Neue, bzw. aktuelle Strömungen in der Philosophie?

Guten Abend!

Ich bin schon seit einiger Zeit, so weit man das in meinem Alter sagen darf,
auf der Suche nach etwas neuem. Wenn man in den heutigen Bücherläden nach philosophischen Werken fragt, so kriegt man folgendes präsentiert:

o philosophie für „Anfänger“
schön geschrieben, schnell zu lesende Bücher
o Zusammenfassung von Antike bis 1900 Jahrhundert.
Stichwort: Russel…
o Biographien ohne Ende
und natürlich
o originaltexte von „alten“ Philosophen.

Meine Frage nun, da ich noch(!) keine Philosophie studiere, was ist das aktuellste? Was gibt es? Was ist nicht gerade Mainstream? Wer kam nach Russel/Popper? Worüber wird heute nachgedacht!

Mich würden besonders bezüge zur Erkenntnistheorien, Ethik, Wahrheit und vielleicht verknüpfung zur (modernen?) Mathematik interessieren!

Vielen Dank im vorraus,
Arndt

Guten Abend!

Bonsoir Arndt!
Also im Einsteinjahr dürften Philosophieformeln in sein, wie ich sie zur Zeit entwickele. Im Vergleich zwischen Vernunft und Verstand ist mir die Formel Intelligenz = Vernunft/Verstand eingefallen, Vernunft wäre dann Intelligenz x Verstand. Weitere philosophische Begriffe und Formeln suche ich jedoch noch.
Einsicht = m x c zum Quadrat

Mich würden besonders bezüge zur Erkenntnistheorien, Ethik,
Wahrheit und vielleicht verknüpfung zur (modernen?) Mathematik
interessieren!

Vielen Dank im vorraus,
Arndt

Guten Abend!

Ich bin schon seit einiger Zeit, so weit man das in meinem
Alter sagen darf,

auf der Suche nach etwas neuem.
Meine Frage nun, da ich noch(!) keine Philosophie studiere,
was ist das aktuellste? Was gibt es? Was ist nicht gerade
Mainstream? Wer kam nach Russel/Popper?

Hallo Arndt,

… gib die Suche auf. Nach Popper kann es nix mehr geben.

Gruss Jacobias.

… gib die Suche auf. Nach Popper kann es nix mehr geben.

naja… wenns danach ginge könnte man ja auch die „Weiheiten“ von Sokrates/Seneca/Freud/Sartre/Popper nehmen und schließen:
Es gibt eh keinen Sinn, so lasset uns zur Brücke gehen…

Aus diesem Grund werd ich erst mal noch weiter suchen ;D

Hallo Arndt,

Meine Frage nun, da ich noch(!) keine Philosophie studiere,
was ist das aktuellste? Was gibt es? Was ist nicht gerade
Mainstream? Wer kam nach Russel/Popper? Worüber wird heute
nachgedacht!
Mich würden besonders bezüge zur Erkenntnistheorien, Ethik,
Wahrheit und vielleicht verknüpfung zur (modernen?) Mathematik
interessieren!

das ist ja eine ganz umfangreiche Interessenliste, denke ich. Da ist es natürlich schwer, etwas zu empfehlen, von dem ich sicher sein könnte, dass es dich interessiert. Interessierst du dich denn für ein Studium der Philosophie? Mit welchem Ziel? Was hast du gegen den Mainstream (denn ich denke, den solltest du wenigstens kennen, bevor du ihn ablehnst, oder? :smile:

Popper ist über zehn Jahre tot, Russell noch länger. Beide haben wichtige Schüler gehabt. Ich denke da nicht nur an Wittgenstein, sondern auch an Kuhn, Feyerabend und etliche andere.

Aktuell ist der Streit um die Willensfreiheit wieder neu entbrannt, diesmal als Neurophilosophie, also unter Berücksichtigung neuester medizinischer Erkenntnisse. Den Anstoß hierzu gab Gerhard Roth - das könnte dich interessieren, da sind schon einige Sammelbände Diskussionsmaterial erschienen.

Erkenntnistheoretisch gehört meiner Ansicht nach auch die phänomenologische Betrachtung der Aufmerksamkeit in diesen Rahmen, freilich von methodologisch anderer Seite angegangen. Unter Rückgriff auf Husserl haben insbesondere Jonathan Crary und (im deutschen Sprachraum) Bernhard Waldenfels hier Pionierarbeit geleistet.

