Hi.
Eines der größten Probleme der Philosophie ist vermutlich das
Medium, in welcher dieselbe gefangen und über welches diese
vermittelt werden soll: die Sprache.
Ist das Glas halbleer oder halbvoll? Du sagst: halbleer. Ich
sage: halbvoll. Die Sprache ist ein wichtiges und sehr
nützliches Instrument, das uns sogar ermöglicht, über die
Grenzen der Sprache zu reden. GEFANGEN ist die Philosophie
darin nicht - es gibt andere Medien des Erkennens, und darum
geht´s mir. Gefangen ist nur der Philosoph, der das
Symbolraster Sprache mit Gitterstäben verwechselt.
Das Beispiel ist misslungen; und wenn du schon das ausgelutschte Glas nehmen musst, sage ich allenfalls, dass das Glas halbvoll, halbleer, leer, voll, überfüllt, gar nicht da ist uswusf.
Gewiss ist die Sprache ein wichtiges und sehr nützliches Instrument, das habe ich nie bezweifelt. Es wäre nur grober Unfug anzunehmen, dass man die Sprache durch Sprachliches transzendieren kann. Gewiss ist auch, dass es andere Medien des Erkennens geben kann, doch sind diese dann eingeschränkt - Es ist ein Für-Sich-Erkennen und keine Erkenntnis, die man in Worte fassen kann; jedenfalls nicht so, dass es der eigenen Erkenntnis für andere entspricht. Letztlich ist dafür jeder selbst verantwortlich. Bestenfalls kommt dann sowas wie Tao te king dabei raus.
Besoffen ist der Philosoph, der das Symbolraster für viel aussagekräftiger hält als der Reflex, der auf den Hammerstubser des Onkel Docs auf das Knie folgt.
Die Grenzen der Sprache
können nicht transzendiert werden, …
Ich denke mal, sie können doch. Die Sprache ist keine Eiserne
Jungfrau, sondern ein Medium. Wechselt man das Medium, verläßt
man die Grenzen der Sprache.
Ohne Zweifel, doch setze ich (evtl. fälschlicherweise…) axiomatisch, dass die Erkenntnisse, die uU gewonnen werden können, auch weiterkommuniziert werden sollten, was letztlich wieder das Problem der Sprachlichkeit und des Fangens der ach so schönen Erkenntnisse in derselben aufwirft.
Manch einem mag es
gelingen das Korsett zumindest zum Teil aufzuschnüren, doch
auch Casanova wird wohl unter spontanem Brechreiz gelitten
haben, als er so manch eine Dame vom einengenden Stoff
befreite, …
Ich glaube, er war clever genug, solche Überraschungen zu
vermeiden.
Vielleicht stand er auch einfach aufs Übelkeitsgefühl, der alte Masochist.
Will man also die Sprache transzendieren, muss man
dieselbe vernichten.
Nicht gerade vernichten, nur auf Eis legen, bis sie wieder
gebraucht wird.
Wenn du das im Sinne von: „Die neu-gewonnenen Erkenntnisse durch Sprache vermitteln.“ meinst, s.o.
Dass dem so sein muss, auf sprachlicher Ebene,
erkannte bereits Kant und führte es mit dem „Ding-an-sich“,
der mundus sensibilis und mundus intelligibile aus.)
Das Ding-an-sich war Kants Formel für das Sein der Dinge
jenseits der Verstandeskategorien. Genau dahin muß die
Philosophie wieder vorstoßen.
Kant führte aus, dass das Ding-an-sich aufgrund der Naturbeschaffenheit des menschlichen Erkenntnisprozesses nicht zu erkennen ist. (Stichworte Affizieren und ordnende Erkenntnisleistung)
Gruß
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