Hallo!
Wie haben die Nationalsozialisten die Deutschen anfangs verführt?
Das Ideal Volksgemeinschaft, Arbeitsbeschaffung durch Programme, Urlaub & Kultur mit KDF, Volksempfänger und Autos.
Gab es noch mehr?
Gruß
Hallo!
Wie haben die Nationalsozialisten die Deutschen anfangs verführt?
Das Ideal Volksgemeinschaft, Arbeitsbeschaffung durch Programme, Urlaub & Kultur mit KDF, Volksempfänger und Autos.
Gab es noch mehr?
Gruß
Hallo.
Bei mir in der Gegend gibt es eine Reihe sogenannter „Siedlungshäuser“. Die sind alle um 1938/1939 entstanden und wurden für Leute gebaut, die sich sonst nie ein Haus hätten leisten können. Dass das nicht aus Selbstlosigkeit geschieht haben die „Siedler“ nicht verstanden/verstehen wollen…
Gruß Freakgirl
Hallo,
kennst du den Film „Triumpf des Willens“?
Es ist nicht einfach, aber man sollte sich den mal ansehen in dem Versuch, so zu fühlen, wie die Menschen damals (ohne „hindsight“), noch offen für Pathos usw.
Der Film fängt an in einem total abgedunkelten (meist vollen) Kino.
3 Minuten lang Dunkelheit, dazu die Töne von Wagners „Ritt der Walküre“. Dann kommen erste Bilder - von Wolken, vom Himmel. Und schließlich landet ein Flugzeug und ein Gott Hitler erscheint.
Und das wurde Menschen vorgespielt, die existentielle Sorgen hatten, die sich von den anderen Nationen gedemütigt fühlten, die glaubten, ihr Staat stünde am Rande von Chaos.
Als ich diesen Film mal so gesehen habe, wurde mir einiges klarer.
Gruß
Elke
,…,
Hi sin*,
auch wenn du dich schon für die Antworten bedankt hast, hoffe ich, du nimmst diese auch noch zur Kenntnis.
Das Ideal Volksgemeinschaft, Arbeitsbeschaffung durch
Programme, Urlaub & Kultur mit KDF, Volksempfänger und Autos.Gab es noch mehr?
Die Punkte, die du hier aufgelistet hast, könnten den Eindruck vermitteln, dass sich nur die unteren (arbeitslosen) Schichten haben einlullen lassen. Dabei handelt es sich allerdings um einen Mythos, der auch nicht dadurch wahrer wird, dass er auch heute noch von Politikern wiederholt wird.
Was dabei immer unter den Tisch fällt, ist, dass auch sehr viele aus der so genannten Elite (Ärzte, Juristen, Unternehmer, Offiziere, Professoren usw.) mitgespielt haben, also vornehmlich die Leute, von denen man aufgrund ihres Bildunsstands hätte meinen können, dass sie es hätten besser wissen müssen. Aber anstatt Sand ins Getriebe zu streuen, haben sie die ganze Maschine noch perfektioniert.
Dass sie das nationalsozialistische Programm angesprochen hat, dürfte zwar durchaus unterschiedliche individuelle Gründe haben, aber m. E. gibt es vor allem einen Punkt, den sie alle gemein hatten und den die Nationalsozialisten geschickt für sich eingesetzt haben: Nationalstolz, das Versprechen, die „Schmach des Versailler Vertrags“ zu revidieren, so dass sich darin nicht nur Nationalsozialisten, sondern auch alle andere Deutschnationalen und völkischen Verbänden wiederfinden konnten. Die entsprechenden Studentenverbindungen, die es bereits im Kaiserrreich gab, dürften dafür genügend Anknüpfungspunkte geboten haben.
Schönen Gruß
Jessica
Literaturempfehlung zum Thema:
Ian Kershaw: Der Hitler-Mythos: Führerkult und Volksmeinung
Der Autor verfügt über eine gewisse Reputation auf diesem Gebiet
LG
Mike
Sinngemäß aus meines Papas Mund,
Jahrgang 1919, und ganz bestimmt kein Ex-Nazi (er hat mehrfach Prügel bezogen, weil er in einer katholischen Jugendorganisation war):
„Die HJ bot den Jugendlichen interessante, spannende Freizeit- und Ferienaktivitäten.“
Vielleicht war das im BDM ähnlich; warte mal auf Antworten von Zeit- oder Ohrenzeugen.
Pit
Hallo,
Jungspund! (dein Papa!)
„Die HJ bot den Jugendlichen interessante, spannende Freizeit-
und Ferienaktivitäten.“
Vielleicht war das im BDM ähnlich; warte mal auf Antworten
von Zeit- oder Ohrenzeugen.
Ja und nein.
Natürlich wurde dort eine Jugendarbeit geliefert, die für viele (aber nicht alle) ansprechend war. Wobei natürlich die „Gleichschaltung“ nicht zu vergessen ist - d.h. die Jugendorganisationen, die vorher von anderen Organisationen bestanden, wurden von der HJ und dem BDM aufgesaugt (Jungscharen, Naturfreunde usw.).
Aber das betraf ja nur die ganz jungen - was natürlich wichtig für die Zukunft war.
Gruß
Elke
Hi!
