Name Lengel: Wie ist der Name'Lengel'entstanden?

Guten Tag,

Worauf ist der Familien-Name „Lengel“ zurueckzufuehren? In welchem Land gab es diesen Namen zuerst?

Schoene Gruesse!

Hallo Blinfisch51,

neugierig gefragt: ist da nicht ein Tippfehler in Deinem Nicknamen? fehlt da nicht ein „d“?

Aber das nur am Rande.

Worauf ist der Familien-Name „Lengel“ zurueckzufuehren? In
welchem Land gab es diesen Namen zuerst?

Es gibt etwa 300.000 unterschiedliche Familiennamen im deutschen Sprachraum. Somit ist es unmöglich, dass in einem Namensbuch alle (deutschen) Familiennamen aufgeführt sind.

Und selbst wenn ein Name in einem entsprechenden Nachschlagewerk erscheint, so muss er noch längst nicht richtig erklärt sein.

Schlägt man unter „Lengel“ nach, so findet er sich in 2 der vier Standardwerke, die ich besitze. Allerdings ist - wie jeder weiß - Papier ziemlich geduldig und erlaubt auch falsche Aufschriebe. Bei diesem Namen heißt es „FlurN: langgezogenes Feld oder Grundstück“. Aber offen gesagt, ich bin überzeugt, dass diese Erklärung falsch ist. Ich werde darlegen, warum.

Aber bevor ich in meine Wöbü nachsehe, mache ich mir stets eigene Gedanken über den Namen, was ich denke, woher der Name kommen könnte.

Und da gleiche ich dann vor meinem geistigen Auge schon mal ein paar Dinge ab, was sicher zutrifft und was sicher ausscheidet etc. So auch bei „Lengel“. Mir fällt sofort das „-el“ am Ende auf, das „-ng-“ und der zweite Buchstabe das „e“.

Wann kann es zu einem „-el“ am Namensende kommen?
Bei Berufen: die älteste Berufsendung im nachmaligen Deutschen Sprachraum ist „-el“. Darin steckt der zweite Teil unseres Fremdwortes „agil“, was somit als „der Handelnde“ übersetzt werden kann. Dieses „-el“ kommt im gesamten deutschen Sprachraum vor (so wie heute die Endung „-er“ bei Berufen). Beispiele: Käufl, Handl, Fischel, Drechsel, Kan(d)el,
Auch erscheint es des öfteren eine dialektale Form der Verkleinerung „-lein“ um eine Vater-Sohn-Beziehung grammatikalisch zu kennzeichnen: Der (kleine = -lein) Sohn des …" Beispiele. Strobl (struwelige Haare), Kö/e/rbel, Schmiedel,Öhrlein, Märkli(n) etc.

Bei welchen Gruppen von Familiennamen kann dieses „-el“ in der Bedeutung einer Verkleinerung (Vater-Sohn-Beziehung) erscheinen?
FamilienN aus RufN? Ja -> Märkli(n) aus Markus, Markwart etc., Petrowski aus Peter etc.
FamilienN aus Berufen? Ja -> z.B. Schmiedel aus Schmied
Familiennamen aus Übernamen/ Spitznamen? Ja -> Strobel
Familiennamen aus Orts- und Örtlichkeitsnamen? Nein! Oder ist Dir schon mal ein „Münchnerle“ oder ein „Böhmlein“ oder ein „Dillingerl“ oder gar ein „Schaffhauserli“ über den Weg gelaufen? Also mir noch nicht. Es scheint (vorsichtig formuliert) diese nicht zu geben. Also warum sollte dann gerade „Lengel“ aus einem (kleinen) langgezogenen Stück Land (etwas total unspezifisches obendrein!) entstanden sein? Ich sehe da keinerlei Weg zu dieser Ursache. Weitere Gründe für die Zurückweisung dieser Erklärung folgen.

