Kant als MASSSTAB …
Hallo,
angesichts deiner grossen Kompentenz
wer kann schon angesichts der immer noch größer werdenden Kantliteratur von sich sagen, er sei kompetent in Sachen Kant? Ich habe mich halt längere Zeit mit seinen Schriften und seinem System auseinandergesetzt.
(scheinbar viele meiner Themen betreffend)
Ganz ehrlich? Dein Thema ist ein Thema von Proseminarniveau; ich habe mich schon darüber gewundert, dass das zu einem Examensthema gemacht wird. Der Hume-Text ist häufig sogar die Grundlage für eine Einführung in die Philosophie überhaupt. Das soll aber nicht etwa heißen, dass deine Fragen „dumm“ wären - das sind sie nicht -, sondern nur, dass das Thema eher ein Anfängerthema ist, was aber ja nicht dir zuzurechnen ist.
worauf dein Interesse an Kant und Hume gründet
Ich verstehe die Frage nicht so ganz, versuche aber mal darauf zu antworten. Ich habe in Münster studiert, wo es eine Kanttradition gibt. Ich habe noch den alten Kaulbach kennengelernt, leider aber nicht mehr bei ihm studieren können. Dafür hatte ich die Gelegenheit, bei Wolfgang Cramer (jetzt Göttingen), Gerold Prauss (jetzt Freiburg, Heideggerlehrstuhl), Peter Rohs und vor allem bei Volker Gerhardt (jetzt HU Berlin) Kant sozusagen intim kennenzulernen. Seit etwa 1990 bemühe ich mich um eine Neuinterpretation der kantischen Philosophie und wollte über Kant habilitieren, was sich aber aus verschiedenen Gründen, die nicht hierher gehören, nicht verwirklicht hat.
Vor Kant hatte ich mich schon vor allem an Nietzsche, Heidegger und Hume versucht, alles Theorien, die meine Ansprüche an eine „saubere“ Theorie nicht wirklich befriedigen konnten. Kant war der erste, bei dem ich das „Gefühl“
hatte, dass mir dessen Philosophie wirklich etwas sagt bzw. sagen will. Kant ist aus meiner Sicht zwar nicht sakrosankt - ich habe zahlreiche Einwände -, aber ohne die Kenntnis der kantischen Philosophie sehe ich keinen Zugang zu den „höheren Weihen“ (wenn ich das mal so ausdrücken darf). Heute lese ich Nietzsche, Heidegger und Hume sehr viel kritischer, aber auch sehr viel positiver, als ich das vor der Lektüre Kants getan habe. Kant ist aus meiner Sicht der methodische Schlüssel, mit dem sich alle Philosophien neu erschließen lassen. Natürlich gibt es auch andere Ansätze, die interessant und auch richtig sind, aber sie alle sind (wenn sie neueren Datums sind) an Kant orientiert oder zumindest Kant verpflichtet (auch wenn sie seine Theorie ablehnen).
Nun weiß ich gar nicht, ob ich deine Frage wirklich beantwortet habe … 
Verrätst du mir vielleicht genauer, was du wissen willst - und vielleicht darf ich auch erfahren, warum du das wissen willst. 
Herzliche Grüße
Thomas Miller