Nahrungsmittelkarten und Übergewicht

Konnten Menschen in Zeiten der Lebensmittelkarten, z.B. in Deutschland im Zweiten Weltkrieg, LEGAL übergewichtig bleiben?
Der private, markenlose Einkauf von Nahrungsmitteln war doch meines Wissens (weitgehend oder vollstänig?) verboten. Auch das Horten von Nahrung war strafbar.
Die Kalorienmengen der Markenzuteilungen sollen zumindest ab Mitte der Krieges ziemlich niedrig, gegen Ende dann sogar tödlich niedig gewesen sein.

Wenn diese Vermutungen richtig sind, wäre doch zu dieser Zeit Korruption und Amtsmissbrauch, zum Beispiel bei Hermann Göring, wortwörtlich „offensichtlich“ gewesen.

Schöne Grüße

Hallo ,

es gab zwar Lebensmittelkarten bis zum Ende des Krieges, aber nie zu wenig Lebensmittel. Im Gegensatz zum 1.WK.

Die Lebensmittelknappeit begann erst nach Kriegsende.

gruß H.

Hi,
zum letzten Absatz - dass für Angehörige der Nomenklatura andere Regeln gelten als für das gemeine Volk ist nicht nur in dieser Diktatur ein Selbstgänger.
Blah

Guten Morgen,

während der ersten Nachkriegsjahre, die wohl hier gemeint sind, mussten die Bauern, Gärtner und alle, die einen großen Garten hatten, viel abgeben. Trotzdem blieb da noch genug zum Leben. Man konnte sich zwar kaum Übergewicht anfressen, aber das eine oder andere Kilo, das man über den Krieg gerettet hatte, blieb trotzdem.

Zudem trug man die Kleidung damals nicht so körpernah wie heute, da fiel nicht alles gleich ins Auge.

Liebe Grüße
Hagazussa

während der ersten Nachkriegsjahre, die wohl hier gemeint
sind,

Wohl eher nicht, Herr Göring hatte nach Kriegsende bestimmt andere Sorgen als Kalorienzufuhr. Er aß, was ihm zugeteilt war. Wie man auf Bildern/Filmdokumenten von den Nürnberger Prozessen sehen kann, hat er in den Monaten nach Kriegsende vor seinem Tod auch ziemlich abgespeckt.

Sangoma

Hallo

Herr Göring hatte …

Also ob die Ernährungs-, Lebens- und Geisteslage diese
Häftlings typisch für den Durchschnittsbürger ist wage
ich zu bestreiten.

Viele Grüße

Jake

1 Like

Hallo,

Trotzdem blieb da noch genug zum Leben.

Nach dem Krieg herrschte Hunger, v.a. im Winter 46/Anfang 47 muss es schlimm gewesen sein.
http://www.hdg.de/lemo/html/Nachkriegsjahre/DasEndeA…

Grüße mitzisch

Hallo Turmfalk,

Außer in der letzten Phase des Zusammenbruchs, wo die Front nah,
die allierten Jagdbomber allgegenwärtig und die Felder der
Ukraine unerreichbar waren, musste kein Deutscher verhungern.

Konnten Menschen in Zeiten der Lebensmittelkarten, z.B. in
Deutschland im Zweiten Weltkrieg, LEGAL übergewichtig bleiben?

Klar … der Schlüssel dazu war die Selbstversorgung. Ein Gemüse-
garten und einige Stallhasen in der Stadt wurden geduldet, ja
gefördet. Knapp waren nur Kunstdünger, Herbizide, Saatgut usw…
Das konnte man aber über Mehrarbeit/Tauschhandel kompensieren.

Auf dem Land war jedem klar, dass man mit mehr Druck nicht mehr
Lebensmittel einsammeln konnte und vermied jede ‚gewaltsame‘
Requirierung der Nahrungsmittel - schon weil sich das sehr
schnell zu den Bauernsöhnen an der Front rumgesprochen hätte.
Vor Praktiken wie einem Extraschwein, heimlich entrahmter Milch,
‚vorlorengegangener‘ Getreidesäcke wurden in meinem Heimatdort
die Augen geschlossen.

Mein Urgroßvater (Jahrgang 1880) lebte im Würthenberg und besass
2 Weinberge … der war auch in der Zeit nach dem Krieg jeden Tag
blau und garantiert nicht schlank.

Der private, markenlose Einkauf von Nahrungsmitteln war doch
meines Wissens (weitgehend oder vollstänig?) verboten.

Blödsinn. Jeder Selbstversorger konnte seine Überproduktion frei
verkaufen. Er musste nur notfalls nachweisen woher die Waren
stammten und die Preise mussten ‚angemessen‘ sein.

Wenn ein Bauer 30 Zentner Weizen abliefern musste und 37 erntete,
so konnte er von den übrigen 7 Zentnern verkaufen was er wollte.

Wenn jemand im Schrebergarten 30 Stangen Lauch erntete, durfte
er auch diese verkaufen - wobei einlagern oder eintauschen
geschickter war als Verkauf gegen papiergeld.

Ausserdem betrafen die Karten nicht alle Nahrungsmittel.

Auch das Horten von Nahrung war strafbar.

Das bezieht sich doch auf Handel, Großbauern und Industrie und
nicht auf Kleingärtner und normale Bauern.

Die Kalorienmengen der Markenzuteilungen sollen zumindest ab
Mitte der Krieges ziemlich niedrig, gegen Ende dann sogar
tödlich niedig gewesen sein.

Sie waren während des ganzen Krieges ausreichend bemessen und für Schwangere und Scherarbeiter gab es Zusatzkarten. Zwar wurden sie
imer weiter reduziert, da aber die Ernte 1944 noch in relativ
großen Teilen Osteuropas eingebracht und weggeschafft werden konnte,
war die Grundversorgung sichergestellt.

Problematisch wurden vorallem zwei Dinge: Durch die kriegsbedingten
Zerstörungen am Eisenbahnnetz gab es Lieferengpässe und die zugrunde-
liegenden Kalorienzahlen der Nahrungsmittel basierten auf Vorkriegs-
messungen während die tatsächlich ausgegebenen Lebensmittel zum Teil
deutlich minderwertiger waren. Beispielsweise niedrigere Fettwerte
in der Milch oder hoher Wasseranteil in Brot und Kochkäse …

Wenn diese Vermutungen richtig sind, wäre doch zu dieser Zeit
Korruption und Amtsmissbrauch, …, wortwörtlich „offensichtlich“
gewesen.

Die Annahme, dass Korruption automatisch zu Übergewicht führt,
halte ich für äußerst diskussionswürdig. Dann müssten in Afrka
extrem viele Übergewichtige leben und in den USA relativ wenige.

Viele Grüsse

Jake

Eben drum wird sich die Frage NICHT auf die Nachkriegszeit bezogen haben.
Sangoma