Neudeutsche Partikel 'okay'

Seit etwa 2 Jahren bemerke ich das Auftauchen einer neuen Partikel „okay“ als Zeichen der Bestätigung, dass man den Gesprächspartner verstanden hat. Auffallend ist die Intonation dieses „okay“: Sie ist steigend, fast wie bei einer Frage. Die Intonation dieses „okay“ erscheint mir daher völlig dem deutschen Sprachgeist zu widersprechen. Trotzdem ist dieses wie eine Frage intonierte „okay“ innerhalb kurzer Zeit fast überall zu hören, besonders natürlich bei jüngeren Leuten.

Woher stammt dieses „okay“? Wie ist es in die deutsche Sprache gerutscht?

Gruß Acro

Das kommt durch die Synchronisation US-amerikanischer Filme. Gut zu bewundern in dem Thrash, der als Kinderprogramm auf RTL2 und Super RTL läuft.

Ich kenne das aus dem Sprachgebrauch nicht in der beschriebenen Betonung.

Nie geklärt werden konnte für die Frage, zu welchem Zeitpunkt es nach Deutschland kam. Ob es mit den US-Truppen ankam, oder schon füher da war.

Hiesige Zeitzeugen anfänglich amerikanischer Besatzung wissen es auch nicht.

Hallo,
da kann ich etwas aushelfen.
Vor der damaligen „Hermann Göring - Kaserne,“ hier in Berlin waren kurz die Amerikaner abgestiegen. Meine Mutter tauschte die guten Agfa-Roll-Filme bei den Amerikanern. Das erste was ich verstand war: okay,bring more.
Chocolade and Cigaretts, das war damals die Währung und Kekse für mich.Die Ersten in dieser schwierigen Zeit.
Gruß aria

[ot] oukäihieee?
Moin,

Ich kenne das aus dem Sprachgebrauch nicht in der
beschriebenen Betonung.

dochdoch: „oukäihieee?“

Übersetzt heißt das (nicht Zutreffendes bitte streichen): Bis hierhin habe ich Dich verstanden, aber

  • was willst Du eigentlich von mir?
  • kommt da noch was?
  • soll ich das so glauben?

Die Amis haben uns das gewiss nicht beschert, eher der Vorabendmüll wie Forsthaus Flachenau oder Dahoam is dahoam. Müsste man bei den Sendern mal fragen, wie lang die schon laufen.

Gruß Ralf

Guten Abend,

Moin,

Ich kenne das aus dem Sprachgebrauch nicht in der
beschriebenen Betonung.

dochdoch: „oukäihieee?“

Ja genau das meine ich. Es gibt ein Lied der bayrischen Gruppe „Haindling“ („O-Käi“), das dieses in From einer Frage intonierte okay sehr schön persifliert. Auf dieser Seite: http://www.sonymusic.de/Haindling/Ein-Schaf-Denkt-Na… kann man (unter Nr. 11 der Tracklist) in dieses Lied reinhören. Das Okay kommt mehrmals in genau der Intonation vor, die ich meine.

Übersetzt heißt das (nicht Zutreffendes bitte streichen): Bis
hierhin habe ich Dich verstanden, aber

  • was willst Du eigentlich von mir?
  • kommt da noch was?
  • soll ich das so glauben?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass es diesen zusätzlichen Sinn ursprünglich hatte, aber dieses Okay scheint mir zunehmend nichts weiter zu bedeuten als einfach bloß „Verstanden“, „Roger“, „ja“, „mhm“, um dem Gesprächspartner zu betätigen, dass man ihn verstanden hat. Jedenfalls beobachte ich, dass dieses Okay in diesem einfachen Sinn zunehmend so benützt wird.

Gruß,
Acro

Servus,

Die Intonation dieses „okay“ erscheint mir daher völlig dem
deutschen Sprachgeist zu widersprechen.

gerade die Intonation ist, wie mir deucht, eine alte Bekannte.

Sie ist das (nach)fragende „nicht wahr?“ (N) oder „gell?“ bzw älter auch „gelletEr?“ und „gelletSe?“ (S), mit dem der Sprechende sich - rhetorisch oder tatsächlich - vergewissert, ob der Angesprochene bis zu dieser Stelle seines Sermons a) mitgekommen ist und b) zustimmt.

Übrigens keine rein deutsche Marotte, capisce? bzw. n-est-ce pas?

