Im bewaldeten Abhang der Burg Schwanberg (Lkr. Kitzingen) gibt es zwei Quellen. In einer Verkaufsurkunderkunde von 1527 werden sie Bernbrunn und Saalbrünnlein genannt. Heute heißen sie Junkersbrunnen und Eselsbrünnlein.
Ich wüsste gerne, welche Bedeutung die alten Namen gehabt haben könnten - vielleicht hat es etwas mit der Qualität des Wassers zu tun?
Hallo lipinky,
vielleicht liege ich da völlig falsch, aber bei „Bern“ denke ich außer an „Bernstein“ noch an „Born“, das altdeutsche Wort für Brunnen.
Ich könnte mir daraus folgernd vorstellen, dass es sich vll. um den ältesten Brunnen in der Region handelt, der früher einfach nur „Born“ hieß, weil er der Einzige war und mit der Zeit von „Born“ über „Bern“ zu Bernbrunnen wurde, da irgendwann niemand mehr wusste, dass „Bern“ schon für „Brunnen“ stand.
Das ist aber reine Spekulation!
Gruß
Frau Schmitz
Zu Bernbrunn
Moin,
die Herkunft des Worts könnte auch mit dem Begriff Bern = Bär im Zusammenhang stehen. Im Landkreis befindet sich das schöne Städtchen Mainbernheim, dessen Wappen einen Bären enthielt und enthält.
Franz
Hallo Frau Schmitz,
vielleicht liege ich da völlig falsch, aber bei „Bern“ denke
ich außer an „Bernstein“ noch an „Born“, das altdeutsche Wort
für Brunnen.
Ich könnte mir daraus folgernd vorstellen, dass es sich vll.
um den ältesten Brunnen in der Region handelt, der früher
einfach nur „Born“ hieß, weil er der Einzige war und mit der
Zeit von „Born“ über „Bern“ zu Bernbrunnen wurde, da
irgendwann niemand mehr wusste, dass „Bern“ schon für
„Brunnen“ stand.Das ist aber reine Spekulation!
Trotzdem halte ich das für die wahrscheinlichste Ursache
Viele Grüße
Alexander
Hallo Lipinksy,
In einer Verkaufsurkunderkunde von 1527
werden sie Bernbrunn und Saalbrünnlein genannt. Heute heißen
sie Junkersbrunnen und Eselsbrünnlein.
Ich wüsste gerne, welche Bedeutung die alten Namen gehabt
haben könnten - vielleicht hat es etwas mit der Qualität des
Wassers zu tun?
Beide Begrifflichkeiten stellen die typische Benennungsart der alten Zeit dar: Die Dinge wurden nach ihren charakterlichen Eigenarten bezeichnet, die eine klare Unterscheidung erlaub(t)en.
Während „Brunn(en)“ das alte Wort für „Quelle“ ist, ist „sal“ das alte Wort für „schmutzig“.
Quelle beinhaltet bis heute konnotativ eine klare, saubere, oft leicht sprudelnde Sache (somit ist eine „klare Quelle“ bzw. eine „saubere Quelle“ ein Pleonasmus da überflüssig und doppelt). Demgegenüber ist das Wort „sa(a)l“ (vgl. auch französisch „sale“) nie klar und sauber sondern immer durch Erdreich verschmutzt.
Im Grimm findet sich unter „sal“ auch ein entsprechender Eintrag.
Zitat:
sal, adj. matt, fahl, verschossen, trübe, schmutzig, mhd. sal, -wes, ahd. salo, -awes, -ewes. Graff 6, 183, mndl. saluwe Kilian, holl. zaluw, ags. salu, engl. sallow. das wort ist auch ins romanische gedrungen: ital. salavo, franz. sale Diez etym. wb.4 280. es ist der neueren schriftsprache fremd, lebt jedoch in den mundarten fort. brem. wb. 4, 581. Schm. 2, 253. Schmid 446. im Westerwalde von abgestandener milch. Schmidt 170. Pfister 242. in Östreich vom trüben wein. Höfer 3, 58. Castelli 225 (vgl. salwein): ih bin salo samo dîe hereberga Cedar (nigra sum … sicut tabernacula Cedar. hohel. 1, 4). Williram 9, 1; daʒ hemd hat an im die tugend daʒ eʒ sich nymmer gesleiʒʒt noch gezerrt noch sal oder swaiʒʒig wirt wie lang du eʒ hast und darynn würchest. gesta Romanorum 86 Keller; (die reiter) fragten mich von meinem hembd, worumb daʒ nicht maylich und sal würd. 87.
ir golt in vor den brüstenwart von trähen sal. Nib. 362, 3;
diu ougen erbleichent (im tode),
der munt unt diu nase val,
die füeʒe unt die hende sal. warnung 134;
die (blumen) werdint blint
einis tagis unde sal
bleich gerumpfin unde val.