Es könnte allerdings folgendes sein: ein Ortsname, der zum Familiennamen geworden ist, wenn dieser Ort GENAU „Lengel“ (bzw. „Längel“) heißt. Ein entsprechender Ort als Wohnstätte ist somit wieder etwas Spezielles, klar Definiertes. Dieser müsste dann aber gleichzeitig nördlich der Grenze liegen, wo Familiennamen aus Ortsnamen mit dem typischen „-er“ gebildet werden (AdenauER, SchweinsteigER, RamsauER etc.) Diese Grenze verläuft etwa entlang der Linie Dünkirchen/Frankreich - Brüssel/Belgien - Lüttich/Belgien - Koblenz - Gießen - Fulda - Hof - Leipzig - Hoyerswerda - Breslau/Polen.

Ich finde zwei mögliche Örtlichkeiten, beide nördlich dieser Linie:

http://www.lengelmuehle.de/00000096e213f490f/0000009…
Sie liegt in Hessen im Landkreis Waldeck-Frankenberg, am Bach „Lengel“. Somit könnte der Bachname zum Familiennamen geworden sein (glaub ich aber nicht so recht).

Es gibt auch einen Ort in den Niederlanden, der Lengel heißt (nahe der deutschen Grenze):
http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=15369
Somit könnte hier der Ortsname zum Familiennamen geworden sein (das könnte schon eher sein!).

Dennoch ist damit nicht die Ursache im „-lein“ als solches vom Tisch. Es könnte ja ein alter Rufname dahinter stecken oder eine alte Berufsbezeichnung.

Hier muss noch hingewiesen werden, dass es im deutschen Sprachraum zwei unterschiedliche Arten der Verkleinerung gibt. Im Süden verkleinert man mit „-lein“ (oder einer dialektalen Form davon; -le (Schwaben, Teile von Franken), -el (Ober- und Niederbayern, Österreich), -li (Schweiz), -la (Oberfranken, Oberschlesien), ), in anderen Gebieten mit „-chen“ (-schen, -ke, -ki). Die Grenze verläuft
etwa von Nancy/Frankreich über Germersheim (dort wird der Rhein gequert), Wertheim - Fulda - Erfurt - Leipzig - Cottbus - Posen/Polen. Also müsste jegliche Erklärung, die auf eine Verkleinerungsform ("-lein") hinausläuft südlich dieser Linie beheimatet sein. Diese Grenze gilt aber nur und ausschließlich für die Bedeutung „-el“ aus „-lein“ (= Verkleinerungsform), also NICHT für „-el“ = Berufsendung!!!

Bevor wir uns intensiver um den Inhalt des Namens kümmern, schauen wir noch auf die weiteren Formalia des Namens.

Er ist recht kurz, somit ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er eingliedrig ist.

Das „-ng-“ in der Mitte kann verschiedene Ursachen haben. Es kann ein altes „-ng“ sein, welches früher zumeist hart ausgesprochen und geschrieben wurde, also „-nc“ (gesprochen: [nk]). Oder es liegt eine Art Nasalierung vor, dass es sich nur um ein altes „n“ handelt.

Ein altes „-ng-“ (resp. altes „-nc“) hat eine unbestimmte Längenquantität. Weder ist der davor stehende Vokal kurz noch gedehnt gesprochen. Der davor stehende Selbstlaut „e“ steht in Gefahr, sich aus einem „ä“ entrundet (Lippenstellung beim „e“ ist breit, beim „ä“ rund) zu haben. Ein „ä“ wiederum wäre ein recht deutlicher Hinweis auf ein altes gedehnt gesprochenes „a“ (oft mit dazwischen geschaltetem Diphthong). Da aber ein „-nc“ (und auch heute noch das „-ng-“) eine Dehnung ausschließt, liegt entweder kein altes langes „a“ vor, oder aber kein altes „-nc“.
Somit ergeben sich als Möglichkeiten:
laaaaan- (aber ohne „c“, also „k/g“-Laut)
oder alt „leng-“ bzw. „lenc“ (also mit „g/k“-Laut).
Theoretisch denkbar wäre auch, dass das „n“ jüngeren Datums ist und somit die Ursprungsform „laaag-/laaak-“ war. Dies halte ich persönlich aber für nicht so wahrscheinlich. Warum? Ich kann das nicht genau begründen, es kommt mir so vor, als seien die N-Einfügungen zu alt um für Familiennamen wirksam sein zu können.

