Nebensätze verschiedenen Grades

Hallo allerseits,

Im aktuelllen Duden steht unter der Regel K124 Folgendes:

Das Komma trennt Nebensätze verschiedenen Grades

Aus diesem dürren Satz kann ich allerdings nicht herauslesen, ob in diesem Falle ein Komma vor einem „und“ gesetzt werden -muss-. Also für den Fall, das zwei Nebensätze unterschiedlichen Grades mit einem „und“ verbunden werden.

Der Verweis auf §74 der amtlichen Regelungen ist so verwirrend (denn in diesem Paragrafen geht es überhaupt nicht um Nebensätze verschiedenen Grades), dass ich schon gezweifelt habe, ob die Verlinkutng nicht ein Fehler ist…

Hoffe auf euren Rat

Philocyber

Hi!

ob in diesem Falle ein Komma vor einem „und“ gesetzt werden
-muss-. Also für den Fall, das zwei Nebensätze
unterschiedlichen Grades mit einem „und“ verbunden werden.

Kannst du dafür mal ein Beispiel bringen?

Hi Hannes,

hm eigentlich nicht. Ich wollte die Frage ja allgemeingültig beantwortet haben und nicht nur für ein einziges Beispiel.

Falls es dich nur interessiert hat wie so was aussehen könnte:

Ich verkaufe das Haus meiner Eltern, indem ich marktschreierische Anzeigen schalte, und die bringen einem wirklich Interessenten.

Das Komma vor dem und ist hier natürlich nur auf „Verdacht“ eingefügt worden…

Hi!

hm eigentlich nicht. Ich wollte die Frage ja allgemeingültig
beantwortet haben und nicht nur für ein einziges Beispiel.

Ich wollte aber ein Beispiel, weil ich mir diesen Fall nicht recht vorstellen kann.

Falls es dich nur interessiert hat wie so was aussehen könnte:
Ich verkaufe das Haus meiner Eltern, indem ich
marktschreierische Anzeigen schalte, und die bringen einem
wirklich Interessenten.

Siehste! Dein „und die bringen“-Satz ist ein Hauptsatz, den du mit „und“ an den ersten anbindest:
Ich verkaufe das Haus … und die bringen …
Du merkst selbst, wie sehr das holpert.
Korrekt, also weniger umgangssprachlich, würde man sagen:
entweder mit Nebensatz 2. Grades (Relativsatz):
…, indem ich marktschreierische Anzeigen schalte, die wirklich Interessenten bringen
oder ohne Relativsatz, mit neuem Hauptsatz:
Diese bringen wirklich Interessenten.
Diesen Hauptsatz hängst du mit der Konjunktion „und“ dran, er wird aber dadurch nicht zum Nebensatz. Welche grammatikalischen Kennnzeichen eines Nebensatzes wären denn da feststellbar?
Gruß!
Hannes

Hi Hannes,

Es ging auch nicht darum aus dem NS einen „schöneren Relativsatz“ zu machen und dabei das „und“ wegzurationalisieren! Um das „und“ ging es schließlich die ganze Zeit. Falls du einen „schöneren Satz“ bräuchtest, könnten wir in auch abändern in:

ich verkaufe das Haus meiner Eltern(HS), indem ich marktschreierische Anzeigen schalte(NS Grad 1), und das wird nächste Woche im Hamburger Abendblatt geschehen(NS Grad 2).

Hier haben wir dann eindeutig zwei Nebensätze, von dem der eine dem anderen untergeordnet ist.

Das Thema des Posts habe ich übrigens geklärt: Die Regel im Duden ist wohl so zu verstehen, dass zwischen unter/übergeordneten NS vor einem „und“ ein Komma kommt - laut Aussage einer kompetenten Person. Außerdem hört sich der Regel-Text im Duden auch eher so an.

