Neffe will einziehen - zum Zweiten! :-(

Hallo Ihr Lieben,

einige mögen sich noch an mein Anliegen erinnern (http://www.wer-weiss-was.de/app/service/board_navi?j…).

In der Zwischenzeit habe ich meinem Neffen mindestens drei Mal am Telefon deutlich gemacht, dass ein Einzug aus diversen/genannten Gründen nicht möglich ist.

Jetzt ist er seit Sonntag hier zu Besuch und hat sich total den Hintern aufgerissen (meine Oma betüddelt, Maulwurfshügel abgetragen, alten Zaun abgerissen und zersägt, Gewächshaus mit Mist „befüllt“, Tisch gedeckt/abgeräumt…).

Gestern hat er versucht, meine Mutter noch einmal zu überzeugen, aber sie hat ihn an mich „weitergereicht“.
Gestern Abend hat er daher versucht, mich von seinem Einzug zu überzeugen. Er hat sooooo geweint. Bei ihm kam ALLES hoch: der Tod meines Vaters, meines Mannes, dass seine Eltern ihn damals ins Betreute Wohnen „abgeschoben“ haben, dass seine Geschwister immer vorzugt wurden/werden…(Hatte er gekifft? - Keine Ahnung!)

Wir seien doch seine eigentliche Familie, er will nach der Schule einfach nach HAUSE kommen, nicht allein leben, hier würde er ja auch nicht kiffen etc.

Als ich dies meiner Mutter heute Morgen erzählt habe, knickte sie fast schon wieder ein, aber ich will konsequent bleiben, weil meiner Mutter der Einzug einfach zu viel wird/sie auch nicht die Verantwortung übernehmen möchte.

Heute Abend soll es noch ein Gespräch zu Dritt geben. Meine Mutter und ich sind uns einig/unsere Entscheidung steht fest, aber wie soll man dem Kerl es verdeutlichen, damit er es endlich auch versteht??? Meine vorherigen (schon deutlichen) Ansagen scheinen ja nicht gefruchtet zu haben.

Ich habe ihm gesagt, er könne sich ein Zimmer in der nächsten Stadt mit Bahnhof (10km von uns entfernt) nehmen und dann jederzeit zu uns kommen (mit Fahrrad oder dem Bus), auch die Wochenenden/Ferien bei uns verbringen.

Aber er hat sich so dermaßen in den Kopf gesetzt, dass mit einem Leben bei uns alles gut wird! WILL zu UNS! Ich weiß einfach nicht, wie man ihn genau „packen“ kann, ohne ihm den familiären Rückhalt zu nehmen, nach dem er sich anscheinend so sehnt…

Ich habe keine Ahnung, was bei ihm im Hirn abläuft, wenn ich Nägel mit Köpfen mache: Wir suchen jetzt zusammen eine Wohnung (seine bisherige Wohnung hat er bereits gekündigt).

Hilflose Grüße

Kathleen

Hallo Kathleen,

er hat Torschußpanik.

  • Mit dem alten Leben aufhören: Wie? Halte ich das durch?
  • Ein neues Leben anfangen: Wie? Kann ich das? Halte ich das durch?
  • Selbständig werden und für sich Verantwortung übernehmen: Hab ich nie gemacht. Kann ich das?

Da wird noch viel mehr in im los sein. Natürlich hat er Angst, und natürlich wäre ein sicherer Hafen, in den er Abends einschippern kann, eine sehr beruhigende Vorstellung für ihn.

Wir haben ja schon alles durchgekaut. Es ist angekommen, nun geht es darum, dass du und deine Mutter konsequent bleiben. Ihr seid in der Nähe, ihr unterstützt ihn dabei selbständig zu werden. Dein Neffe braucht vielleicht mehr Unterstüzuung dabei als andere junge Menschen, aber er muss seinen Weg zunehmend alleine schaffen. Sonst begibt er sich von einer Abhängigkeit in die nächste.

Ich drücke euch heute für heute Abend die Daumen. Diese Gespräche werdet ihr noch öfter führen, wenn er wirklich in eure Nähe zieht und das ganze tatsächlcih durchzieht (wofür ich ihm von Herzen Glück und Durchhaltevermögen wünsche).