Hugo v. Langenstein Mart. 44, 77;
der spiegel glitz was worden sal.
Suchenwirt 3, 154.
Zitat Ende
Ferner erinnere ich an Wörter wie „Saalweide“ = Weide auf morastigem Untergrund, oder auch an Ortsnamen wie Bruchsal -> Bruch ist das regionale Wort für Moor, Sumpf; Denke zurück an das Oderhochwasser vor ein paar Jahren: Dort hat das Militär im „Oderbruch“ Dämme mit Sandsäcken gebaut. Im Norden erscheint es als „Brock-“
Etwas, was mich aber an diesem „Bernbrunn“ sehr interessiert - und da hoffe ich auf eine Antwort von Kreszentia oder André ist die regionale Verwendung von „Born“ und „Brunn“. Ich glaube gelernt zu haben, dass „Born“ mittels R-Metathese und Verdumpfung aus altem „Brunn“ hervorgegangen sei. Wenn man sich die Born-Bronn-Brunn-Verteilung im deutschen Sprachgebiet ansieht, so liegt Schwanberg noch eindeutig in dem Bereich, in dem Quellen als „-brunn“ bezeichnet werden (siehe diverse Ortsnamen der Umgebung) Erst südwestlich von Uffenheim beginnen die Orte, die „-bronn“ beinhalten, und erst kurz vor Aschaffenburg (Rothenbuch) beginnt die Region, in der der Begriff „-born“ üblich wird.
Gemäß der deutschen Grammatik, die präspezifizierend ist, ist bei zusammengesetzten Begriffen der allgemeinste Teil ganz hinten (Autotüre, Zimmertüre, Balkontüre) und vorne dran wird die Spezifikation gesetzt. Handelt es sich nun - wie ich sehr schwer vermute - bei „Bern-“ aus „Bernbrunn“ um eine alte, verdunkelte Form des Wortes „Born“, so hätte dies zur Konsequenz, dass „-brunn“ jünger wäre als „Born-“ (was ich aber wie gesagt anders herum gelernt habe). Ferner kenne ich Doppelt-Moppelungen im Sinne von Brunnen-Brunnen nur aus unterschiedlichen Sprachen (Putzbrunn: lateinisch puteus = Brunnen, Quelle; heutiges deutsches Wort Pfütze). Somit wäre für mich auch spannend zu erfahren, wie es kommt, dass aus der selben Sprache eine Tautologie für eine Örtlichkeitsbezeichnung entstehen kann. Das halte ich doch für sehr bemerkenswert.
Ach ja: die Deutung „Bern-“ gleich „Bären-“ halte ich für völlig abwegig. Quellen wurden von allen Tieren (und Menschen) gleichermaßen genutzt, es gibt keinerlei Grund, ein Tier dabei besonders herauszuheben. „Bern-“ gleich „brennen“ (Bernstein) macht für mich bei einer (Wasser-)Quelle wenig Sinn.
Denkbar wäre für mich noch eine Assimilation eines Plosivs in der Wortmitte. Aber das ist reine Spekulation, da in dem von Dir angesprochenen Dokument das nicht erscheint:
Bern-
Hallo Lipinsky,
habe gerade entdeckt, dass es für „sal“ auch noch die Bedeutung „Bach“ gibt - somit ist Bruchsal der „Bach aus dem Moor“. Nunja, ein Moorbach ist gleichzeitig ja immer auch schmutzig-trüb, womit wir wieder beim obigen wären…
Ein gutes Neues Jahr wünscht
Alexander
Hallo Alexander,
Etwas, was mich aber an diesem „Bernbrunn“ sehr interessiert -
und da hoffe ich auf eine Antwort von Kreszentia oder André
ist die regionale Verwendung von „Born“ und „Brunn“.
