Namensbedeutung

Hallo,
auch ich habe mal eine Namensfrage an unsere Experten hier.

Einer unserer Nachbarn trug den schönen Nachnamen „Dotterweich“. Dieser Name kommt mehrfach in den beiden benachbarten Landkreisen Bamberg und Forchheim vor.

Und eine meiner Schulkameradinnen trug den Namen „Brühschwein“ (der übrigens ihrem Aussehen durchaus nicht angemessen war!) Dieser Name kommt vor allem im Lkr Hof und benachbarten Kreisen, sowie im Lkr. Ansbach vor.

Bei beiden Namen frage ich mich, ob es sich da wohl um amtliche Bösartigkeiten bei der Namensgebung handelt? Denn weder Herkunft noch Beruf dürfte dafür wohl ursächlich sein.

(Ich bin mir bewußt, dass die Namensträger mittlerweile ihre besonderen Namen durchaus sehr selbstbewußt und mit Stolz tragen.)

Gruß
Eckard

Hallo, Eckard,

Einer unserer Nachbarn trug den schönen Nachnamen
„Dotterweich“. Dieser Name kommt mehrfach in den beiden
benachbarten Landkreisen Bamberg und Forchheim vor.

die mögliche Herkunft des Namens „Dotterweich“ wurde schon relativ gründlich recherchiert: http://www.dotterweich-history.de/2.html
http://www.dotterweich.net/Namenskunde/Namenskunde_d…
.

Und eine meiner Schulkameradinnen trug den Namen „Brühschwein“.

Das könnte ein Spottname für einen Metzger gewesen sein - Belege dafür konnte ich allerdings nicht finden.

Viele Grüße
Kreszenz

Hallo, Kreszenz,
herzlichen Dank für die Fundstelle. Sie bescherte mir eine recht amüsante halbe Lesestunde, die mich dann wieder in meine Kindheit führte (Frensdorf und Umgebung). Die Dotterweichs lebten also vornehmlich „Dott am Bach“ - der Rauhen Ebrach.

Bleibt noch das Brühschwein zu klären, das in Hof und im Vogtland sein (Un)wesen treibt :smile:

Lieben Gruß
Eckard

Hallo,

was ich jetzt in Erfahrung bringen konnte, ist, dass Brühschwein ein Spottname für einen Metzger ist.

„Die Schneider wurden gerne als Vielstich oder Weitstich verleumdet, die Fleischer als Bösfleisch gebrandmarkt oder als Kälbertod oder Brühschwein verspottet.“

nachzulesen hier:
http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache…

Warum der Name aber so überprportional im Vogtland und desen Umland verbreitet ist, erschließt sich mir nicht.
Hier die Verbreitungskarte:

http://www.verwandt.de/karten/relativ/br%25C3%25BChs…

Eventuell handelt es sich bei „brüh“ um einen dortigen Dialektausdruck, der mehr bedeutet als nur „brühen“, also mit kochendem Wasser etwas behandeln.
Das allein rechtfertigt nämlich meines Erachtens keinen Spottnamen für einen Metzger.

Gruß
Lawrence

Hallo,

was ich jetzt in Erfahrung bringen konnte, ist, dass
Brühschwein ein Spottname für einen Metzger ist.

Eventuell handelt es sich bei „brüh“ um einen dortigen
Dialektausdruck, der mehr bedeutet als nur „brühen“, also mit
kochendem Wasser etwas behandeln.
Das allein rechtfertigt nämlich meines Erachtens keinen
Spottnamen für einen Metzger.

anscheinend gab es tatsächlich den Beruf des „Schweinebrühers“.
In der Vierteljahrsschrift für deutsche Alterthumskunde „Germania“ von 1882 findet man unter dem Stichwort brueling u. a. folgende Erläuterungen:

"… wird brüling wohl ein Schwein sein, das nicht zum Räuchern (seiner Schinken und Speckseiten), sondern zum „Brühen“ bestimmt ist, ein Koch- oder Wurstschwein.
Ein swîn brüejen hieß zunächst allerdings nur es mit heißer Flüßigkeit begießen, um es leichter von seinen Borsten zu reinigen…

Brüejen hieß aber auch: in heiße Brühe thun, darin sieden,… so wohl auch bei den sewprüern oder schweinprüern in Nürnberg, von denen in den dortigen Polizeiordnungen … die Rede ist; letztere sotten das Schweinefleisch vorzugsweise, um daraus Wurst zu machen, ….
Für brüeling sagte man endlich noch brüeswîn,…

Im sächsischen Osterlande existirt noch der Name _ Brühschwein _, auch hört man um Weida die Redensart: er ist betrunken wie ein brühschwein.
http://www.archive.org/stream/germania27pfeiuoft#pag…
.

Und ein Auszug aus der oben zitierten Nürnberger Polizeiordnung:

„Auch sol kein fleischhacker, sewprüer oder ir gewalt einich schwein, es sey junck oder alt, stuckes oder seiten weiss uunter die fleischpennck, da man solch Heisch zuverkauffen pflegt, nit tragen noch füren, noch auch tragen oder füren lassen, sunder die also ganntz und unzertailt in und unter das fleischhauss bringen, von einer yeden seiten j pfund newer haller.“
http://books.google.de/books?id=exlDGH1L32cC&dq=sewp…

Gruß
Kreszenz

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Hallo Kreszentia,

ja, mit dem Berufsnamen dürftest Du Recht haben, allerdings anders als Du es vermutlich selbst meinst: Denn unsere Sprache ist bekanntlich präspezifizierend, d.h. der genauere Begriff kommt bei zusammengesetzten Wörtern vor dem allgemeineren: Zimmertüre, Balkontüre, Autotüre. Am bekanntesten ist und bleibt die Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschafts-…-Kajüten-Matratze.

Und in diesem Zusammenhang kann „Brühschwein“ kein „normaler“ Berufsname sein, sondern es muss sich um einen Berufsübernamen handeln, der aus einem Satznamen hervorging: „(er) brüh(t) (das) Schwein“. Solche Satznamen gibt es zahlreich: ich kenne flüchtig eine Familie „Schlaginweit“ = „Er schlagt ihn in die Weite“ = er vertreibt ihn.

Dass der direkte Berufsname ausscheidet, belegt auch Dein Zitat: Schweine-brüher ist genau umgedreht zu Brüh-schwein.

Viele Grüße

Alexander (der viel zu wenig Zeit für das wer-weiss-was hat!)