Eines muss ich noch loswerden:

Siehste! Dein „und die bringen“-Satz ist ein Hauptsatz, den du
mit „und“ an den ersten anbindest:

Also ich bin kein Grammatikexperte aber ich denke nicht nicht, dass „und die bringen einem wirklich Interessenten“ ein Hauptsatz ist. Wie du schon richtig bemerkt hast lässt er sich auch nicht an den ersten HS anhängen, was eher dafür sprichte, dass es ein NS ist. außerdem spricht wohl eher dafür als dagegen, dass es ein NS ist, dass das Subjekt nicht explizit da steht, sondern auf den vorhergehenden (Neben)Satz verweist („und die“ als Verweis auf „Anzeigen“). Vom Gefühl her ist das näher an einem Relativ-Satz dran als an einem Hauptsatz…

Grüße

Philocyber

ich verkaufe das Haus meiner Eltern(HS), indem ich
marktschreierische Anzeigen schalte(NS Grad 1), und das wird
nächste Woche im Hamburger Abendblatt geschehen(NS Grad 2).

Hier haben wir dann eindeutig zwei Nebensätze, von dem der
eine dem anderen untergeordnet ist.

Nein, es ist wieder ein Hauptsatz. Und Hannes hatte natürlich im letzten Beispiel recht.

außerdem spricht wohl eher dafür als
dagegen, dass es ein NS ist, dass das Subjekt nicht explizit
da steht, sondern auf den vorhergehenden (Neben)Satz verweist
(„und die“ als Verweis auf „Anzeigen“).

Das macht aber nichts. (Oder war „Das macht aber nichts“ auch ein Nebensatz, weil das Subjekt „das“ heißt?)
Ein Beispiel, in dem Du wahrscheinlich die Hauptsätze als solche erkennst:

Ich gehe morgen nicht zur Uni. Da ist nämlich Streik. Der läuft schon seit einem Monat. Und das finde ich ziemlich unfair den Studenten gegenüber.

Alles Hauptsätze. Denn Woran erkennt man einen Nebensatz?

  1. Er stellt ein Satzglied oder Attribut zum Hauptsatz dar.
  2. Wenn der (mutmaßliche) Nebensatz durch eine Konjunktion eingeleitet ist, dann steht die finite Verbform am Ende.

Beispiele:
Ich gehe nicht in die Uni, die besetzt ist. – hier haben wir einen Nebensatz, weil „ist“ am Ende steht.
Ich gehe nicht in die Uni, weil die besetzt ist. – Nebensatz wie eben.
Ich gehe nicht in die Uni, denn die ist besetzt. – Hauptsatz, da das Verb in der Mitte steht, obwohl eine Konjunktion den Teilsatz einleitet.
Ich schalte marktschreierische Anzeigen, und das wird in der Bild erscheinen. – kein Nebensatz, Begründung wie eben.

Wie du schon richtig bemerkt hast lässt er sich
auch nicht an den ersten HS anhängen, was eher dafür sprichte,
dass es ein NS ist.

Das macht auch nichts. Wenn Du nämlich den Nebensatz ersten Grades weglässt, dann beraubst Du den ersten Hauptsatz eines Satzgliedes (nämlich der modalen Adverbialbestimmung). Da der zweite Hauptsatz sich jedoch gerade auf dieses Satzglied bezieht, ergibt er ohne es nicht viel Sinn. Probiers mal in eindeutigen Hauptsätzen:
Ich verkaufe das Haus über Anzeigen. Diese erscheinen in der Bild.
Ohne die Anzeigen:
Ich verkaufe das Haus. Diese erscheinen in der Bild.
Geht natürlich nicht.

Vom Gefühl her ist das
näher an einem Relativ-Satz dran als an einem Hauptsatz…

Oh, ein gefühlter Relativsatz. Vom gefühlten Komma hab ich ja schon gehört, aber das ist mir neu. :smile:

Dann wäre das „die“ in Deinem Satz

Ich verkaufe das Haus meiner Eltern, indem ich marktschreierische Anzeigen schalte, und die bringen einem wirklich Interessenten.

ein Relativpronomen. Um das zu überprüfen, kannst Du die Ersetzungsprobe machen: Du versuchst, „die“ durch ein anderes Relativpronomen zu ersetzen. Da bietet sich „welche“ an. Geht in diesem Satz aber nicht. Also ist es kein Relativpronomen.

Es ist nämlich ein Demonstrativpronomen. Du kannst es durch andere Demonstrativpronomen („diese“ oder „jene“) ersetzen.
Auch das „das“ im mutmaßlichen Nebensatz in Deinem „schöneren Satz“ kannst Du durchs Demonstrativpronomen „dies“ ersetzen.