Freilich ist in der rhetorischen Nachfrage „ok?“ bereits konnotativ die Erklärung enthalten, dass der Sprechende keinen Widerspruch zu dulden gewillt ist. Das dürfte im Laufe der 1990er Jahre aufgewachsen sein, als es Mode wurde, Befehle „Vereinbarungen“ zu nennen - wie man sieht, geht das auch rein auf Deutsch.

Sich an dieser Stelle und in dieser Funktion ausländischer Zungen zu bedienen, ist übrigens auch eine nicht neue Sitte - freilich erklärt dieses nicht, warum und wie das „ok?“ eingewandert ist. Es schafft aber Gelegenheit an eine kleine freundliche Erinnerung an den Hausmeister Schott von unserer Oberschule, der, wenn er z.B. uns „Auswärtige“ im Aufenthaltsraum im Uffz-Ton richtig zusammengefaltet hatte, weil wir lärmten, unordentlich waren etc. etc., seine Standpauke beendete mit dem urschwäbischen „Verstandez-vous??!!!“ - um dann angesichts der zerknirschten Bande unmittelbar zu einem schelmischen und eigentlich sehr liebevollen Zusammenfalten seines faltenreichen Gesichts überzugehen.

Das hilft jetzt alles wahrscheinlich wenig, aber vielleicht kanns ein bissi relativieren.

Schöne Grüße

Der Captain
- Katzenjammerkid i.R. -

Hi,

ich kenne OK / okay auch im Deutschen schon ewig (was auch immer ewig von einer Enddreißigerin bedeutet). Auf jeden Fall deutlich länger als 1-2 Jahre.

aber dieses Okay scheint mir zunehmend nichts weiter zu bedeuten als einfach bloß „Verstanden“, „Roger“, „ja“, „mhm“, um dem Gesprächspartner zu betätigen, dass man ihn verstanden hat. Jedenfalls beobachte ich, dass dieses Okay in diesem einfachen Sinn zunehmend so benützt wird.

Ok hat auch keinen komplizierteren Sinn als eben eine Bestätigung zu sein. Was Du vorher als „zusätzlich“ und „ursprünglich“ bezeichnest (übrigens eine sich widersprechende VErwendung… eine Sache kann nicht gleichzeitig „ursprünglich“ und „zusätzlich“ sein, denn "zusätzlich impliziert, dass es mind. 1 Vorgänger gibt), war schon immer da und ist ziemlich synonym mit der von dir als neu empfundenen Verwendung / Bedeutung.
Str3enggenommen kommt der Bedeutungsanteil „Ich habe verstanden“ vom Wort „okay“, und der Bedeutungsanteil „Und was soll ich jetzt damit“ von der Intonation. Puristisch Deutsch bestätigt man mit „Ja“. und da kann man auch Frageintonation verwenden, um einen Fragecharakter hinzuzufügen.

„Du, heute ist in China ein Sack Reis umgefallen.“ - „… jaaaaa?..“
„Du, Angel Merkel ist unsere Bundeskanzlerin!“ - „Okay…?“

die Franzi

1 „Gefällt mir“

Zustimmung
Hallo,

ich kenne OK / okay auch im Deutschen schon ewig (was auch
immer ewig von einer Enddreißigerin bedeutet). Auf jeden Fall
deutlich länger als 1-2 Jahre.

Geht mir genauso, und ich habe fast das Doppelte deiner Lebensjahr aufzuweisen :wink:
Erschwerend kommt hinzu, daß ich das sogar aus meiner Jugendzeit in der DDR kannte, als es noch kein Privatfernsehen gab.
„Bringste mir auch ne Flasche Bier mit?“ -> „okay, mach ich!“ oder eben bloß „okay!“

Viele Grüße
Marvin

Hallo Ralf

Die Amis haben uns das gewiss nicht beschert, eher der Vorabendmüll wie Forsthaus Flachenau oder Dahoam is dahoam.

Ich glaube, da irrst Du Dich.

Während des Tausendjährigen Reiches, das zum Glück nur zwölf Jahre dauerte, war „ok“ mit Sicherheit nicht gebräuchlich. Das änderte sich schlagartig, als bei uns die Amerikaner einmarschierten und es geboten war, sich einen gewissen einfachen fremdländischen Wortschatz anzueignen. Dazu gehörten die Standardvokabeln: „Have You cigarettes?“, „have You chocolate?“, „have You chewing gum?“, „have You Nylons?“ und „okay“ (damals, wenn es in Schriftform verwendet wurde: „Ok“). Seitdem ist im deutschen Sprachgebrauch das ok üblich.

Das Pendant in der britischen Besatzungszone lautete „all right.“ Da aber in den Western (Filme und Groschenhefte) der amerikanische Slang vorherrschte, hat sich auch dort das ok durchgesetzt.

Gruß merimies

Hallo,

Seit etwa 2 Jahren bemerke ich das Auftauchen einer neuen
Partikel „okay“ als Zeichen der Bestätigung,

Meinst du vielleicht 20 Jahre? Dieses Wörtchen gab’s im Deutschen längst bevor dir das aufgefallen ist. Selbst 20 Jahre sind da noch zu wenig…
Oder meinst du „okay“ nur im Sinne der spezifischen Bedeutung, dass man etwas verstanden hat? Das wäre vielleicht neuer (aber deutlich älter als 2 Jahre).

dass man den
Gesprächspartner verstanden hat. Auffallend ist die Intonation
dieses „okay“: Sie ist steigend, fast wie bei einer Frage. Die
Intonation dieses „okay“ erscheint mir daher völlig dem
deutschen Sprachgeist zu widersprechen.

Das ist fürs Deutsche gar nicht ungewöhnlich. Wenn man mit jemandem redet, bestätigt man seine verschiedenen Aussagen oft mit einem leicht steigenden „Ja?“ oder einfach einem „Hm?“; das ist meines Erachtens nicht der Fragetonfall, der einfach nur steil ansteigt wie die folgende Grafik zeigt: /
Ich kenne die Betonung von „Okay?“, „Ja?“ und „Hm?“ als bestätigende Interjektion eher als erst geradlinig verlaufend und dann erst ansteigend, manchmal sogar leicht fallend und dann steigend, also etwa wie _/ oder </sub>/
Auch ein „M-hm?“ hat diesen Tonfall. Du kannst das „Okay?“, das du meinst, durch ein „M-hm?“ ersetzen, oder durch ein einsilbiges „Ja?“ — beides ist typisch deutsch.

Trotzdem ist dieses
wie eine Frage intonierte „okay“ innerhalb kurzer Zeit fast
überall zu hören, besonders natürlich bei jüngeren Leuten.

Ja. Nicht ungewöhnlich. Interjektionen verbreiten sich schnell, würde ich sagen. „Boah!“, „Wow!“, „Whoa!“, „Yeah!“ hört man auch ständig, auch vorwiegend von jüngeren Leuten (das bedeutet allerdings inzwischen schon „unter 40“). Es ist möglich, dass auch diese ursprünglich aus dem Englischen stammen, das halte ich für gut möglich. Aber schaden sie der deutschen Sprache?

Man gewöhnt sich Interjektionen wirklich schnell an. Ich habe innerhalb eines Jahres in China von thailändischen Freunden unterbewusst einige Interjektionen aufgeschnappt, die völlig untypisch fürs Deutsche sind. Z.B. ein „O-hooo?!“ (erste Silbe hoch, zweite Silbe fallend-steigend) oder ein tiefes „Ao.“ oder ein hohes „Ui!“… inzwischen habe ich die mir wieder abgewöhnt, weil ich von Freunden komisch angeguckt wurde. :wink:
Über Filme kann man sowas ohne direkten Kontakt aufschnappen, ebenfalls unterbewusst, oder doch bewusst. Sowas kommt schon in den Filmen der 80er-Jahre vor (ich denke da z.B. an „Zurück in die Zukunft“, weil diese geniale Trilogie neulich erst im Fernsehen kam).
Also ich will damit sagen: ich finde es sehr gut nachvollziehbar, dass sich hier anglische oder amerikanische Interjektionen breitmachen. Würden wir hier viel mehr französische Filme sehen, würde sich z.B. ein „Ai!“ auch schnell durchsetzen.

Woher stammt dieses „okay“? Wie ist es in die deutsche Sprache
gerutscht?

Also das oben ist meine Theorie. Darüber, wie das Wort „okay“ bzw. „O.K.“ überhaupt entstanden ist, gibt es viele Ideen und eigentlich keinen Favoriten. Mit anderen Worten: es ist recht gut nachvollziehbar, woher wir Deutschen gerade dieses Okay mit der tief-steigenden Betonung (wie in hinterfragend-bestätigenden Interjektionen) haben, aber nicht, wie es allgemein entstanden ist.

Ich möchte noch mal darlegen, dass ich daran nichs verwerfliches sehe.