Da kennst du dich wohl besser aus als ich. Aber danke für die Blumen. ^^
Ach ja: die Deutung „Bern-“ gleich „Bären-“ halte ich für
völlig abwegig. Quellen wurden von allen Tieren (und Menschen)
gleichermaßen genutzt, es gibt keinerlei Grund, ein Tier dabei
besonders herauszuheben. „Bern-“ gleich „brennen“ (Bernstein)
macht für mich bei einer (Wasser-)Quelle wenig Sinn.
Nunja, das wäre abwegig, wenn man vorraussetzt, dass die Benennung nach Bären aufgrund eines dort trinkenden Bären stattfand. Oder Brennen irgendwie, weil die Quelle brannte. Das ist in der Tat abwegig.
Aber ich könnte mir viel vorstellen, was die Bewohner der Region zu genau solchen Namen verleitet haben könnte. Vielleicht gab es besonders viele Bären dort, oder ein Fels an dieser Quelle sah aus wie ein Bär. Es gibt ja auch vielerorts geographische Namen wie Bärenbach, Bärenburg usw. Da könnte man immer sagen, warum nicht was mit Reh, Igel oder Wildschwein? Sind ja sicherlich auch häufige Tiere in den Gegenden gewesen. Und Brennen, naja… kann eine Quelle sicher nicht, aber sicher der Wald drumherum.
Vielleicht ist die Quelle auch nach einem anderen Ort benannt, vielleicht hieß der Wald drumherum „Bärenwald“ oder „Brennwald“ (weil man daraus Brennholz gewann? Hm…), die Quelle wurde dann passenderweise nach dem Wald benannt und irgendwann wurde der Wald umbenannt, abgeholzt, nicht mehr von einem größeren Waldabschnitt mit anderem Namen unterschieden oder ähnliches…
Also, keine Ahnung, wie plausibel das alles ist, aber ich könnte „Bären-“ oder „Brenn-“ nicht so schnell ausschließen.
Viele Grüße,
- André
Hallo,
Nunja, das wäre abwegig, wenn man vorraussetzt, dass die
Benennung nach Bären aufgrund eines dort trinkenden Bären
stattfand. Oder Brennen irgendwie, weil die Quelle brannte.
Das ist in der Tat abwegig.
Aber ich könnte mir viel vorstellen, was die Bewohner der
Region zu genau solchen Namen verleitet haben könnte.
Einen nicht unwesentlichen Teil meiner Kindheit und Jugend habe ich in einem angrenzenden Landkreis verbracht. Als Kinder gingen wir u.a. auch ins Bärenwäldle zum Spielen. Woher der Name stammt, der kleine Wald wurde von allen so genannt, kann ich jetzt leider auch nicht sagen *.
Die Herkunft als gemischte Doppelbezeichnung aus born/brunn und ähnlichem halte ich für unwahrscheinlicher. Orte haben oft den gleichen Zusatz wie -brunn oder -bronn, aber man hat sie im vorderen Teil eigentlich immer eindeutig, auch zur Unterscheidung, bezeichnet. Meist nach bestimmten Kennzeichen wie Vorkommen von Tieren oder Nutzung/Handwerk/Rohstoffe des Gebietes. Weshalb dies für Bäche oder einen Wald anders gewesen sein sollte, ist mir jetzt auch nicht so klar.
Franz
* ich habe für den kleinen Ort noch irgendwo einen richtig dicken Schmöker zur Geschichte im Haus. Ich schau mal nach, ob ich etwas finde.
Hallo Franz,
zuerst mal: Alles Gute im Neuen Jahr - Möge es besser werden als das vergangene.
Die Herkunft als gemischte Doppelbezeichnung aus born/brunn
und ähnlichem halte ich für unwahrscheinlicher.
eigentlich halte ich es sogar für sehr wahrscheinlich, aber es ist das erste Mal, dass mir eine Doppelung aus der selben Sprache unterkommt. Das macht mich sehr neugierig und natülich auch ein wenig stutzig, ob nicht doch eine andere Ursache maßgeblich ist.
Orte haben oft
den gleichen Zusatz wie -brunn oder -bronn, aber man hat sie
im vorderen Teil eigentlich immer eindeutig, auch zur
Unterscheidung, bezeichnet.
genau, vollkommen meine Meinung.