LG Barbara

Hallo Kathleen,

Aber er hat sich so dermaßen in den Kopf gesetzt, dass mit einem Leben bei uns alles gut wird!

Ich denke, hier liegt der Hund begraben. Er hat die Phantasie davon, dass er nur zu euch ziehen muss und sein Leben dann wieder in Ordnung kommt. Und das ist letzten Endes das Wunschdenken eines unreifen Kindes, das nicht gelernt hat, selbst für sich zu sorgen.

Diese Last würde er gerne auf andere (eure) Schultern legen. Allein die Idee, „nach Hause“ kommen zu wollen zeigt, dass er lieber in der Rolle des Kindes verharren als Verantwortung übernehmen möchte.

Ich kann das in seiner Lage gut verstehen, denn das, was er vor sich hat, löst Angst aus. Ich bin aber gleichzeitig davon überzeugt, dass er - wenn ihr ihm gestatten würdet, in seiner Kinderrolle zu bleiben - mittelfristig eher Rück- als Fortschritte machen würde.

Trotz aller guten - und sicherlich im Augenblick auch weitgehend ehrlich gemeinten - Vorsätze. Die Versuchung, sich in eure beschützenden Arme fallen zu lassen, wird ihn schneller einholen, als er selbst glaubt. Ihn dann rauszuwerfen, wäre erst recht ein gewaltsamer Akt, den zu verkraften ihm ungleich schwerer fallen dürfte, als das, was ihm im Moment geboten wird: Ein sanfter Übergang ins Erwachsenenleben.

Und: So ganz mag ich auch nicht an durchweg lautere Absichten glauben. Er arbeitet schon recht deutlich über emotionale Erpressung. Möglicherweise deswegen, weil er gelernt hat, dass diese funktioniert. Diesen Lerneffekt zu bestätigen, halte ich nicht für gesund.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo, Kathleen!

Du hast ja schon zwei Antworten bekommen, die auch in meinem Sinn sind. Dein Neffe muß einfach auf seine zwei Füße kommen und selbständig werden!

Und wenn er in Eurer Nähe wohnen und Euch immer wieder besuchen kann, so ist das ja eine ganz große Unterstützung - die nicht jeder junge Mensch hat. Ja, und laßt Euch bei Arbeiten im Garten helfen - körperliche Betätigung ist außerordentlich hilfreich!

Also laßt die Vernunft siegen und tut Euch und last not least auch Eurem Neffen etwas Gutes!

Ich werde am Abend an Dich denken und grüße Dich herzlich
Mannema

Hallo,

geh deinen Weg, und geh ihn konsequent. Lasst keine Salamitaktik zu, und lass Dich nicht von ggf. recht kurzfristigen Aktionen und Beteuerungen beeinflussen.

Du bietest viel Unterstützung an, und Du solltest ihm klar machen, dass das schon mehr ist, als er erwarten darf. Zeige Verständnis für seine Ängste und Sorgen, und zeige ihm auf, dass deine Unterstützung diese durchaus adressiert, Du aber das Maß dieser Unterstützung bestimmst, dieses für richtig hältst und Dich von diesem Weg nicht abbringen lassen wirst. Er ist in einem Alter, in dem man durchaus zwar Angst vor der Leere der ersten eigenen Wohnung haben darf, man diese andererseits aber auch überwinden kann, soll und muss. Nur mit genau der von Dir gewählten Unterstützung hilfst Du ihm dabei wirklich (und nicht dadurch, dass er bei Euch rundum-Versorgung bekommt).

Und mach ihm auch klar, dass er genau diese Unterstützung gefährdet, wenn er weiterhin versucht Euch zu manipulieren. Wer umsonst am Wochenende und in den Ferien wohnen und essen darf, darf dafür durchaus auch Gartenarbeit übernehmen und sich um Oma kümmern. Aber die wird nicht als Mittel zum Zweck akzeptiert, um Abweichungen von klar definierten Regeln zu erzielen.

Gruß vom Wiz

Hallo Wiz,

Aber die wird nicht als Mittel zum Zweck akzeptiert, um Abweichungen von klar definierten Regeln zu erzielen.

Ein klasse Satz, wie ich finde :smile:.

Schöne Grüße
Jule

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Hallo Kathleen,

puh, ich kann mir gut vorstellen, wie hart das ist, da konsequent zu bleiben!

