Neuer Hund eifersüchtig

Wir besitzen zwei Hunde (7 + 10 Jahre), welche wir beide seit Welpenalter bei uns haben. Nun haben wir aus dem Urlaub einen Junghund vor dem Einschläfern gerettet und ihn mit nach Hause genommen.

Ziel wäre es gewesen, den Hund rasch an einen guten Lebensplatz weiterzuvermitteln. Wie sich aber herausgestellt hat, zeigt der Hund in Stresssituationen oder wenn man ihn im Haus anleint ein stereotypes Verhalten (Schwanz- und Pfotenbeissen). Wir zweifeln, dass wir den Kleinen so überhaupt weitergeben können.

Der Hund hat sich nun sehr auf mich „eingeschossen“ und trottet mir auf Schritt und Tritt nach. Ich bemühe mich, ihm nicht zu viel Aufmerksamkeit entgegen zu bringen, doch der Kleine drängt sich mit einer bemerkenswerten Hartnäckigkeit regelrecht auf.

Heute ging er nun zwei Mal ohne Vorwarnung auf meine ältere Hündin los und wollte ihr an den Kragen. Vor allem beim zweiten Mal für mich völlig grundlos: sie hat geschlafen und ich hab weder den einen noch den anderen Hund beachtet.

Wie soll ich nun reagieren? Der Hund hatte es bisher nicht leicht und ich möchte darauf Rücksicht nehmen. Andererseits möchte ich auch nicht zu seiner Ressource werden. Ich möchte allen Hunden gerecht werden.

Mit meinen beiden Hunden ist das alles kein Thema. Weiss jemand Rat?

Lieben Dank
hormiga

Hallo, Du kannst nicht erwarten, dass Du einen neuen Hund in ein bestehendes Rudel reinsteckst und alles FriedeFreudeEierkuchen ist. Der Hund hat vermutlich eine schlimme Vergangenheit und dadurch natürlich auch Verhaltensauffälligkeiten. Dem Hund weniger Aufmerksamkeit und Liebe entgegenzubringen ist sehr grausam. Kein Wunder, dass er auf die anderen losgeht. Jeder Hund, den man in Obhut hat, hat Liebe und Zuneigung verdient. Er wird sich an den neuen Besitzer genauso binden, ist dieser bereit, dem Hund auch seine ganze Liebe und Fürsorge zu geben. Gibt es Rangeleien. verlaß wortlos den Raum. Sie werden in der Regel sofort aufhören, da das nur Eifersuchtsgeschichten sind.
Liebe grüße - Eva Windisch (Hundehaltertrainerin, www.mithundensein.de )

Liebe Eva

Danke vielmals für deine Antwort. Da ist vielleicht etwas nicht ganz richtig rübergekommen. Natürlich bekommt er von mir sehr viel Aufmerksamkeit. Aber es kann ja auch nicht sein, dass meine Hunde gar keine mehr bekommen!? Ich habe kaum eine Chance, überhaupt meine Hunde anzufassen, da er sich dann sofort dazwischendrängt und auf sich aufmerksam macht. Und das mit einer enormen Hartnäckigkeit und Konsequenz. Dass der Kleine nun endlich jemanden hat, dem er vertrauenen darf geht völlig in Ordnung. Er sollte aber auch respektieren, dass da noch zwei andere sind und ich nicht sein Alleinbesitz bin. Grausam ist es doch auch, wenn die beiden älteren Hunde keine Rechte mehr haben.

