Narzißtische Störung

Hallo Wissende,

habe grade FAQ:920 gelesen zu „Was ist eine narzißtische Störung / ein Narzißt?“.

Mich interessiert genauer zum einen, wie diese Störung ausgelöst werden kann (gerne Beispiele) und zum anderen, wie die „Umgebung“ am besten mit einem Narzißten umgehen sollte - ob es ein Verhalten gibt, das hilfreich ist, oder ist nur professionelle Hilfe wirklich situationsverändernd?

Viele Grüße,
Uli

Hi,

die narzißtische Persönlichkeitsstörung (explizit nur im DSM IV enthalten, nicht in der ICD 10!, da wird sie unter „sonstige“ erwähnt)ist eine Frühstörung, d.h. sie geht zurück auf Störungen der psychischen Entwicklungen in der frühen Kindheit. Also gibt es keine Ursachen, die du beobachten kannst, du kannst höchstens auf lange Sicht deine Erinnerung bemühen.

Je früher die Ursachen, desto schwieriger die Therapie, kann man (sehr) pauschal sagen.

So, für mehr Infos hab ich jetzt leider keine Zeit.

Gruß

Yoyi

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Hallo Uli !
Die Frage nach den „Auslösern“ ist so etwas schwierig zu beantworten. Mal unabhängig von der Frage der psychoanalytischen oder verhaltenstherapeutischen Theorien zu „Ursachen“ oder Entstehung von Persönlichkeitsstörungen finde ich persönlich es sehr hilfreich, Persönlichkeitsstörungen als Interaktionsstörungen zu begreifen.

Nun hat jeder Mensch bestimmte besonders ausgeprägte Persönlichkeitsmerkmale und Arten, auf sich aufmerksam zu machen, zu reagieren und eben mit anderen in Kontakt zu treten. Diese mögen einerseits angeboren sein, durch frühkindliche oder sonstige Erfahrungen und Sozialisation geprägt sein oder eben durch sonstige Faktoren mitbestimmt sein. Grob geschrieben, nennen wir einen Menschen, der nun ein weites Repertoire solcher Verhaltensmuster hat (z.b. zwanghaft, dependend, narzistisch, histrionisch, emotional-wechselhaft, unsicher, impulsiv) dann gesund (bzw. völlig normal), wenn er situationsangemessen zwischen verschiedenen Verhaltensmustern variieren kann. Wenn also z.B. ein Mann in einem Verkaufsgespräch oder einer Bewerbungssituation von Vorzügen und besonderen Leistungen spricht, würde man dies in seiner Rolle und der sozialen Situation als angemessen bzw. sogar erforderlich ansehen. Würde er dies gleiche Verhalten jedoch in anderen Lebenssituationen nicht variieren können und z.B. auf der Beerdigung der Schwiegermutter nur ständig von seinen eigenen tollen Errungenschaften reden, würde er zwangsläufig negativ auffallen.

Womit wir bei möglichen „Auslösern“ wären. Meistens erscheint Narzisten ihr eigenes Verhalten völlig normal (wiewohl sie durchaus selber häufig eher Minderwertigkeitsgefühle und Selbstzweifel haben können). Sie merken nicht, dass sie anderen Menschen auf den Geist gehen oder sie verletzen. Erst durch besondere Kränkungen oder eben, wenn sie von anderen Menschen nicht die für sie so notwendige positive Zuwendung und Lob erhalten („toll gemacht…“), treten dann z.T. rapide Selbstzweifel und z.T. Selbstmordgedanken auf.

Beispiel wäre ein verheirateter Aussendienstmitarbeiter, der nur noch erschöpft nach Haus zu Frau und 2 Kindern kommt. Er verkauft gut, aber die Ehe kriselt. Seine Frau fordert mehr Zeit für die Beziehung und einen gemeinsamen Urlaub mit den Kindern. Der Mann fühlt sich massivst missverstanden, opfert er sich doch aus seiner Sicht für die Familie auf. Bisher war aber die Frau eine wichtige Quelle der Selbstbestätigung für ihn, die sich aber trotz ständiger Krisen immer wieder fügte und nachgab, um seinen Wutausbrüchen zu entgehen. Nun ist sie dazu nicht mehr bereit und zieht aus… Das System der Selbstwertstabilisierung durch andere Personen bricht völlig zusammen und unser Handelsmensch verfällt in tiefes Selbstmittleid. Darunter leidet auch der Verkaufserfolg. Zudem gelingt es ihm nicht mehr, seine eigenen emotionale Verletzlichkeit bzw. Bedürftigkeit durch äußere Bestätigung aufzufüllen. Er verfällt in eine tiefe Depression… (so oder so ähnlich).