Ich verkaufe das Haus meiner Eltern, indem ich marktschreierische Anzeigen schalte, und dies wird nächste Woche im Hamburger Abendblatt geschehen.

Wirkt dies (!) jetzt immer noch wie ein Nebensatz?

Ich stelle hier die gewagte These auf, dass man Nebensätze nicht mit „und“ einleiten kann, so es sich nicht um eine Aufzählung gleichrangiger Nebensätze handelt (z.B. „Ich hoffe, dass Du gut aus dem Urwald zurück bist und dass Dich keine Tarantel gebissen hat“).

Liebe Grüße
Immo

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Hi!

Also ich bin kein Grammatikexperte aber ich denke nicht nicht,
dass „und die bringen einem wirklich Interessenten“ ein
Hauptsatz ist.

Die zweite Bahauptung ist falsch: Das ist ein Hauptsatz. Darüber kann man gar nicht dikutieren.
Hier fehlende Kennzeichen eines Nebensatzes: z. B.
Einleitung durch Subjunktion oder (Relativ- oder Frage-)Pronomen („die“ ist hier gleichbedeutend mit „diese“, ist also Demonstrativpronomemn),
Endstellung des Prädikats,
grammatikalische Unvollständigkeit ohne Hauptsatz.

Vom Gefühl her

Wenn man sich darauf verlassen will, sind Regeln eher hinderlich. Das ist im Leben öfter so. :smile:

ist das
näher an einem Relativ-Satz dran als an einem Hauptsatz…

Sag ich doch: Umgangssprachlich falsch fortgeführter Relativsatz.
Schönen Gruß!
Hannes

Ich stelle hier die gewagte These auf, dass man Nebensätze
nicht mit „und“ einleiten kann, so es sich nicht um eine
Aufzählung gleichrangiger Nebensätze handelt

Volle Zustimmung. Weil ich mir das auch nicht vorstellen kann, bat ich um das Beispiel, und dieses ist der schönste Beweis für deine These.

keine Tarantel gebissen hat

Gestern auch James Bond geguckt?
Gruß!
Hannes

Hallo ihr beiden,

gut ich verstehe jetzt, dass es kein Nebensatz ist. Den Antworten konnte ich allerdings nicht immer zu 100% folgen (das wird eine Weile dauern das alles zu verarbeiten.)Was mich jetzt allerdings interessieren würde ist die folgende Rgel die aufgekommen ist:

„2. Wenn der (mutmaßliche) Nebensatz durch eine Konjunktion eingeleitet ist, dann steht die finite Verbform am Ende.“

Auf wieviele Ausnahmen muss ich mich gefasst machen bei dieser Regel (1% oder eher 30%)? Da in der dt. Sprache (in jeder anderen wahrscheinlich genauso) nichts ohne Ausnahme ist wäre ich für jede grobe Hausnummer dankbar. Seit einiger Zeit versuche ich (allerdings sehr sporadisch) meine Rechtschreibung aufzupolieren. Und es wird wohl noch einige Zeit dauern…

Vielen Dank Euch!

Philocyber

Hallo Philocyber!

„2. Wenn der (mutmaßliche) Nebensatz durch eine Konjunktion
eingeleitet ist, dann steht die finite Verbform am Ende.“

Auf wieviele Ausnahmen muss ich mich gefasst machen bei dieser Regel?

Erstaunlicherweise auf gar keine. (Einzige Anmerkung siehe unten.)
Selbst so etwas wie:

„(Ich ging nach Hause,) denn ich war mit meiner Arbeit fertig.

ist grammatisch gesehen ein Hauptsatz, gerade weil trotz Konjunktion das Verb in der Mitte steht.

Das einzige, was Dir passieren kann, ist, dass Du nicht zwischen Verb-Endstellung und Prädikat an zweiter Stelle unterscheiden kannst:

a) Ich bemerkte ihn nicht, denn ich las.
b) Ich bemerkte ihn nicht, weil ich las.