Vielen Dank für eure Antworten und Gedanken.
Gruß
Siân
Tach,
Wie haben die Nationalsozialisten die Deutschen anfangs
verführt?
es gibt ein grandioses Buch, eine Analyse des Phänomens Hitler.
Anmerkungen zu Hitler
von Sebastian Haffner
Das Buch sollte eigentlich Pflichlektüre für jeden Schüler sein!
Gandalf
Hallo Sin,
Die Verführung der Deutschen durch die Nationalsozialisten war vielschichtig. Solltest du einmal nach Nürnberg kommen, dann besuche das Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände. http://www.museen.nuernberg.de/dokuzentrum/index.html Dort erhält man in der Ausstellung „Fasizination und Gewalt“ einen hervorragenden Einblick in die ziemlich komplexe Antwort deiner Frage.
Hier ein paar Anhaltspunkte:
Die Droge des Nationalsozialismus war das euphorische Aufgehen in der Masse. Heute gibt es das in weniger umfassender Art auch noch: Bei Fußballfans, bei Demonstrationen, im Public-Viewing, bei Rock-Festivals, …
Gruß
Hardey
Hi
von Sebastian Haffner
Bei dem Stichwort fällt mir noch etwas ein, das bei der Beantwortung der Frage hilfreich sein dürfte: Das „Gift der Kameradschaft“
http://www.zeit.de/2002/21/200221_haffner_xml?page=all
Hier zwei besonders aussagekräftige Auszüge daraus:
„Kameradschaft gehört zum Krieg. Wie Alkohol ist sie eins der großen Trost- und Hilfsmittel für Menschen, die unter unmenschlichen Bedingungen zu leben haben. Sie macht Unerträgliches erträglich. Sie hilft, Tod, Schmutz und Jammer zu überstehen. Sie betäubt. Sie tröstet über den Verlust aller Zivilisationsgüter hinweg, den sie voraussetzt. Sie empfängt ihre Heiligung durch furchtbare Notwendigkeiten und bittere Opfer. Wo sie von alledem getrennt wird, wo sie nur um des Genusses und der Betäubung willen, um ihrer selbst willen, gesucht und veranstaltet wird, wird sie zum Laster. Daß sie eine Weile glücklich macht, ändert daran nicht das geringste. Sie verdirbt und depraviert den Menschen wie kein Alkohol und kein Opium. Sie macht ihn unfähig zum eigenen, verantwortlichen, zivilisierten Leben. Ja, sie ist recht eigentlich ein Dezivilisationsmittel. Die allgemeine Kameradschafts-Hurerei, zu der die Nazis die Deutschen verführt haben, hat dieses Volk heruntergebracht wie nichts anderes.“
„Man sagt, die Deutschen seien geknechtet. Das ist nur halb richtig. Sie sind zugleich etwas anderes - schlimmeres - wofür es noch kein Wort gibt. Sie sind verkameradet. Ein schrecklich gefährlicher Zustand. Man ist unter einem Zauber dabei. Man lebt in einer Traum- und Rauschwelt. Man ist so glücklich darin und dabei so furchtbar entwertet. So zufrieden mit sich, und dabei so grenzenlos häßlich. So stolz, und so überaus gemein und untermenschlich. Man glaubt auf Gipfeln zu wandeln und man kriecht im Sumpf. Solange der Bann anhält, gibt es fast kein Mittel dagegen …“
Aber auch wenn diese Aussagen einen tiefen Einblick gewähren, darf man dabei aber natürlich auch nicht übersehen, dass sie aus der Retrospektive verfasst wurden und dass sie augenscheinlich dadurch motiviert waren, eine Rechtfertigung für das eigene Verhalten zu finden. Auch wenn sich Haffner sehr viel tiefer und eingängiger damit beschäftigt hat als manch ein anderer, ist es natürlich erträglicher zu behaupten, erst die Kameradschaft hätte das eigene Verantwortungsgefühl betäubt…
Viele Grüße
Jessica
Hallo sin* und eklastic,
Jungspund! (dein Papa!)
„Die HJ bot den Jugendlichen interessante, spannende Freizeit-
und Ferienaktivitäten.“
Vielleicht war das im BDM ähnlich; warte mal auf Antworten
von Zeit- oder Ohrenzeugen.Ja und nein.
Natürlich wurde dort eine Jugendarbeit geliefert, die für
viele (aber nicht alle) ansprechend war. Wobei natürlich die
„Gleichschaltung“ nicht zu vergessen ist - d.h. die
Jugendorganisationen, die vorher von anderen Organisationen
bestanden, wurden von der HJ und dem BDM aufgesaugt
(Jungscharen, Naturfreunde usw.).
Aber das betraf ja nur die ganz jungen - was natürlich wichtig
für die Zukunft war.
In diesem Zusammenhang: lesenswert ist „Vom Christkind eine Landknechtstrommel“ von Edgar Gielsdorf. Da wird die Faszination der NS-Jugendarbeit ziemlich plastisch beschrieben.
Zu den Hintergründen empfiehlt sich ein Blick in den Klassiker „Vom Wandervogel bis zur Hitlerjugend“. Vor allem, was die Mechanismen der Gleichschaltung angeht.
Grüße,
Lizzie