Eigentlich haben die anderen schon alles gesagt und ich kann nur zustimmen. Aber eins möchte ich nochmal betonen.

Ich finde es wichtig, dass du seine Angst ernst nimmst. Das ist wahrscheinlich eine Gratwanderung: Ihm auf der einen Seite zu signalisieren, ich verstehe, dass du Angst hast und klar wird das erstmal hart sein, allein in der Wohnung. Ihm aber trotzdem Mut zu machen, dass er das schaffen kann, dass er da durch muss.

Ich finde, bei so einer Angst ist kaum was schlimmer, als wenn andere lauter „vernünftige“ Argumente haben, warum man gar keine Angst haben muss. Seine Angst, das allein nicht zu schaffen, ist ja nicht unbegründet. Es ist zwar unheimlich wichtig, ihm Mut zu machen, aber ich glaube, es ist auch wichtig, dass dieses Mutmachen nicht zu einem „deine Sorgen sind unbegründet“ wird.

Alles Liebe und viel Kraft
M.

Hallo Kathleen,

Gestern Abend hat er daher versucht, mich von seinem Einzug zu überzeugen.

Wir seien doch seine eigentliche Familie, er will nach der Schule einfach nach HAUSE kommen, nicht allein leben, hier würde er ja auch nicht kiffen etc.

Hier kannst Du ansetzen: Jeder zieht mal bei seiner Familie aus, damit er/sie selbständig werden kann.

Ich weiß einfach nicht, wie man ihn genau „packen“ kann, ohne ihm den familiären Rückhalt zu nehmen, nach dem er sich anscheinend so sehnt…

Gib ihm den Halt, wie Du es geschrieben hast. Und bestätige ihm, dass er die Einhaltung seiner guten Vorsätze am besten damit beweisen kann, dass er unter der Woche sein Leben lebt. Du hast nichts geschrieben darüber, wie er sich in dem ersten Gespräch über das „ich kriege das schon hin“, wenn er denn nur bei euch leben würde, geäußert hat. Aber genau das ist der Ansatz, mit dem Du ihn packen solltest.

Gruß, Karin

Hol di stief!
Ich würd auch sagen: Hol di fuchtig!

Wenn du jetzt fest bleibst, ist er in einem ahr erwachsen.

Dann erntest Du die Früchte.

Tilli

Danke @all: KEIN Einzug!
Hallo auch,

mein Betreff war dein abschließender aus deinem ursprünglichen Thred

(http://www.wer-weiss-was.de/app/service/board_navi?j…).

In der Zwischenzeit …

hat sich nichts getan, um es auf den Punkt zu bringen. Im Gegenteil!

Heute Abend soll es noch ein Gespräch zu Dritt geben. Meine Mutter und ich sind uns einig/unsere Entscheidung steht fest

Oma mit ihren 91 Jahren sollte vielleicht auch noch dazu? *

Ich habe keine Ahnung, was bei ihm im Hirn abläuft, wenn ich Nägel mit Köpfen mache

Solange du den berühmten Nagel mit deinem Kopf nicht einschlägst, wirst du es auch niemals erfahren.

Hilflose Grüße

Wovor und vor wem hast du eigentlich am meisten Angst? Vor dir und (d)einer Entscheidung? Du hast hier doch 1001 Gründe genannt, die dagegen sprechen.

Franz

* Sorry, das hätte nicht unbedingt sein müssen, ich weiß. Aber…

Kathleen,

war das nicht glasklar das so etwas kommt??

Und war nicht klar was Du willst??

Also dann!!

He, Du hast eine irre Lebensgeschichte hinter Dir und bei sowas kippst Du weg??
Kann nicht sein…

findet Susanne

Nochmals Danke@all
Hallo Ihr Lieben,

Ihr habt mir sehr geholfen, um zu kapieren, dass der Kerl auch viel über emotionale „Erpressung“ macht (was ihm aber so gar nicht bewusst ist, aber er es anscheinend nicht anders gelernt hat), aber auch, dass seine Ängste auch noch andere sind.

Als ich gestern Nachmittag rüberging, herrschte schon eine „komische“ Stimmung. Mein Neffe war knallrot, hippelte die ganze Zeit rum, sagte kaum etwas.