Der jeweils zweite Teilsatz ist in a) ein Hauptsatz, in b) ein Nebensatz. Das merkst Du aber erst, wenn Du diesen Teilsatz erweiterst:

a) Ich bemerkte ihn nicht, denn ich las konzentriert. -> Verb an 2. Stelle
b) Ich bemerkte ihn nicht, weil ich konzentriert las. -> Verb am Ende.

Liebe Grüße
Immo

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Hallo Immo,

danke für die Super-Antwort!

Ich habe allerdings noch Fragen dazu:

wenn ich alles richtig verstanden habe, ist das Prüfschema ob es ein NS ist hierachisch geordnet:

  1. Wir überprüfen, ob der vermutete NS sich erfragen lässt. Lässt er sich nicht erfragen, kann es niemals ein NS sein.

  2. Wenn er sich erfragen lässt, dann kommt es darauf an, wenn es ein eingeleiteter NS ist, ob die finite Verbform am Ende steht. Um das zu überprüfen, fügen wir ein Adjektiv ein, das das Verb beschreibt (Advertial?). Wenn dann die finite Verbform immer noch am Ende steht, dann ist es ein NS, sonst ist ein HS.

Ist das so weit alles korrekt?

Zwei Fragen hätte ich dan aber trotzdem noch:

  1. Finite Verbform. Ich habe das bei Canoo.net nachgeschaut und was da steht ist für (wahrscheinlich) jeden, der nicht Germanistik studiert hat etwas furchteinflößend. Wenn ich finite Verbform für mich übersetze mit: eine Verbform, die entweder an eine Person oder Zeit angepasst wurde. Funktioniert die von dir aufgestellte Regel dann immer noch - oder ist das zu grob?

  2. Wenn es ein nicht eingeleiteter NS ist dann wäre das Prüfschema nun folgendermaßen:

A. Wenn er sich erfragen lässt --> NS, sonst HS

Ebenfalls richtig? - Anregungen oder Verbesserungsvorschläge?

Vielen, vielen Dank für die so weit großartige Hilfe…

Grüße

Philocyber

Hallo!

Um das zu überprüfen, fügen wir ein Adjektiv ein, das
das Verb beschreibt (Advertial?). Wenn dann die finite
Verbform immer noch am Ende steht, dann ist es ein NS, sonst
ist ein HS.

Jein. Es gibt das sprachliche Mittel der Ausklammerung.

  1. … denn Peter las wie jeden Tag das neue Buch der 1000 Sprichwörter
  2. … weil Peter das neue Buch der 1000 Sprichwörter las wie jeden Tag.

Die finite Verbform steht in 2) nicht am Ende, trotzdem ist es ein Verbletztsatz. :smile:

Die Erweiterung des Satzes funktioniert also nicht zwangsläufig als Probe, ob es sich um einen Verbletzsatz handelt:

  1. … denn ich las wie jeden Tag.
  2. … weil ich las wie jeden Tag.

Der Satz unter 4) ist zwar eine sehr markierte und sehr ungewöhnliche Ausdrucksweise, aber dennoch ein korrekter Verbletztsatz - während es sich bei 3) nach wie vor um eine Verbzweitsatz handelt.

Deswegen würde ich eine andere Probe anwenden, nämlich die Umformung in eine Zeitform, bei der das Prädikat aufgeteilt wird:

  1. … denn ich habe gelesen.

  2. … weil ich gelesen habe.

  3. … denn ich habe wie jeden Tag gelesen.

  4. … weil ich wie jeden Tag gelesen habe.

  5. … denn ich habe gelesen wie jeden Tag.

  6. … weil ich gelesen habe wie jeden Tag.

Die Reihenfolge von „gelesen“ und „habe“ zeigt dir in diesem Fall an, ob es ein Hauptsatz oder Nebensatz ist, und zwar unabhängig von etwaigen Ausklammerungen.

Gruß,
Max

Ist das so weit alles korrekt?

Zwei Fragen hätte ich dan aber trotzdem noch:

  1. Finite Verbform. Ich habe das bei Canoo.net nachgeschaut
    und was da steht ist für (wahrscheinlich) jeden, der nicht
    Germanistik studiert hat etwas furchteinflößend. Wenn ich
    finite Verbform für mich übersetze mit: eine Verbform, die
    entweder an eine Person oder Zeit angepasst wurde.
    Funktioniert die von dir aufgestellte Regel dann immer noch -
    oder ist das zu grob?

