= am Ende der Nacht). Wahrscheinlich wegen der Vokale a-i.

Und dann die romantische Verklärung nächtlichen Schreitens, „Ach, wer da mitreisen könnte“. Die leg ich aber eher wieder beiseite, weil der harte Klang „Nachtschritte“ nicht romantisch verklärend erscheint.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder