Natur als 'Gott'

Hallo.

Ich habe vorhin einfach mal einige meiner Gedanken aufgeschrieben (‚Brainstorming‘, darum ist der Text nicht so vollkommen zusammenhängend), weil ich gerade auf einer Art Philosophie-Trip war:

„Gott ist nur eine Personifikation der Natur. Von der Natur glaube ich nicht, sondern weiß, dass es sie gibt. Alles ist aus der Natur entstanden und entsteht immernoch. Es gibt nichts außer der Natur. Deshalb kann sich auch nichts gegen sie wenden. Nach diesem Prinzip ist auch alles auf gewisse Weise miteinander verbunden. Die Natur ist die absolut höchste Gewalt. Aber sie hat weder ein Bewusstsein noch einen Willen. Und doch sind wir ihr als Ganzes unterlegen, wurden und werden von ihr gesteuert, denn wir sind ein winziger Teil von ihr. Doch wir können sie nicht steuern oder ändern, wie es sich Religionen von Göttern erhoffen, sie durch Gehorchen oder Opfergaben beeinflussen zu können. Denn es gibt nicht von der Natur ausgeschlossenes, was in sie eingreifen könnte. Wir sind Natur und all unsere Produkte sind Natur. Natur war, ist und bleibt alles. Und alles war, ist und bleibt Natur. Niemand soll der Natur dienen und niemand wird von ihr bestraft. Sie fordert nichts, will nichts, aber ist alles. Nichts hat einen gegebenen Sinn oder eine Bestimmung. Zufall ist Natur. Naturwissenschaften beschäftigen sich mehr mit ‚Göttlichem‘, als Religionen. Denn sie betrachten und erforschen die Natur und versuchen, sie und damit auch das ‚göttliche‘ hinter ihr zu verstehen. Religiöse nutzen nur den naturgegebenen Verstand, um sich leichtere Alternativen zur Erklärung der Welt vorzustellen, indem sie die Natur und den Zufall personifizieren und ihnen eigenes Bewusstsein und eigenen Willen zusprechen. Diese Gedanken imaginieren ihre ‚Götter‘ innerhalb der Natur. Denn die Natur ist alles.“

Ich bitte um Kommentare, Diskussionen, weiterführende Gedanken, etc.

Gruß, shivan

Hallo.

weil ich gerade auf einer Art
Philosophie-Trip war

Denn die Natur ist alles."

und was ist Deine Frage ?

Spinoza: natura sive deus
Hi,

Ich bitte um Kommentare, Diskussionen, weiterführende Gedanken, etc.

als erste Übung, einen komplexeren Gedankengang zu Papier zu bringen, kann man das akzeptieren. Wenn du etwas mehr über dein Alter und/oder über deine bisherge Lektüre outen würdest, ließe sich mehr dazu sagen.

Man kann erkennen, daß du dich von einer Idee hast tragen lassen, die dir selbst neu ist, aber auch, daß es dir noch an Übung und Erfahrung fehlt, sie im Detail und konsequent zu formulieren.

Ansonsten mußt du natürlich damit rechnen, daß es heute kaum einen systematischen Gedankengang im Gebiet „klassische Metaphysik“ geben kann, der in der Geschichte der Philosophie nicht schon einmal präsentiert wurde. So ist es auch mit deinem Brainstormingergebnis:

Deine Grundidee deckt sich einigermaßen mit der Metaphysik des Spinoza (1632-1677). Er befaßte sich ebenso wie zahlreiche Vorgänger mit einer metaphysischen Theorie des Absoluten. Plotin (3. Jhdt) hatte damit begonnen und Descartes , der zweite Große in dieser Reihe, war Spinozas Zeitgenosse, den er intensiv studiert hatte und mit dem er sich auch in einer kritischen Schrift auseinandersetzte.

Spinozas Begriff des Absoluten ist ein monistischer im Ggs. zu dem dualistischen des Descartes. Was beim Letzteren als „Geist“ (res cogitans) und „Materie“ (res extensa) dual gegeneinandersteht, ist bei Spinoza weitgehend identisch in den Begriffen „Gott“ und „Natur“ gefaßt. Diese zwei sind bei ihm nicht etwa eine Einheit, wie es im Pantheismus der Fall ist, sondern sie sind dasselbe, sie sind nur EINES. Dieses EINE zeigt sich je nach Darstellung im Modus „Natur“ oder im Modus „Gott“ („natura sive deus“).

Dabei ist unter anderem alles, was in der Nachfolge der cartesischen Philosophie später unter „Subjektivität“, „Wille“ usw. gefaßt wurde, in den Begriff „Natur“ gelegt … mit einigen Konsequenzen.

Die Abhandlung, in der diese Metaphysik im Detail entwickelt ist, ist Spinozas
„Ethik - nach geometrischer Methode dargestellt“ (ca.1675)

Was das mit Geometrie zu tun hat, hat mit dem hier Gesagten zunächst nichts zu tun. Der Text ist nicht einfach zu lesen, aber du wirst das, um was du dich hier bemüht hast, dort wiedererkennen.

Viel Spaß beim Lesen
Metapher

Hallo!
Ich habe mich früher intensiver mit dem Thema Natur befasst. Ich bin über den sprachlichen Zusammenhang gegangen.
Das hat für mich zu folgendem Resultat geführt.

Natur------ Nat/ Ur------- Nicht das Ur------ Ur ist nicht materiell----
für unseren Sprachgebrauch Gott

Gruß

Netter Versuch, aber sehr unlogisch
Hi Shivan (cooler Name).

Mir sind in deiner Improvisation einige Ungereimtheiten aufgefallen.

Von der Natur glaube ich nicht, sondern weiß, dass es sie gibt. Alles ist aus der Natur entstanden und entsteht immer noch.

Dein Naturbegriff scheint dem der Naturwissenschaften zu entsprechen. Damit öffnest du Selbstwidersprüchen Tür und Tor, wenn du d i e s e Natur als Absolutum setzt.

Provisorische Natur-Definition aus Wiki:

„Natur (lat.: natura, von nasci „entstehen, geboren werden“, grch. semantische Entsprechung φύσις, physis, vgl. „Physik“) bezeichnet alles, was nicht vom Menschen geschaffen wurde… Man unterscheidet zwischen belebter Natur (biotisch, z. B. Pflanzen, Tiere) und unbelebter Natur (abiotisch, z. B. Steine, Flüssigkeiten, Gase).“

Zitat Ende.

Mir fällt in deinem Text nicht auf, dass du Natur anders definieren würdest, denn du sprichst ihr alles Geistige ab, womit du auf der Linie des szientistischen Naturbegriffs liegst:

Aber sie hat weder ein Bewusstsein noch einen Willen.

Das ist wenig einleuchtend. Du behauptest, dass alles aus der Natur entsteht, leugnest aber eine geistig-seelische Seite der Natur. So entsteht die Frage, welche Position das Bewusstsein in deinem Modell hat. Wie kann eine bewusstlose Natur so etwas Komplexes und Phantastisches wie Bewusstsein hervorbringen? Das wäre eine creatio ex nihilo, also ein Unding.

Da du aber behauptest, dass alles aus der Natur hervorgeht, muss auch das Bewusstsein aus ihr hervorgegangen sein. Was aber in deinem Modell nicht funktioniert:

Es gibt nichts außer der Natur.

Für dich ist einerseits die Natur „alles“, andererseits gehören Bewusstsein und Wille nicht dazu. Ein Widerspruch.

Also stimmt etwas mit deinem Modell nicht.

Modelle (Theorien) müssen in sich widerspruchsfrei sein. Das solltest du berücksichtigen.

Ansonsten ein netter Versuch, der dich sogar (scheinbar) auf Spinozas Spuren führte. Allerdings war Spinozas Naturbegriff „spirituell“, wie auch der Plotins. Davon bist du lichtjahreweit entfernt.

Gruß Horst

Du behauptest, dass alles aus der
Natur entsteht, leugnest aber eine geistig-seelische Seite der
Natur. So entsteht die Frage, welche Position das Bewusstsein
in deinem Modell hat. Wie kann eine bewusstlose Natur so etwas
Komplexes und Phantastisches wie Bewusstsein hervorbringen?
Das wäre eine creatio ex nihilo, also ein Unding.

Ich halte diesen Schluss für Formal fragwürdig.
Es existiert ja etwas,nämlich die Natur (also eigentlich alles)
Bewusstsein entsteht also nicht aus dem Nichts, sondern ist lediglich etwas Neues.
Dafür muss es nicht zwingend ein übergeordnetes wie auch immer geartetes „göttliches“ Bewusstsein geben oder gegeben haben.