Meist nach bestimmten Kennzeichen
wie Vorkommen von Tieren
gerade dieses hat sich in allen Fällen, die mir bisher untergekommen sind, als nicht zutreffend erwiesen. In Schweinfurt - um in Unterfranken zu bleiben - wurden nicht mehr Schweine als Rindviecher durch den Main getrieben. Von Hassfurt ganz zu schweigen (eine Furt für Hasen…*grins*). In diesen Fällen liegen immer Kontaminationen von Wörtern aus Altsprachen vor, die durch die Neueinwanderer nicht mehr verstanden wurden und als Pseudo-Eigennamen in die Sprache der Neuankömmlinge lautlich adaptiert wurden. Ich selbst lebe in Penzberg, Oberbayern: Das ist auch so ein Fall: die älteste nachgewiesene Namensform ist Poennensperch; -perch ist der neue Kopf der Neueinwanderer, die den alten Begriff nicht verstanden haben und den Teil davor als Eigenname aufgefasst haben. Gemäß der Grammatik ist noch ein Fugen-S hinzugekommen, so dass der Altbegriff Poennen- war. Und dieses lässt sich regelgerecht auf ein altes *Bon-on-i-a zurückerschließen, was in der vaskonischen Sprache „der gute Berg“ bedeutet. Penzberg ist ja bekannt durch seinen Kohlebergbau, der erst 1966 eingestellt wurde. Somit haben die Ureinwohner schon gewusst, dass das Innere des Berges Wärmespender und zum Kochen verwendet werden kann und ihn folglich als „guten Berg“ bezeichnet. Die später einwandernden Indogermanen haben dieses Bononia gehört ohne es zu verstehen und haben ihre Bezeichnung für diese Geländeform hintangehängt -berg. Die Mutter einer Bekannten sagte noch in den 1970er Jahren, sie sei am „LagoMaggiore-See“ in Urlaub gewesen. Das ist das gleiche Schema. Oder bei der Fußball-WM in Deutschland, als die „LaOla-Welle“ durch die Stadien schwappte (la ola ist spanisch und heißt „die Welle“. Und genau weil diese Doppelungen immer aus unterschiedlichen Sprachen stammen, deshalb bin ich so neugierig, ob und wie eine Doppelung aus der selben Sprache entstehen kann Bern-brunn Heim; ham > Sumpf, siehe englische Ortsnamen etc.)
Weshalb dies für Bäche oder einen Wald anders
gewesen sein sollte, ist mir jetzt auch nicht so klar.
Prinzipiell gebe ich Dir da Recht. Die Regeln zur Wort- und Sprachentwicklung sind stets die gleichen. Einzig man muss sie kennen und richtig anwenden (und hier ist für unsereins, die wir keine Professoren der Linguistik/Philologie/Sprachgeschichte sind eine große Schwierigkeit - wir können uns letztlich nur auf das verlassen, was wir bei anderen gelesen haben und was uns durch „den gesunden Menschenverstand“ als plausibel erscheint - btw: noch lange nicht alles, was Wissenschaftler von sich geben, ist plausibel).
* ich habe für den kleinen Ort noch irgendwo einen richtig
dicken Schmöker zur Geschichte im Haus. Ich schau mal nach, ob
ich etwas finde.
das wäre toll, wenn Du da nachsehen könntest. Vielen Dank dafür
Viele Grüße
Alexander
Hallo, Alexander,
Handelt es sich nun - wie ich sehr
schwer vermute - bei „Bern-“ aus „Bernbrunn“ um eine alte,
verdunkelte Form des Wortes „Born“,
dafür konnte ich beim Wälzen diverser Wörterbücher (Indogermanisch, Germanisch, Althochdeutsch, Mittelhochdeutsch) bisher allerdings nicht den Hauch eines Hinweises finden. Eine Bildung mit bern in der Bedeutung „Quelle, Brunnen“ erscheint mir daher höchst zweifelhaft.
Die Recherche nach Ortsbezeichnungen mit dem Bestimmungswort „Bern-“ ergibt hingegen ziemlich eindeutig, dass sie sehr häufig tatsächlich auf bër (Bär) oder aber einen Personennamen (Bero / Pero etc.) zurückgehen; siehe z. B. http://books.google.de/books?id=hqkukOD_qU0C&lpg=PA3…
In einigen Fällen wird auch über ber (Beere) oder bêr (Eber) spekuliert - ein Bezug auf eine Quelle ist mir aber, wie gesagt, bisher nicht untergekommen.