  2. Wenn es ein nicht eingeleiteter NS ist dann wäre das
    Prüfschema nun folgendermaßen:

A. Wenn er sich erfragen lässt --> NS, sonst HS

Ebenfalls richtig? - Anregungen oder Verbesserungsvorschläge?

Vielen, vielen Dank für die so weit großartige Hilfe…

Grüße

Philocyber

Hallo Philocyber!

  1. Wir überprüfen, ob der vermutete NS sich erfragen lässt.
    Lässt er sich nicht erfragen, kann es niemals ein NS sein.

Leider auch nur ein „jein“. Relativsätze lassen sich oft nicht erfragen:

Ich ging wie jeden Tag zur Uni, die ich jedoch verschlossen fand.

Da kann ich nicht fragen: „Zu welcher Uni?“, denn das ist schon klar. Beim zweiten Teilsatz handelt es sich nur um einen erklärenden Zusatz, der in diesem Falle grammatisch einen Nebensatz (Relativsatz) darstellt – deutlich erkennbar an der Verbendstellung.

  1. Wenn er sich erfragen lässt, dann kommt es darauf an, wenn
    es ein eingeleiteter NS ist, ob die finite Verbform am Ende
    steht. Um das zu überprüfen, fügen wir ein Adjektiv ein, das
    das Verb beschreibt (Advertial?). Wenn dann die finite
    Verbform immer noch am Ende steht, dann ist es ein NS, sonst
    ist ein HS.

Dazu hat Dir der Denker ja schon seine Gedanken mitgeteilt.
Allerdings kannst Du bei eingeleiteten Nebensätzen immer die Verb-Endstellung (erkennbar) erreichen, bei Hauptsätzen nicht mehr, wenn Du noch Ergänzungen beifügst.
Es muss auch keine Adverbialbestimmung sein, manchmal geht’s auch mit Objekt: „… weil ich ein Buch las“ ggü. „… denn ich las ein Buch.“

Zwei Fragen hätte ich dan aber trotzdem noch:

  1. Finite Verbform. Ich habe das bei Canoo.net nachgeschaut
    und was da steht ist für (wahrscheinlich) jeden, der nicht
    Germanistik studiert hat etwas furchteinflößend. Wenn ich
    finite Verbform für mich übersetze mit: eine Verbform, die
    entweder an eine Person oder Zeit angepasst wurde.

Sag mal lieber: Verbform, die an eine Person angepasst wurde.
Sonst kommst Du nämlich bei „Ich bin in Frankreich gewesen“ in Schwierigkeiten, da die Zeit-Information hier hauptsächlich im „gewesen“ steckt. Im Deutschen haben wir aber das Glück, dass wir die Person in jeder finiten Verbform – und nirgends sonst (außer im Pronomen) – verarbeiten.

  1. Wenn es ein nicht eingeleiteter NS ist dann wäre das
    Prüfschema nun folgendermaßen:

A. Wenn er sich erfragen lässt --> NS, sonst HS

Dazu fällt mir gerade kein Gegenbeispiel sein, also mutmaße ich einmal, dass es stimmt. (Man möge mich ggf. mit einem Gegenbeispiel eines Besseren belehren.)

Wenn das aber wirklich stimmt, hast Du Dir ein effizienteres Prüfschema erschaffen:

Ist der Teilsatz durch eine Konjunktion eingeleitet?
 Nein -\> Lässt er sich erfragen?
 Ja -\> Nebensatz
 Nein -\> Hauptsatz.
 Ja -\> Kann (ggf. nach Erweiterung) die finite Verbform am Ende stehen?
 Ja -\> Nebensatz
 Niemals -\> Hauptsatz.

Das sollte funktionieren.

Liebe Grüße
Immo

Hallo Leute,

„Es gibt ganz gewiss keine andere Sprache, die so unordentlich und systemlos daherkommt und dermaßen jedem Zugriff entschlüpft.“ Mark Twain über die deutsche Sprache.

Sorry wenn ich nochmals nachfragen muss, aber das ist für mich alles relativ schwierig und verunsichert mich auch teilweise.