1 Like

Hi
Ich habe deinen Artikel über die Natur als Gott gelesen und war sehr überrascht, da ich mich selbst auch schon mit diesem Thema beschäftigt habe. Allerdings bin ich als bekennender Christ (:smiley:) zu etwas anderen Schlüssen gekommen:

Dass jemand wirklich an einene alten Mann glaubt der im Himmel sitzt und beobachtet. Und das als Gott sieht, den er anbetet is höchstens durch grobe Dummheit oder dadurch, dass man nich richtig nachdenkt zu entschuldigen, also ist nicht die Natur der Gott, an den Religionen glauben, sondern eher der Gott eine vereinfachte Ansichtsweise für die Natur (und auch andere Sachen, wie zum Besipiel Schicksal, Zufälle, Glück… etc.). Auch wenn man die entstehung von religionen betrachtet, so waren die Götter von frühen religionen ja Personifikationen für Phenomäne in der Natur, die man damals nicht besser erklären konnte. Auch in heutigen Religionen werden zum Teil noch Gottheiten der Natur verehrt. Naturwissenschaften haben aber tatsächlich heutzutage mehr wahrheitlichen Gehalt als Religionen, da man die vereinachten Ansichtsweisen damit aufklären kann. Dafür rücken Religionen mehr an die Stelle von sozialen Einrichtungen oder Vereinen.
Joa das ist mir halt so zu dem Thema eingefallen. Hoffe auf antwort
lg Konrad

Das Bewusstsein ist die einzige Wirklichkeit
Hi Sirko.

Wie kann eine bewusstlose Natur so etwas
Komplexes und Phantastisches wie Bewusstsein hervorbringen?
Das wäre eine creatio ex nihilo, also ein Unding.

Ich halte diesen Schluss für Formal fragwürdig.
Es existiert ja etwas,nämlich die Natur (also eigentlich
alles)

Der „fragwürdige“ Schluss ist nicht meine Erfindung. Viele argumentieren so, um auf die Fragwürdigkeit einer Materie hinzuweisen, der das Hervorbringen des Mentalen angemutet wird.

„Geist“ ist gegenüber Materie nicht nur einfach etwas „Neues“, sondern etwas qualitativ völlig anderes. Ein Entwicklungssprung vom Materiellen zum Geistigen kann nicht allein aus den vom Materialismus behaupteten Anfangsbedingungen (alles ist materiell und bewusstlos) zufriedenstellend erklärt werden. Wenn das doch versucht wird, dann zeigt das, für wie banal die Materialisten das Bewusstsein halten. Sie kennen nicht wirklich dessen wahre Dimension.

Ich will dich hier aber auf eine Wackligkeit deiner Prämisse hinweisen. Du und Shivan sehen „Materie“ bzw. Natur als etwas objektiv Gegebenes, das außerhalb von Bewusstsein liegt.

Das ist ein Trugschluss. Nichts liegt außerhalb des Bewusstseins bzw. wir können über Bewusstseintranzendierendes keine Aussage machen.

In der Subjekt- bzw. Bewusstseinsphilosophie geht man von einer ganz anderen Prämisse aus: es gibt Bewusstsein, und dieses hat Inhalte. Diese Inhalte liegen dementsprechend nicht außerhalb des Bewusstseins.

„Materie“ und „Natur“ sind solche Inhalte. Sie werden aufgrund von Sinnesdaten (die zum Bewusstsein gehören) vom Bewusstsein „konstituiert“.

Das menschliche Bewusstsein ist gespalten in Selbst- und Objektbewusstsein. Wir unterscheiden ein Ich von der äußeren Welt. Dennoch gilt: auch das Objektivierte (die Elemente der sog. äußeren Welt) ist Teil des Bewusstseins. Wir können nicht durch eine Wand und „draußen“ dann „die Welt“ sehen, wie sie „wirklich“ ist. Das ist unmöglich. Also können wir keine Aussagen über etwas machen, das außerhalb des Bewusstseins liegt.

Das Bewusstsein ist also die einzige Wirklichkeit, die wir haben.

Insofern ist es schon sehr unlogisch, dass das „Kind“ des Bewusstseins, also die objektivierte Natur, für die Materialisten als das Ursprüngliche, einzige Wirkliche gilt und das Bewusstsein, welches den Naturbegriff geschaffen hat, als das Sekundäre, Unwesentliche.

In der modernen Quantenphysik ist man schon längst auf diese Widersprüchlichkeit gestoßen (mit den Mitteln der Naturwissenschaft, wohlgemerkt) und weiß, dass das Materielle, so wie die Materialisten und vor allem der common sense es verstehen, ein Unding ist. Materie ist in ihrem Innersten alles andere als materiell. Sie scheint quasi-geistige Eigenschaften zu haben, jedenfalls welche, die mit dem konventionellen Materiebegriff nicht erklärbar sind.

Ich fasse zusammen:

  1. Die einzige Wirklichkeit, über die wir Aussagen machen können, liegt innerhalb des Bewusstseins.

  2. Bewusstseinsinhalte wie Natur oder Materie können nicht verabsolutiert werden, als beständen sie unabhängig von Bewusstsein.