Gruß
Kreszenz
Hallo Kreszentia, hallo André
vielen Dank für Eure Mühen und Antworten. Das hinterlässt in mir allerdings etwas Ratlosigkeit, den Tiere oder Pflanzen (Beeren) sind für mich absolut abwegig. Ebenso wie Personennamen: Es werden Personen nach Örtlichkeiten benannt, nicht aber umgekehrt. „Der bei der Quelle = Bero“ geht an, aber „Bero, der die Quelle entdeckt, gefasst oder was auch immer hat“ ist für mich reinster Quatsch.
Mein Fazit: bisher gibt es keinen Hinweis, dass sich Tautologien aus ein und der selben Sprache entwickeln können (das war ja meine Frage, die ich in den Raum stellte, da mir so was bisher ja auch noch nicht unter gekommen war).
Allseits viele Grüße und einen schönen Abend wünscht
Alexander
vielen Dank für Eure Mühen und Antworten. Das hinterlässt in
mir allerdings etwas Ratlosigkeit, den Tiere oder Pflanzen
(Beeren) sind für mich absolut abwegig.
Doch hoffentlich nicht, weil deiner Meinung nach ja überall Beeren wachsen. Es gibt immer Orte, wo überraschend viele Beeren wachsen. Oder ganz besondere. Oder einfach direkt an der Quelle.
Ebenso wie
Personennamen: Es werden Personen nach Örtlichkeiten benannt,
nicht aber umgekehrt.
Ach. Und Leningrad, Stalingrad, Washington (hier hat man eine Stadt, die nach einer Person, welche wiederum nach einer Stadt benannt ist), Karl-Marx-Stadt, Lincoln (was evtl. auch ursprünglich von einem Ortsnamen kommt, aber eben über den Umweg einer Person), Victoria, São Paolo, Sigmaringen, Mainflingen, Lothringen, Friedrichshafen, Karlovy Vary, Karlsruhe, Ludwigshafen, Hiddensee (= Hedins Insel), Görlitz (
Hallo André,
nur kurz, da ich wieder mal im Stress bin.
Natürlich gibt es Ortsnamen, die aus Personennamen resultieren. Doch die meisten davon sind Umbenennungen (Leningrad, Friedrichshafen), die sich teilweise kaum 50 Jahre gehalten haben, andere sind ganz junge, auf dem Reißbrett geplante Städte ohne Tradition (Karlsruhe, St. Petersburg).
Bei Mainflingen steckt ganz sicher der Fluss Main drin - und somit eine Örtlichkeit, für Sigmaringen gibt es eine gute Abhandlung (ich glaube nicht im Netz, müsste mal schauen, ob ich sie privat in meinen Unterlagen finde, woraus eindeutig hervor geht, dass dies nicht das geringste mit einem Personennamen zu tun hat (leider habe ich vergessen, wie der Ortsname erklärt wurde; aber mit ein wenig Glück habe ich den Aufsatz noch).
Somit lass mich meine Formulierung verbessern: Es gibt keinen historisch alten Ort, dessen Name auf eine Person oder ein Tier zurück geht.
Soweit für heute
Viele Grüße
Alexander
P.S.: kann sein, dass ich mich in Zukunft wieder etwas rarer machen muss. Leider
Hallo,
Bei Mainflingen steckt ganz sicher der Fluss Main drin - und
somit eine Örtlichkeit
Mainflingen hieß früher mal Manolfingen und wurde nach seinem Gründer Manolf benannt, das ist ein germanischer Vorname. Dass daraus später etwas mit Main- wurde, könnte einer Volksetymologie geschuldet sein.
Somit lass mich meine Formulierung verbessern: Es gibt keinen
historisch alten Ort, dessen Name auf eine Person oder ein
Tier zurück geht.
Historisch alt muss dann also ziemlich weit zurückliegen. Nungut, das wäre vielleicht möglich. Da müsste ich die ganzen Beispiele nochmal alle durchgehen. Das kann ich im Moment alles leider nicht nachprüfen. Dazu fehlt mir leider auch die Zeit.
Aber wahrscheinlicher als Etymologien aus dem Baskischen sind solche Vorkommen allemal.
Gruß,
- André
Somit lass mich meine Formulierung verbessern: Es gibt keinen
historisch alten Ort, dessen Name auf eine Person oder ein
Tier zurück geht.
Kristiania,
-Anderer Kontinent-
Simon’s Town, Stellenbosch, Swellendam, Lamberts Bay (und unzählige andere aus der Heimat meiner Frau) wurden samt und sonders nach ihren Gründern benannt. Das waren i.d.R. Menschen.