Was dich an Ethischem interessiert, weiß ich nicht, auch kenne ich deinen Kenntnisse hier nicht, aber zumindest die Diskussionen um den Kommunitarismus ( Sandel, Taylor, MacIntyre, Bellah, Barber, Nussbaum, Walzer usw.) und auch um die fragliche Leistungsfähigkeit der aus der Ökonomie stammenden Spieltheorie von Morgenstern und Neumann sind immer noch aktuell und keineswegs ausgereizt. Nancy sollte man auch gelesen haben, wenn man an politischer Philosophie interessiert ist, auch Höffe. Der auch theoretisch wieder bzw. immer noch interessante Begriff der „Person“ ist ethisch wieder aktuell geworden (gerade z. B. im Bereich der medizinischen Ethik, etwa bei Qu… (Name gerade entfallen, sorry). In diesem Zusammenhang halte ich auch Volker Gerhardt s Buch über Individualität für erwähnenswert.

Und ganz allgemein kann man sagen: Putnam wird grenzenlos diskutiert und produziert immer wieder Neues. Habermas ist aktuell (z. B. zum 11. September). Hare wird ebenso ausführlich diskutiert wie seine Gegner. Philippa Foot gehört zu meinen Favoriten. Peter Geach ist sowieso unvergleichlich.

Zu den diversen Wahrheitstheorien gibt es viele verschiedene neue Konzepte (z. B. von Kutschera ). Davidson ist auch wichtig.

Und zuletzt: In der Philosophie der Mathematik kenne ich mich nicht so gut aus, ich meine aber gelesen zu haben, dass die Texte Wittgensteins hierzu als immer noch nicht angemessen rezipiert bezeichnet wurden.

So. Das alles sind nur einige Highlights und noch nicht einmal alle. Und ich habe auch nicht nur solche erwähnt, die ich schätze, sondern auch solche, die ich nicht für richtig halte. Denn natürlich muss man auch - um diese beurteilen zu können - die jeweiligen Gegenpositionen kennen, gleichgültig ob Mainstream oder nicht. Und trotzdem ist meine Liste hier sehr spontan und subjektiv zusammengestellt. Ich habe bestimmt ganz viel vergessen, was mir gleich nach dem Speichern einfallen wird, genauso wie der oben nicht ausgeschriebene Name.

Und natürlich ist das ganze nur eine Momentaufnahme, denn natürlich erscheinen laufend neue und überaus interessante Sachen. Leider hat man nur eine begrenzte Aufnahmefähigkeit und kann ja sowieso nicht überall informiert sein. Einen guten Überblick über jeweils Aktuelles bietet die Zeitschrift „Information Philosophie“. Vielleicht schaust du da mal hinein.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Ergänzung
Hi Arndt,

Thomas Miller hat dir ja eine recht illustre Liste geschrieben (den anderen Nonsense wirst du sicher selbst einschätzen können).

Da du in deinen Interessen Philosophie und Mathematik zu verbinden scheinst(?) hier noch ein Tip non plus ultra aus dem Gebiet der Philosophie der Mathematik:

Louk Fleischhacker: Beyond Structure. The Power and Limitations of Mathematical Thought in Common Sense, Science and Philosophy
Frankfurt 1995
ISBN 363147900X Buch anschauen

Gruß

Metapher

Jetzt ist mir der Name eingefallen …
Hallo Arndt,

Qu… (Name gerade entfallen, sorry).

hier meinte ich die Habilitationsschrift von Quante.
Naja, die ersten beiden Buchstaben waren ja richtig … :smile:

Herzliche Grüße

Thomas Miller

.

Hallo Arndt

Mir gefaellt das Buch „Letzte Fragen“ von Thomas Nagel sehr gut.
Es ist eine Sammlung von Essays, die man auch sehr gut ohne
Vorkenntnisse lesen kann und die Lust machen, sich naeher mit den
Themen zu beschaeftigen. Es geht um jene existentiellen Fragen, die
zum Menschsein dazugehoeren wie Leid, Tod, Moral aber auch aktuellere
Dinge wie sexuelle Perversion.
Allerdings schreibt Nagel hier nicht als Profiphilosoph, sondern legt
seine ganz persoenlichen Ansichten dar, so als saesse man mit ihm
gemuetlich am Kamin.

Ansonsten versorgt dich Thomas Millers Grabbeltisch bis an dein
Lebensende mit Lektuere :smile:.

Gruss, Tychi

Aus gegebenem Anlass!
Hallo Tychi,

Ansonsten versorgt dich Thomas Millers Grabbeltisch bis an
dein Lebensende mit Lektuere :smile:.

aus gegebenem Anlass möchte ich darauf hinweisen, dass ich keine Bücher verkaufe!

Herzliche Grüße

Thomas Miller

P. S. Nagel finde ich übrigens auch gut, wenn er auch m. E. nicht immer richtig liegt.

Ja hervorragend ;D
Dann hab ich ja doch wieder was zu lesen.

Kurze Anmerkung: Warum ich die Frage stelle.
Um „mal was neues“ zu lesen. :wink:

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Arndt,

anschließend an die umfangreiche Liste von Thomas Miller (und seine Anmerkungen unterzeichnend) möchte ich Dir eine andere Liste der Philosophie präsentieren: eine „französischere“, „engagiertere“, „politischere“, „postmodernere“.

Zur Erkenntnis- und Zeichentheorie: Jacques Derrida, Jean Baudrillard, Gilles Deleuze (allesamt aus dem Neo-Strukturalismus und der Neo-Psychoanalyse stammend, deren Ausgangspunkte der Psychoanalytiker und Philosoph Jacques Lacan, der Ethnologe Claude Levi-Strauss, der Marxist Louis Althusser, etc. sind), dazu der Neo-Pragmatist Richard Rorty

Zur Geschlechterfrage: Michel Foucault, Thomas Laqueur, Judith Butler

Zum Feminismus; Butler, Luce Irigaray, Helene Cixous, Julia Kristeva

Zur Frage der Postmoderne: Jean-Francois Lyotard

Zur neo-marxistischen Gesellschaftsanalyse bzw. Globalisierungsdebatte: Immanuel Wallerstein, Giovanni Arrighi, Etienne Balibar

Zu Ethik und Religionsphilosophie: Emmanuel Levinas (kaum verzichtbar), der späte Derrida, Giorgio Agamben

(wobei sich kein einziger dieser Autoren auch nur annähernd in eines meiner Kategorien sperren lässt)

Ich vermute, diese Liste wird Dir eher weniger zusagen als die von Thomas Miller, der grosso modo die „angelsächsische“, „analytische Philosophie“ präsentiert hat, aber wie dieser so schön sagt: Man sollte auch diese Strömung(en) kennen.

Viele Grüße
franz

Hallo,
soll man eine solche liste wirklich zur kenntnis nehmen bzw. als philosophie verstehen. die meisten autoren gehören doch eher in die sozialwissenschaft. und auch dort sind sie nur am rande etabliert. ist das nicht eher postmodernes blablabla?

ist das nicht eher postmodernes blablabla?

Oho, da hat jemand ein neues Wort gelernt - und weil er es in Ermangelung von Verständnis nur als Hülse benutzt, versieht er es mit dem Appendix „blabla“…

Auf die Herren Foucault, Baudrillard und Lyotard möchte ich mir nichts kommen lassen. Der guten Judith will ich das „blabla“ auch mal attestieren, aber mehr aus Chauvinismus heraus.

Hallo hallo,

Und zuletzt: In der Philosophie der Mathematik kenne ich mich
nicht so gut aus, ich meine aber gelesen zu haben, dass die
Texte Wittgensteins hierzu als immer noch nicht angemessen
rezipiert bezeichnet wurden.

Das denke ich auch, die einzige Monographie, die mir direkt zu ihm in die Finger kam und interessant scheint, ist:
Wittgenstein and the turning-point in the philosophy of mathematics
Shanker, Stuart G., 1987

Grüsssle,
Markus

Literatur-Ergänzungen
Hallo Markus,

die einzige Monographie, die mir direkt zu
ihm in die Finger kam und interessant scheint, ist:
Wittgenstein and the turning-point in the philosophy of
mathematics :Shanker, Stuart G., 1987

aus gegebenem Anlass habe ich hier noch ein paar Werke zusammengestellt, die zum Thema passen. Allerdings habe ich keines der Werke gelesen, kann also nicht für deren Qualität bürgen:

  • Jean Bernhard Petri, Der mathematische Beweis. Eine sprachkritische Untersuchung im Anschluss an Wittgensteins „Bemerkungen über die Grundlagen der Mathematik“, Magisterarbeit München (HS für Philosophie) 1980
  • Crispin Wright, Wittgenstein on the foundation of mathematics, Aldershot et al. 1994 (1. ed. in England, 1980)
  • Francois Schmitz, Philosophie et mathématiques. À propos des remarques sur les mathématiques de L. Wittgenstein, Diss. Nantes 1987 (1986 ?) (Mikrofiches)
  • Klaus Puhl (Hg.), Wittgensteins Philosophie der Mathematik,Wien 1993
  • Christopher Gefwert, Wittgenstein on philosopy and mathematics, (Diss.) Abo 1994
  • Pasquale Frascolle, Wittgenstein’s philosophy of mathematics, London et al. 1994
  • Christian Deloche, La philosophie des mathématiques chez Wittgenstein, Paris 1995
  • Martin, Ohmacht, Wittgenstein über die Nichtkonstruierbarkeit des Siebenecks. Eine Metapher für die Unvollständigkeit der Mathematik,
    Frankfurt u. a. 1997 (Diss. Wien 1995)
  • Ulrich Ernst, Grammatische Paradoxien. Eine Studie zur Mathematikphilosophie des späten Wittgenstein, Diss. Heidelberg 1997 oder 1998 (Mikrofiche)
  • Christopher Gefwert, Wittgenstein on mathematics, minds and mental machines, Aldershot et al. 1998

Vielleicht ist ja etwas Interessantes dabei …

Herzliche Grüße

Thomas Miller