Es gibt betreff dieses Themas drei Grundpositionen:

  1. Das Materielle erzeugt das Geistige (Materialismus).

  2. Beides koexistiert unabhängig (Dualismus).

  3. Das Geistige erzeugt das Materielle (als eine Unterform des Geistigen - das ist der idealistische Monismus).

Ich gehöre zur dritten Fraktion.

Abschließend weise ich noch auf eine weitere Ungereimtheit in Shivans Konzept hin:

Was ist mit Raum und Zeit? Liegen sie außerhalb der Natur? Das ginge aber nicht, laut Shivan, da nichts außerhalb der Natur besteht. Liegen sie innerhalb der Natur? Das wäre phantastisch, wenn man die Natur nur als dumpf dahinbrodelndes Magma versteht, die „irgendwie“ auch das Mentale hervorbringt. Zudem: eine Natur, die Raum und Zeit transzendiert (was ja der Fall wäre, wenn diese innerhalb der Natur lägen), wäre keine Natur mehr, so wie die Naturwissenschaften und wohl auch Shivan sie verstehen.

Gruß Horst

1 Like

Einfacher, aber klarer Gegenbeweis
Hi Horst

Du und Shivan sehen „Materie“ bzw. Natur als etwas
objektiv Gegebenes, das außerhalb von Bewusstsein liegt.

So ist es ja auch.

  1. Die einzige Wirklichkeit, über die wir Aussagen machen
    können, liegt innerhalb des Bewusstseins.

  2. Bewusstseinsinhalte wie Natur oder Materie können nicht
    verabsolutiert werden, als beständen sie unabhängig von
    Bewusstsein.

Selbstredend bestehen sie außerhalb des/eines Bewusstseins.
Einfache Beweisführung:
Mein Freund T.F. starb im Jahre 2001. Die Welt ohne sein Bewusstsein existierte aber weiter, ich habe sie mit (m)einem Bewusstsein wahrgenommen, welches wiederum nur e i n Bewusstseun unter mehreren Milliarden ist.
Die Welt existiert also weiter ohne/außerhalb seines Bewusstseins.
Gruß,
Branden

1 Like

Hallo Branden!

Selbstredend bestehen sie außerhalb des/eines Bewusstseins.
Einfache Beweisführung:
Mein Freund T.F. starb im Jahre 2001. Die Welt ohne sein
Bewusstsein existierte aber weiter, ich habe sie mit (m)einem
Bewusstsein wahrgenommen, welches wiederum nur e i n
Bewusstseun unter mehreren Milliarden ist.

Das ist in dem Sinne kein Gegenbeweis, als dass du deinem Freund hier eine Existenz außerhalb deines eigenen Bewusstseins zusprichst. Laut Horst kannst du dir dessen aber nicht zu 100% sicher sein.

Die Welt existiert also weiter ohne/außerhalb seines
Bewusstseins.

Außerhalb seines schon, aber wie gesagt: streng genommen greift hier eine Beweisführung, die mit Existenzen/Entitäten außerhalb deines eigenen Bewusstseins argumentiert, nicht.

Gruß,
Branden

Gruß
Dine

Das Bewusstsein strukturiert die ‚Welt‘
Hi VB.

Dass dich meine These auf den Plan ruft, war klar. Nix dagegen.

Ich will erst ein Missverständnis mit Sirko klarstellen. Er bezog das „nihilo“ auf „Natur“ statt auf „bewusstlos“. Ich meinte mit dem Nihilo natürlich das Nichtvorhandensein von Bewusstsein bei der Shivan’schen bewusstlosen Natur, nicht die Natur selbst.

Jetzt zu deinem Argument. Ich hole dabei etwas weiter aus.

  1. Bewusstseinsinhalte wie Natur oder Materie können nicht
    verabsolutiert werden, als beständen sie unabhängig von
    Bewusstsein.

Selbstredend bestehen sie außerhalb des/eines Bewusstseins.
Einfache Beweisführung:
Mein Freund T.F. starb im Jahre 2001. Die Welt ohne sein
Bewusstsein existierte aber weiter, ich habe sie mit (m)einem
Bewusstsein wahrgenommen, welches wiederum nur e i n
Bewusstseun unter mehreren Milliarden ist.
Die Welt existiert also weiter ohne/außerhalb seines
Bewusstseins.

Da reden wir einfach aneinander vorbei. Ich - und die Subjektphilosophie im allgemeinen - meinen das natürlich ganz anders.