Im Hinterkopf sollte man auch behalten, dass unter gewissen Umständen die Buchstaben „L“ und „R“ gegeneinander austauschbar waren. Darauf werde ich noch zurück kommen.

Somit ergeben sich nur recht wenige Möglichkeiten, woraus sich der Name herleiten könnte:

laaaaan-
lenc-
laaaac-
Dabei steht jeweils das „c“ für den Laut „k“ oder „g“. Dass daraus theoretisch auch ein „ch“ geworden sein könnte, sei nur am Rande erwähnt, da ich es hier für nicht relevant halte (Beispiel: Würzburg wird dort „Würzburch“ ausgesprochen; in verschiedenen Gegenden des Nordens und Ostens heißt es „Fennich“ - statt Pfennig, Könich - statt König etc.)

Laan gibt es im Niederländischen. Es heißt „Weg, Pfad“ und dürfte entfernt mit unserem Wort „Linie“ verwandt sein (vgl. Aussprache des englischen Wortes „line“ - hier ist dieser o.g. Diphthohng in der Aussprache „-ei-“). Ansonsten finden sich im Deutschen von diesem Wort keine (mir bekannten) Spuren. Zudem ist ein „Weg“ eine Örtlichkeit. Und die Ursache in einer unspezifischen Örtlichkeit haben wir ja schon als unwahrscheinlich erarbeitet.

laaac-:

Hier sind durchaus auch Erklärungen denkbar, ich halte sie aber für nicht so wahrscheinlich, da ich glaube, dass das „n“ in „Lengel“ ein altes „n“ ist, welches nicht erst durch eine Nasalierung in junger Zeit eingefügt wurde. Denkbar: Lachender, Liegender, etc.

lenc-:

Da fällt einem natürlich das Wort „Länge“ ein. Aber auch „lenken“.
Zur „Länge“ (mhd. lenge, ahd. lengi) passt natürlich wieder das Adjektiv „lang“ (mhd. „lanc“). Unter Berücksichtigung des R-L-Wandels passt hierzu auch „rank“ (mittelniederdeutsch: „ranc“), was eine sehr ähnliche Bedeutung hat (schlank und rank).

Sind wir jetzt doch wieder bei dem langgezogenen Feld vom Beginn? Ich denke, unser Blick sollte nun auf das „-el“ fallen.
wir haben gesagt, es ist entweder eine Vater-Sohn-Beziehung „der kleine Sohn des …“ oder die älteste uns bekannte Berufe-Endung.
Überprüfen wir noch schnell, ob es einen Rufnamen geben könnte, welcher mit „Leng-“ oder ähnlich beginnt. In einem Familiennamenbuch heißt es (Zitat) „LANG“: zu nhd. „lang“. Lancpert. Vielleicht nur Entstellung aus „Landbert“ (Zitat Ende; Gottschald: Namenkunde). Er bringt dann noch ein paar weitere Rufnamen, die mit „Lanc-“ nachgewiesen sind. Die anderen Standardwerke führen diese LANG-Rufnamen überhaupt nicht auf. Da Gottschald ja schon in Erwägung zieht, ob es sich nicht um eine kontaminierte Namensform handelt (dieser Einschätzung möchte ich mich gerne anschließen), sollte man diesen Rufnamen gegenüber zumindest sehr skeptisch sein. Wenn sie denn wirklich existiert haben, so sicher nur ganz spärlich. Ich bin überzeugt, dass wir sie für Lengel außer Acht lassen sollten. Übernamen mit dieser Verkleinerungssilbe: Man könnte an „lang“ (Körpergröße) denken. Bei Verkleinerungen wird im Deutschen IMMER umgelautet: Hand - Händchen, Bub - Büblein, Haus - Häuslein, aber „lang - Länglein“ ??? Oder "kurz - Kürzchen?? Adjektive kann man nicht verkleinern. Selbst wenn ich das Hauptwort „Länge“ hernehme: Länge - Längelein??? Oder Längechen? Eher abwegig. Also wird auch diese theoretische Möglichkeit ziemlich unwahrscheinlich.