Auslöser können vielfältige Veränderungen sein :

  • Trennungen
  • neue Freudin (die zigste …)
  • neue Arbeitskollegen mit besserer Qualifikation
  • Alterserscheinungen mit Beginn von körperlichen Beschwerden
  • berufliche Probleme allgemein
  • Anforderungen auf Neuanpassung im sozialen Bereich

Wie man mit Narzisten umgehen soll, kommt sehr darauf an, was Du erreichen willst oder kannst. Geht es darum, einen Narzisten zu bekehren, so lass die Liebesmüh solange er es nicht selber will oder kann… Geht es um Schadensminimierung für alle Beteiligten, würde es darum gehen Neuerfahrungen zu vermitteln. Also zu hinterfragen, ob ein Mensch nur für Leistungen positiv bewertet werden kann. Ihn als ganzen Menschen wertschätzen, auch wenn er dies vielleicht nicht annehmen kann. Sicherheit geben und sein Verhalten in einer konkreten Situation spiegeln und nicht bewerten oder verurteilen…

Mmmhhh, man könnte verdammt viel dazu schreiben (was aber reichlich schwierig ist und irgendwie auch unvollständig bzw. „lückenhaft“ und damit falsch ist. Etwas genauer nachgefragt wäre leichter…

Hallo Uli,

Prof.Dr. Rold-Dieter Hesch wird als Narzißt betitelt, weil er mit 61 aussieht, als sei er 35 und alles dafür tut.
Vor allem aber beschäftigt er sich mit Männermedizin, um denen zu helfen, welche in ein tiefes Loch gefallen sind.
Ich habe eben eine Sendung im WDR darüber gesehen und war fasziniert davon.
Links o.ä. konnte ich noch nicht finden, aber ich weiß das der Mann eine tolle Seite im Netz hat, wurde in der Sendung kurz vorgestellt. Werde mich heute mal intensiv damit beschäftigen.
Hoffentlich hilft Dir das weiter.
Gruß Iso.Osi

Hi Uli,

spontan wären ein paar Aspekte für mich, in welcher Beziehung stehst Du zu dem Menschen? PartnerIn, (Arbeits-)kollege/-in, NachbarIn… Wie stark ist der Narzissmus ausgeprägt? Wie ist die Gesamtperson? Hast Du mit ihm allein oder in der Gruppe zu tun?.. Ergo, die Frage läßt sich wohl nur individuell beantworten, wie Du damit umgehen kannst.

Handelt es sich um eine einzelne Person / narzißtisch gestörten Menschen oder trifft man immer wieder auf Narzißten? Was hat das gegebenenefalls mit einem selbst zu tun? (z.B. Komplementärnarzißt)

Salopp gesagt, der narzißtisch gestörte Mensch braucht seine Bühne auf der er bewundert werden will. Er braucht andere um sein Selbstwertgefühl zu bestärken. Somit ist er auch von der Meinung und der Wirkung auf andere abhängig und kann somit höchst empfindlich auf Kritik reagieren. Je mehr er - und dazu kritiklos - Zustimmung und gar Bewunderung findet, desto besser scheint es ihm zu gehen.

Parallel dazu hält er sein Gegenüber zumeist „klein“, denn umso größer wirkt er natürlich. Nicht umsonst suchen sie sich gerne Menschen, die ihnen intellektuell unterlegen sind oder einem niedrigeren sozialem Stand entsprechen.

Möglicherweise wäre ein Hinweis darauf zu achten, was von dem man von einem narzißtisch gestörten Menschen bekommt, einem auch gut tut, und was parallel dazu möglicherweise einen nicht gut tut bishin sogar mitunter sehr verletzt? Und meines Erachtens wäre es hier wichtig, Grenzen zu setzen, z.B. in dem man sich selbst nicht klein macht und machen läßt (z.B. indem man seine eigenen Leistungen auch anerkennt), indem man sich auch gegen sein mitunter sehr verletzendes Wesen abgrenzt oder abgrenzen lernt.

Ein narzißtisch gestörter Mensch ist wie jeder andere Mensch auch, sprich nur wenn er bereit ist dazuzulernen, wird man etwas bewegen bzw. anregen können.

Ich denke es ist wichtig bei sich selbst zu bleiben und zu schauen und fühlen, was ein Gegenüber mit einem macht. Solange er gut tut, annehmen, einlassen… Und an den Stellen, an denen er verletzt, Klartext reden bzw. wenn ein Gegenüber uneinsichtig ist bzw. sich nicht ändern meint zu können oder zu wollen, entsprechend sich aus Selbstschutzgründen soweit wie nötig zurück ziehen.

Ciao,
Romana

http://www.hommage.de/ o.w.T.