Es geht nicht darum, dass ein individuelles Bewusstsein eine Welt „produziert“, die mit seinem Erlöschen auch erlöscht. Es geht vielmehr darum, dass das menschliche Bewusstsein die Sinnesdaten strukturiert, in ein Kategoriensystem integriert und so ein Bild von der Welt schafft, das nicht die Welt selbst ist. Diesen Sachverhalt hat als erster Immanuel Kant sehr einleuchtend beschrieben.

„In Immanuel Kants Transzendentalphilosophie gelten die durch Kategorien geordneten Eindrücke als Objekte. Objekte sind bei Kant also die Erscheinungen, denen eine empirische Realität zukommt.“ (Aus Wiki: Objekt)

Zitat Ende.

„Empirische Realität“ - das ist für Kant nicht etwas außerhalb des Bewusstseins. Sondern eine von den Verstandeskategorien und den Anschauuungsformen Raum und Zeit (auch eine Bewusstseinsleistung) strukturierte Komplexität von „Erscheinungen“, die zum Bewusstsein gehört.

Die Ausgangsfrage war doch, ob „Natur“ das Absolute ist, aus dem alles hervorgeht. Ich habe versucht zu zeigen, dass das eine unmögliche Behauptung ist. Nochmals eine Kurzbegründung:

Die Art und Weise, wie uns die Dinge erscheinen, ist abhängig von dem Kategorienraster, das das Bewusstsein auf die Sinnesdaten projiziert. Das gilt auch für das Ober-Ding „Natur“. Natur, so wie wir sie wahrnehmen, ist relativ zu unserer Beobachtung und Kategorisierung. Wir sehen sie nicht so, wie sie bewusstseinsunabhängig ist.

Wir können also dieses r e l a t i v e Objekt nicht einfach vom Bewusstsein (Subjekt) abspalten und sagen: das ist die Natur, wie sie wirklich und a b s o l u t ist, auch ohne Bewusstsein.

Das wäre einfach falsch.

Also haben Aussagen über die Natur, die das Bewusstsein null in Betracht ziehen, nur einen oberflächlichen Wert.

Das alles schließt keineswegs aus, dass die Welt - was immer das auch ist - weiterbesteht, obwohl dein Freund verschieden ist.

Denn das Bewusstsein „erzeugt“ nicht die Dinge, sondern STRUKTURIERT sie. Bitte versuche diesen Unterschied zu verstehen.

Dieses Strukturieren ist gleichwohl etwas sehr Erhebliches. Es schafft unser Bild von der Welt. Ein Bild ist aber nicht das Abgebildete - es ist nur ein Bild.

Dein Argument widerlegt also nicht, dass das menschliche Bewusstsein die Gegenstandswelt „konstituiert“. Es widerlegt nur den Solipsismus, mit dem die Bewusstseinsphilosophie aber nix zu tun hat.

Was Shivan unterläuft, ist, dass er Bild und Abgebildetes verwechselt. Daraus entstehen im Nu Widersprüche.

Also nochmal: man kann Objekte nicht vom Bewusstsein abtrennen und dann sagen: sie sind absolut. Sie sind und bleiben vielmehr r e l a t i v zum Bewusstsein.

Gruß Horst

1 Like

Hallo Horst,

Wie kann eine bewusstlose Natur so etwas
Komplexes und Phantastisches wie Bewusstsein hervorbringen?

„Geist“ ist gegenüber Materie nicht nur einfach etwas „Neues“,
sondern etwas qualitativ völlig anderes.

Nichts liegt außerhalb des
Bewusstseins bzw. wir können über Bewusstseintranzendierendes
keine Aussage machen.

Also können wir keine
Aussagen über etwas machen, das außerhalb des Bewusstseins
liegt.

diese obigen Aussagen und dies:

Das Bewusstsein ist also die einzige Wirklichkeit, die wir
haben.

widersprechen sich mit dem

Insofern ist es schon sehr unlogisch, dass das „Kind“ des
Bewusstseins, also die objektivierte Natur, für die
Materialisten als das Ursprüngliche, einzige Wirkliche gilt
und das Bewusstsein, welches den Naturbegriff geschaffen hat,
als das Sekundäre, Unwesentliche.
Materie ist in ihrem Innersten
alles andere als materiell. Sie scheint quasi-geistige
Eigenschaften zu haben, jedenfalls welche, die mit dem
konventionellen Materiebegriff nicht erklärbar sind.

in dem Sinne daß Du überhaupt Aussagen machst welche Dein Bewußtsein
nicht vorgibt.
Deine Aussagen sind eben nicht Darstellung Deines Bewußtseins sondern
gehen darüber hinaus, kombinieren oder extrapolieren eine andere
Wirklichkeit, welche nicht unmittelbar dem Bewußtsein zugänglich ist.
Und diese Wirklichkeit ist verifizierbar im Austausch mit anderen
„bewußten“ Individuen.
Deswegen ist dies falsch:

  1. Die einzige Wirklichkeit, über die wir Aussagen machen
    können, liegt innerhalb des Bewusstseins.
  1. Bewusstseinsinhalte wie Natur oder Materie können nicht
    verabsolutiert werden, als beständen sie unabhängig von
    Bewusstsein.