Also bleibt eigentlich nur noch die Herkunft aus einem Beruf.

Wenn wir bei der Grundbedeutung „Länge“ bleiben wollen (dafür plädiere ich!), so sollten wir dies vielleicht mal mit der Berufsendung „-el“ kombinieren. Wir haben gesagt „-el“ kann man mit „der Handelnde“ übersetzen. Modernisieren wir diesen Begriff, so kommen wir zum jugendsprachlichen Begriff „der Macker“. Verhochdeutschen wir dieses Soziolekt-Wort, so erhalten wir die Endung „-macher“ (Schuhmacher, Hutmacher, Taschenmacher etc.). Ersetzen wir nun das (alte) „-el“ des Familiennamens durch „-macher“, so erhalten wir „Längemacher“. Und jetzt brauchen wir nur noch ein bisschen Vorstellungsvermögen: Jemand, der etwas „länger macht“ ist ein …? Was kann man durch Verarbeitung „länger“ machen?

Richtig.

Eisen! Eisen zum Glühen bringen und SCHMIEDen! Somit kann der Familienname mit der Grundbedeutung „Länge“ + Beruf nur den Schmied meinen. Ich habe zwar in keinem meiner Wöbü die Bedeutung „Lengel/Längel“ = Schmied gefunden, aber in allen wird bei den Stichwörtern „lang, Länge, langen“ auf „lang machen“ hingewiesen: Lange Arme machen beim „Hinlangen“, Länge als Ausdehnung zeitlicher und räumlicher Art etc. Bei „lenken“ wird darüber hinaus auf die Grundbedeutung „biegen“ verwiesen und indirekt auch das „verlängern/verlagern“ angesprochen.

Gedanklich fortzuführen ist dieses „Verlängern“ natürlich in der Waffenherstellung: Schwerte etc. wurden durch Schmieden nicht nur gehärtet und geschärft, sondern das Eisen eben im Grunde „verlängert, gebogen, gezogen“.

Jetzt kommt die Bevölkerungsgeschichte Europas zum Zuge: Vor den Deutschen und ihren heutigen Stämmen waren die Römer hier (Sprache: Latein). Davor waren es im Süden und in der Mitte Deutschlands die Kelten (Sprache: Keltisch, leider ausgestorben; Nachfolgesprachen: Irisch, Schottisch etc.). Wenn ich in das Irische Wöbu schaue, so finde ich [la:n] = Kurve, Biegung, Krümmung. Und ich finde „langa“ = Langfisch, Leng. Ebenso finde ich „langaire“ = Schlag, Hieb. Und auch [l`a:] = Schmelzen.

q.e.d. - Alles das sind treffende Teilaspekte für einen Schmied.

Damit steht für mich fest, dass - wenn der Familienname aus einem Beruf resultiert - dass dann der Schmied gemeint ist und das alte, keltische Wort für diesen Beruf enthalten ist.

Somit haben wir die Bedeutungen: Es liegt eine Bedeutungskreuzung vor zwischen dem Beruf Schmied und dem Herkunftsnamen für einen Einheimischen nach seiner Wohnstätte: dem Ort Lengel in den Niederlanden (evtl. am Bach „Lengel“ in Hessen, aber nicht so wahrscheinlich).

