Hallo Forenteilnehmer,
es steht Nachwuchs ins Haus und es stellt sich bald die Frage,
ob dieser sinnvollerweise in die PKV kommt oder aber
freiwillig gesetzlich versichert wird. Theoretisch spricht
nach meinen Recherchen alles für die PKV. Ich würde aber gerne
auch die andere Seite hören. Habt Ihr Erfahrungen mit der
einen oder anderen Art Eure Kinder zu versichern? Was wäre ein
Vorteil in der GKV, gibt es den überhaupt aus Eurer Sicht?
Gibt es evtl. jemanden, der sein Kind privat versichert hat,
aber selbst sogar in einer anderen PKV als das Kind versichert
ist?
Vielen Dank für Eure Meinungen vorab.
Meine Meinung ist, dass ich die PKV meiden würde. Es steht dem Kind frei, wenn es selbst entscheiden kann, in eine PKV zu wechseln, und seine weitere Lebensplanung darauf einzurichten.
Ich habe mich vor 20 Jahren durch die günstigen Beiträge von einer PKV ködern lassen.
Jetzt mit annähernd 50 merke ich zunehmend, dass mich die Versicherung völlig in der Hand hat, und das auch weidlich ausnützt, und mich dabei (meiner Meinung nach) in einigen Punkten schamlos anlügt. Jedes Jahr flattert wieder irgendein buntes Pamphlet in meinen Briefkasten wo ich nachlesen kann, dass man sich auf Grund „allgemeiner Kostensteigerungen im Gesundheitswesen“ leider gezwungen sieht, meinen Beitrag um zuletzt 35% (!) zu erhöhen. Warum empfinde ich das als unehrlich? Weil ich nie ein Pamphlet bekommen habe wo draufstand:
- Sorry, WIR haben uns beim Zocken an der Börse mit Ihren Altersrückstellungen verhoben und SIE müssen nun neue bilden
- Sorry, aber unsere bisherige Kalkulation basierte auf dem ewigen Funktionieren eines Schneeballsystems
- Sorry, aber (obwohl Sie sich damals selbst bei uns gemeldet haben) verdient immer noch unser Gebietsvertreter an Ihrem damaligen Wohnort an Ihren Beiträgen mit, obwohl er niemals auch nur die geringste Leistung für Sie erbracht hat
- Sorry, aber wir brauchen das Geld, denn wir müssen auch regelmäßig in Ungarn ins Puff
- Sorry, wir sind ein gewinnorientiertes Unternehmen und kein gemeinnütziges, also liegt es in unserer Natur abzuschöpfen was immer geht
- Sorry, aber die Anfixphase ist in Ihrem Fall vorbei, jetzt kommen Sie in die Melkphase.
Mein Einkommen beginnt wahrscheinlich altersbedingt zu sinken, aber die Beiträge zur PKV steigen und steigen. Wo soll das bitte enden? Bei den Beamten wird der Staat weiterhin für Sondertarife sorgen, und den Versicherern wenigstens ein wenig auf die Finger schauen. Ich bin dagegen mit meinem „alten“ Vertrag, der keinen Versicherungswechsel zulässt, eine potenzielle Melkkuh.
Und auf der anderen Seite stehe ich zwar bei jedem Arzt stets ganz vorne in der Warteschlange (was zugegebener Maßen sehr angenehm ist), aber ich sehe auch, wie unehrlich abgerechnet wird. Meine Behandlungen sind stets von exorbitanter Schwierigkeit und werden prinzipiell zum Höchstsatz abgerechnet. Darüber hinaus muss ich bei jeder Behandlung, die mir nicht sofort einleuchtet, erst mal recherchieren worum es überhaupt geht. Ich habe mehrmals den Arzt gewechselt weil ich ihn dabei erwischt habe, dass er mir aus Eigennutz irgendwelchen unnützen Mist andrehen wollte. Mir scheint, dass hier ein Grund für die „allgemeinen Kostensteigerungen“ zu suchen ist, und auch das steht nicht in den bunten Pamphleten. Auch mit den besonderen Leistungen ist es nicht weit her. Die „Standards“ wie Zähne und Sehhilfe fallen in den Selbstbehalt und/oder Auschlussklauseln, und wenn ich, was ich auch schon erwogen habe, einen Hochpreistarif wählen würde, würde ich weit mehr auslegen müssen als mich der Selbstbehalt kostet.
Genau genommen fahre ich derzeit mit meiner Kosntution „Minimaltarif plus hoher Selbstbehalt“ als gutverdienender Single immer noch am Besten.
Ich will deshalb nicht jammern, aber so viel ist für mich klar: man schließt für seine Kinder einen Knebelvertrag ab, und ob dieser aufgeht hängt nicht zuletzt davon ab, wie es für die Kinder „im Leben so läuft“. Wer sein Berufsleben als gutverdienender Single mit ordentlicher Pension oder Rücklagen abschließt kann sich die Beiträge wahrscheinlich leisten und im Alter eine 1a Gesundheitsversorgung (oder nenne wir es beim Namen: „Alterskrankheitsmanagement“) genießen. Blöd wenn er das weder will noch braucht, aber wenigstens nicht existenzbedrohend. Bei wem es nicht gut läuft, der bekommt im Alter sehr wahrscheinlich ein ernsthaftes Problem, und bisher sehe ich keinerlei Ansatz wie er es selbst groß beeinflussen könnte. Selbst ich kann nicht sagen, wie mein Beitrag in 5 Jahre im Verhältnis zu meinem Einkommen in 5 Jahren stehen wird. Ich kann nur soviel sagen, dass der Beitrag, wenn der Trend nach oben anhält, mit Sicherheit meine zu erwartende gesetzliche Pension mindestens auffressen wird. Wenn meine eigene Vorsorge hält, wird es klappen. Wenn nicht, bin ich geliefert.
Man muss also den PKV Anbietern vertrauen können, um nichts anderes geht es letztendlich. Korrekte Angaben machen wäre ein Ansatz. Einen einfachen und verlustlosen Wechsel zulassen wäre auch einer; Konkurrenzdruck hilft, Auswüchse aktiv vermeiden zu wollen, statt einfach ihre Kosten auf die Melkkühe abzuwälzen. Ernsthafte Maßnahmen treffen, um die Gesundheitsindustrie wieder in vernünftige Banhen zu zwingen. Ich kann von alledem nichts erkennen außer Sonntagsreden und bunte Pamphlete. Optimisten gehen davon aus, dass im Hintergrund irgendeine positive Kraft schon alles gut und fair organisieren wird, sodass der Ernstfall nie eintreten wird.
Ich habe also ein schlechtes Gefühl bei der Sache, und ich hätte ein noch schlechteres wenn ich meine Kinder in das System gezwungen hätte. Meine Meinung.
Armin.
Grüße
Günther