Naturmystik ein Widerspruch

Hallo ,

ist der Begriff Naturmystik ein Wiederspruch nach folgender Definition:

Weil der Intellekt ein Produkt der Natur und daher nur auf ihre Zwecke berechnet ist, haben die christlichen Mystiker ihn recht artig das „Licht der Natur“ benannt und in seine Schranken zurückgewiesen; denn die Natur ist das Objekt, zu welchem allein er das Subjekt ist. Jenem Ausdruck liegt eigentlich schon der Gedanke zum Grunde, aus dem die Kritik der reinen Vernunft entsprungen ist. (W. II, 825 fg. P. II, 37.)

Wie versteht Ihr das ? Der Erste Teil ist noch verständlich . Nicht der Intellekt noch die Natur kommt dahin wo die Mystik kommt…
Was ist damit gemeint …->

denn die Natur ist das Objekt, zu welchem allein er das Subjekt ist.

Wie seht ihr das ?

Viele Grüße

Hallo,
eine „Definition“ ist dieser Satz (übrigens ist es sinnvoll, bei einem Zitat auch den Zitierten anzugeben) nicht. Was die Verständlichkeit angeht, so ist es sicher hilfreich, zu dem Zitat auch den Kontext zu lesen - dann wird vielleicht klarer, warum nach Schopenhauer der Intellekt lediglich „bloße Relationen der Dinge“ auffasst und nicht „in ihr Inneres, ihr eigenes Wesen“ dringt.

Zur Mystik allgemein oder einer „Naturmystik“ speziell steht das (also der intellektuelle Zugang) nicht in Widerspruch, es handelt sich jedoch um einen Gegensatz. „Er [der Intellekt] kann, wenn das Glück gut ist, Alles in der Natur verstehen, aber nicht die Natur selbst, wenigstens nicht unmittelbar“. Womit Schopenhauer andeutet, was nun tatsächlich eine Definition von Mystik sein könnte: unmittelbares Verstehen der Natur selbst - wobei das „unmittelbar“ voraussetzt, dass ‚Verstehen‘ und das ‚Verstandene‘ zusammenfallen.

Freundliche Grüße,
Ralf

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Damit ist gemeint,
Du kannst keine Sandkörner mit Boxhandschuhen aufheben.
Das Gefirn ist limitiert.

Da möchte ich mal einwerfen, dass Schopenhauer – als Kind der Romantik – „die Natur“ als eine Art „Entität“ betrachtet, bzw. wahrgenommen hat und eben dies floss in seine Überlegungen hierzu mit ein.

Objektiv – und am aktuellen Kenntnisstand der Naturwissenschaften – betrachtet, sind solche Schlussfolgerungen aber unsinnig, da „die Natur“ weder eine Entität ist, noch irgend eine Art von zielgerichtetem Bewusstsein besitzt, die es zu verstehen gilt.

Ergo ist auch diese Herangehensweise an das Verständnis von „Naturmystik“ höchstens im Kontext der Romantik – also als Kultur-Begriff – zu erfassen, jedoch ohne jeden (natur)wissenschaftlichen Wert. Genau so könnte man beispielsweise auch über andere Formen der Pop-Kultur sinnieren wie z.B. Geister oder die Borg. Na gut, auch dazu gibt es ellenlange Abhandlungen …

Der Intellekt hingegen ist (meistens) zielgerichtet, wenngleich auch er wiederum keine eigenständige Entität ist. Er ist ebenso nur im Kontext des Individuums und dessen Abhängigkeit in seiner Umwelt zu erfassen.

Alles greift ineinander und ist voneinander abhängig. Und dieser Umstand endet auch nicht am äußeren Rand unserer Welt. Dies im Detail zu erfassen, ist einzig durch die Begrenztheit unseres eigenen Intellekts limitiert. Doch auch wenn das Gehirn physikalische Grenzen hat, ist das Ganze immer mehr als die Summe seiner Teile. Daher besteht – entgegen obiger „Fach“-Zitate – zumindest theoretisch die Möglichkeit, das komplexe Gebilde „Natur“ zu erfassen, womit auch der Begriff der „Mystik“ in diesem Kontext hinfällig ist.

