Und hier
dasselbe - nach Kluge - auf Deutsch:
_ Osten
Substantiv Maskulinum Standardwortschatz (11. Jh., ostanonti 8. Jh.), mhd. Osten m./n., ahd. Ostan m./n. Stammwort Die einfache Form ost ist im Deutschen erst spätmittelhochdeutsch bezeugt, vgl. ae. East; „von Osten“ mhd. OstenAn, ahd. Ostana, as. Ostana, ae. Eastan, anord. austan.
Der zugrunde liegende Stamm g. *austa- hängt zusammen mit ig. *ausos „Morgenröte“ in ai. uSa-, l. aurOra, gr. héOs, Eos, lit. ausrà f.; die Bedeutung „Osten“ auch in avest. usastara- „gegen Morgen, östlich“, lett. àustrums „Osten“ und wohl auch ursprünglich l. auster, das aber nur mit der Bedeutung „Süden“ bezeugt ist - offenbar aufgrund einer Neu-Orientierung, bei der die als „vorne“ betrachtete Himmelsrichtung von „Ost (Sonnenaufgang)“ zu „Süd“ (Sonnenhöchststand) überging. Adjektiv: östlich.
Ebenso nndl. oosten, ne. east, nschw. öster, nisl. austur; Ostern.
Schröder, H. GRM 17 (1929), 421-427;
Velten, H. V. JEGP 39 (1940), 443-449;
HWPh 6 (1984), 1394-1396. west- und nordgermanisch
Süden
Substantiv Maskulinum Standardwortschatz (9. Jh., Form 12. Jh.), mhd. sunt, sUd; sunden, sUden, ahd. sund, sundan, as. sUd, adv. sUdan Stammwort.
Das Substantiv ist wie die zugehörigen Adverbien früh von den (seefahrenden) Niederländern entlehnt (in der ndd. Form sud seit dem 12. Jh., in der ndl. Form süd seit dem 15. Jh.). Auszugehen ist von g. *sunTa- (usw.) in anord. súdr n., ae. (Adv.) sUT, afr. sUth, as. sUth Adv., dann ndd. weiter sUd, nndl. zuid. Das Substantiv „Süden“ ist überall jünger als die Adverbien („südwärts, von Süden“). Herkunft umstritten. Da Osten als „Morgenröte“, Westen wohl als „Abend, (Sonnenuntergang)“ zu erklären ist, leuchtet eine Verbindung mit dem Wort für Sonne am ehesten ein (adverbial: zur Sonne - beim Höchststand - hin, von der Sonne her). Wohl kaum als Gegensatz zu Nord (eigentlich „links/unten“) zu *sup- „oben“ (l. super, gr. hYper, hypér), da dieses in dieser Form im Germanischen sonst nicht bezeugt ist, und da die abstrakte Bezeichnung für Norden wohl eher davon rührt, daß „Mitternacht“ nicht nach einem konkreten Sonnenstand benannt werden kann.
Schröder, H. GRM 17 (1929), 421-427;
Velten, H. V. JEGP 39 (1940), 443-449. west- und nordgermanisch s. Sonne
Westen
Substantiv Maskulinum Standardwortschatz (11. Jh.), mhd. westen m./n., ahd. westan m./n. Stammwort
Ursprünglich Richtungsadverb, wie as. westan, afr. west n., ae. westan, anord. vestan. Die Kurzform West taucht in der älteren Sprache nur in Zusammensetzungen auf (Westfalen), entspricht aber mndd. west, mndl. west, ae. west, anord. vestr. Außergermanisch vergleichbar sind Wörter für „Abend“, die aber nur im ersten Bestandteil übereinstimmen: gr. hésperos, l. vesper, air. fescor, kymr. ucher, akslav. veCeru, lit. vAkaras. „Abend“ und „Westen“ (als Richtung des Sonnenuntergangs) können leicht ineinander übergehen; aber die Bedeutung des gemeinsamen Vorderglieds ist unklar. Zu ig. *hwes- „sein, weilen, leben“ (Wesen) mit der Sonderbedeutung „ruhen“?
Ebenso nndl. westen, ne. west, nschw. väster, nisl. vestur; Vesper.
Schröder, H. GRM 17 (1929), 421-427;
Velten, H. V. JEGP 39 (1940), 443-449.
Nord
(als Substantiv meist Norden) Substantiv Maskulinum .Standardwortschatz (11. Jh., nordanonti 8. Jh.), mhd. norden n., ahd. nord m./n., as. north Stammwort.
Aus wg. *norTa-, auch in ae. norT, afr. north, teils als Substantiv (althochdeutsch), teils als Adverb (altenglisch, altsächsisch), teils beides (altfriesisch). Morphologisch abweichend von der gleichen Grundlage anord. nordr n., wieder anders mhd. norden n., ahd. nordan n. Zu einem Wort, das „unten“ und auch „links“ bedeutet, vgl. gr. éneroi Pl. „die Unteren, Unterirdischen“, gr. nérteros „unterer, unterirdisch“, umbr. nertru „links“, arm. nerk(in „der untere“, und vielleicht ai. naraka- „Hölle“, vielleicht weiter zu lit. nérti „untertauchen“. Die Sonne steht bei ihrem Höchststand im Mittag oder Süden; das Gegenstück ist entsprechend Mitternacht oder Norden. Im Süden ist sie „oben“, im Norden „unten“. Entsprechend ist, wenn sich der Seefahrer oder der Opfernde dem Morgenlicht im Osten zuwendet, der Norden links. Adjektiv: nördlich, in weiterentwickelter Bedeutung nordisch.
Schröder, H. GRM 17 (1929), 421-427;
Velten, H. V. JEGP 39 (1940), 443-449. west- und nordgermanisch_
Soweit ich sehe, gibt es keine Diskrepanzen in den Angaben.
Gruß Fritz