Springbok, Pofadder etc. sind nach Tieren benannt.
Der erste Name hat sich immerhin ein paar Jahrhunderte gehalten, die anderen bis heute.
Gruß
Jo
Hallo, Alexander,
Somit lass mich meine Formulierung verbessern: Es gibt keinen
historisch alten Ort, dessen Name auf eine Person oder ein
Tier zurück geht.
im Widerspruch dazu ist auf http://www.onomastik.com/on_bildungsweise.php zu lesen:
Im Bestimmungswort wurden gern Personennamen verwendet, und so z.B. Ortsnamen wie „Klausdorf“, „Hermannsfelde“, „Gerhardtshofen“, „Vollmershain“ oder „Hilgertshausen“ hervorbringen. Die echten Ortsnamen auf -leben gehören ebenfalls zu diesen Zusammensetzungen. Sie haben im Bestimmungswort immer einen Personennamen. Das Grundwort „-leben“ trat ursprünglich als „-leve“ auf und läßt sich mit „das Erbe, die Hinterlassenschaft“ übersetzen. (Es ist an das englische „to leave“ - „hinterlassen“ anzuschließen.)
Der Personenname steht für gewöhnlich im Genitiv. So läßt sich etwa „Aschersleben*“ auf „Ascar-s leve“ zurückführen - die Hinterlassenschaft des Ascar. […]
*(Aschersleben ist 753 erstmals urkundlich erwähnt.)
Und von Reitzenstein und andere Namenforscher lägen dann in all den Fällen falsch, wo sie als Bestimmungswort einen Personennamen identifizieren?
(Siehe z. B. http://books.google.de/books?id=hqkukOD_qU0C&lpg=PP1… - Eglharting, Egling etc.
oder auch
http://books.google.de/books?id=bLSscP7h7d4C&hl=de&p… (§ 6 - thüringische Ortsnamen auf -leben)
Oder hab ich Dich komplett missverstanden?
P.S.: kann sein, dass ich mich in Zukunft wieder etwas rarer machen muss.
Schade!
Gruß
Kreszenz
Hallo Kreszentia,
Oder hab ich Dich komplett missverstanden?
nein, Du hast mich komplett richtig verstanden. Auf der von Dir angeführten Seite sind leider wieder nur die „Klassiker“ vertreten, wobei doch immer öfter klar wird, dass das, was diese von sich geben unhaltbar ist. egal ob Du Putzbrunn, Pasing oder Tutzing oder tausende anderer Ortsnamen hernimmst, die angeblich aus Rufnamen entstanden sein sollen (die Gründung des …) Oft sind diese Rufnamen erfunden und es handelt sich wissenschaftlich um einen sogenannten circulum vituosus, einen verbotenen Zirkelschluss: man erklärt etwas unbekanntes (einen Ortsnamen) mit etwas noch unbekannterem (einer nicht nachgewiesenen Person). Der Ort ist wenigstens existent.
Wie sagte in einer Vorlesung Hr. Prof. Dr. Vennemann, Linguist der LMU München: Je transparenter uns ein Ortsname in seiner ursprünglichen Bedeutung erscheint, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Ortsname eben genau NICHT auf diese Ursache zurückzuführen ist. So habe ich mal an die „Sendung mit der Maus“ geschrieben, die eine Kinderfrage „Warum heißt Mannheim Mannheim“ mit dem klassischen „Gründung eines Manno“ erklärt haben. Dabei gibt es durchaus Hinweise, dass -heim gar nicht von „zu Hause“ kommt, sondern von hamito-semitisch „hama“ = geschützt. Ich habe dann hier unter den Heimat- und Familienforschern in Bayern eine Umfrage gemacht, wie sich die Lage der -heim/-ham-Orte bezüglich der ältesten Siedlungskerne verhält. Die ca. 60 Antworten, die ich erhalten habe (gut, ist noch nicht die Größenordnung, die man für wissenschaftliches Arbeiten braucht, o.k.) hatte ausnahmslos alle ein und das selbe Resultat: alle -heim/-ham-Orte, die an Bach- oder Flussläufen liegen, sind an den Stellen der ältesten Besiedelung NIE - aber wirklich NIE! - von Überschwemmungen betroffen worden, selbst bei den höchsten Hochwässern nicht. Alle neueren Ortsteile jedoch standen bei Überschwemmungen regelmäßig unter Wasser. Und da es in Österreich heute einen Ort gibt, der „Mannaberg“ heißt, dieser aber früher „Münichberg“ hies, lässt sich über die Erklärung Mun- = hochliegendes Gelände/hochliegendes Ufer eine Verbindung über den Ortsnamen München mit Mannheim herstellen. Und in der Tat: Auch die ältesten Teile von Mannheim liegen deutlich erhöht und waren nach Auskunft von Leuten die in Mannheim aufgewachsen sind nach deren Wissen in den letzten Jahrhunderten nie von Hochwasser betroffen. Genau so wie München, es liegt auch auf der ersten hochwasserfreien Geländestufe über der Isar.
