Nationalmythen....kriegerische Ergeignisse?

Hallo,
Wie kann man sich erklären, dass sich Nationalmythen sehr häufig um kriegerische Ereignisse ranken?

Danke für jede Antwort!!
Bitte helft mir! Sehr wichtig!

Ohne jetzt Fachmann dafür zu sein, komme ich doch durch 10 Sekunden Nachdenken zu dem Schluss, daß Mythen normalerweise recht alt sein. Entstanden zu einer Zeit, in der Krieg ganz normal war. Wenn ein Land (oder besser dessen Oberhäupter) der Meinung waren, daß sich ein Krieg lohnt, dann wurde der eben angezettelt. Krieg war damals immer und überall irgendwo. So ein Leben wie heute, in dem ein Mensch sowas wie Individualität besitzt, die Menschen nach Frieden streben, und ein Menschenleben etwas wert ist, ist eine recht neue Erfindung.
In einer Zeit, in der Krieg normal ist, und die Vorstellung der Menschen eben so ist, daß nur der zum Helden taugt, der entsprechend viele andere umgebracht hat, können eben nur Mythen entstehen, die sowas zum Inhalt haben.

Entstanden zu einer Zeit, in der Krieg ganz
normal war. Krieg war damals immer und überall irgendwo.

Hallo Brainstorm,
das stimmt, aber auch die Gegenwart ist leider viel weniger friedlich, als es uns als Mitteleuropäer so scheint.

Krieg ist nichts anderes als eine gewaltsame Auseinandersetzung von Menschengruppen, in der Regel mit den jeweils stärksten Waffen, die gerade zur Verfügung stehen, von Fäusten und Steinen bis zu modernen konventionellen und atomaren Waffen.
Krieg-führen ist (neben dem Sexualtrieb) das stärksten emotionale Ereignis, das Menschen erleben und es aktiviert die ältesten menschlichen Triebe, die in uns allen stecken: siegen, töten, zerstören, Angehörige schützen und retten, Macht, Reichtum, Ansehen gewinnen…
Darum ist der Krieg natürlich Kern aller Mythen.

Wenn 11 Männer in Bern ein paar Tore mehr schießen als 11 andere, dann ist das bereits eine geglückte „Umlenkung“ grundlegender Triebe in kultivierende und friedlichere Formen. Aber Ausschwitz, Vietnam, Ruanda, Srebrenitza und unzählige andere Namen zeigen, wie dünn diese kultivierte Schale ist!

So sind wir Menschen leider!
Gruß!
Karl

Hi,

weil es Kriege gab seit es Menschen gibt und Kriege geben wird solange es Menschen gibt.
Ständig, rund um die Uhr, global

nicki

Nun, an welche Hymmnen denkst Du denn dabei?

Nationalhymmnen sind eine recht neue Erfindung. Deutschland besitzt zb. erst seit 1922 eine richtige Nationalhymmne: „Deutschlandlied“ Von Hoffmann v. Fallersleben zur Musik von Mozarts „Gott erhalte Franz den Kaiser“. Damals sang man das ganze Lied, von 1933 bis 1945 nur die erste Strophe und seit 1949 nurnoch die dritte Strophe.
Der Text handelt von einem vereinten Deutschland, das zu schaffen das höchste Ziel aller Deutschen sein soll ( Daher auch: Deutschland, Deutschland, über alles!), denn nur dann könne es Einigkeit und Recht und Freiheit geben.

Vorher gab es in Deutschland zwei inoffizielle Nationalhymmnen, die nebeneinander existierten: Nämlich „Heil Dir im Siegerkranz“ und „Die Wacht am Rhein“. Diese beiden lieber haben einen starken Bezug auf kriegerische Ereignisse, wenn auch nicht auf konkrete Ereignisse.

So handelt zb. „Die Wacht am Rhein“ von der Verteidigung des „deutschen Rheins“ gegen die Französischen Invasoren. Entstanden ist das Lied in den 1840ern Jahren als die französische Regierung (wieder mal) Andeutungen gemacht hat, einen Krieg gegen Deutschland vom Zaun zu brechen um seine Ostgrenze bis zum Rhein auszudehnen. Dass das den Millionen Deutschen, die westlich des Rheins lebten nicht sonderlich gefiel braucht wohl kaum erwähnt zu werden.
Ich denke, dass gerade deswegen nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich 1870/71 „Die Wacht am Rhein“ zu einer Art Nationalhymmne avancierte, weil man es „dem Franzmann“ mal ordentlich gezeigt hatte und das Gefühl von Schwäche gegenüber Frankreich damit endgültig beseitigt war.

Nun, die Marseillaise hat handelt auch weitgehend vom Krieg und das ziemlich blutrünstig und offen, wenn man den Text zb. mit der „Wacht am Rhein“ vergleicht. Hintergrund ist wieder mal die Entstehungszeit, nämlich mitten in der Französischen Revolution. Zunächst von Revolutionstruppen gesungen, verbreitete sich das Lied schnell über ganz Frankreich und wurde somit Teil des Gründungsmythos des neuen Frankreich.

Die Amerikanische Nationalhymmne bezieht sich ganz konkret auf ein Ereignis aus dem Amerikanisch-Britischen Krieg von 1812, als ein Britischer Angriff von See abgewehrt werden konnte.

Ich denke, dass viele Nationalhymmnen deswegen einen kriegerischen Hintergrund haben, weil Kriege die prägnantesten Ereignisse sind, die einem Volk überhaupt widerfahren können! Und bei vielen Nationen steht nunmal am Anfang einer eigenständigen Geschichte ein Krieg, durch den man die Einheit oder Unabhängigkeit erlangte.