Doch genau dies ist notwendig, wenn man überhaupt Aussagen machen
kann - wie sie auch Du machst.

Es gibt betreff dieses Themas drei Grundpositionen:

  1. Das Materielle erzeugt das Geistige (Materialismus).
  2. Beides koexistiert unabhängig (Dualismus).
  3. Das Geistige erzeugt das Materielle (als eine Unterform des
    Geistigen - das ist der idealistische Monismus).

und noch eine weitere Position:
4) das Geistige ist IM Materiellen
Es nimmt „Gestalt“ an in angepassten Organisationformen der
Materie oder in anderen uns nicht zu verstehenden Organisations-
formen.
Das ist nicht gleich zu setzen mit Deinem Punkt 1) oder 3) da
Ursächlichkeit nicht postuliert wird.

Richtig ist nur:
Wir können nur „wahre“ Aussagen innerhalb unsere Erkenntnisse
(das ist nicht mit Bewußtsein gleich zu setzen) machen.
Wir können unendlich viele Aussagen mit unserer Phantasie machen.
Ich geh mal davon aus, daß wir hier nicht von Bewußtsein im
Gegensatz zur Bewußtlosigkeit sprechen sondern im Sinne von
(möglicher)unmittelbarer Wahrnehmung.
Die „Qualität“ dieser unmittelbaren Wahrnehmung ist von der
Entwicklungsstufe in der Evolution und auch der Erfahrung,also
dem Lernerfolg des Individuum abhängig.

Wenn Du Punkt 3) Deiner obigen Aussage für Dich forcierst - wo fängt
dann „das Geistige“ beim Übergang zum Materiellen an ??
Nimmt „das Geistige“ welches IST von sich und schafft eine neue
(untergeordnete !!) Selbstdarstellung ?
Mit welcher inneren Notwendigkeit ?
Gruß VIKTOR

2 Like

Antwort @ Horst + @ Dine
Hi

Außerhalb seines schon, aber wie gesagt: streng
genommen greift hier eine Beweisführung, die mit
Existenzen/Entitäten außerhalb deines eigenen
Bewusstseins argumentiert, nicht.

Es ging ja darum, ob außerhalb des Bewusstseins eine Welt existiert. Das ist ein uralter Streit. Im Extrem finden sich zwei Positionen: Die des Solipsismus auf der einen Seite und die des Positivismus auf der anderen Seite. Ich persönlich hänge weder der einen noch der anderen Position an. Für mich ist aber evident, dass sich die Menschen über die objektiven Dinge der Welt einig sind, wenn sie nicht psychotisch sind. Sonst könnten wir nicht einigermaßen vernünftig kommunizieren. Wenn ich ein rotes Auto sehe, sieht mein geistig gesnder Mitmensch ebenfalls ein rotes Auto. Wenn er hingegen stattdessen die Jungfrau Maria in violett sieht, dürfen wir in Richtung Halluzination, Illusion oder Wahnwahrnehmung denken.
Insofern ist das Wahrnemen einer objektiven Welt auch gewissermaßen ein Zeichen für geistige Gesndheit.
Gruß,
Branden

2 Like

Wenn das doch versucht wird,
dann zeigt das, für wie banal die Materialisten das
Bewusstsein halten. Sie kennen nicht wirklich dessen wahre
Dimension.

So? Es kann also nicht sein weil es zu banal wäre?
Überzeugendes Argument :wink:
Was bringt Dich zu dieser Einschätzung?
Ist es Furcht oder Chauvinismus?

Außerhalb des Bewusstseins keine Dingwelt
Hi Dine.

Mein Freund T.F. starb im Jahre 2001. Die Welt ohne sein
Bewusstsein existierte aber weiter, ich habe sie mit (m)einem
Bewusstsein wahrgenommen, welches wiederum nur e i n
Bewusstseun unter mehreren Milliarden ist.

Das ist in dem Sinne kein Gegenbeweis, als dass du deinem Freund hier eine Existenz außerhalb deines eigenen Bewusstseins zusprichst. Laut Horst kannst du dir dessen aber nicht zu 100% sicher sein.