Ich habe schon etliches über Ortsnamen gelesen, nicht nur von Prof. Dr. Vennemann, aber die Thesen von ihm, da passst halt alles zusammen. Das geht hin bis zu den Kontinentnamen: Europa Euri-oparo Das Land wo es viel regnet; Afrika aurka = das Land am gegenüberliegenden Ufer des Meeres, Asien auzo = das Land der Nachbarn; die Vaskonen hatten anders als die Hamitosemiten mit Seefahrt nichts am Hut - Somit haben sie ihr eigenes Land nach dem Klima bezeichnet, den südlichen Konitinet als nahezu unerreichbar durch Wasser von sich getrennt und die Asiaten als Nachbarn - dorthin kamen sie trockenen Fußes.
Ich muss aufhören, habe heute noch einen Vereinstermin. Könnte aber noch stundenlang Beispiele bringen. Und Orte wie Sigmaringen hat Prof. Dr. Vennemann schon untersucht, ebenfalls mit dem gleichen Ergebnis. Kurz: Auch wenn die Vaskonen-Theorie in der Wissenschaft derzeit eindeutig eine Minderheitenmeinung ist, so ist diese die logischste und am klarsten nachzuvollziehende - anders als diese Ortsnamen-aus-Personennamen-Gruppe um Hr. von Reitzenstein. Wie gesagt: Junggründungen wie St. Petersburg, Karlsruhe und einige andere mehr gehen tatsächlich auf Rufnamen zurück. Andere sind nur Umbenennungen (Leningrad… Ho-Chi-Min-Stadt etc.) Aber die große Masse der Ortsnamen, die angeblich aus Rufnamen resultieren sollen, ist von den „klassischen“ Onomasten, die in der Indogermanistik verbohrt verhaftet sind, einfach nur falsch gedeutet.
P.S.: kann sein, dass ich mich in Zukunft wieder etwas rarer machen muss.
Schade!
Danke für das indirekte Lob. Ich hoffe, dass die Abstinenz nicht all zu lange ist.
Viele Grüße
Alexander
Gruß
Kreszenz
Tja, wie das aber leider so ist in der Wissenschaft, deckt sich die vaskonische Theorie und irgendwelche Spekulationen über semitische Wurzeln in zentraleuropäischen Ortsnamen weder mit der damaligen noch mit der aktuellen Forschung.
Vennemann ist ein bekannter Linguist und auch seine vaskonische Theorie ist ja bekannt. Nur glaubt da eigentlich heute niemand mehr dran (ich meine jetzt von ernsthaften Sprachwissenschaftlern). Behauptungen, deutscher Ortsname X käme von baskischem Wort Y lässt sich oft schon durch die historischen Lautwandelgesetze ausschließen (was aber gleich wieder abgetan wird, da wir ja das Urvaskonische eh nicht kennen, da kann man also als „Urwort“ etwas ganz beliebiges annehmen). Ich denke, gerade statistisch ließe sich da gut nachweisen, das angenommene zugrundeliegenden kurze baskische Wörter nicht signifikant genug sind, um etwas zu zeigen. Über uns bekannte Lautverschiebungen kann man aus einem is (das soll wohl in vielen Gewässernamen vorkommen) praktisch alles machen. Der Vokal ist ohnehin austauschbar, wir kennen ja die Form im Proto-Vaskonischen nicht, der Konsonant kann leicht zu einem r, h, t, z, tz, sch o.ä, werden. Findet man noch mehr Vokale und Konsonanten, kann man auch den Urwortstamm beliebig erweitern, auf *iso oder *isk oder oder oder. Das sind die Zirkelschlüsse, die ich hier sehe. Es werden beliebige Wörter, die irgendwie semantisch über drei Ecken passen könnten (Europa~Regen, Asien~Nachbar, ja klar, sicher könnte man für Australien und Amerika auch noch was schönes finden) hergenommen und dann eine Theorie drumrumgebaut. Wurde da überhaupt auf die Formen in anderen Sprachen Rücksicht genommen?
