Namen bei Indianern

Man kennt ausschweifende Indianernamen ja spätestens seit „Der mit dem Wolf tanzt“. Was ich mich schon immer gefragt habe, ist folgendes:

Wann wird dieser Name eigentlich vergeben?
Es macht ja wenig Sinn, seinen Sohn bei seiner Geburt „Schlägt den grossen Bär in die Flucht“ zu nennen, wenn der Sohnemann mit 15 beim Anblick eines Bären stiften geht. Ist es vielleicht so, dass das beim Übergang ins Erwachsenenleben geschieht, oder kann es möglicherweise sogar jederzeit bei einem prägnanten Vorkommnis passieren?
Und wie ist das mit dem Namen, den sie ja sicherlich bei der Geburt bekommen, geregelt?

HOFee

Hallo !

Diese Namen wurden nicht als Auszeichnung vergeben, sondern sollen etwas bewirken. Also, den Jungen anspornen, so zu werden, wie die Bedeutung seines Namens.
Hugh

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genau die gleiche frage stellte neulich aehnlich ein kleiner indianerjunge:

„sag an mein vater, warum haben wir indianer immer so schoene namen?“ - sagt der vater:" das ist einfach, denn die namen werden vergeben nach dem eindrucksvollstem ereignis, das bei der geburt stattgefunden hat, darum heisse ich donnernder vogel, weil bei meiner geburt ein flugzeug ueber meinen eltern flog, oder deine mutter heisst tanzender schnee, weil es so schoen bei ihrer geburt schneite, aber sag: warum willst du das so genau wisssen, fickende hunde?"

Hallo, HOFee,
also ich kann das im Moment nicht belegen, meine aber gelesen zu haben, dass bei einigen Völkern eine Person nicht nur einen Namen trägt. So gibt es den Namen, den man bei der Geburt bekam, dann den „wahren“ Namen, den man geheimhält, da er anderen Macht verleiht über einen, und zum dritten einen „verliehenen“ Namen, der wohl auf auffällige Merkmale oder besondere Ereignisse Bezug nimmt.
Wir in der christlichen Kultur haben mit der Taufe und der Firmung/Konfirmation eine ähnliche Siotte (nur wird kein Name bei der „zweiten Taufe“ - bzw. dem Initiationsritus verliehen).
Ich wäre für Korrektur/Bestätigung/Berichtigung dankbar.
Gruß Eckard.

Hallo, HOFee,

in der ethnologischen bzw. kulturanthropologischen Literatur finden sich zum Teil sehr detaillierte Darstellungen der „Namens-Findung“ bei bestimmten Indianerstämmen. Das ist zwar nicht ganz mein Spezialgebiet, aber folgendes hilft vielleicht weiter:

Der Übergang vom Kindes- ins Erwachsenenalter wird in vielen (allen?) Kulturen durch bestimmte sogenannte „Initiationsrituale“ geprägt, d.h. bestimmte Rituale, Handlungen, Praktiken…, die jemanden zum vollwertigen Mitglied der Gesellschaft werden lassen.
Bei EINIGEN Indianerstämmen ist es nun so, daß dazu eine Art „Askese-Übung“ dazugehört: man fastet tage- und wochenlang, isoliert sich, nimmt evtl. Drogen zu sich, bis man eine Vision von einem Tier (oder einem anderen in der Weltsicht der jeweiligen Kultur „belebten“ Naturphänomen, also auch Steine, Wolken, Himmel…) bekommt. Dieses Tier bzw. das erschienene Naturphänomen wird zum Totem der jeweiligen Person, d.h. sie trägt im folgenden einen Namen, der darauf hinweist, und entwickelt eine tiefe emotional-mystische Beziehung zu ihrem Totem. Darüberhinaus gibt es auch Stammes- und Familientoteme usw.

Wenn Du Dich intensiver dafür interessierst und gerne liest, kann ich Dir vielleicht ein paar Literatur-Tips zu Themen wie fremde Kulturen und deren Weltsicht bzw. deren Praktiken, Rituale und Alltagsleben geben…

Grüße,
Vlado

Hallo HOFee,

ich habe Deine Anfrage erst heute gelesen, daher die späte Antwort.

Soweit ich weiß, ist es z. B. bei den Lakota-Sioux so, daß Kinder als erstes einen sogenannten „Birth-Order-Namen“ bekommen, d. h. der Name besagt, „Erstgeborener Junge (Caske), erstgeborenes Mädchen (Witokape)“.

Die indianischen Namen ändern sich dann im Laufe der Zeit durch wichtige Ereignisse im Leben des Einzelnen, so daß jemand durchaus 5 oder 6 Namen hintereinander (zeitlich gesehen) führen kann. Der jeweils zuletzt verliehene oder angehängte Name (er muß nicht unbedingt schmeichelhaft sein!) ist dann der momentan gültige.

Tschüß
Gaby