Hallo,
MLM steht üblicherweise für Multi-Layer-Marketing (es gibt auch andere Begriffe, sie meinen aber alle eigentlich das selbe).
Hintergrund ist immer eine mehr oder weniger legale Art von Schneeballsystemen. D.h. es gibt im Vertrieb eine Pyramide bzw. Karriereleiter, die sich nacoh oben verjüngt und deren Stufen mal durch Umsatz und üblicherweise auch durch Anwerbung weiterer untergeordneter Vertriebsmitarbeiter durchläuft.
Ein Beispiel wäre z.B. wie folgt: Ein Freund/Freundin arbeitet im Heimvertrieb von Vorratsdosen / Kosmetika / Bastelbedarf / Unterwäsche, etc. und veranstaltet entsprechende Homepartys, zu denen er/sie die gesamte Nachbarschaft, den Freundeskreis, die Familie, etc. einlädt. Auf die hierbei verkaufte Ware gibt es nicht nur eine Provision, sondern der Hersteller lobt zusätzlich bei erreichen bestimmter Umsatzzahlen und der Anwerbung weiterer Vertriebsmitarbeiter weitere Boni (z.B. einen Dienstwagen, etc.) ein. Der Freund / die Freundin ist daher nicht nur am Warenvertrieb interessiert, sondern wirbt auch neue Mitarbeiter. Lässt man sich so anwerben, erhält der Werber für diese Anwerbung die entsprechend klangvolle höhere Stufe (Layer) im System und wird außerdem auch an den Umsätzen des neuen Kollegen beteiligt. Wirbt man selbst jetzt auch weitere Mitarbeiter, so steigt man nicht nur selbst auf, sondern verhilft auch dem Freund / der Freundin zum weiteren Aufstieg. Man bekommt selbst Anteil am Umsatz der neu geworbenen Mitarbeiter, aber auch der ursprüngliche Werber bekommt hiervon etwas ab. D.h. die Provision jedes Umsatzes verteilt sich immer durch die ganze Pyramide.
Klingt zunächst nicht schlecht, funktioniert in der Praxis aber längst nicht so reibungslos, wie es immer beworben wird.
-
Die Zahl der potentiellen Mitarbeiter ist recht schnell erschöpft.
-
Neue Mitarbeiter sind keine Kunden mehr, und mit jeder Anwerbung eines Kunden als Mitarbeiter schrumpft der Kundenkreis.
-
Selbst in Großstädten ist es oft erstaunlich, wie abgegrenzt Gruppen sind. D.h. es ist nicht so, dass sich durch jeden neuen Vertreiber eine Vielzahl neuer Kunden ergibt, sondern dass ganz im Gegenteil jeder neue Vertreiber eine geringere Chance hat in der abgegrenzten Gruppe noch Leute zu finden, die bislang weder Kunde noch Vertreiber sind. Auf dem Lande ist diese Situation um so schärfer.
-
Illegal wird die Sache schnell dann, wenn die Produkte nichts taugen, eher esotherischen Charakter haben (wie war das noch mit Herbalive?) oder noch schlimmer, wenn die Vertreiber verpflichtet werden Ware auf Vorkasse in großen Mengen einzukaufen, die dann (s.o.) nicht absetzbar sind.
-
Auf jeden Fall illegal ist es, wenn mit Vaporware, also heißer Luft, gehandelt wird. Dies sind üblicherweise „Zertifikate“, die der Geldanlage dienen sollen. Hier wird vom neu einsteigenden „Mitarbeiter“ verlangt Geld zu investieren, um „mitspielen“ zu dürfen. Hierfür werden dann Zertifikate ausgestellt, die weiter zu verkaufen sind. Bei den typischen MLM Problemen (s.o.) ist klar, dass nur die Initiatioren dabei Geld verdienen, da sie schon beim ersten neu geworbenen Mitspieler verdienen, und dann von jedem weiteren profitieren. Recht schnell geht solchen Schneeballsystemen dann aber die Luft aus, und die letzten verlieren ihr eingesetztes Geld. Dabei geht es nicht um Peanuts. Größenordnungen von einigen tausend bis zenhntausend Euro sind keine Seltenheit. Entsprechende Machenschaften werden oft auch unter dem Begriff Pilotenspiel o.ä. gehandelt. Es gibt immer wieder neue, teilweise recht geschickt getarnte Formen dieser Kapitalanlagebetrügerei, die aber alle dem gleichen Prinzip folgen. Schadenssummen gehen oft bei großen bundes- bis europaweit agierenden Systemen in Großenordnungen von zig Mio. Euro. Eine Organisation unter Namen wie Club Royal und ähnliche, hat es vor einigen Jahren mal auf über 50 Mio. D-Mark gebracht. Da kann man nur sagen: Finger weg, wie auch bei allem anderen, was einem angeblich risikofrei deutlich mehr als 10% p.a. bringen soll!!!
Gruß vom Wiz
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]