Können wir die geographische Herkunft für die Bedeutung aus dem Beruf Schmied noch weiter eingrenzen? Ich denke schon. Wir haben das weiche „g“ im Gegensatz zum alten harten „c“ ([k]). Weich werden diese Plosive vorwiegend etwas südlich der Mitte des deutschen Sprachraum gesprochen: Hessen, Franken, Thüringen bis nach Sachsen hinein. Während dessen hat z.B. Südbayern bevorzugt die harten Konsonanten (-torf statt -dorf, -perg statt -berg, -pach statt -bach): Somit kann der Name nicht in einer Region entstanden sein, in der die sogenannte südostdeutsche Medienverhärtung statt gefunden hat. Dies ist in Ostbayern und Österreich der Fall, etwa südlich der Linie Nürnberg - Weiden/Opf, von Nürnberg ziemlich gerade runter über München bis nach Südtirol, sowie das Meiste östlich davon, was zum geschlossenen deutschen Sprachraum zählt (also der größte Teil von Österreich). Auch sollte man die 100-km-Regel nicht vergessen: In den allermeisten Fällen ist der Familienname nicht weiter als 100 km (Luftlinie) von dem Ort entstanden, an dem die namenstragende Familie um 1900 (also vor den beiden Weltkriegen) gelebt hat.

Familiennamen, welche aus Berufen entstanden sind, sind überwiegend städtischer Herkunft. Allerdings ist der Schmied aufgrund seiner feuergefährlichen Arbeit fast immer entweder außerhalb des Ortes angesiedelt gewesen oder zumindest am Ortsrand. Zudem gab es auch eine Vielzahl von Schmieden auf dem Land, die als sogenannte „Wanderschmieden“ betrieben wurden und somit im Jahresverlauf nur zeitweilig arbeiteten (durch umherziehende Schmiede). Somit kann man bei einem Familiennamen aus der Berufsbedeutung „Schmied“ nicht eindeutig (aber trotzdem bevorzugt) eine städtische Entstehung unterstellen.

Familiennamen aus Herkunftsnamen für Einheimische nach der Wohnstätte sind weit überwiegend ländlichen Ursprungs.

Familiennamen, welche im Süden entstanden sind, sind älter als solche aus nördlicheren Regionen, westliche sind älter als östliche, städtische sind älter als ländliche und eingliedrige sind älter als mehrgliedrige Familiennamen. Daher dürfte „Lengel“, wenn er aus der Berufsbezeichnung herrührt, ein wirklich alter Familienname sein und könnte erstmals ca. 1150 bis 1250 als solcher verwendet worden sein. Liegt die Ursache in der Wohnstättenbezeichnung, so dürfte der Name erstmals ca. 1450 bis 1550 als Familienname aufgetaucht sein.

Zusammenfassung:

Es liegt eine Bedeutungskreuzung vor. Der Name kann aus einer Wohnstätte für einen Einheimischen resultieren (Ort „Lengel/NL“) oder er kann aus der alten Berufsbezeichnung des Schmied entstanden sein, mit der ursprünglichen Bedeutung „Lang-macher“.

Formalia: eingliedrig, „-el“ mit verschiedenen Bedeutungsmöglichkeiten: Verkleinerungsform aus „-lein“ oder alte Berufsendung aus „agil“ (handeln). „-ng-“ lässt keine Längenquantität des davorstehenden Vokals zu. Erstes „-e-“ aus „ä“ entrundet.

Als Herkunftsname ist er nördlich der Benrather Linie, im niederländisch-niederdeutschen Grenzgebiet entstanden, als Berufsname hat er seine Herkunft in der Mitte Deutschlands, in der die Konsonanten bevorzugt weich ausgesprochen werden (Hessen, Franken, Thüringen, Sachsen z.T.)

Räumliche Herkunft: Beruf überwiegend städtischen, Herkunftsname weit überwiegend ländlichen Ursprungs.

Alter: in der Bedeutung aus dem Beruf erstmals 1150-1250, in der Bedeutung aus der Örtlichkeit erstmals 1450-1550 verwendet.

Sonstiges: 100-km-Regel beachten

Meine Erklärungen - habe ich das Gefühl - werden immer länger.

Ich bemühe mich, künftig wieder etwas knapper zu werden.

Eine gute Nacht wünscht

Alexander

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Hallo,

ich hatte doch glatt vergessen, zu begründen, warum ich den „langgezogenen Acker“ nicht glaube.