Ich hoffe, ich konnte mich nun besser erklären. :smile:)

Liebe Grüsse
hormiga

Hallo, Ihren Ausführungen kann ich entnehmen,daß Sie keinerlei Vorkenntnisse über die Herkunft des Tieres haben.Hunde in einer ausländischen Tötungsstation haben 2 Herkunftsmöglichkeiten: 1. Sie werden vom Besitzer/„Züchter“ dort abgegeben (eher selten)2. Es ist ein „Straßenhund“(wovon ich ausgehe)Straßenhunde leben in Meuten (= nicht miteinander verwandte Tiere,die auch nicht zusammen groß geworden sind)Diese Hunde leben in einer Hierarchie: Chef/Chefin und dann nach unten.Um aufzusteigen,müssen die Tiere sich ihren Platz erkämpfen.Damit verbunden ist natürlich,daß Wichtigste im Überlebenskampf:Futter!Denn erst,wenn der Chef satt ist,darf der nächste Fressen und so weiter.Dasselbe macht im Moment der Hund:Er versucht,die vor ihm in der Hierarchie stehenden Hunde(Ihre Eigenen) zu verdrängen ,um aufzusteigen.Und er folgt nicht Ihnen als Mensch, sondern dem „Futterspender“, den Sie nunmal darstellen.Was Sie jetzt zu Hause haben, ist eine Meute und es wird der Tag kommen, an welchem sich Ihre Hunde wehren.Beobachten Sie genau,wie der Kampf ausgeht ( gehen Sie auf keinen Fall dazwischen!!!sonst dauern die Kämpfe ewig),derjenige,welcher den Kampf gewinnt,bekommt als 1. sein Futter.Und eines Tages wird er Ihre Position in Frage stellen, bereiten Sie sich darauf vor!Straßenhunde leben in ihrer eigenen Welt, sie können unsere(incl. der,unserer Hunde) nicht verstehen,daß müssen sie erst lernen und das wiederrum, braucht viel Zeit und Nerven. Das war erstmal eine Analyse Ihrer Situation,damit Sie Ihr neues Familienmitglied verstehen können.Was sollten Sie tun:1.Erlauben Sie sich ihm gegenüber keine Schwäche,Sie sind der Chef.Essen Sie betont VOR ihm!(und wenn es nur ein Stück Gurke ist!)Beobachten Sie die 3 Hunde aufmerksam,wer hat sich wem gegenüber behauptet? (wer ist weggegangen,hat sich weggedreht oder gar unterworfen??)Füttern Sie in dieser Reihenfolge!Das unterste Mitglied wird zu erst angeleint usw.Halten Sie ALLE! Hunde von Ihrer Privatsphäre fern(Schlafzimmer,Bad z.Bsp.)legen Sie sich dennoch auf die Hundeplätze! Sie sind der Chef,Sie dürfen das! Zu Ihrer eigenen Sicherheit: schließen Sie Ihre Schlafzimmertür(evtl.Kinderzimmer) nachts ab! Straßenhunde können auch Türen mit Knäufen öffnen!Dasselbe gilt für Schränke,sorgen Sie also dafür, daß er sich nicht an Lebensmitteln bedienen kann,denn davon hing sein Leben auf der Straße ab und, unbegrenzte Vorräte machen ihn zum Chef! Sollten Sie weitere Fragen haben,können Sie sich gern melden(0341/5651343). Ich selbst habe eine Meute von 4 eigenen Hunden ,durch die Pension wächst sie manchmal auf bis zu 10 Hunden an, welche alle mit uns im Haus leben.Es funtioniert, Sie dürfen nur nicht nachgeben.
LG Simone

Alles klar, verstehe. Bleib neutral, gib allen dreien gleich viel Zuwendung, und lass Dich nicht erpressen. Aber bitte dabei nicht schimpfen oder so, sondern schaffe Dir Deinen Raum. Schieb ihn sangt beiseite, aber ohne Emotionen, wenn Du Dich zu sehr bedrängt fühlst. Als Chef hast Du natürlich das Recht dazuwischenzugehen, wenn Du das Gefühl hast, dass die beiden anderen gar nichts mehr dürfen. Geh emotionslos dazwischen, wenn sie z.B. nicht mehr zum Futter oder so dürfen. Ich sag immer meinen Kunden , sie sollen sich vorstellen, wie Moses das Meer zu teilen, also körperlich oder mit den Armen dazwischen zu gehen. Hab dabei aber den Gedanken, einen Heiligen schein auszuhaben. Nur so schafft man es, dabei neutral und fair zu bleiben. Viel Glück - Eva Windisch , www.mithundensein.de