Für mich sind das ziemlich unwissenschaftliche Methoden… ich denke, mit Zeit und genügend Kenntnissen des Baskischen kann man das auch für die Namen der Planeten, Personennamen, indigene Ortsnamen in Amerika und Australien machen.
Die Deutung der Kontinentenamen, auch von Kontinenten, mit denen die Basken nie nachweislich Kontakt hatten, wie Asien, zeigt eigentlich, wie beliebig diese Theorie doch ist. Sie erinnert mich an die Versuche ungarischer Hobby-Sprachwissenschaftler, das Sumerische in Verwandtschaft mit dem Ungarischen zu setzen. Die Methoden sind ähnlich (es reicht, wenn etwas gleich klingt, man kann dann mit Lautverschiebungen und sehr sehr großzügiger Semantik das schon alles richtig einpassen).
So plausibel dir das erscheinen mag, lieber Alexander, weil du dich sehr viel damit beschäftigt hast, so unplausibel (implausibel?) erscheint es den Linguisten, Onomasten und Anthropologen und Altertumsforschern der Welt. Die vaskonische Theorie (oder das mit dem semitischen) ergibt im Kontext einfach nicht so viel Sinn. Ein weiteres Problem ist, dass sie kaum nachweisbar ist, dafür aber auch kaum widerlegbar (ein bisschen wie mit Religionen).
Ehrlich gesagt (aber das weißt du ja), ich halte von der vaskonischen Theorie nicht sehr viel. Dass in der Onomastik oft Namensgeber „erfunden“ werden, finde ich da bei weitem noch plausibler (auch das ist ja irgendwie eine Theorie).
Viele Grüße,
- André
P.S.: Mal sehen, vllt. kann ich heute Abend mal die Planetennamen mithilfe meines Baskischwörterbuchs herleiten. Oder Klingonisch. Das ist nicht als Fopperei gedacht, aber es soll zeigen, wie einfach das eigentlich ist. Ich habe das schonmal mit Sumerisch und Klingonisch gemacht, in irgendeinem Forum. Es sah ähnlich plausibel aus wie die ungarisch-sumerischen Hypothesen. Sogar zwischen der klingonischen Schrift und den ungarischen Runen hatte ich damals Ähnlichkeiten gefunden, die selbst mich überrascht haben.
Guten Tag, vielen Dank für eure umfassenden Antworten: Frau Schmitz, Franz, Alexander, Andre und Kreszenz. sie haben mir vieles erklärt.
Der Schwanberg liegt im Bereich des Gipskeupers was besagt, dass die Quellen dort mehr oder wenig gipshaltig sind: das Wasser schmeckt mehr oder weniger hart und bitter.
Der Bernbrunn ist das ganze Jahr über ergiebig und fließt direkt den Berghang hinunter. Sein Wasser wurde bis 1900 vorwiegend als Viehtränke benutzt.
Das Saalbrünnlein führt weniger Wasser, das in einen eher flachen Hang abfließt. Im Sommer kann es auch trockenfallen. Weil sich davor ein modriger Bereich gebildet hat ist verständlich, dass die Quelle früher Muckenbrünnlein hieß. Trotzdem schmeckt das Wasser seht gut und die Quelle wurde um 1900 vom damaligen Burgbesitzer neu gefasst für die immer zahlreicheren Sommergäste. Für den Wassertransport musste er sich allerdings einen Esel anschaffen, der das Trinkwasser auf den Berg zu tragen hatte; daher der spätere Name Eselsbrünnlein.
Für mich war neu, dass „saal“ etwas mit schmutzig zu tun hat. Vor der Quellfassung schmeckte das Wasser wahrscheinlich tatsächlich modrig! Ich dachte, der Name hat etwas mit Salz zu tun, wo doch Salz früher sehr wertvoll war. So heißt z.B. eine der zwei Quellen der „Fränkischen Saale“ Salzloch, obwohl das Wasser dort in einem kräftigen Strahl austritt und nicht salzig schmeckt.
Die besten Wünsche für 2012!
Lipinsky