Hallo Lawrence.
Grundsätzlich kann man Folgendes sagen.
Die meisten Fische setzen bei der Vermehrung eher auf Masse als auf Klasse. Wobei die Lebendgebärenden, wenn man es mal so ausdrücken möchte, schon auf dem Weg sind, den letztendlich die Säugetiere als erfolgreich eingeschlagen haben.
Die meisten Fische haben auch noch keine Mechanismen, an denen sie ihren Nachwuchs individuell erkennen. Eigentlich keine, die mir bekannt sind. Bei teilweise mehr als tausend Nachkommen, wäre das auch schwierig.
Den meisten Fischen dienen kleinere Fische zur Nahrung, wozu, weil sie sie nicht erkennen können, dann natürlich auch die eigenen Jungen gehören.
Auch brutpflegende Arten, wie etwa Barsche oder Labyrinthfische erkennen ihre eigenen Jungen nicht, der Pflegetrieb wird einfach durch ein bestimmtes Verhalten der Jungen ausgelöst. Ist dieses Verhalten vorbei, ist es auch mit der Schonung vorbei.
Manchmal kann man das sehr gut erkennen, etwa wenn ein Labyrinther ein kleines Kügelchen, das durch’s Nest wirft, auffängt und zurück spuckt, oder wenn ein Buntbarsch erbittert ein Häufchen Tubifex, das in einer Grube zappelt, verteidigt. Das ist nicht etwa Futterneid, die zappelnden Würmchen haben den Brutpflegetrieb ausgelöst.
Viele Fische können, solange sie Junge haben, auch einfach nichts fressen, der Füttertrieb ist ausgeschaltet. Besonders gut zu sehen, etwa beim kleinen Maulbrüter, dessen Weibchen, solang sie Eier im Maul hat, deutlich abnimmt.
Bei anderen Arten sind es andere Mechanismen, die hier greifen. Weit verbreitet ist es z.B. Eier oder Junge da zu kriegen, wo sich große Fische selten oder nie aufhalten. Wobei dann unter große Fische automatisch auch die Elterntiere fallen.
Hechte laichen mit Vorliebe auf überschwemmten Wiesen ab, wo man dann große Tiere gelegentlich in Flachwasserzonen findet, in denen man sie nie vermuten würde.
Zebrabarben laichen, wenn sie können, stets über grobem Kiesgeröll ab, zwischen den groben Kieseln sind die Eier und Larven auch für sie selbst erst einmal unerreichbar. Ansonsten sind sie lieber zwischen den Pflanzen, weil sie da mehr zu fressen finden und besser vor Feinden geschützt sind.
Prachtbarben treiben sich beim Liebesspiel durch die dichtesten Büschel feingliedriger Pflanzen, auch da sind die Eier geschützt vor fremden Fischen, wie vor den eigenen Eltern.
Das Fatale am Aquarium ist halt, dass die Eltern das Laichgebiet nicht verlassen können und somit automatisch mit den eigenen Jungen konfrontiert werden.
Von Prachtbarben ist bekannt, dass sie, wenn der „Rausch“ vorbei ist, gezielt nach den eigenen Eiern suchen. In der freien Natur sind sie dann aber auch schon meterweit von der Stelle weg, wo das Laichen begonnen hat, im Aquarium sind sie mitten drin.
In einem großen, schwach besetztem Aquarium, mit viel Gebüsch und möglichst viel Schwimmpflanzen und ohne ausgesprochene Räuber, wie etwa Skalare oder viele Salmlerarten, kommen aber fast immer einige von den Jungfischen durch. Vorzugsweise Lebendgebärende, Guppys, Schwertträger, Platys, Mollis. Weil die bei der Geburt eben schon ziemlich fit sind. Auch das Lebendgebären, also das Halten der Eier im Leib bis zum Schlupf ist ja eine Art von Brutpflege…
Aber, mit ein bisschen Glück, auch viele Barbenarten, wobei bei denen halt meistens die Grundvoraussetzung zur Zucht, das Halten eines Schwarms fehlt.
Manchmal ist es eine reine Freude, wenn etwa ein breites Amazonasblatt dicht unter der Oberfläche liegt, zu sehen, wie sich in der nur millimeterdicken Wasserschicht darüber, die Jungfische tummeln.
Wie sie, im Fresseifer schon mal daneben geraten und dann eiligst wieder die sichere Zone aufsuchen.
Natürlich muss dann aber auch genügend Futter im Wasser sein, wenn sie sich, aus Hunger in’s freie Wasser wagen müssen, sind sie meist verloren.
Noch Fragen?
Gruß, Nemo.