Eines sollte ich vielleicht vorausschicken: Ich bin nicht (nicht mehr)and der absoluten Wahrheit interessiert. Was ich suche ist ein möglichst einfaches „System“ , das es mir erlaubt in 95% (meinetwegen auch 90%) der Fälle die Kommas richtig zu setzen. Das der Rest dann falsch ist kümmert mich dann nicht mehr.

Allerdings kannst Du bei eingeleiteten Nebensätzen
immer die Verb-Endstellung (erkennbar) erreichen, bei
Hauptsätzen nicht mehr, wenn Du noch Ergänzungen beifügst.
Es muss auch keine Adverbialbestimmung sein, manchmal geht’s
auch mit Objekt: „… weil ich ein Buch las“ ggü. „… denn ich
las ein Buch.“

Dazu hätte ich zwei „Nachhaker“:

  1. Ist das von mir beschrieben Vorgehen also O.K. ein Adjektiv, dass das Verb beschreibt einzufügen und wenn das Verb dann an die letzte Stelle rückt --> NS, sonst HS? Mein Problem ist halt, das mir Formulierungen wie „…manchmal geht’s auch als Objekt“ (ist jetzt wirklich nicht kritisch gemeint) nicht so direkt sagen, was genau ich tun soll um das zu überprüfen.

  2. Den Unterschied zwischen: „weil ich ein Buch las“ vs. „…denn ich las ein Buch“ verstehe ich nicht so ganz. In beiden Fällen ist doch Buch das Objekt (was las ich…ein Buch)?

3.:Ist der Teilsatz durch eine Konjunktion eingeleitet?

Nein -> Lässt er sich erfragen?
Ja -> Nebensatz
Nein -> Hauptsatz.
Ja -> Kann (ggf. nach Erweiterung) die finite Verbform am
Niemals -> Hauptsatz.

Diese „Erweiterung“ ist jetzt das Adjektiv, oder sollte ich besser mit einem Substantiv (mögliches Objekt) und einm Adjektiv das ganze überprüfen. Ist es das was du mir sagen wolltest Immo?

O.K. vielen Dank an das tolle Board, besonders dich Immo, Max und alle anderen…

P.S. Dieses Prüfschama aus „3.“ (wenn ich dann verstanden habe wie es genau anzuwenden ist), was würdert ihr schätzen in wieviel Prozent der Fälle es funktioniert.

@Denker: ich denke das deine Auslassungen wohl am nächsten an der „absoluten Wahrheit“ dran sind. Ich brauche aber etwas einfacheres und schnelleres, da mich das viel zu lange aufhalten würde.

Trotzdem danke für deine Antwort !!

Hallo Philocyber!

„Es gibt ganz gewiss keine andere Sprache, die so unordentlich
und systemlos daherkommt und dermaßen jedem Zugriff
entschlüpft.“ Mark Twain über die deutsche Sprache.

Kenn ich. Herrliche Satire. Mark Twain selbst hat ja einigermaßen vernünftiges Deutsch gesprochen.

Sorry wenn ich nochmals nachfragen muss, aber das ist für mich
alles relativ schwierig und verunsichert mich auch teilweise.

Kein Problem.

auch mit Objekt: „… weil ich ein Buch las“ ggü. „… denn ich
las ein Buch.“

Dazu hätte ich zwei „Nachhaker“:

  1. Ist das von mir beschrieben Vorgehen also O.K. ein
    Adjektiv, dass das Verb beschreibt einzufügen und wenn das
    Verb dann an die letzte Stelle rückt --> NS, sonst HS?

Ja, ist schon in Ordnung. (Auch wenn ein Adjektiv, sobald es ein Verb beschreibt, Adverb heißt.)
Allerdings hat der Denker ja eingeräumt, dass sich das Adverb mitunter auch im Nebensatz ans Ende stellen lässt. Du musst also ausprobieren, ob es sich auch so einfügen lässt, dass die finite Verbform am Ende bleibt. Wenn das geht, ist es ein Nebensatz, und wenn nicht, dann ein Hauptsatz.

Mein Problem ist halt, das mir Formulierungen wie „…manchmal
geht’s auch als Objekt“ (ist jetzt wirklich nicht kritisch
gemeint) nicht so direkt sagen, was genau ich tun soll um das
zu überprüfen.