Natürlich hast du damit recht, dass das kein Gegenbeweis ist. In meiner Re an VB gestand ich zwar zu, es widerlege immerhin den Solipsismus, aber genau genommen tut es das auch nicht. Denn VB hat nun mal nur s e i n Bewusstsein, und darin ist sein Freund wie alles andere auch nur ein Gegenstand des bewussten Erkennens, nicht ein Ding oder Subjekt außerhalb des VB´schen Bewusstseins. Also greift das Argument überhaupt nicht, wenngleich ich den guten Willen respektiere.

Wenn du aber sagst…

Laut Horst kannst du dir dessen aber nicht zu 100% sicher sein.

…dann fühle ich mich auch von dir nicht völlig verstanden. Es geht ganz und gar nicht um die Frage, ob ein Ding außerhalb des Bewusstseins wirklich existiert, das INNERHALB des Bewusstseins existiert.

Vielmehr - sage ich - KANN außerhalb des Bewusstseins nichts existieren, was überhaupt sinnvollerweise ein Ding genannt werden kann. Das ist keine Frage der Sicherheit des Erkennens. Unser Geist baut aus den Sinnesdaten „Gestalten“ zusammmen (siehe Gestaltpsychologie), die innerhalb des Bewusstseins eine pragmatische Funktion haben. Außerhalb des Bewusstseins sind diese Gestalten aber ganz und gar keine „Gestalten“, sondern etwas, für das unsere Sprache keinen Begriff hat, da sich diese nur auf Bewusstseinsinhalte oder das, was dafür gehalten wird, bezieht (logischerweise).

Das alles soll nicht heißen, dass außerhalb von Bewusstsein „nichts“ ist, überhaupt nicht. Im Gegenteil, da ist verdammt viel. Nur eben nichts, was mit unserem Normalbewusstsein und dessen Begrifflichkeit fassbar ist.

Insofern macht es, wie ich jetzt schon x-mal meinte, keinen Sinn, irgendeinen einzelnen Begriff wie z.B. Natur herauszupicken und zum Absoluten hochzustilisieren.

Horst

nichts als Dogmen
Hallo,

„Geist“ ist gegenüber Materie nicht nur einfach etwas „Neues“,
sondern etwas qualitativ völlig anderes.

Ein Dogma!?

Ein Entwicklungssprung vom Materiellen zum Geistigen kann nicht
allein aus den vom Materialismus behaupteten Anfangsbedingungen (
alles ist materiell und bewusstlos) zufriedenstellend erklärt werden.

Ein Dogma!?

Wenn das doch versucht wird,
dann zeigt das, für wie banal die Materialisten das
Bewusstsein halten. Sie kennen nicht wirklich dessen wahre Dimension.

Eine arrogante Behauptung!

Ich will dich hier aber auf eine Wackligkeit deiner Prämisse
hinweisen. Du und Shivan sehen „Materie“ bzw. Natur als etwas
objektiv Gegebenes, das außerhalb von Bewusstsein liegt.
Das ist ein Trugschluss. Nichts liegt außerhalb des
Bewusstseins bzw. wir können über Bewusstseintranzendierendes
keine Aussage machen.

Dogma!

In der Subjekt- bzw. Bewusstseinsphilosophie geht man von
einer ganz anderen Prämisse aus: es gibt Bewusstsein, und
dieses hat Inhalte. Diese Inhalte liegen dementsprechend nicht
außerhalb des Bewusstseins.

Schlussfolgerungen, basierd auf Dogmen.

„Materie“ und „Natur“ sind solche Inhalte. Sie werden aufgrund
von Sinnesdaten (die zum Bewusstsein gehören) vom Bewusstsein
„konstituiert“.

Wozu braucht es Sinneswahrnehmungen, wenn das Bewußtsein sich
„konstituieren“ kann, was es will?

Das menschliche Bewusstsein ist gespalten in Selbst- und
Objektbewusstsein.

Mein Bewußtsein ist nicht gespalten!

Wir unterscheiden ein Ich von der äußeren Welt.

Ich bin auch nur Bestandteil einer materiellen Welt!

Dennoch gilt: auch das Objektivierte (die Elemente der
sog. äußeren Welt) ist Teil des Bewusstseins. Wir können nicht
durch eine Wand und „draußen“ dann „die Welt“ sehen, wie sie
„wirklich“ ist. Das ist unmöglich.

Wer sagt sowas?
Gerade heute gibt es dermaßen viele technische Verfahen, um duch
scheinbar undurchsichtige Gegenstände und Stoffe hindurch zu sehen.

