Hallo Jessica,
nachstehend werde ich versuchen, das Problem etwas zu erläutern und darzustellen, wie dem beizukommen ist:
Je geringer die Lufttemperatur, desto geringer ist deren höchstmöglicher Feuchtigkeitsgehalt. Diese Tatsache ist in der Natur gut zu beobachten. Das Wasser in Seen und im feuchten Wiesenboden kühlt sich nachts nur geringfügig ab. Liegt morgens kalte Luft darüber, verdunstet Wasser, die Luft ist gesättigt, es bildet sich Dunst, im Sommer Tau, im Winter Reif. Dieser verschwindet mit der Erwärmung der Luft durch die Sonne. So viel zum Grundsätzlichen.
Eine Person gibt im Durchschnitt 30-100g pro Stunde Wasserdampf ab. In einem Haushalt mit 3 Personen werden durch die Wasserdampfabgabe beim Duschen, Waschen, Wäschetrocknen, Kochen und durch Pflanzen, Aquarium und andere Feuchtigkeitsquellen täglich ca. 6 bis 14 kg Wasser in die Wohnung freigesetzt. Um 10 kg Wasser aus Räumen abzuführen, müssen ca. 3000kg Luft bewegt werden. Das ist gleichbedeutend mit einem 7-maligem kompletten Luftaustausch in den Räumen z.B. über Fenster, um die überschüssige Feuchtigkeit abzuführen. Weit geöffnete Fenster bewirken einen 10- bis 20-fachen kompletten Luftaustausch des Raumes pro Stunde. Das heißt, in 3 bis 6 Minuten ist die Raumluft vollständig ausgetauscht (vorausgesetzt: weit geöffnete Fenster, so genannte Stoßlüftung). Hiernach ist zu errechnen, wieviel Feuchtigkeit im Schlafzimmer selbst entsteht und aus dem Nachbarräumen in Euer Schlafzimmer gelangt.
Ohne zu rechnen und ohne Kenntnis der Örtlichkeit hinsichtlich weiterer verschlimmernder Umstände gilt grundsätzlich:
Wenn Ihr ungeheizt schlafen wollt, solltet Ihr das Fenster ständig ausreichend weit geöffnet haben, um den Austausch der feuchten Atemluft zu gewährleisten. Je kälter es draußen ist, um so dringender ist dieses Gebot, wenn nicht geheizt wird.
Die Atemluft kommt mit 36° C aus der Lunge und hat eine relative Luftfeuchtigkeit von 100 %. Sie vermischt sich mit der Raumluft, kühlt sich ab und steigert deren Feuchtigkeitsgehalt. Im Bereich kalter Zimmerwände, an kalten Fensterscheiben erfolgt eine weitere Abkühlung. Diese kann soweit gehen, dass die Luftfeuchtigkeit kondensiert und sich an den Glasscheiben niederschlägt bzw. in die kalten Wände eindringt und dort wie von einem Schwamm gehalten wird.
Wenn offene Fenster nicht möglich sind (Lärm, Staub, Licht, Schlagregen) hilft nur regelmässig die Raumluft aufheizen und durch Stoßlüftung in 3 bis 6 Minuten mehrfach am Tag erneuern. Was als Verschwendung von Energie erscheint, ist nicht so schwerwiegend wie es scheint. Trockene Luft heizt sich viel schneller auf als feuchte, denn letztere enthält viel Wasser, das ebenfalls aufzuheizen ist.
Da die Wände feucht sind, dauert es längere Zeit, bis diese durch Heizen und Lüften trocknen. Früher, als die Wohnhäuser noch mit kleinen Ziegelsteinen, dicker Mörtelfuge und dickem Putz errichtet wurden, war in dem Neubau viel Feuchtigkeit. Man ließ die Wohnungen gegen geringes Mietentgelt „trocken wohnen“ (viel heizen und lüften). Danach zog man selbst ein.
Um die Trocknung der Wände voranzutreiben, ist ein elektrischer Luftentfeuchter (im Netz zu haben für etwa 120 bis 140 €) , der die Raumluft umwälzt und dabei die Feuchtigkeit an einem Kondensator abscheidet und auffängt, nützlich. Wenn Ihr dazu ein Hygrometer einsetzt, werdet Ihr staunen, wie das Gerät nach 4 Stunden die relative Luftfeuchtigkeit des Raumes senkt, wieviel Wasser dabei anfällt und wie schnell nach Abschalten die relative Luftfeuchtigkeit wieder ansteigt, so lange die Wände noch feucht sind. Erst nach längerer Zeit (trocknen der Wände) ist der Wasseranfall geringer und muss nicht mehr so viel entfeuchtet werden.
In der Hoffnung, Dir weitergeholfen zu haben
viele Grüße
Renaux