Moin,
Das ist beim Transkribieren von nicht-tibetischen Wörtern
nicht unüblich, insbesondere dann nicht, wenn man gar nicht
weiß, wie die Silbentrennung lauten würden. Dir mag das ja
offensichtlich sein, aber ob nun Luk-as oder Lu-kas getrennt
wird, ist für ein Programm nunmal nicht ersichtlich.
Habe ich in den tibetischen Texten, die ich bisher gesehen
habe, so nie gesehen (Sanskrittexte in tibetischer Schrift
kenne ich allerdings nicht, da mag’s anders aussehen).
Ich sprach von transkribieren von Wörtern wie Namen
etc. vom Sanskrit ins Tibetische. Wie das funktionierst
erfährst du aus dem Buch von Christine Sommerschuh ab Seite 36
(„Sanskrit in tibetischer Schrift“). Ganz typisch ist dies zum
Beispiel bei Mantren. Das Mantra „Om mani padme hum“ wirst du
doch sicher schon mal auf tibetisch geschrieben gesehen haben?
Ja, das Mantra hab ich schon öfter gesehen, da hast du Recht, das ist meist ohne tshegs.
Dort
wurden Namen und Fremdwörter bisher immer auch mit tsheg
geschrieben. Du sagst Programm… ich habe mir die Seite nicht
näher angesehen, werden die Transkriptionen von einem Programm
automatisch erstellt? Ich hoffe nicht…
Ich befürchte schon *g*.
Füg die Silbenzeichen ein und es stimmt wieder.
Sag das mal der Seite oder dem Originalposter. 
Na ich hoffe doch, dass der hier noch mitliest.
Das ist falsch. Der Lhasa-Dialekt, der heutzutage gemeinhin
als „Tibetisch“ gelehrt und der auch von gebildeten Tibetern
gesprochen wird, entspricht sehr wohl der Schriftsprache und
unterscheidet sich in seinen Aussprachen ungefähr so, wie wenn
ein Norddeutscher und ein Bayer auf Hochdeutsch „Burg“ sagen.
Auch im Tibetischen gibt es feste Ausspracheregeln, die sich
aus dem geschriebenen Wort erschließen.
Verstehen wir uns hier miss? Man kann zwar von der Schrift
relativ genau auf die Aussprache schließen, doch diese weicht
extrem vom Schriftbild ab, in allen Dialekten, auch in
Lhasa. Das beliebte Beispiel mit „brgyad“ kennst du
sicherlich. Du weißt, wie’s ausgesprochen wird, oder? In
keinem Dialekt spricht man das Wort „Brgjadd“ aus.
Nein, aber brgyad ist eben „Wiley“ und nicht tibetisch. Im
Tibetischen gibt es die Prä-, Post-, Sub- und Superskripte und
die Grundbuchstaben. Dies läßt sich in lateinischen Buchstaben
aber so nicht darstellen, daher die wilden Konsonantenfolgen.
Im Tibetischen ist es jedoch klar, welches in einer Silbe der
Grundbuchstabe ist, und was lediglich Affixe sind. Die Affixe
werden im Allgemeinen nicht als eigener Buchstabe gesprochen,
sondern verändern meistens nur die Aussprache des
Grundbuchstabens plus Vokal, falls überhaupt.
Das ist mir durchaus bewusst, ich habe die Schrift ja auch mal gelernt.
Dein Vergleich mit Französisch oder Irisch oder auch einer
anderen europäischen Sprache ist somit nicht zutreffend, da es
hier keine Affixe über und unter dem Grundbuchstaben wie beim
Tibetischen gibt.
Wo man die nun hinschreibt, ist eigentlich nebensächlich für einen Vergleich. Im Irischen gibt es auch haufenweise Vokale, die nicht gesprochen werden, sondern nur die Qualität des Konsonanten davor bzw. danach ändern, ähnlich dem Unterschied im Italienischen zwischen den Silben „giu“ und „gui“. Von daher ist’s schon vergleichbar. Ich sage ja nicht, dass das System identisch ist.
Darf ich fragen, mit welcher Quelle du dich eingehend mit dem
Tibetischen und seiner Phonologie befasst hast?
Darfst du:
Bartee, Ellen and Nyima Droma: Beginning Lhasa Tibetan
Textbook.
Kenn ich nicht.
Ist bei uns an der Uni das Standard-Lehrbuch.
Sommerschuh, Christine: Einführung in die tibetische
Schriftsprache.
Ja, sehr schönes Buch. Siehe oben der Verweis auf
Sanskritwörter.
…plus ein weiteres Buch, das ich nicht mehr besitze und
dessen Titel und Autor ich auch nicht mehr weiß. Du kennst es
sicher, es ist außen leuchtend pink.
Ist es das, was früher grün war? „Einführung in die tibetische
Schrift“? Ich hoffe, du hast es weggeworfen *g*.
Nee nee… ein englisches. Sehr gute Einführung zur Aussprache und Schrift in den ersten Kapiteln; der restliche Teil zur Grammatik wurde mir von meinem Professor allerdings abgeraten.
Ich habe mir daher nur den Phonetikteil herauskopiert. 
Kleinere Artikel, Wörterbücher und Tibetischkurse habe ich
nicht mit aufgelistet.
Was war das denn für ein trauriger Tibetischkurs? *g*.