  • Röntgenuntersuchungen
  • Ultraschalluntersuchungen,
  • Infrarotoptik, Gammaoptik,
  • Kernspintomografie,
  • Magnetresonaztomografie

Also können wir keine
Aussagen über etwas machen, das außerhalb des Bewusstseins liegt.

Aussage auf Basis obiger Dogmen!

Das Bewusstsein ist also die einzige Wirklichkeit, die wir haben.

Schlussfolgerung auf Basis obiger Dogmen.
Nach deiner Meinung macht der Baum im Wald keine Geräusche, wenn er
beim Umfallen nicht von jemanden gehört wird?

Insofern ist es schon sehr unlogisch, dass das „Kind“ des
Bewusstseins, also die objektivierte Natur, für die
Materialisten als das Ursprüngliche, einzige Wirkliche gilt
und das Bewusstsein, welches den Naturbegriff geschaffen hat,
als das Sekundäre, Unwesentliche.

Tja, wenn man der Meinung ist, sein eigenes Bewußtsein wäre das Primat,
dann kommt man zu der Schlussfolgerung.
Muß aber ja nicht so sein.

Interessant ist in dem Zusammenhang, dass paar Gläschen Schnaps und Bier
das bewustsein schon ordentlich verändern können. Klar, sind ja auch
„geistige Getränke“.

In der modernen Quantenphysik ist man schon längst auf diese
Widersprüchlichkeit gestoßen (mit den Mitteln der
Naturwissenschaft, wohlgemerkt)

Du weißt offebar nix genaues über Quantenphysik und schon gar nix über
deren Schlussfolgerungen.

und weiß, dass das Materielle,
so wie die Materialisten und vor allem der common sense es
verstehen, ein Unding ist.

Ja, wenn man den Wissenstand von vor 200 Jahren annimmt.

Materie ist in ihrem Innersten alles andere als materiell.

LOL, wenn man etwas nicht versteht, ist es nicht existent, nicht wahr?

Sie scheint quasi-geistige Eigenschaften zu haben,

Im esoterischen Sinne??? Ansonsten ist das Quatsch.

jedenfalls welche, die mit dem
konventionellen Materiebegriff nicht erklärbar sind.

Was soll „konventioneller Materiebegriff“ sein?
Widersprüche erkennt hier nur, wer naturwissenschaftliche Modelle
losgelöst von ihren wohldefinierten Randbedingungen betrachtet.
Es ist wohl wahr, das man subatomare Prozesse schwerlich mit Chemie
erklären kann.

Ich fasse

alle Dogmen

zusammen:

  1. Die einzige Wirklichkeit, über die wir Aussagen machen
    können, liegt innerhalb des Bewusstseins.
  2. Bewusstseinsinhalte wie Natur oder Materie können nicht
    verabsolutiert werden, als beständen sie unabhängig von
    Bewusstsein.
    Es gibt betreff dieses Themas drei Grundpositionen:
  1. Das Materielle erzeugt das Geistige (Materialismus).
  2. Beides koexistiert unabhängig (Dualismus).
  3. Das Geistige erzeugt das Materielle (als eine Unterform des
    Geistigen - das ist der idealistische Monismus).
    Ich gehöre zur dritten Fraktion.

Eben, entsprechend widersprüchlich verhalten sich die Aussagen zur
Natur und menschlichen Möglichkeiten zu Erkenntnissen über Natur.

Was ist mit Raum und Zeit? Liegen sie außerhalb der Natur? Das
ginge aber nicht, laut Shivan, da nichts außerhalb der Natur
besteht. Liegen sie innerhalb der Natur? Das wäre
phantastisch, wenn man die Natur nur als dumpf dahinbrodelndes
Magma versteht, die „irgendwie“ auch das Mentale hervorbringt.

Phantastisch ist Natur tatsächlich. Deshalb braucht es auch keine
übernatürlichen Phänomene, um ins Staunen zu kommen.
Insofern kann ich das Argument mit der Banalisierung gern zurück geben.

Zudem: eine Natur, die Raum und Zeit transzendiert (was ja der
Fall wäre, wenn diese innerhalb der Natur lägen), wäre keine
Natur mehr, so wie die Naturwissenschaften sie verstehen.

Zum Glück richtet sich die Naturwissenschaft nicht primär nach
idealistischen Dogmen. Die def. von Natur ist auch nicht einheitlich.
Es spricht also auch nix dagegen, Natur im direkten Zusammenhang mit
Zeit und Raum zu definieren.
Gruß Uwi

3 Like

polemisch aber lustig ^^ OwT

)

Hallo Horst!

Letztlich meinten wir das Selbe, ich hab mich nur zu ungenau/ungeschickt ausgedrückt:wink:

Gruß
Dine