Als er mal kurz draußen war, sagte meine Mutter mir, dass sie ihm (das erste Mal!) gesagt hat, dass sie keinen Einzug wünscht. Daraufhin meinte er wohl trotzig, dann müsse er ja gar nicht hier im Norden zur Schule gehen…blah, blah, blah.

Ich habe das ganze Thema dann in großer Runde angesprochen und vor allem meine Mutter aufgefordert, all ihre Bedenken zu äußern. Lach, ich bin ganz stolz auf meine Mutter - ich hätte NIE gedacht, dass sie mal so klar formuliert, was sie will/nicht will. Sie hat auch klar gesagt, dass ihr seine Drogen-Geschichten Angst machen, sie das alles nicht versteht und sie keine Verantwortung für ihn übernehmen will.

Das hat meinen Neffen sehr „beeindruckt“. Im Gegenzuge sollte er seine Ängste/Befürchtungen/Erwartungen äußern.

Hier kristallisierte sich heraus, dass es auch/vor allem wirklich Ängste sind, die sich um Umzug, Wohnungssuche, Mietkosten etc. drehen. Seine Eltern lehnen eine Hilfe beim Umzug/bei der Wohnungssuche ab.

Ich habe mir dann die Gelben Seiten geschnappt, den erstbesten Makler angerufen: 1-Zimmer-Wohnung: 250 warm in 8km Entfernung.

Kurz und gut: Ich habe damit Tatsachen geschaffen - und siehe da: Der Kerl war nicht mehr bockig! :smile:

Ich werde die Provision/Kaution übernehmen, meine Mutter (ihre Worte) will sich „freikaufen“ und somit einen Teil der Miete übernehmen.

Alles andere muss er jetzt selbst auf die Reihe bekommen!

Aber wir müssen wohl weiterhin vorsichtig sein, dass er uns nicht über Gebühr ausnutzt.

Viele Grüße

Kathleen

Hallo Kathleen,

danke für diese Rückmeldung. Das hört sich gut an. Ich bin stolz auf diese Gemeinschaft hier, denn wir haben dich und deine Mama erfolgreich eingenordet :wink:.

Aber wir müssen wohl weiterhin vorsichtig sein, dass er uns nicht über Gebühr ausnutzt.

Wenn die Gefahr dräut … wir helfen auch weiterhin gerne und feudeln euch die Flausen aus dem Kopf.

Ich drücke deinem Neffen die Daumen!

LG Barbara

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Super und Danke
Hi!
Danke für Dein Rückmeldung, ich hatte zum aktuellen Fall zwar nicht gepostet, bekomme aber in ähnlichen Fällen ja immer wieder gesagt, ich sähe alles zu rosarot und das „miteinander sprechen“ (zu dem ich ja immer wieder rate) würde überschätzt.

Ihr habt das prima gelöst, finde ich.
Und der junge Mann wird hoffentlich einen guten Weg einschlagen! Eine Mischung aus Unterstützung und Konsequenz von Eurer Seite wird ihm sicher dabei helfen.

Grüße
kernig

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Hallo Kathleen,

Ich werde die Provision/Kaution übernehmen, meine Mutter (ihre Worte) will sich „freikaufen“ und somit einen Teil der Miete übernehmen.

Seid aber vorsichtig, dass ihr ihm nicht aus schlechtem Gewissen zu viel hinterhertragt. Es ist ja nicht wirklich das, was ihm fehlt, sondern wohl sowas wie eine richtige Erziehung, wofür die Zeit aber leider vorbei ist und er diese versäumte Erziehung somit selber übernehmen muss.

Ich habe es so oft erlebt, dass jungen (problematischen) Leuten aus schlechtem Gewissen heraus die Teppiche ausgebreitet wurden, sie aber noch gar nichts damit anfangen konnten, weil sie einfach noch keine Verantwortung übernehmen konnten oder wollten, und genau dies wird ja gefördert durch solche Aktionen.

Und als sie dann endlich, nachdem alle Hilfswilligen die Geduld verloren hatten, soweit waren, dass sie doch mal die Verantwortung für sich übernahmen und in der Situation auch ganz gut eine Starthilfe hätten gebrauchen können, da sie ja sehr spät dran waren, waren alle Hilfsgelder schon verbraucht.

Viele Grüße