Namenstag feiern

Hallo,

bin mir gar nicht sicher, wo ich nachfragen soll- aber die Antwort kommt ja möglicherweise aus der Mittelalterzeit!?

Meine Frage ist:
Warum wurde damals nur der Namenstag gefeiert?
Ist ja heute zT noch so zu erleben, daß der Namenstag höher gefeiert wird als der Geburtstag.

Wo kommt das her und wieso ist das so??

danke kitty

Hallo

Die Ankunft im irdischen Leben an sich war nicht besonders feiernswert: man bemühte sich um den Einzug ins Himmelreich, das Leben an sich war nur eine Durchreise - unwichtig eben. Deshalb war der Geburtstag kein Grund zum feiern.

Ein zweiter Punkt mag sein, das die meisten Menschen einfacher Herkunft ihren Geburtstag so oder so nicht kannten, da die Ankunft im irdischen leben unwichtig war, hat man sich das nicht gemerkt.

Das erste Datum, das irgendwo eingetragen wurde, war das Taufdatum im Kirchenbuch.

Wichtig jedoch war der Heilige, nach dem man benannt war - und dessen Tag bot sich an zu feiern.

In manchen freikirchlichen Kreisen feiert man bis heute keine Geburtstage (allerdings hat man dort auch keine Heiligen, deren Tag man statt dessen feiern konnte)

Gruss, sama

***

Ergänzend wäre zu sagen, daß generell erst ziemlich spät in den Kirchenregistern neben dem Taufdatum auch das tatsächliche Geburtsdatum festgehalten wurde. Der Namenstag muß nicht immer der Name eines Heiligen gewesen sein (obwohl es oft so war); in einigen Gebieten war es gebräuchlich den Namen des Vaters auch dem erstgeborenen Sohn zu geben. Das diente innerhalb der ländlichen Gebiete (wo der „Nachname“ häufig der Ortsname war) der Zugehörigkeit zur Familie oder Sippe für Lehnsherr oder Fremde.

Moin,

Das diente innerhalb der
ländlichen Gebiete (wo der „Nachname“ häufig der Ortsname war)
der Zugehörigkeit zur Familie oder Sippe für Lehnsherr oder
Fremde.

waren das nicht eher Hausnahmen?
Ich erinnere mich an Erzählungen meiner Mutter, die nach dem Krieg nach der Vertreibung in einem kleinen fränkischen Dorf landete und von den Einheimischen immer mit dem Hausnamen des Hauses, in dem sie lebten angeredet wurde, egal wie oft sie beteuerte (sie war damals ein Kind) sie hieße anders.

Gandalf

Hallo Gandalf,

das ist im tiefsten Schwarzwald heute noch so.

Es hat mich etwa 5 Jahre gekostet und war einem reinen Zufall geschuldet, dass ich dort herausfand, dass der Huber-Bauer gar nicht Huber heißt, sondern Müller.
Der Herr Müller ist nur derjenige, der den Huber-Hof bewirtschaftet. Und wenn der Müller morgen den Hof an den Maier verkauft, dann ist ab sofort eben der Maier der Huber-Bauer.

Ich gehe mal davon aus, dass das in vielen ländlichen Regionen heute noch so ist.

Vielleicht hast du schon so einen seltsamen Familiennamen gehört wie Maier, genannt Huber?
Genau das ist der Ursprung solcher Namen.

Gruß
Lawrence

Der Herr Müller ist nur derjenige, der den Huber-Hof
bewirtschaftet. Und wenn der Müller morgen den Hof an den
Maier verkauft, dann ist ab sofort eben der Maier der
Huber-Bauer.

Wenn ich mich recht entsinne, stellt sich auch in einer Komödie von Ludwig Thoma ein Bauer beim „Advikatn“ doppelt vor, mit Hof- und mit Familiennamen. Und in Altbayern ist es noch weitum üblich, auf den Sterbebildchen nicht nur den Familiennamen, sondern auch den Hofnamen anzugeben; sonst wüssten wahrscheinlich gar nicht alle, wer das ist.

Vielleicht hast du schon so einen seltsamen Familiennamen
gehört wie Maier, genannt Huber?
Genau das ist der Ursprung solcher Namen.

In meiner Kindheit gab es in einem Dorf im Bayerischen Wald den Hofnamen Kaschpern-Hansl-Evern-Hans: eine Abfolge von Generationen.

Beste Grüße!
H.

…nicht nur im „tiefsten Schwarzwald“; sogenannte „Hof-“, oder "vulgo-"Namen sind auch anderorts, etwa in den ländlichen Gegenden Österreichs weit verbreitet, die postalische, aber auch behördliche „Anschrift“ lautet in so einem Fall (z. B.) „Josef Pschistranek, vulgo Habermoar“ (etc.).
Ähnliches gibt es bei „guteingeführten“ Firmen und Geschäften, wo der „alte“ Firmenname weitergeführt wird, obgleich der/die Firmeninhaber schon längst einen anderen Namen führt, oder auch sehr oft bei Gastlokalen…

Gruß
nicolai