Das Gemeinschaftsverständnis der damaligen Zeit war komplett anders als heute. So etwas wie Zäune gab es nur ziemlich selten. Zumeist wurden die Tiere (Kühe, Schafe, Ziegen, Schweine, Pferde) von Hütern bewacht (der oft für alle Tiere einer Sorte des Ortes zuständig war). Das Land generell galt aber als Allgemeineigentum (auch als „Allmende“ bezeichnet: Es gehörte „all(en) men/d/sch/en“).

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie denn so ein „längliches Grundstück“ zustande kommen soll, das dann obendrein auch noch dazu taugt, zum Familiennamen zu werden. Entweder es ist eine Insel, dann kann es tatsächlich länglich sein, oder eine Halbinsel, die ebenfalls durch Wasser begrenzt wird. Aber schon bei einem Tal funktioniert das nicht mehr: In aller Regel wird das Tal zum Gebirge hin immer enger. Aber wo zieht man dann die Grenze, wo das „längliche“ Grundstück endet, wenn es ja keine Eigentümer gibt? Es wäre also eine willkürliche Sache und dies widerspricht der Praxis des späten Mittelalters, Dinge zu bezeichnen. Die Parzellierung von Grund ist erst im Zuge des Bodeneigentums aufgekommen und somit eine Erfindung aus einer Zeit, als die Familiennamen schon lange existierten.

Sorry, aber es war heute Nacht wohl einfach zu spät, um daran noch zu denken.

Schönen Tag wünscht

Alexander

Petrowski aus Peter etc.

ist natürlich in dem Zusammenhang Blödsinn. Es sollte „Peterle“, „Berlein“ o.ä. heißen.

Sorry.

Alexander

Also mein Schwiegervater, Gott hab ihn seelig - erzählte mir mal der Familienname würde aus dem ungarischen kommen. Dort würde der Name Pole oder polnische bedeuten.

Grüsse
Rosi

'tschuldigung, das ist Blödsinn. Sagen sowohl der Google Translator als auch meine ungarischsprechende Mutter. Möge dein Schwiegervater in Frieden ruhen!

Pole = lengyel

Heisst aber nicht, dass der eingedeutschte Name Lengel nicht vom ungarischen Lengyel abstammt. Zumal der Grossvater meines Schwiegervaters im Stammbaum Lengyel geschrieben wurde.

Servus,

mit der Anpassung von fremdsprachigen Namen nach Gefühl und Gehör gibt es die schönsten Schöpfungen.

Ich habe einen Abkömmling von einer Familie gekannt, die zu der Zeit, als Straßburg noch zum Reich gehörte, aber das Elsaß schon französisch war, von Straßburg nach Haguenau gezogen ist und sich aus diesem Anlass von Haas in Lapin umbenannte. Irgendwann später wurde diese Familie anlässlich eines der vielen deutsch-französischen Händel vertrieben und fand eine neue Heimat in der Pfalz. Dort wurde der Name wieder „eingedeutscht“, und heute würde keiner mehr dem Namen ansehen, dass die Familie Laping (betont auf dem a) eigentlich Haas heißt…

Schöne Grüße

MM

Deine Aussage war:

Das ist schlicht und ergreifend falsch.

Das wiederum steht auf einem ganz anderen Blatt und muss nicht zwingend mit der ursprünglichen Frage zu tun haben (auch wenn es nicht ausgeschlossen ist).

Eine Umbenennung hat aber auch nicht wirklich mit dem ursprünglichen Namen zu tun. :stuck_out_tongue:

Es ist in diesem Fall eine einfache Übersetzung, le lapin = der Hase

Ungefähr wie sich ein Pennsylvania-Auswanderer namens Schneider in den Staaten Taylor genannt haben kann, und - um beim Beispiel Laping zu bleiben - dort in irgendwelche amtlichen Listen wegen seines südwestdeutschen Akzents vielleicht als Deyler eingetragen wurde. Alles der selbe Name…

Lektüreempfehlung: Annie Proulx, Das grüne Akkordeon

Schöne Grüße

MM

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