Ist ja nicht schlimm. Was ich nur sagen wollte, ist, dass Du in den Satz einfügen kannst, was Du willst, um die Verb-Endstellung zu überprüfen. Ich demonstriere es weiter unten noch einmal am Beispiel.

  1. Den Unterschied zwischen: „weil ich ein Buch las“ vs.
    „…denn ich las ein Buch“ verstehe ich nicht so ganz. In
    beiden Fällen ist doch Buch das Objekt (was las ich…ein
    Buch)?

Eben. Hier habe ich in den Gliedsatz ein Objekt eingefügt und erkannt, dass in „weil ich ein Buch las“ das Verb am Ende steht (-> Nebensatz), wohingegen in „denn ich las ein Buch“ das Verb in der Mitte ist („denn ein Buch ich las“ o.Ä. geht nicht -> kein Nebensatz).

An diesem Beispiel demonstriere ich Dir noch einmal, wie die Verb-Endstellung mit beliebigen Einschüben überfrüft werden kann:

„weil ich aufmerksam las“ (Adverb der Art und Weise)
„weil ich in der S-Bahn las“ (Wortgruppe; Adverbialbestimmung des Ortes)
„weil ich für die Schule las“ (Adverbialbestimmung des Zwecks)
„weil ich ein Buch las“ (Objekt)
„weil ich, was ich kriegen konnte, las“ (Objekt-Nebensatz)

Hier bleibt überall das Verb am Ende. Mit dem Hauptsatz geht das nicht – die folgenden Teilsätze sind alle ungrammatisch (klingen also falsch):

*„denn ich aufmerksam las“
*„denn ich in der S-Bahn las“
*„denn ich für die Schule las“
*„denn ich ein Buch las“
*„denn ich, was ich kriegen konnte, las“

Hier muss ich, um richtige Teilsetze zu erzeugen, das Verb in die Mitte nehmen:

„denn ich las aufmerksam“
„denn ich las in der S-Bahn“
„denn ich las für die Schule“
„denn ich las ein Buch“
„denn ich las, was ich kriegen konnte“

3.:Ist der Teilsatz durch eine Konjunktion eingeleitet?

Nein -> Lässt er sich erfragen?
Ja -> Nebensatz
Nein -> Hauptsatz.
Ja -> Kann (ggf. nach Erweiterung) die finite Verbform am
Niemals -> Hauptsatz.

Diese „Erweiterung“ ist jetzt das Adjektiv, oder sollte ich
besser mit einem Substantiv (mögliches Objekt) und
einem Adjektiv das ganze überprüfen?

Eins von beidem genügt. Womit Du prüfst, kannst Du Dir aussuchen. Aber Du hast schon richtig verstanden, was ich mit „Erweiterung“ meinte.

P.S. Dieses Prüfschama aus „3.“ (wenn ich dann verstanden habe
wie es genau anzuwenden ist), was würdert ihr schätzen in
wieviel Prozent der Fälle es funktioniert.

Ich denke, es funktioniert ohne Ausnahme. (Mir ist jedenfalls bis jetzt keine einzige Ausnahme eingefallen.)

Liebe Grüße
Immo

Hallo Immo,

super! Ich sehe jetzt wirklich Licht am Ende des Tunnels.

Eine Sache ist mir noch aufgefallen. Wie ist das mit Verben, die aus mehreren Teilen bestehen, so wie „sex haben“.

… ,weil ich Sex gehabt habe.

Was ist da die finite Verbform: „gehabt“ oder „habe“? oder beides?
Ist ja nicht so unwichtig, um zu bestimmen, ob das Verb am Ende steht.

Viele Grüße!

Philocyber

Hallo Philocyber,

… ,weil ich Sex gehabt habe.

Was ist da die finite Verbform: „gehabt“ oder „habe“?

Na, welches von beiden richtet sich denn nach der Person?
Da kommste doch selber drauf.

Liebe Grüße
Immo

P.S. Nötigenfalls eine Hilfestellung:

… weil Du Sex gehabt hast.

Hallo Immo,

ja, ja du hast natürlich Recht…

Grüße

Philocyber