Nationalkennung 'VP'

Hallo,

Letztens sah ich einen Aeroflot-Airbus A319 mit dem Kennzeichen „VP-“. Das ist laut Internet „Britische Kolonien und Protektorate“, ich sehe diese Kennung auch manchmal an Geschäftsfliegern. Worum handelt es sich dabei eigentlich genau? Ist das so etwas wie eine „Billigflagge“ bei Handelsschiffen, oder warum lässt Aeroflot dort die Maschinen zu?

Oliver

Hi,

interessant wäre gewesen wie es nach dem VP- weiterging. VP-A… steht für Anguilla, VP-B… für Bermuda, VP-C… die Cayman Islands, VP-F… Falkland Islands, VP-G… für Gibraltar, VP-L… Virgin Islands und schließlich VP-M… für Monserrat. Wie Du also schon richtig recherchiert hast handelt es sich um britische Kolonien.

Eine „Billigflagge“ wie bei Schiffen gibt es in der Fliegerei nicht. Das „falsche“ Kennzeichen - russische Maschinen haben gewöhnlich RA-… erklärt sich daher daß die Maschine nicht der Aeroflot selbst gehört, sondern von einem Eigner, der in einer britischen Kronkolonie residiert, geleast wurde.

Wenn Du dich für Kennungen interessierst und darauf achtest stellst Du schnell fest daß z. B. halb Südamerika mit nordamerikanischer N-… Registrierung unterwegs ist :smile: und auch sonst sehr viele Flieger durch die Weltgeschichte gondeln, die nicht im Heimatland der betreibenden Airline registriert sind.

Leasing ist eine weit verbreitete Angelegenheit in der Fliegerei und es gibt große Leasinggesellschaften, z. B. ILFC.
Manchmal verleasen auch private Investoren wie z. B. Banken, Versicherungen oder Fluggesellschaften, die ihre Flieger momentan nicht alle benötigen, Maschinen, ebenso wie teilweise auch die Flugzeughersteller selbst, und die Lufthansa z. B. hat eine Tochtergesellschaft „Lufthansa Leasing“, bei der sie einen Teil ihrer eigenen Flotte chartert.

In Deutschland registrierte Luftfahrzeuge haben immer D-…, wobei auch der dann folgende Buchstabe eine Aussage macht:

D-A… mehrmotorige Flugzeuge über 20t MTOW
D-B… mehrmotorige Flugzeuge von 14 bis 20t MTOW
D-C… mehrmotorige Flugzeuge von 5,7 bis 14t MTOW
D-E… einmotorige Flugzeuge bis 2t MTOW
D-F… einmotorige Flugzeuge von 2 bis 5,7t MTOW
D-G… mehrmotorige Flugzeuge bis 2t MTOW
D-I… mehrmotorige Flugzeuge von 2 bis 5,7t MTOW
D-H… Hubschrauber
D-K… Motorsegler (bis 750kg MTOW)
D-L… Luftschiffe
D-M… Ultraleichtflugzeuge
D-N… unmotorisierte Luftsportgeräte
D-O… Ballone
D-1234 Segelflugzeuge

Die meisten deutschen Airlines geben dann auch dem 3. und 4. Kennbuchstaben eine Bedeutung.
Bei der Lufthansa sind die D-A B __ immer Boeings, D-A I __ immer Airbusse (sodaß man aus dem D- AI __ ein AI für Airbus Industrie lesen kann), während die Lufthansa Cargo-Maschinen immer D-A LC _ registriert sind.
Bei Lufthansa City Line fliegen viele Canadair Regional Jets CL-600 mit D-A CJ _ oder D-A CL _ und Avros mit Registrierungen auf D- AV __.
Bei Hapag Lloyd heißen alle Maschinen D-A HL _ und bei der Deutschen BA D-A DB _, Air Berlin-Flieger immer mit D- AB __ während die nicht mehr existente Aero Lloyd Registrierungen mit D- AL __ hatte.
Allein bei LTU kann man solche Buchstabenspielereien nicht erkennen.

Mit dem 4. und 5. Buchstaben, den ich immer durch „_“ signalisiert habe, wird die Flotte bei den meisten deutschen Airlines dann nur noch alphabetisch „durchnummeriert“.

Hubschrauber der „Deutschen Rettungsflugwacht“ heißen D-H EEE , D-H FFF , D-H JJJ usw. und viele kleinere Airlines haben zumindest eine Maschine, deren Kennung den abgekürzten Firmennamen enthält, also z. B. hat die WDL Aviation aus Köln eine D-A WDL oder die DLR eine D-F DLR. Die Quick Air aus Köln (Airport-Kürzel CGN) hat eine D-C CGN.

Solche Buchstaben-Spielereien gibt es natürlich auch in vielen anderen Ländern.

Schöne Grüße,

MecFleih