Grüße,

  • André

Hallo

Die Amis haben uns das gewiss nicht beschert, eher der Vorabendmüll wie Forsthaus Flachenau oder Dahoam is dahoam.

Ich glaube, da irrst Du Dich.

Und ich glaube, dass du und andere überhaupt nicht verstanden haben, um was es (Ralf und dem UP) hier geht.

Die wissen wahrscheinlich schon, dass es den Ausdruck „okay“ im Deutschen seit gefühlten Ewigkeiten gibt. Es geht um jene modische, leicht genervt langgezogene Aussprache des Wortes, die ihm eine andere Konnotation (weg vom simplen „in Ordung“) gibt.

Gruß

Jo

Hallo Acro,

Woher stammt dieses „okay“? Wie ist es in die deutsche Sprache
gerutscht?

ich kenne das okay mit dieser halb-fragenden Intonation von Gesprächen mit Amerikanern und Deutschen, die schon lange drüben arbeiten. Ich habe den Eindruck (der mir auch auf Nachfrage bestätigt wurde), dass Amerikaner, die einer Erklärung lauschen, hin und wieder ein solches okay einwerfen, um dem Erklärenden zu signalisieren, dass sie bis hierher verstanden haben und auf die Fortsetzung gespannt sind.

Auch ich beobachte das in den letzten Jahren verstärkt in Deutschland und vermute dahinter zwei, vermutlich ganz ähnliche, Gründe:

  1. Zum einen verwenden es Leute, die viel mit Amerikanern zu tun haben oder mal drüben waren und dies durch die Verwendung dieses speziell intonierten okays dokumentieren wollen (Subtext: „Ich war schon in der großen, weiten Welt und kenne mich aus.“), genau wie durch die Verwendung anderer Anglizismen wie z.B. „In 2011 stieg der Umsatz.“ oder die Verwendung des Wortes „realisieren“ im Sinne von merken oder begreifen.

  2. Bei Weiterbildungsmaßnahmen, bei denen es (auch) um Kommunikation geht, betonen die Trainer oder Coaches (sic!), dass man seinem Gegenüber von Zeit zu Zeit ein Feedback geben sollte, dass man bis hierher alles verstanden hat und noch aufmerksam seiner Rede lauscht - zum Beispiel durch ein okay.

Und so glaube ich, dass dieses fragend intonierte okay mittlerweile zum Code des mittleren Managements gehört, mit dem man sich gegenseitig versichert, dass man hip ist, dazugehört, schon mal in Amiland war, die Tricks kennt. Das sind die Leute, die sich an das Kopfende des Tisches setzen oder vor das Fenster, damit die anderen blinzeln oder besonders leise sprechen, damit die anderen aufmerksam lauschen müssen.

Grüße, Thomas

Ja, aber ich habe eine Unterfrage aufgemacht, ob das „OK“ (wie auch immer ausgesprochen) von den US-besatzungstruppen eingebracht wurde, oder ob es das schon seit Längerem gegeben hat.

Genauso würde mich das für das Wort „Baby“ interessieren.

Hi,

Ja, aber ich habe eine Unterfrage aufgemacht, ob das „OK“ (wie
auch immer ausgesprochen) von den US-besatzungstruppen
eingebracht wurde, oder ob es das schon seit Längerem gegeben
hat.

Ich weiß. aber Ralf bezog sich ja explizit auf „oukäihieee?“

Genauso würde mich das für das Wort „Baby“ interessieren.

Also, in den deutschen Büchern bis etwa Anfang 50er steht meist „Säugling“. Könnte „Baby“ ggf. über die Rock’n Roll-Welle größere Verbreitung gefunden haben?

Gruß

Jo

Hallo Thomas,

vielen Dank für diese erhellende Antwort; dafür auch ein Sternchen. Dass die Intonation direkt aus dem Amerikanischen übernommen ist, ist eine neue Information.

Ihre Hypothesen zum Imporrt dieser Partikel ins Deutsche haben einiges für sich. Wahrscheinlich wird das Ganze noch durch Film und Fernsehen verstärkt. Ich höre diese Partiel auch bei Leuten, die nie in Amerika waren und auch nicht zu den „hippen“ Kreisen gehören.

Ich vermute auch, dass viele Amerikanismen einfach durch schlampige Übersetzungen (Romane; Zeitungsinterviews etc.) und ebenso schlampige Synchronisationen ins Deutsche gelangen.

Gruß,
Acro