In Leipzig, bei Prof. Sørensen.
Hier an
der Uni Hamburg ist es so, dass man sich in den
Tibetischkursen beim erlernen der Schrift immer einen Spaß
daraus macht, die eigenen Namen in tibetischen Buchstaben zu
schreiben. Letztendlich hat man da recht freie
Gestaltungsmöglichkeit. Die Tibeter sehen das auch keineswegs
dogmatisch sondern sehr praktisch. Warst du nie dabei, wenn
sich tibetisch-sprachige Untereinander unterhalten?
Nein, da ich’s nur etwa anderthalb Semester lang gemacht habe; ich war offen gesagt auch nur an der Schrift und Aussprache interessiert, da ich ja primär Linguist bin und gar kein Tibetologe. 
Da kommt
immer mal wieder ein Moment, wo man die Leute plötzlich wie
Maschinengewehre klingen. Das ist dann der Fall, wenn ein Wort
nicht verstanden wird. Das wird dann Buchstabiert und am Ende
der Buchstabierungen wird immer nochmal wiederholt, wie das
Wort ausgesprochen wird.
Oh, das kenne ich allerdings! Der Aushilfsdozent für klassisches Chinesisch (ein Chinese auch noch!) hat das manchmal gemacht und aber vergessen, zu erklären, wie das zu verstehen sein soll. Hat uns also gar nix geholfen.
Zum Beipsiel wenn ein Tibeter dem
anderen derzählt er wohnt in Övelgönne, dann könnte er das
(nach eigenem Ermessen) in tibetische Buchstaben übertragen,
entsprechend buchstabieren und er nennt dann anschließend
nochmal das Wort korrekt ausgesprochen dazu. Eine sehr
praktische Angewohnheit 
Anführungsstrick? Was ist das? Meinst du den tsheg? Ich kenne
die deutschen Bezeichnungen für die Satzzeichen im Tibetischen
möglicherweise nicht…
Ja, ich meinte einen Anführungsstrich. Natürlich heißt das
unter Tibetologen immer tsheg, aber da ich mal davon ausgehe,
dass ein hier mitlesender Normaluser nicht weiß, was ein tsheg
ist, war der „einzelne Anführungsstrich“ mein Versuch zu
erläutern, was er sich darunter vorzustellen hat 
Achso, -strich, alles klar. 
Es ging mir auch um die generelle Aussprache, das -s in
„Lukas“ und „Tobias“ wird ja gar nicht mitgesprochen. Auch
nach dem Einfügen der tshegs klingen die Namen wie „Lugä“ und
„Tobi’ä“.
Daher sagt man in dem Fall ja auch dazu, wie das Wort
ausgesprochen wird. Bei Nicht-Tibetischen Wörtern die
lediglich in tibetischen statt lateinischen Buchstaben
geschrieben werden, kannst du nicht die Ausspracheregeln für
tibetische Wörter anwenden. Dennoch ist es legitim, z.B. einen
Namen so wie vorgeschlagen zu schreiben.
Nun steht bei einem Tattoo allerdings nicht die Aussprache daneben. Von dieser Legitimität wusste ich nichts, in den meisten anderen Sprachen/Schriften scheint mir die Transkription relativ feste Regeln zu haben… zumindest was das System angeht (die einzelnen Buchstaben/Laute werden dann ja oft anders dargestellt).
Das Problem ist: Ich kann zwar sehen, wenn ein Name falsch
transkribiert wurde und auch erklären, warum (fehlende tshegs,
Aussprache völlig anders), aber sie deswegen leider nicht
berichtigen. Bei „Lukas“ müsste man das „-s“ vielleicht in
eine neue Silbe setzen, man müsste das „k“ in der Mitte
stimmlos machen (in der Position ist’s sonst stimmhaft), dann
ginge’s sicher. Ich weiß aber nicht, was dabei üblich ist.
Wie gesagt, so kompliziert machen sich die Tibeter das gar
nicht. Bei westlichen Namen sucht man sich eine Schreibweise
aus, die man als beste möglich Annäherung erachtet, und sagt
dann einfach dazu, wie der Name ausgesprochen wird.
Gut, wenn das so ist, ziehe ich meine Kritik zurück. Bleibt natürlich die generelle Kritik, sich was zu tätowieren, was man selbst nicht lesen kann. 
Die Namen sind ja auch noch harmlos… bei anderen Namen ist’s
sicher schlimmer. In meiner Sammlung falscher
Schriftzeichen-Tattoos habe ich auf Tibetisch bisher nur das
Tattoo vom Böhse-Onkelz-Mitglied Weidner.
AAAAAh! Gibts davon ein Bild? *g*
Japp! Vorhin wollte ich es anhängen, da ging die Seite nicht. Nun geht sie wieder:
http://barcelona.pauker.at/VIP/Vortarulo/kate_de/4994
Den Text, den ich damals dazu verfasst habe, habe ich irgendwann einmal noch überarbeitet (weil ich oft Anfragen wegen „Onkelz auf Tibetisch“ bekommen habe, die ich natürlich abgewiesen habe), aber nie hochgeladen… daher stellt er nur die noch-nicht-so-gut recherchierte Variante dar.
Interessant sind auch die anderen Fotos. 
Gruß
Marion
Gruß,