Ich denke, es gibt Wichtigeres zu lernen und zu philosophieren, als veraltete, bzw. überholte Erkenntnisse neu durchzukauen. :wink:

Statt hier fröhlich drauflos zu schwafeln wäre es sinnvoll, zunächst einmal zu klären, was Schopenhauer im Kontext seines Werks unter „Natur“ verstanden haben will (btw etwas völlig Anderes als das, was esoterische Vermarkter von „Naturmystik“ darunter verstehen). Einen ersten (sicherlich nicht hinreichenden) Einblick kann man beispielsweise hier bekommen. Grundsätzlich kommt man allerdings nicht darum herum, sich zu diesem Zweck auch tatsächlich mit Schopenhauers Denken (i.e. seiner Willensmetaphysik) zu beschäftigen - wozu einige aus dem Kontext gerissene Zitate bei weitem nicht ausreichen. Dann kann man sich möglicherweise eine begründete Meinung dazu bilden, ob und inwiefern Schopenhauers Philosophie „veraltet“ oder „überholt“ ist. Und wenn damit das eigene intellektuelle Potential noch nicht erschöpft ist, diese Meinung vielleicht auch mit sauberer Argumentation (d.h auf Schopenhauers Argumente eingehender Argumentation) begründen.

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Soweit ich weiß sieht Schopenhauer die Natur nicht als gesonderte Entität . Sie ist ledglich ein Grad der Objektivation des Willens, auf den sich alles zurückführen läßt.

Da wäre ich interessiert welcher Naturwissenschaftler in den letzten Jahren, wirklich ein orignelles Werk rausgegeben hat zum Thema ,welche Kräfte in der Natur und in der Materie und im Menschen wirken und eine Verbindung dessen herstellen. Wie würdest du die Kräfte der Natur erklären ?

Jede echte, also wirklich ursprüngliche Naturkraft, wozu auch jede chemische Grundeigenschaft gehört, ist wesentlich qualitas occulta d. h. keiner physischen Erklärung weiter fähig, sondern nur noch einer metaphysischen, d. h. über die Erscheinung hinausgehenden. (G. 46. W. I, 116 fg. 166; II, 191 fg.)

In jedem Dinge in der Natur ist etwas, davon kein Grund je angegeben werden kann, keine Erklärung möglich, keine Ursache weiter zu suchen ist; es ist die spezifische Art seines Wirkens, d. h. eben die Art seines Daseins, sein Wesen.

In wieweit hat die aktuelle Naturwissenschaft, die obrige Aussage wiederlegt ?

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Das Stichwort heißt „Quantenmechanik“.
Da sind wir inzwischen über die Allgemeine Physik hinaus gewachsen.
Ich gebe zu, es ist nicht leicht, sich eine Vorstellung von den Grundkräften der Natur wie z.B. Gravitation zu machen. Das ist bei genauerer Betrachtung schon ziemlich abstrakt. Doch wenn man sich ein bisschen in die Quantenmechanik einarbeitet, dürfte es klarer werden.

Ich hoffe aber, Du siehst es mir nach, wenn ich Dir das hier nicht alles erklären kann.

Jajaja, ausgerechnet bzgl. Gravitation :laughing:. Deine „Einarbeitung in die Quantenmechanik“ reicht offenbar gerade aus, das Wort richtig zu schreiben.

Und überhaupt: Was das bei der Interpretation von Passagen aus Schopenhauers WWV und SG zu tun hat … da steht eh wohl die argumentative Stringenz ein wenig auf dem Schlauch.

Metapher

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Na, dann klär uns doch mal auf, wo hier der Widerspruch liegt – in ebenso kurzem Text.
Oder kannst Du auch nur … na, ja, nichts … ?

Das interessiert mich. Kannst Du mir sagen, wo ich eine quantenmechanische Beschreibung der Gravitation finden kann?

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Genau das meinte ich ja oben :joy: