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Sonntag den 02.07.00 um etwa 8.30 Uhr ereignete sich im Rahmen des Open-Air Festivals in Ottensheim ein Zwischenfall, der in einer beispiellosen Kampagne von allen Medien völlig verdreht und teilweise krass falsch dargestellt wurde. Drei Personen, von denen zwei noch immer in U- Haft sitzen, werden beschuldigt einen 18jährigen Schüler, der angeblich nur einem Mädchen zu Hilfe kommen wollte, grundlos niedergeschlagen zu haben.
Offenbar verzichteten die meisten JournalistInnen auf sorgfältige Recherche, so dass der Zustand des vermeintlichen Opfers kritiklos als halb-tot (OÖN), im KH verstorben (City Radio) etc. stark übertrieben und möglichst dramatisch in Krone-Stil dargestellt wurde.
Fakt ist, dass der Schüler eine Platzwunde am Kopf, ein blaues Auge und ein paar Prellungen davontrug und bereits am Dienstag das Spital verlassen konnte.
Ein weiteres Faktum ist, dass die Polizei unmittelbar nach den Ereignissen einen der drei jetzt beschuldigten Personen überprüfte und die Personalien aufnahm. Er musste auf den Posten mitfahren, konnte aber unmittelbar danach wieder zum Fest zurückkehren.
Trotzdem wurde in fast allen Medien berichtet, dass alle Täter flüchten konnten. Augenzeugen berichteten, dass der „Kavalier“ nicht wie mehrfach berichtet blutüberströmt und halbtot liegen blieb, sondern gemeinsam mit einem Freund davonlief. An das besagte Mädchen, dem er laut Medien zu Hilfe kam, kann sich nach wie vor niemand, der an diesem Morgen etwas gesehen hat, erinnern.
Ihre Rolle in der Auseinandersetzung existiert nur in der Aussage des vermeintlichen Retters. Die inzwischen berühmte Eisenstange, mit der das Opfer angeblich bearbeitet wurde, gibt es nicht.
Wahr ist, dass der Schüler mit einer Fahnenstange aus Holz einmal geschlagen wurde. Der Vorfall stellt sich für Betroffene, ZeugInnen und Veranstalter etwa so dar:
Der 18 jährige Günter Siegwart und einer der drei Beschuldigten gerieten in ein Streitgespräch (noch keine strafbare Handlung). Während des Wortwechsels zog der Schüler eine Gaspistole und schoss auf den Boden. Anschließend setzte er seinem Gegenüber die Pistole zwischen die Augen (welche gesundheitlichen Schäden hätte der Bedrohte erlitten, hätte der HTL- Schüler abdrücken können?), worauf der derart Bedrohte einmal zuschlug (auch noch keine strafbare Handlung, weil Notwehr). Die beiden Freunde des Bedrohten sprangen daraufhin verständlicherweise auf und attackierten Günter S., worauf dieser zu Boden ging. Danach wurde er offenbar noch das eine oder andere Mal getreten. Die kurz darauf eintreffende Polizei verhörte viele Herumstehende einzeln im Gebüsch und ging laut Augenzeugenberichten nicht gerade zimperlich vor.
Offenbar sah die Exekutive jedoch keinen Grund, den Betroffenen festzuhalten. Dies änderte sich jedoch bald. Am Abend wurde der 25jährige Linzer festgenommen und nach 48 Stunden in U-Haft überstellt.
Am Mittwoch bzw. Donnerstag stellten sich die beiden anderen Verdächtigen, nach denen bereits gefahndet wurde, freiwillig der Polizei. Beide wurden eingesperrt, einer am nächsten Tag wieder auf freien Fuß gesetzt, der andere in U-Haft überstellt.
Es kam zu mehreren Hausdurchsuchungen, von denen mindestens eine illegal war. Alle drei Beschuldigten haben eine gültige Meldeadresse und Arbeit.
Begleitet wurde die Fahndung nach den „Gewalttätern“ von einer bespiellosen Kampagne in allen Medien. Ungenau Recherchen, falsche Tatsachenbehauptungen und unhinterfragte Tatbeschreibungen zogen und ziehen sich durch nahezu alle Berichte.
Den Gipfel dieser journalistischen Fahrlässigkeit stellte natürlich ein Krone-Artikel dar. Ein Redakteur besuchte am Dienstag das vermeintliche Opfer im KH und stellte ihn als unschuldiges Opfer dar.
„Ritterlichkeit“ wurde dem HTL-Schüler bescheinigt. Nicht einmal die Tatsache, dass er eine Gaspistole eingesteckt hatte, verleitete auch nur eine(n) einzige(n) JournalistIn dazu etwas genauer zu recherchieren.
Bis vor einem Jahr war der Schüler noch in die Jugendklub-Szene (Mitveranstalter des Open-Airs) in Ottensheim integriert. Freunde und Bekannte von damals erzählten, dass er sich von diesen Kreisen entfernt hätte und in eine Burschenschaft (K.Ö.St.V. Frankonia Linz) eingetreten wäre, sich das Haar abgeschoren und
sich im Skinhead- Outfit schnell einen Namen als ortsbekannter Neonazi gemacht hätte.
Eine Woche vor dem Festival schlug er auf der Linzer Donaulände einen Raver zusammen.
Etwas länger liegt ein berichteter Vorfall zurück, bei dem der Burschenschafter einem Schwarzafrikaner einen Aschenbecher an den Hinterkopf geschossen hatte.
Bereits am Donnerstag (zwei Tage nach der Entlassung aus dem KH) tauchte er in Begleitung einiger Kameraden aus der Neonazi- Szene wieder auf der Linzer Donaulände auf um „sich zu rächen“. Doch die als insgesamt gewalttätig abgestempelten Punks wurden ihrem Medien-Image nicht gerecht und gingen auf die erneute Provokation nicht ein.
Der Vater des 18jährigen Rechtsradikalen soll eine gehobene Stellung in der Vöest innehaben und ist ebenfalls als Rechtsaußen bekannt.
Nicht wenige Menschen äußerten die Vermutung, dass die sich veränderte Situationseinschätzung der Polizei etwas mit Interventionen seitens des Vaters zu tun haben könnte.
Sicherlich trug wahrscheinlich aber auch die undifferenzierte, unhinterfragte und diffamierende Berichterstattung ihren Teil dazu bei, dass die Exekutive plötzlich Handlungsbedarf sah.
Trotz zahlreicher Widersprüche, LeserInnenbriefe und Gegendarstellungen sah sich kein(e) einzige® JournalistIn veranlasst, doch etwas genauer zu hinterfragen wie es zu diesem Vorfall kam oder wer der harmlose und unschuldige Kavalier ist.
Alles in allem ist der journalistische Umgang mit den Ereignissen als Kniefall vor der gesellschaftlichen Situation in unserem Land zu bewerten.
Tagelang wurde eine gesellschaftliche Randgruppe pauschal verurteilt und diffamiert.
Es bleibt nur zu hoffen, dass sich einige JournalistInnen doch noch einmal etwas genauer mit diesem Fall beschäftigen, für das persönliche Schicksal der Betroffenen kann die bisherige sorglose und undifferenzierte Art des Diskurses fatale Auswirkungen haben.
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Rchtig:
Es waere ja ein Wunder, wenn im Mutterland Hitlers
NICHTS passierte…zumal offensichtlich die OE-Presse dabei ANDERS als in D ne sehr unruehmliche Rolle spielt…alles wg. Rechtaussen Haider ?
Ist es schon soweit ?
…doch schon gefressen ?
ciao